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Alt 27.09.2016, 19:50   #3897
qbz
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Zitat:
Zitat von Klugschnacker Beitrag anzeigen
..
Finanziert wurde dieses Geschäft rein privatwirtschaftlich: Private Sklavenhandelsunternehmen verkauften Aktien an den Börsen von Amsterdam, Paris und London. Wohlsituierte Bürger, die eine rentable Geldanlage suchten, erwarben diese Aktien. Mit diesem Geld kauften die Unternehmer Schiffe, fuhren nach Afrika, fingen Menschen ein, verschleppten sie als Sklaven nach Amerika, nahmen von dort Zucker, Tabak und Baumwolle nach Europa mit, verkauften diese und fuhren mit den Gewinnen wieder nach Afrika, um neue Menschen einzufangen.

Im 18. Jahrhundert erzielten diese Aktien eine Rendite von 6%, was ein sehr guter Ertrag ist. Waren die Aktionäre schlechte Menschen? Nein, sie waren ordentliche Bürger und bemühte Familienväter. Hatten sie einen Hass auf die Menschen Afrikas? Keineswegs! Der transatlantische Sklavenhandel hatte seine Ursache nicht im Hass gegen Afrikaner. Die Anleger, Börsenhändler, Plantagenbesitzer und Unternehmer verschwendeten kaum einen Gedanken an sie. Die Millionen Menschen wurden nicht aus Hass, sondern aus Gleichgültigkeit getötet.

In dieser Geschichte, die natürlich skizzenhaft und verkürzt ist, geht es mir um den letzten Satz. Er ist nicht nur das moralische Fazit des transatlantischen Sklavenhandels. Wo immer Unrecht in großem Ausmaß anzutreffen ist, gibt es einige wenige, die es verüben, und eine große Zahl, die es mit ihrer Gleichgültigkeit ermöglichen.
Ich würde daraus eher die Schlussfolgerung ziehen, dass Menschen das "Fressen" (billiger Zucker) und der Profit näher stehen als die Moral. (Brecht, Mutter Courage und ihre Kinder). Erheben sich nicht die Unterdrückten selbst, geht die Unterdrückung in der Regel weiter. "Befreiung" durch Stellvertreter scheitert meistens.

Geändert von qbz (27.09.2016 um 19:58 Uhr).
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Alt 27.09.2016, 20:08   #3898
zappa
 
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Zitat:
Zitat von qbz Beitrag anzeigen
Ich würde daraus eher die Schlussfolgerung ziehen, dass Menschen das "Fressen" (Zucker) und der Profit näher steht als die Moral. (Brecht, Mutter Courage und ihre Kinder). Erheben sich nicht die Unterdrückten selbst, geht die Unterdrückung in der Regel weiter. "Befreiung" durch Stellvertreter scheitert meistens.
Da stimme ich Dir weitgehend zu, erst das Fressen, dann die Moral. Und ich schätze auch Deine geschichtlich sehr fundierten Beiträge insgesamt.

Ich glaube aber auch, dass wir hier in unseren westlichen, reifen Industriekulturen inmitten von einem Paradigmenwechsel leben: Nicht mehr "das Kapital" (für die industrielle Produktion DIE entscheidende Ressource) ist der entscheidende Produktionsfaktor, sondern "das Wissen". Bell hat das als erster Ende der 60er beschrieben. Und hier braucht es keine "Befreiung" aus asymmetrisch verteilten Ressourcen mehr.

In diesem Zusammenhang gibt es, wenn Du beispielsweise einmal bei Graves "Spiral Dynamics" nachliest, Wertestrukturen, die erst nach Moral und dann nach dem Fressen fragen. Daraus entstehen sogar profitable Geschäftsmodelle in denen das Dilemma aus "Fressen" und "Moral" zwar nicht ganz, aber doch weitgehend aufgelöst wird.
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Alt 27.09.2016, 20:25   #3899
Klugschnacker
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Zitat:
Zitat von qbz Beitrag anzeigen
Ich würde daraus eher die Schlussfolgerung ziehen, dass Menschen das "Fressen" (billiger Zucker) und der Profit näher stehen als die Moral.
Kann sein, aber meine möglicherweise falsche Überzeugung ist, dass Du (oder Brecht) an dieser Stelle die Menschen etwas überschätzt. Denn eine moralische Abwägung, aus der dann das Fressen als Sieger hervorginge, findet oft gar nicht statt. Das ist ja das Bequeme an der Ignoranz, dass man nichts abzuwägen hat.

Der Familienvater, der Aktien für den Zuckerhandel gekauft hat, erwog nicht die damit verbundenen Konsequenzen für die Menschen Afrikas. Der ganz normale, nationalsozialistisch wählende Spießbürger wog nicht ab zwischen seinen vielleicht unklaren nationalistischen Überzeugungen und den Konsequenzen für die Menschen Polens. Und so weiter. Man überschätzt die Menschen aus meiner Sicht ein wenig, wenn man ihnen ein bewusstes moralisches Abwägen unterstellt. Es ist eher die Ausnahme als die Regel. Das meiste Unrecht geschieht aus ganz banaler Gleichgültigkeit.
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Alt 27.09.2016, 21:23   #3900
qbz
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Zitat:
Zitat von zappa Beitrag anzeigen
Da stimme ich Dir weitgehend zu, erst das Fressen, dann die Moral. Und ich schätze auch Deine geschichtlich sehr fundierten Beiträge insgesamt.

Ich glaube aber auch, dass wir hier in unseren westlichen, reifen Industriekulturen inmitten von einem Paradigmenwechsel leben: Nicht mehr "das Kapital" (für die industrielle Produktion DIE entscheidende Ressource) ist der entscheidende Produktionsfaktor, sondern "das Wissen". Bell hat das als erster Ende der 60er beschrieben. Und hier braucht es keine "Befreiung" aus asymmetrisch verteilten Ressourcen mehr.
Das Wissen allein nützt IMHO wenig, wenn es wegen der Patente nicht weltweit frei verfügbar, vor allem für die Entwicklungsländer (vgl. Pharmadiskussion) für die Herstellung von Produkten / Produktionsmitteln verwendet werden kann und der privaten Aneignung unterliegt. Ein wirksamer Paradigmenwechsel erfordert die Änderung der Urheberrechte analog der GNU_General_Public_License. Bei der Diskussion über die Gesetze des Urheberrechtes konnte man einen Eindruck gewinnen, wer bestimmt!

Natürlich sehe und schätze ich auch die "Gegenbewegungen" wie die der Open Source.
Die von einem Freund und mir programmierte Klientenverwaltungssoftware für Familienberatungsstellen - EBKuS, die in Berlin und anderswo in Beratungsstellen seit 1998 eingesetzt wird, steht z.B. unter der GNU-Licence. (Absolute Ausnahme bei dieser Art von Anwendungen. Dass wir damit ausser Schulung nichts verdienen und das Ding nicht über Lizenzen wie üblich verkaufen aufgrund von Gebrauchswertgründen, verstehen die meisten übrigens nicht.)

Zitat:
Zitat von zappa Beitrag anzeigen
In diesem Zusammenhang gibt es, wenn Du beispielsweise einmal bei Graves "Spiral Dynamics" nachliest, Wertestrukturen, die erst nach Moral und dann nach dem Fressen fragen. Daraus entstehen sogar profitable Geschäftsmodelle in denen das Dilemma aus "Fressen" und "Moral" zwar nicht ganz, aber doch weitgehend aufgelöst wird.
Solche Modelle finden immer meine Unterstützung und interessieren mich, aber ich glaube nicht, dass sie sich allgemein durchsetzen, weil sie sich im Rahmen des Kap. bewegen müssen und an dessen "Gesetzen" gemessen werden.

Geändert von qbz (27.09.2016 um 22:41 Uhr).
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Alt 27.09.2016, 21:50   #3901
Klugschnacker
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Zitat:
Zitat von qbz Beitrag anzeigen
Solche Modelle finden immer meine Unterstützung und interessieren mich, aber ich glaube nicht, dass sie sich allgemein durchsetzen weil sie sich im Rahmen des Kap. bewegen müssen und an dessen "Gesetzen" gemessen werden.
Ich vermute, das hast Du Dir nicht näher angesehen? Clare Graves und sein Co-Autor Ken Wilber wurden zwar in der Esoterik-Szene sowie auf Websites wie Jesus.de besprochen, werden aber von der akademischen Psychologie praktisch ignoriert.

Einen Überblick gibt es hier, auf Wikipedia und auf etlichen Jesus- und Evangelikalen-Blogs.


Hier ein Bild der Integral European Conference 2016
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Alt 27.09.2016, 22:16   #3902
qbz
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Zitat:
Zitat von Klugschnacker Beitrag anzeigen
Ich vermute, das hast Du Dir nicht näher angesehen?
Stimmt. Ich dachte, zappa führt so etwas wie Fair Trade Handel, alternative Modelle in der Ökologie, bei der Normierung von Produkten, Genossenschaften usf. an.
qbz ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 27.09.2016, 22:31   #3903
zappa
 
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Zitat:
Zitat von Klugschnacker Beitrag anzeigen
Ich vermute, das hast Du Dir nicht näher angesehen? Clare Graves und sein Co-Autor Ken Wilber wurden zwar in der Esoterik-Szene sowie auf Websites wie Jesus.de besprochen, werden aber von der akademischen Psychologie praktisch ignoriert.

Einen Überblick gibt es hier, auf Wikipedia und auf etlichen Jesus- und Evangelikalen-Blogs.


Hier ein Bild der Integral European Conference 2016
War ja irgendwie erwartbar, dass Du Dich auf die Rezeption der Theorie von Graves in der Esoterik Szene fokussierst. Zusammen mit dem aufmerksamkeitsstarken Bild - und fertig ist die Einordnung.

Graves wird sehr wohl seriös in akademischen und nicht-esoterischen Zusammenhängen diskutiert. Ist ein Blick auf die Welt der Werte und Wertestrukturen und kann vor allem Kulturentwicklung nachvollziehbar darstellen.

Ich vermute, Du hast kurz gegoogelt, das für Dich notwendige gefunden, ohne wirklich Inhalte gelesen zu haben. Musst Du auch nicht.
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Alt 27.09.2016, 23:08   #3904
Klugschnacker
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Einen Gedanken wollte ich noch an neos Adresse loswerden. neo, bitte verstehe ihn nicht als Provokation oder Affront, sondern als kritische Würdigung Deiner Gedanken, die Du hier beisteuerst. Es ist auch keine große Sache.

In der vorwissenschaftlichen Zeit gab es jede Menge Quacksalber, Sterndeuter, Wünschelrutengeher, Wiedergänger, Seher, Propheten, Zauberer, Heilsversprecher, Endzeitverkünder und so weiter. Gelehrte versuchten, aus Quecksilber Gold herzustellen, oder den Schadzauber von Hexen zu erkennen. Es gab etliche Religionen und darin die skurrilsten Götter, Mythen und Bräuche.

Fast alle von ihnen sind im Zuge der Aufklärung untergegangen. Indem die Menschen die tatsächlichen Zusammenhänge in der Natur erkannten, starben okkulte Vorstellungen zwangsläufig aus. Niemand opfert mehr seine beste Ziege in der Hoffnung auf gutes Erntewetter, seit es die Meteorologie gibt.

Übrig blieben in diesem Prozess nur diejenigen Anschauungen, die sich jeder Überprüfbarkeit entzogen. Gibt es unsichtbare Geister oder Götter, die in die Welt nicht eingreifen? Gibt es heilige Wesen, die sich nur jenen offenbaren, die an sie glauben? Solche Anschauungen haben bis in die wissenschaftliche Zeit überlebt – nicht weil sie richtiger gewesen wären als die anderen okkulten Anschauungen, sondern weil sie sich jeder Überprüfbarkeit entzogen. Teilweise haben sie auch keinerlei Inhalt.

Kann es einen verwundern, dass wir heute ausschließlich religiöse Vorstellungen haben, die sich jeder Überprüfbarkeit entziehen? Mir scheint es kein Zufall zu sein, sondern eine logische Folge der fortschreitenden Erkenntnis in den Wissenschaften. Unsere heutigen Religionen sind die zwangsläufigen Überlebenden einer Zeit, in er die Menschen fast nichts über die Welt wussten und wissen konnten. Du sitzt jetzt da und denkst über einen Gott nach, der sich jeder Nachweisbarkeit entzieht (no offense).

Auf die Wahrscheinlichkeit unserer Religionen, wahr zu sein oder einen wahren Kern zu enthalten, wirft das kein gutes Licht. Denn bevor es die Wissenschaft gab, und mit ihr das Kriterium der Vernunft, war jede der vorwissenschaftlichen Anschauungen ungefähr gleich wahrscheinlich. Die Wahrscheinlichkeit für eine einzelne Anschauung, wahr zu sein, war entsprechend gering. Das hat sich nicht geändert.

Was denkst Du darüber?
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