Das steht für mich im Kern (nicht in den Einzelheiten) pars pro toto für ein Mit- und Nebeneinander auch im außerreligiösen gesellschaftlichen Miteinander.
Ich meinte eigentlich ein Beispiel für Deine Überzeugung, das Nebeneinander von Gläubigen und Skeptikern sei produktiv. Gibt es eins? Irgend etwas muss Dir bei dem Satz ja vor Augen gewesen sein. Woran dachtest Du dabei?
Was Du mir noch erklären kannst ist, warum Dein Sohn überhaupt im Religionsunterricht ist? Hat er eine Konfession, ist er getauft? Hast Du nicht mal geschrieben, Du würdest die ganze Weihnachtsgeschichte ihm als "unwahr" auflösen? Warum muss er sich das dann erst anhören? Kapiere ich nicht.
Gerne. Er wurde als Kleinkind katholisch getauft. Seine Familie mütterlicherseits ist ausgesprochen religiös; bei Familienfesten ist es nicht ungewöhnlich, dass ein oder mehrere Geistliche mit am Tisch sitzen. Meine "Schwiegermutter" hat ihr Leben lang in der Ausbildung von Priestern gearbeitet, als kleines Rädchen im Getriebe. Immerhin gehörte sie zum innersten Kreis von Personen, die zum Papst Zugang hatten, als er in Freiburg übernachtete.
Mir ist der Glaube nicht wichtig, aber diesem Zweig der Familie ist er sehr wichtig. Es war daher nicht schwer für mich, diesen Kompromiss einzugehen, auch wenn ich nach wie vor die Taufe eines Kleinkindes für übergriffig halte. Da ich selbst nicht katholisch bin, kam ein Priester (Freund der Familie) zu mir nach Hause und überprüfte meinen Glauben in einem längeren Gespräch. Bei der "Absage an den Teufel", die während des Taufzeremoniells gesprochen wird, wurde ich etwas bockig. Hier der Inhalt:
Widersagt ihr dem Bösen, um in der Freiheit der Kinder Gottes leben zu können? – Ich widersage.
Widersagt ihr den Verlockungen des Bösen, damit es nicht Macht über euch gewinnt? – Ich widersage.
Widersagt ihr dem Satan, dem Urheber des Bösen? – Ich widersage.
Ich halte das für einen atemberaubend einfältigen Spruch angesichts eines Kleinkindes, das voller Neugier und Unschuld in seinen Windeln sitzt und in die Welt späht, aber wir fanden einen Kompromiss. Worin er bestand, habe ich jedoch vergessen.
Katholischen Religionsunterricht besucht er aus ähnlichen Gründen, allerdings fällt mir dieses Entgegenkommen schwerer als bei der Taufe. Etwas leichter fällt es mir aufgrund der Tatsache, dass es an der Grundschule keinen Ethik-Unterricht gibt. Kinder, die den Religionsunterricht ablehnen, werden theoretisch während dieser Stunden in eine andere Klasse gesetzt, in der es halt gerade Mathe oder Deutsch gibt. Kein einziges Kind nimmt diese Option wahr. Ich bin im Zweifel darüber, ob ich dafür hätte plädieren sollen, diese Stigmatisierung auszuhalten. Mein Sohn hätte das aber nicht gewollt, und ich denke, ich sollte das respektieren. Die Antwort auf Deine Frage, warum er sich die Weihnachtsgeschichte anhört lautet also: Weil er es angesichts der Umstände so will.
Wichtig scheint mir der Kontext meiner Haltung zur Weihnachtsgeschichte, dem Osterhasen oder dem Teufel zu sein, sodass ihn hier nochmals wiederhole: Man soll Kinder nicht ohne Not anlügen. Ein Stück weit ist es uns zur Gewohnheit geworden, besonders bei Kleinkindern, aber man sollte diesen Pfad möglichst bald wieder verlassen. Ein Mythos wie die Weihnachtsgeschichte soll nach meiner Überzeugung als das erzählt werden, was sie ist: ein Mythos, teilweise sogar ein netter Mythos, der sich aber bald in einen großen Unsinn wendet, wenn man ihn als historische Tatsache darstellt. Dazu gleich ein Beispiel:
Herodes soll angeblich angeordnet haben, alle kleinen Kinder männlichen Geschlechts zu ermorden, die in dem Dorf lebten, in dem Maria und Josef ihren Jesus aufzogen (Betlehem). Den beiden Eltern wurde dieses Vorhaben zugetragen, also flohen sie rechtzeitig.
Warum machten sich Maria und Josef still vom Acker, anstatt alle anderen Eltern des Dorfes zu warnen, oder es zumindest zu versuchen? Warum ließ Gott diesen vielfachen Mord an unschuldigen Kindern zu? Dieses Beispiel zeigt, dass nette Geschichten in ein sehr fragliches Licht geraten können, wenn man sie von einem Mythos in eine historische Tatsache umdeutet. Will man damit Kinderherzen erfreuen? Sollen Kinder sich ein Vorbild nehmen am Verhalten von Maria und Josef?
Ich denke, ein paar kritische Worte zu den Geschichten der Bibel können Kinder durchaus dazu anregen, sich eine Meinung zu bilden.
(Bevor Du fragst: Ich habe in meiner gesamten Schullaufbahn evangelischen Religionsunterricht gehabt und bewusst nicht das Fach Ethik gewählt, zum großen Missvergnügen der meisten meiner Religionslehrer. Sie waren immerhin so fair, mir in jedem Zeugnis eine Eins zu geben.)
Natürlich kann man keinen übernatürlich Vorgang gezeigt bekommen, sonst wäre er ja kaum übernatürlich und von daher kannst du dir auch die wiederholte Frage nach einem übernatürlichen Vorgang sparen
Hier rate ich zur Vorsicht!
Was Du damit sagst, ist zwangsläufig folgendes: "Es gibt übernatürliche Vorgänge, aber sie haben keine Auswirkung auf die Welt."
Denn nur an ihren Auswirkungen können wir diese übernatürlichen Vorgänge erkennen. Niemand, auch Du nicht, hat jemals die Auswirkung eines übernatürlichen Vorgangs gesehen oder gemessen. Auch Du nicht, andernfalls bitte ich um ein Beispiel (no offense). Ich will Dir da gar nicht widersprechen: ja, es mag übernatürliche Vorgänge geben, aber sie haben nach allem was wir wissen keine Auswirkungen auf die Welt.
Jetzt gehe ich noch einen Schritt weiter, aber Du magst das bitte nicht als persönlichen Angriff verstehen, denn so ist es nicht gemeint. Die Sphäre der übernatürlichen Vorgänge beginnt genau dort, wo Dein intuitives Verständnis von Logik oder Physik an seine Grenzen stößt. Das ist der Beginn der Zeit, deren Endlichkeit Du Dir nicht vorstellen kannst (ich auch nicht).
Wäre es nicht sehr merkwürdig, wenn die übernatürliche Sphäre genau dort beginnt, wo Dein und mein Verstand enden? Zumindest bei einem Schaf würden wir das merkwürdig finden.
Jetzt verstehe ich einigermaßen die ablehnung einiger hier im Forum was Glauben und Religion betrifft.
Und kann auch die Haltung zum Religionsuntericht gut nachvollziehen.
Wenn ich genau überlege, war es bei mir auch fast so, wie ihr es vorschlagt.
Ich habe zu Jesus Christus gefunden, ohne beinflussung von Familie oder Schule, oder evangelischer Kirche.
Habe nie einen zwang verspürt in die eine, oder andere richtung. Mich hat auch nie die Kirche oder der Pfarrer interessiert.
Sondern die Botschaft die in der Bibel stand. Und ich muss auch sagen, das es führung Gottes war, das ich die richtige Gemeinde gefunden habe.
Zwar auch in der evangelischen Kirche, aber eigenständig. Vieleicht ist es in der evangelischen Kirche einfacher zu Jesus Christus zu finden, weil es schon große unterschiede zur Katholischen Kirche gibt.
Ich würde mein Kind auch nicht Taufen lassen. Erst wenn es sich freiwillig dafür entscheidet.
Es ist schon sehr traurig, was Menschen, Kirchen und Religionen mit dem Wort Gottes angerichtet haben.
Aber es gibt hoffnung, jeder kann zu Gott finden.
Ist nur ein Gedanke von mir zum Thema, und soll keinen angreifen oder beleidigen.
Mir ist der Glaube nicht wichtig, aber diesem Zweig der Familie ist er sehr wichtig. Es war daher nicht schwer für mich, diesen Kompromiss einzugehen, auch wenn ich nach wie vor die Taufe eines Kleinkindes für übergriffig halte.
Katholischen Religionsunterricht besucht er aus ähnlichen Gründen, allerdings fällt mir dieses Entgegenkommen schwerer als bei der Taufe. Etwas leichter fällt es mir aufgrund der Tatsache, dass es an der Grundschule keinen Ethik-Unterricht gibt. Kinder, die den Religionsunterricht ablehnen, werden theoretisch während dieser Stunden in eine andere Klasse gesetzt, in der es halt gerade Mathe oder Deutsch gibt. Kein einziges Kind nimmt diese Option wahr. Ich bin im Zweifel darüber, ob ich dafür hätte plädieren sollen, diese Stigmatisierung auszuhalten. Mein Sohn hätte das aber nicht gewollt, und ich denke, ich sollte das respektieren.
Die Frage ist in dem Zusammenhang für mich, welches Leben ich leben will: Meins oder das der anderen (bzw. entlang der Erwartungen von anderen)? Und: Welches Leben meine Kinder leben wollen: Ihrs oder das Ihrer Eltern (bzw. entlang der Erwartungen der Eltern?
Ich bin nicht generell gegen einen Religionsunterricht. Ich würde es begrüßen, wenn Kinder im Rahmen eines Ethikunterrichts etwas über die zahlreichen Religionen der Geschichte erfahren. Ich wende mich jedoch gegen eine einseitige Indoktrinierung zugunsten eines bestimmten Glaubens, sei es nun der Islam, der Hinduismus oder das Christentum mit seinen Untergruppen.
Dito.
Dazu vllt. eine kleine ANmerkung. In den USA wird in genau diesem Zusammenhang der Begriff "Maverick" verwendet. Damit sind Rindviecher, also Rinder oder Kühe gemeint, die kein Brandzeichen tragen.
Was Du damit sagst, ist zwangsläufig folgendes: "Es gibt übernatürliche Vorgänge, aber sie haben keine Auswirkung auf die Welt."
Denn nur an ihren Auswirkungen können wir diese übernatürlichen Vorgänge erkennen. Niemand, auch Du nicht, hat jemals die Auswirkung eines übernatürlichen Vorgangs gesehen oder gemessen. Auch Du nicht, andernfalls bitte ich um ein Beispiel (no offense). Ich will Dir da gar nicht widersprechen: ja, es mag übernatürliche Vorgänge geben, aber sie haben nach allem was wir wissen keine Auswirkungen auf die Welt.
Jetzt gehe ich noch einen Schritt weiter, aber Du magst das bitte nicht als persönlichen Angriff verstehen, denn so ist es nicht gemeint. Die Sphäre der übernatürlichen Vorgänge beginnt genau dort, wo Dein intuitives Verständnis von Logik oder Physik an seine Grenzen stößt. Das ist der Beginn der Zeit, deren Endlichkeit Du Dir nicht vorstellen kannst (ich auch nicht).
Wäre es nicht sehr merkwürdig, wenn die übernatürliche Sphäre genau dort beginnt, wo Dein und mein Verstand enden? Zumindest bei einem Schaf würden wir das merkwürdig finden.
Für mich ist unsere Grenze zum Übernatürlichen die Grenze der Physik. Wie lange gibt es die moderne Physik? Eigentlich erst seit 300 Jahren, seit Newton. Und sie hat 2 Grundpfeiler: 1. Die Logik und 2. die Wirklichkeit. Die eine und einzige Einheit der Physik ist die Natur-Mathematik und eine Mathematik beruht auf Axiomen, auf die wir letztendlich die Wirklichkeit, wie wir sie beobachten, zurückführen um sie zu verstehen. Das sind die Einschränkungen, die aus meiner Sicht für uns alle gelten. Meines Wissen können wir nicht mal das Wasser oder einen Grashalm komplett verstehen. Ich will nur sagen: wir sind in einem Wasserglas und wenn ausserhalb dessen etwas passiert, bekommen wir das vielleicht gar nicht mit, also können es spüren, aber nicht erklären.
Vielleicht wäre es dann eindeutiger und unter Umständen weniger verwirrend, anstelle des Begriffs des "Übernatürlichen" den Begriff des "derzeit naturwissenschaftlich nicht Erklärbaren" zu verwenden?