Szenekenner
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Berlin XL Triathlon - Mitteldistanz, Staffelradfahrer
Vor zwei Wochen wurde ich von Freunden gefragt ob ich spontan bei der Mitteldistanz Staffel bei der ersten Ausgabe des Berlin XL Triathlons als Radfahrer teilnehmen möchte, da der ursprüngliche Fahrer erkrankte.
"90km flott auf dem Rad, das ist mal eine nette Ergänzung zum Lauftraining" dachte ich mir und sagte zu. Ich habe mich gar nicht über die Veranstaltung informiert, so war ich fast freudig überrascht, das nur 81km zu fahren waren. Das passte mir, denn seit Roth, was schon 6 Wochen zurückliegt, war ich nur einmal auf dem Rad und das war nur eine ganz gemütliche Ausfahrt.
Am Sonntag morgen um 8 Uhr fuhren wir dann zum Müggelsee. Und die eher negativen Ereignisse überschlugen sich nun...
Kurz vor der Wechselzone bildete sich eine ewig lange Schlange. Nach ca. 30 Minuten konnte ich das Rad dann "einchecken". Außer der normalen Startnummer gab es nix dazu bei uns, irgendwas lief wohl mit der Anmeldung falsch und wir galten als Nachmelder. Also keine Nummern für das Rad selbst und den Helm, so wie man es kannte. Dann hieß es, ich solle mich einfach irgendwo hinstellen, einen festen Platz gibt es für die Staffeln nicht. Ahja... Na gut, so hab ich mich halt möglichst optimal positioniert um wenig mit dem Rad laufen zu müssen.
Der Start war für 10 Uhr vorgesehen. Mit 7 Minuten Verspätung wurden die Athleten ins Rennen geschickt, auch wenn der Startruf nicht gehört wurde, irgendwie wurde dann auf dem Start aufmerksam gemacht.
Es waren 2 Runden zu schwimmen. Bevor der erste Schwimmer den ersten Landgang erreichte kam etwas Panik auf denn es musste eine Boje versetzt werden für die gleich startenden Sprintdistanzler. Jene wurden, so schien es jedenfalls, ganz plötzlich ins Rennen geschickt, die ersten Schwimmer der Mitteldistanz werden sich gefreut haben, da sie kurz später durch das zweite Startfeld schwimmen mussten. Nachdem unser Eric, unser Schwimmer, die erste Runde gemeistert hat bin ich gemütlich zum Rad gegangen mit einem Schwenker zu den Dixis. Das ist schick, denn da waren keine langen Schlangen davor, waren ja alle unterwegs, Staffeln gab es wohl keine 10 Stück.
Nach etwas über 40 Minuten kam Eric in die Wechselzone, musste diese einmal komplett durchlaufen und übergab schließlich das Chipband an mich, was im Nachhinein gar nicht nötig war, da erst der Läufer wieder an der Zeitmessung vorbeiläuft, meiner Radzeit wurden also die beiden Wechselzeiten noch dazugerechnet.
Nun denn, ich flitzte los und beinahe hätte ich mich gleich hingepackt. Die neuen Schuhplatten von Lookhaben kein Gummi unten dran sondern hartes Plastik, was sau rutschig war!
Ich konnte mich fangen und kam die ersten Meter gleich gut in Tritt, noch eben den Garmin gestartet und los ging die Hatz. Aufgrund der fehlenden Radeinheiten in den letzten Wochen war ich von einem 33-34er Schnitt ausgegangen. Schon auf den ersten Metern überholte ich einige Mitstreiter und es war klar, die Strecke würde sehr voll werden.
Voll ist gut, ich will den Radpart mal so umschreiben: Mit Wut im Bauch kann man ganz prima schnell fahren!
Nach 500m kam die erste 180 Grad Wende und dann ging es 14km in die eine Richtung und zurück waren es 12km, nicht ganz identisch also. Macht in Summe 26km pro Runde, am Ende 78,3km, das war mir also schon nach den ersten 26km klar, das es nicht einmal 80km werden.
Aber so weit war ich ja noch nicht. Es waren, für einen Wettkampf, extrem Viele Autos unterwegs und zwar in beide Richtungen! Die Polizei schien irgendwie Machtlos und auf der ersten Runde habe Ich viele enge Dinger gesehen und selbst erlebt, das war kein Spass! Sowas darf bei einem Wettkampf einfach nicht sein, ab und an hab ich mit anderen Fahrern 1-2 Sätze ausgetauscht, alle waren ziemlich angepisst. Die erste 26km Runde war dann nach etwa 45 Minuten vorbei. Ich war super unterwegs, Schnitt um 35,8, das hatte ich noch nie! Da ich GPS und den Tacho an hatte und beide die gleiche Distanz zeigten, stimmte der Wert auch.
Es war echt schwer aus dem Windschatten zu bleiben, da viele Leute mich kurz überholt haben, dann aber das Tempo nicht hielten und ich wieder überholen musste. Das Spielchen ging mit mehreren Fahrern einige male so. Auf der ersten Hälfte der zweiten Runde konnte ich den Schnitt sogar mal auf 36,0 bringen, der Autoverkehr war insofern besser geworden, da die Autos größtenteils im Stau standen und nicht fahren konnten. Dennoch musste ich oft links an fahrenden Autos vorbei, die selbst nicht die langsameren Radler überholen konnten.
Wäre ich nicht Teil einer Mannschaft gewesen, ich wäre vermutlich schon nach 26km ausgestiegen. Heikel wurde es, wenn ein Auto zu überholen war, ein anderes von vorne kam und dieses gerade von einem Triathleten überholt wurde. Sowas Habich echt noch nicht erlebt bisher...
Am Ende der zweiten Runde war ich bei 35,9er Schnitt und ich hatte hinter mir ca. 20-30 Radfahrer am Hintern. Ich hatte keinen Bock im Windschatten in einer Gruppe zu fahren, also gab es nur eine Möglichkeit: pushen! Die kompletten 14km "Hinweg" der letzten Runde blieb ich vorne und die anderen ruhten sich schön hinter mir aus. Obwohl in die Richtung ein laues Lüftchen gegen die Fahrtrichtung pfiff, konnte ich den Schnitt auf 36,0 bringen und dann kam nach 65km die letzte Wende.
Hier kam nochmal ein Adrenalinkick. Die Wende war ein enger Kreisverkehr. Ein Auto stand an dessen Eingang mitten auf der Straße. Ich bin vorsichtig Links dran vorbei, will nach rechts zurückscheren, da schiesst so ein vollhirni von Radfahrer rechts an mir vorbei, viel hat nicht gefehlt und wir wären beide gestürzt. Ich rief ihm diverse verbale Ausdrùcke an den Kopf, er machte ne blöde Bemerkung und war ca. 40m vor mir wieder auf dem Rückweg. Jetzt kochte ich aber! Mit Volldampf bin ich dem Idioten hinterher und hab ihm beim Überholen klar gemacht was er da für ne Scheisse gebaut hat und bin dann mit 40-43 Sachen weitergefahren.
Auf den ersten 2km des Rückweges konnte ich dann damit sogar einen großen Abstand zu meinen 30 "Verfolgern" rausfahren und drückte jetzt nur noch in die Pedale was die Beine hergaben. Das Tempo war super und ich wunderte mich echt wo das herkam. Alle 1:30-1:35 Minuten flog ein weiterer Kilometer weg. Ich war jetzt allein, keiner hinter mir, nur ab und zu ein weiteres Opfer vor mir.
Am Ende der Runde dann rechts rein Richtung Wechselzone und dann stieg ich nach 78,3km in 2:09:36 Stunden selbstgestoppt vom Rad, ein satter 36,3er Gesamtschnitt, krass!
Sabine nahm mir den Chip und die Startnummer ab, lief durch die Wechselzone (wer das macht is ja egal dachten wir uns) und legte dann bei schwülen Temperaturen einen Halbmarathon unter 1:34h hin! Insgesamt kamen wir so auf eine Gesamtzeit von 4:28 Stunden.
Fazit: sofern an der Radstrecke nicht einiges geändert wird, sieht mich diese Veranstaltung nicht wieder!
Geändert von Carlos85 (21.08.2011 um 19:06 Uhr).
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