Wettkampfbericht Teil II
Nachdem ich also relativ entspannt aus dem Wasser kam und einen gemütlichen Wechsel hinlegte, stieg ich auf mein Rad.
Ich bin ganz vorsichtig gestartet und habe versucht, meinen Puls recht tief zu halten. Angesichts der vor mir liegenden 180km war ich nämlich doch ein bisschen unsicher, ob ich das mit meinem normalen Wettkampfpuls (also Wettkampfpuls aus früheren Zeiten -5 Schläge; das habe ich mir für Zürich vorgenommen) durchhalten kann.
Die ersten 40km flach am See waren sehr entspannt. Ich wollte nichts überstürzen, denn so ein Ironmantag kann ja bekanntlich sehr lang dauern. Am ersten Berg habe ich mein Pulslimit im Anstieg auf 170 gesetzt und kam so auch ohne an meine Grenzen zu gehen, die Berge hoch. Dort überholten mich zwar dann noch ein paar Profis und die ersten Agegrouper, aber nicht so schnell, als dass ich nicht auch hätte mitfahren können. Die Radstrecke sollte ja noch lang sein und so fuhr ich einfach mein Tempo weiter. In den Abfahrten versuchte ich so wenig wie möglich Druck zu machen, um mir Energiereserven für die Anstiege zu schaffen.
Die erste Runde ging unspektakulär zu Ende und ich war zwar vom Körpergefühl noch frisch, doch mein Kopf konnte sich nicht vorstellen, noch so ´ne Runde zu fahren. Deshalb entschied ich mich die Flachstrecke am See seeeeeehr gemütlich zu fahren und meinen Puls auf unter 150 zu bringen, damit ich auch bestimmt in der zweiten Runde die Berge noch schaffe ohne dabei hoch zu gehen. Auch in der zweiten Runde konnte ich problemlos meinen Puls in den Anstiegen auf über 170 bringen, entschied mich aber genauso wie in der ersten Runde bei 170 das Limit zu setzen. Die letzten 10km der Radstrecke nahm ich noch einmal bewusst Tempo raus, um mich auf den abschließenden Marathonlauf einzustellen.
Wieder ein gemütlicher Wechsel und auf ging es zur letzten Disziplin.
Mein Kreislauf arbeitete noch erstaunlich gut. Mein Puls war, trotz dauernden bremsen, kaum unter 160 zu halten. Mein km-Schnitt war dabei zwischen 4:25/km und 4:30/km. So lief ich die erste Runde ziemlich konstant und fast ohne Probleme. Leider hat sich mein linkes Knie ab km 5 bemerkbar gemacht, was mich zum Nachdenken über den weiteren Rennverlauf zwang. Ich versuchte aber zunächst dieses Problem auszublenden und genoss es endlich mal wieder bei einem Ironman auf der Laufstrecke zu sein und von so vielen Zuschauern angefeuert zu werden.
Am Ende der ersten Laufrunde (meine Knieschmerzen waren immer noch da), entschloss ich mich Tempo rauszunehmen. Zum einen wegen des Knieschmerzes, zum anderen aber auch weil ich spürte wie mein Kreislauf müde wurde. Ich reduzierte also (zu sehen in der Pulskurve an der Stelle IV) mein Puls um ca. 10 Schläge und damit einhergehend mein Tempo auf 4:45/km-5:00/km. Die gesamte zweite Runde bin ich in diesem Tempo gelaufen. Am Ende der zweiten Runde kam aber das, wovor ich mich die ganze Zeit gefürchtet hatte. Mein Kopf wollte nicht mehr. Ich fragte mich, warum ich mir das in einem so untrainierten Zustand nur antue. Warum ich mich mit Knieschmerzen weiter über die Strecke schleppe. Warum ich nicht einfach aussteige und in 4 Wochen den Ironman Regensburg mit mehr Training in den Beinen und ohne eine Ironmanvorbelastung mache…… Doch dann habe ich an meinem Blog gedacht, an mein Projekt und an die vielen, die bei meiner Umfrage teilgenommen haben, und so wollte ich dann wenigstens ein Finish und eine Endzeit in Zürich haben. Also musste ich mir einen neuen Plan für die restlichen 21km machen, da ich so wohl mental als auch körperlich nicht mehr dieses Tempo weiterrennen konnte. Ich machte bei meiner Frau und meiner Tochter eine Pause zur Lagebesprechung! Dort musste ich dann auch gleich noch ein Interview geben, aufs Dixi gehen und das erste Mal Cola trinken. Nach ca. 10 Minuten ging es weiter (zu sehen in der Pulskurve an Stelle V und VI). Nach diesem Stopp war ich natürlich mental völlig aus dem Rennen und es ging mir nur noch darum zu finishen. Meinen Puls senkte ich abermals; dieses Mal auf knapp über 130 Schläge mit Tempo 5:30/km. So lief ich dann bis km 33 relativ entspannt weiter und wollte das Ding auch so beenden. Leider begann dann aber meine Oberschenkelmuskulatur zu schmerzen (kein Wunder, da ich ja seit 2 Jahren bis auf meinen Lauf vor zwei Wochen nicht über 21 km gelaufen bin). Dort musste ich dann noch einmal tief in mich hineingehen, um den Sinn des Absolvierens der letzten 9km zu suchen. Ich nahm mir dazu 5 Gehminuten Zeit. Mein Wille siegte (meine Vernunft wohl nicht

) und ich lief dann doch meinen Trabschritt bis kurz vors Ziel weiter.
Das Highlight am Ende dieses Wettkampfes war dann mein 3 minütiger Einlauf mit meiner Tochter (19 Monate und Schnuller-/Windelträgerin). Recht frühzeitig nahm ich sie von meiner Frau in Empfang und so musste sie noch ca. 300m mit dem Papa laufen. Das war dann auch gar nicht so einfach für sie. Nachdem sie 100m „gesprintet“ war, brauchte sie eine Pause. Die musste ich ihr natürlich geben, weil ich sie nicht tragen wollte (oder nicht mehr konnte?

).
Nach 9h46min überquerte ich überglücklich die Ziellinie. Ein weiterer Ironman war geschafft!
Kleines Fazit:
Insgesamt bin ich voll zufrieden. Ich hätte nicht gedacht, dass ich eine knapp 10h- Belastung ohne nennenswerte Kreislaufprobleme schaffen würde. Ich habe den ganzen Wettkampf kontrolliert gemacht, da ich einen großen Respekt vor der Gesamtdistanz hatte. Die Probleme, die ich bekam (Knie, Oberschenkel, mentale Probleme), waren größtenteils vorherzusehen.