Kahl schreibt: "Die Leichtgläubigkeit der Kinder erklärt auch nicht die ebenso offenkundige
Leichtgläubigkeit der Eltern, die ja zunächst auf den vermeintlichen Unsinn
des religiösen Glaubens hereingefallen sein müssen, bevor sie ihn an die junge
Generation weiter reichen. Dawkins kann nicht begründen, warum Eltern neben
den sinnvollen Warnregeln auch so viel „Sinnloses“ an ihre Kinder weiter geben.
Unbeantwortet bleibt, wie und warum der schädliche Virus der Religion je die „guten Gehirne“ der Menschen beliebigen Alters befallen konnte. Rätselhaft
bleibt vor allem die Herkunft des gefährlichen Virus." (Ende Zitat Kahl)
Was mich dabei interessieren würde: Warum brüsten sich die Dawkins-Kritiker immer ob ihres herausragenden Intellekts, um dann so einen Quatsch zu schreiben?
Denn das obige Zitat von Kahl offenbart nur eins, nämlich, dass er Dawkins überhaupt nicht verstanden hat, und dass Kahl alle möglichen Dinge durcheinander wirft, die ihm gerade durch den Kopf gingen.
Kahl schreibt allen Ernstes, Dawkins müsse eine Erklärung dafür anbieten, warum Eltern den ganzen Tag sinnloses Zeug an die Kinder weitergeben. Aha.
Kahl bemängelt, dass die Theorie von der Weitergabe an Kinder nicht erklärt, wie die Legende überhaupt entstand. Ernsthaft? Der Mechanismus der Weitergabe hat mit dem ersten Entstehen nichts zu tun. Sondern es erklärt nur, warum frühe Ermahnungen sich ganz besonders fest einprägen und selten hinterfragt werden. Es erklärt den Gehorsam (und nicht den Inhalt).
Kahl behauptet, es sei ein großes Rätsel, wie die religiöse Botschaft überhaupt entstand. Das ist nun wirklich hochgradig albern, weil es jede Menge lesenswerte Bücher über die Entstehung der großen Religionen (und auch über Religiosität allgemein) gibt, deren Behauptungen sich archäologisch beweisen lassen.
Kahl hängt sich an bestimmten Formulierungen auf, die er als herablassend empfindet. So what? Entscheidend ist das Argument, egal wie es vorgetragen wird. Jedoch übersieht Kahl zwei Dinge:
Erstens, dass die Ausdrucksweise von Dawkins nur deswegen respektlos wirkt, weil wir an eine unterwürfige Sprache gewöhnt sind, sobald es jemand wagt, leise Kritik am Klerus zu formulieren.
Zweitens, die Ausdrucksweise ist hier ein wichtiger Teil des Inhalts. Der Inhalt besteht nämlich auch darin, unverdienten Respekt zu verweigern. Dawkins belegt sehr gründlich, warum es angebracht ist, diesen Respekt zu verweigern, d.h. es ist nicht einfach nur Polemik, sondern eine mit Bedacht gewählte Ausdrucksweise, deren Berechtigung er nachweist.
Mein eigener Standpunkt ist, dass zwei Dinge zusammen gehören: Erstens der Nachweis, dass die Behauptungen der Religionen beweisbar falsch sind. Zweitens, dass die offiziellen Vertreter der Religionen Scharlatane sind. Dieser zweite Teil wird gerne übersehen, weil er eine persönliche Konfrontation erfordert, der man lieber aus dem Weg geht.
Nehmen wir die bereits diskutierte "Leichtgläubigkeit der Kinder". Dazu habe ich schon einiges weiter oben bemerkt. Weder ist der Begriff entwicklungspsychologisch fundiert, noch ist auch nur annähernd erwiesen, dass das als Eigenschaft angeboren wäre. Dawkins behauptet das einfach, ohne irgendeinen Beleg.
Ist das Dein zentrales Argument gegen Dawkins? Dass er bezüglich der Kritikfähigkeit von Grundschülern gegenüber Autoritätspersonen falsch liegen könnte?
Ich hatte hier mit etwas mehr Substanz gerechnet. Immerhin hattest Du Dawkins als Klugscheißer bezeichnet. Auf meine Nachfrage hin haben wir dann erfahren, dass Du ein einziges Buch von ihm gelesen hast, und das auch nur teilweise.
Du kannst über Dawkins freilich denken was Du willst. Ich wollte Deine Meinung lediglich etwas einordnen können, daher fragte ich nach Argumenten und Hintergründen. Danke dafür!
Es existiert quasi ein Schalter für ein bestimmtes Verhaltensmuster, den man sehr leicht betätigen kann, obwohl der ursprüngliche Auslöser nicht mehr vorhanden ist. Beispielsweise ist es sehr leicht, in uns Menschen den Ruf nach Gerechtigkeit oder Rache zu erzeugen, indem man uns ganz bestimmte Filmszenen zeigt. Es erfolgt eine vorhersagbare Reaktion im Publikum, ganz egal welcher Kultur oder Altersgruppe das Publikum angehört. Dieses Phänomen muss eine Ursache haben, die irgendwann einmal einen Überlebensvorteil.
Die Leichtgläubigkeit von Kindern hat einen solchen Überlebensvorteil.
Natürlich stellt sich die Frage, warum manche Menschen diesen Glauben später ablegen. Aber diese Frage, obwohl sie berechtigt ist, führt vom Kern der Sache weg, denn der Kern der Sache besteht darin, dass die meisten Menschen sich umso schwerer vom Glauben lösen können, je effektiver die Indoktrination im Kindesalter war. Für diesen Zusammenhang bietet Dawkins eine Erklärung. Hinzu kommen im Erwachsenenalter natürlich noch andere Faktoren wie Bildung, Selbstbewusstsein, Zufälle und einiges mehr.
Die "Leichtgläubigkeit der Kinder" ist ja ein zentrales Argument von Dawkins, dann gehen wir das mal an:
Was ist denn die konkrete Definition von "Leichtgläubigkeit", mit der sie von anderen Konstrukten unterschieden wird? Ist es eine Eigenschaft, eine Kompetenz, ein Motiv? Was genau ist es? Wie unterscheidet es sich von z.B. Naivität? Quellen außer Dawkins?
Die "Leichtgläubigkeit" ist ja angeblich angeboren. Ich finde einige Quellen über angeborene Konstrukte. Leichtgläubigkeit finde ich nirgends. Quellen oder Belege für die genetische Disposition?
Was ist dieser "Schalter"? Ein Reflex, ein Reiz-Reaktions-Muster? Wo läuft das ab? Im limbischen System, in der Amygdala? Was genau passiert da? Sollte heute ja neurobiologisch nachweisbar sein. Quellen?
Worin genau liegt der evolutionäre Vorteil? Wo ist die Studie, die diesen Vorteil belegt?
Letztlich sehr einfache Fragen zur Einordnung, die sicher ebenso einfach beantwortbar sind. Ist ja offenbar seriös wissenschaftlich begründet.
Ist das Dein zentrales Argument gegen Dawkins? Dass er bezüglich der Kritikfähigkeit von Grundschülern gegenüber Autoritätspersonen falsch liegen könnte?
Ich hatte hier mit etwas mehr Substanz gerechnet.
Du hast nach einem Beispiel gefragt, das habe ich Dir gegeben. Dass es mein "zentrales Argument" wäre, ist Deine Interpretation, ich habe das jedenfalls nicht geschrieben.
Ich freue mich von Deiner Substanz auf meine eben gestellten Fragen zu lernen.
Die "Leichtgläubigkeit der Kinder" ist ja ein zentrales Argument von Dawkins, dann gehen wir das mal an:
Nein, das ist kein zentrales Argument. Das erscheint Dir vielleicht so, weil Du die zentralen Argumente von Dawkins nicht zu kennen scheinst.
Dawkins interessiert vor allem, ob die Aussagen des Christentums wahr sind. Das ist der zentrale Punkt. Danach kommt die Frage, was von den moralischen Botschaften und Forderungen des Christentums zu halten ist.
Deutlich peripherer ist die Frage, auf welche Weise Religionen sich ausbreiten. Dazu hat Dawkins ein umfassendes Erklärungsmodell zur Diskussion gestellt. Die Leichtgläubigkeit von Kindern ist darin ein Punkt unter etlichen anderen. Sie ist aber in seiner gesamten Argumentation keine Hauptsache.
Nein, das ist kein zentrales Argument. Das erscheint Dir vielleicht so, weil Du die zentralen Argumente von Dawkins nicht zu kennen scheinst.
Dawkins interessiert vor allem, ob die Aussagen des Christentums wahr sind. Das ist der zentrale Punkt. Danach kommt die Frage, was von den moralischen Botschaften und Forderungen des Christentums zu halten ist.
Deutlich peripherer ist die Frage, auf welche Weise Religionen sich ausbreiten. Dazu hat Dawkins ein umfassendes Erklärungsmodell zur Diskussion gestellt. Die Leichtgläubigkeit von Kindern ist darin ein Punkt unter etlichen anderen. Sie ist aber in seiner gesamten Argumentation keine Hauptsache.
Schade, wäre ja mal ein Anfang gewesen, von Deiner Substanz zu lernen. Jörn hat die Leichtgläubigkeit zumindest hier in die Debatte eingeführt.
Ich würde die Substanz dahinter gerne verstehen wollen. Finden tue ich dazu recht wenig.
Wie schaut es denn mit dem "Mem" und dessen empirischer Validität aus?