Eine Zukunftsreligion, die nicht mehr nur glaubensorientiert ist, sondern mehr wissensorientiert. Man sieht z.B. die Naturgesetze als im Kern "göttlich" an. Das "ewige Leben" in Form der Zellteilung, da du ja aus einer Zellteilung entstanden bist. In dir und in jedem Menschen exisistiert so gesehen das "ewige Leben".
Hast Du Deine Meinung geändert?
Bisher hast Du mit einem gewissen Kopfschütteln jene Standpunkte kritisiert, welche ihr Weltbild an Fakten und Naturgesetzen orientieren. Jetzt scheinst Du dafür zu plädieren, die Wissenschaft zur Religion zu erheben, und das "ewige Leben" mit der Zellteilung gleichzusetzen. Was ist passiert?
Das ist genau der Punkt: Nach Augustinus hat die Wirklichkeit verschiedene hierarchisch geordnete Ebenen. Brezeln befinden sich auf einer der unteren, ihnen kommt nur ein geringes Maß an Wirklichkeit zu.
Auch wenn Augustinus meint, die Idee einer vollkommenen Brezel sei auf einer höheren Stufe der Wirklichkeit als die profane real existierende Brezel – wenn also die Ideale höher stehen als die wirklichen Dinge, dann können die Ideale und Ideen trotzdem falsch sein. Ausdenken kann man sich schließlich vieles, auch groben Unsinn.
Bisher hast Du mit einem gewissen Kopfschütteln jene Standpunkte kritisiert, welche ihr Weltbild an Fakten und Naturgesetzen orientieren. Jetzt scheinst Du dafür zu plädieren, die Wissenschaft zur Religion zu erheben, und das "ewige Leben" mit der Zellteilung gleichzusetzen. Was ist passiert?
Gar nix ist passiert. Ich sage seit Monaten lediglich, dass es mir persönlich zu einseitig wäre, mein Weltbild ausschliesslich nach Naturgesetzen auszurichten. Religionen bringen mich persönlich auch weiter, ich bekomme Input daher und erfreue mich daran. Ich spinne halt auch gern mal ein wenig weiter. Wer das nicht will, dem laß ich gern seinen Frieden darin. Kürzlich habe ich Sartre gelesen, der gekonnt Tote umherwandeln lässt. Das hat mich dermassen gefesselt. Morgen arbeite ich ein paar Stunden in der Entwicklungsabteilung von Mercedes-AMG. Das wird mich vermutlich genauso fesseln. Die Welt hat so viel zu bieten....
Die Naturgesetze als „göttlich“ zu bezeichnen, finde ich für mich persönlich schwierig. Ich verbinde das Wort „Gott“ mit etwas, was einen Willen hat und ein Ziel verfolgt. Genau das tun die Naturgesetze nicht, und eben deswegen sind es Naturgesetze.
Naturgesetze, Naturkonstanten, spezielle Zahlen haben in meinen Augen etwas Unergründliches, etwas Heiliges. Vielleicht hat der liebe Gott dort seine Fußabdrücke hinterlassen und sie führen uns zu ihm
Wille und Ziel setze ich nicht voraus.
Zitat:
Zitat von Jörn
Hingegen verwende ich ich andere religiöse Begriffe durchaus ohne einen religiösen Bezug, etwa das Wort „Schöpfung“. Beispielsweise empfinde ich Respekt und Demut vor der Größe und Erhabenheit der Schöpfung, obwohl ich weiß, dass diese Begriffe eigentlich nicht zutreffend sind. Aber sie erinnern einen an den winzigen Platz, den man in einem riesigen Spektakel einnimmt.
So könnte man die Schöpfung zwar als naturwissenschaftlichen Vorgang betrachten, aber sich darin eine neue Religion ausdenken.
So genau weiß ich das ja auch nicht.. Ich vermute nur, dass auch zukünftige Menschen glauben werden, weil der Mensch einfach glauben will. Naturereignisse, Götter, einzelne Götter.... irgendwas wird danach schon kommen.
...dass es mir persönlich zu einseitig wäre, mein Weltbild ausschliesslich nach Naturgesetzen auszurichten.
Ich kenne allerdings niemanden, der sein Weltbild nur nach Naturgesetzen ausrichtet. Ehrlich gesagt klingt das danach, die Wissenschaft unverdient in Misskredit bringen zu wollen, um sich anschließend selbst als besonders weise darzustellen. ("Ich weiß zwar nix, aber mehr als die Wissenschaft!")
Ein Weltbild ist mehr als Naturgesetze, aber das heißt nicht, dass ein Weltbild klug ist, welches die Naturgesetze ignoriert oder dagegen verstößt. Ein Weltbild enthält Werte, Ethik, persönliche Präferenzen und Erfahrungen. Wir wollen mal nicht so tun, als wären die Atheisten davon ausgeschlossen.
Ich empfinde ein durch Wissenschaft geleitetes Weltbild nicht als "einseitig", sondern im Gegenteil als enorm vielfältig, facettenreich und bunt; und die christliche Religion empfinde ich als einengend und provinziell.
Von einer "Zukunftsreligion" würde ich erwarten, dass sie die erhabene Größe der Schöpfung widerspiegelt und nicht mit "Jesus auf dem Esel" daherkommt.
Komischerweise höre ich das immer nur von Gläubigen. Sie sind der Meinung, dass man an irgendwas glauben muss.
Ich bevorzuge die Wahrheit, zumindest als Fundament für weitere Überlegungen. Wenn das Fundament schon nicht stimmt, bin ich am Rest nicht interessiert.
Trotzdem lese ich Deine Gedanken zur "Zukunftsreligion" mit Interesse.
Eine Frage wäre, welchen Sinn eine Religion der Zukunft erfüllen soll. Was soll ihre Aufgabe sein, die die Wissenschaft derzeit nicht erfüllt?
Es kann nicht darum gehen wissenschaftliche Erkenntnisse in den Himmel zu loben wenn wir wissen das sie morgen falsch sein können. Brauchen wir dann überhaupt in der Zukunft eine Religion? Von mir gibt's zu Letzterem eine klare Antwort mit zwei Buchstaben:
NÖ
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Phantasie ist etwas, das sich manche Leute gar nicht vorstellen können.