Das Verblüffende an Software ist doch, dass wir wie bei Darwin und in der Kosmologie einfachste Komponenten haben, die in ihrer Kombination plötzlich komplexe Aufgaben lösen können.
Naja naja.... bleibt die Frage, warum Chrome 50 Mio Zeilen hat, ich Google Translator locker in die Knie zwingen kann und so viele Softwareprojekte mehr oder weniger scheitern.
Ich kann natürlich sagen, dass eine Software nur aus Klassen und deren Objekten besteht, aber das ist auf dem Niveau, wie wenn ich sage, Mathematik besteht nur aus Addition und Multiplikation.
Das ist doch einfach nur ein Selektionsprozess. Dieser Selektionsprozess wirkt überall aufgrund von Konkurrenz und äusserer Zwänge. Ich sehe darin keine Intelligenz. Es gibt keinen Plan dahinter.
Was heißt hier "einfach nur ein Selektionsprozess"? Wir beide wären für diese Selektion in den meisten Fällen zu dumm und inkompetent. Unsere Intelligenz reicht dafür nicht aus.
Nehmen wir als Beispiel die Photosynthese. Dabei werden aus den simplen Zutaten Sonnenlicht, Wasser und Kohlendioxid allen Ernstes Kohlenhydrate erzeugt. Die Natur hat diesen Prozess vor dreitausend Millionen Jahren entwickelt. Menschen beherrschen ihn bis heute nicht, deshalb bauen sie Pflanzen auf Äckern an, die aus Sonnenlicht Kohlenhydrate machen.
An den Selektionsprozessen waren Abermillionen von Umweltfaktoren beteiligt. Allein sie zu überschauen sind wir zu dumm.
Und das ist jetzt nur die Photosynthese. Die Evolution hat parallel Milliarden solche Dinge evoluiert. Wir verstehen noch nicht einmal eine einzelne Zelle, weil die Vorgänge in ihr im Detail äußerst komplex sind. Ist es nicht ein wenig kühn, wenn wir auf einer Definition von Intelligenz bestehen, in der vor allem wir selbst, neben ein paar höheren Tieren, als intelligent gelten?
Es gibt keinen Plan, wie wir Menschen uns einen Plan vorstellen. Aber eine Bedingung oder, wenn man will, eine abstrakte Richtung der Selektion. Sie lautet: Erreiche die nächste Generation.
Naja naja.... bleibt die Frage, warum Chrome 50 Mio Zeilen hat, ich Google Translator locker in die Knie zwingen kann...
Kannst Du nicht. Google übersetzt näherungsweise 100 Sprachen, und vermutlich tausende Texte pro Sekunde. Die Übersetzungsqualität ist noch nicht immer zufriedenstellend, aber die Fortschritte geschehen in rasantem Tempo.
Um das vorwegzunehmen: Google übersetzt nicht Wort für Wort, sondern sucht und findet selbsttätig Sinnzusammenhänge und übersetzt anschließend diese. Dafür verwendet es ein selbstlernendes neuronales Netzwerk. Wir sollten uns in 10 oder 20 Jahren erneut darüber unterhalten.
Das beweist, dass es möglich ist, sogar ohne Plan, sondern einfach mit ein paar wenigen Regeln, Intelligenz hervorzubringen.
Du suggerierst jedoch, dass es einen Plan geben muss. Aber es gab keinen Plan für unsere eigenen Gehirne, und sie entstanden trotzdem. Also muss die Forderung, es müsse einen Plan geben, falsch sein.
Für mich sieht es so aus, also würde es unter bestimmten Umständen sowohl mit als auch ohne Plan funktionieren.
Ich denke, dass wir Menschen einen solchen Plan im Sinne eines Ziels formulieren können, der die Entwicklung der Computer in eine ganz bestimmte Richtung beschleunigt. Dann brauchen wir ein Regelwerk, anhand dessen die Computer langsam schlauer werden können. Warum sollte das per se ausgeschlossen sein?
Wenn Pferdehufe und Naturprozesse dank der vorgeschlagenen Umdefinierungen jetzt auch unter den Begriff der Intelligenz fallen sollen, dann kann man natürlich auch bedenkenlos die Computer dazuzählen (und alles mögliche Andere auch). Die Frage ist, welche Einsicht damit gewonnen sein soll.
(Zudem dürfte sich die Suche nach extraterrestrischer Intelligenz erheblich erleichtern.)
Aber hat Arne das nicht bereits erklärt? Der Pferdehuf ist selbst nicht intelligent. Aber der Prozess, der ihn auf seine Aufgabe und Umweltbedingungen hin anpasste, war intelligent.Der Pferdehuf zeugt von dieser Intelligenz.
Für mich fallen Naturprozesse nicht unter den Begriff der Intelligenz, höchstens metaphorisch. Lustigerweise soll hier eine wissenschaftliche Weltsicht vertreten werden unter Berufung auf die Evolutionstheorie und dann fällt man zurück auf die Metaphorik des Intelligent Design.
Angenommen, Du möchtest folgende Rechenaufgabe lösen:
1234 x 5678 = ?
Um sie zu lösen, verwendest du das Verfahren der schriftlichen Multiplikation, wie man es in der Grundschule lernt. Dabei wird die Rechnung in viele Teilschritte zerlegt. Ziffer für Ziffer arbeitet man sich vor. Zuletzt addiert man alle Teilergebnisse nach einem bestimmten Schema.
Erfordert diese Rechnung viel Intelligenz? Nur sehr wenig, selbst kleine Kinder lernen sie mühelos. Intelligent ist jedoch das Verfahren, welches über viele einfache Teilschritte zum Ziel führt. Oder anders gesagt: Der Mensch, der sich das Verfahren ausgedacht hat, beweist damit seine Intelligenz.
Angenommen, ein Computer findet nun selbständig ein alternatives Verfahren. Wir wissen nicht, welches Verfahren er anwendet, denn der Computer steht auf dem Mars und sendet uns lediglich das Ergebnis der Rechnung. Wir wissen nichts über seine Software, aber es kommt stets das richtige Ergebnis heraus, ganz gleich wie groß die Zahlen sind, die wir ihm schicken. Würden wir auch dieses Verfahren als intelligent bezeichnen müssen, bzw. den Computer, der es hervorgebracht hat? Ich meine ja.
Jetzt besuchen wir den Computer auf dem Mars und betrachten seine Software. Es zeigt sich, dass alle Teilschritte, die er für seine Berechnung verwendet, unglaublich simpel sind. Ändert das etwas an unserem Urteil? Ich meine nein. Denn wir müssen den Prozess als Ganzes beurteilen, und nicht seine Teilschritte.