Ich bin noch etwas geprägt von den Unmengen unsäglichen Spottes, der hier jahrelang über christliche oder allgemein religiöse Vorstellungen ausgekippt wurde, wenn diese nicht naturwissenschaftlich belegt wurden ...
Nichtsdestoweniger scheint es nun aber solche zu geben, die auch in diesem Sinne unbewiesen Bestand und Allgemeingültigkeit haben sollen, ja ?
Bleiben wir als Beispiel bei unseren geliebten Kindern.
Kleine Kinder zu vergewaltigen und/oder ihnen mit Steinen die Köpfe zu zertrümmern halten wir für eine "schlechte Idee", für etwas "Verwerfliches". Wer so etwas tut, ist in unseren Augen "ein schlechter Mensch". Physikalisch/naturwissenschaftlich beweisen können wir es zwar nicht, aber wir sind uns nahezu alle darüber einig. Was wir wissenschaftlich beweisen können, ist daß dabei z.B. "Leid", "psychisch/emotionale Schäden" entstehen. Ob das aber nun "gut" oder "schlecht" ist, darüber schweigt die Naturwissenschaft. Darauf einigen wir uns einfach "nach Gefühl" und/oder ziehen philosophische oder Glaubens-Systeme zu Rate.
Nichtsdestoweniger betrachten wir das Ergebnis als allgemeingültig. Es darf auch nicht weiter in Frage gestellt oder verspottet werden.
Das Leid und die Vermeidung von Leid als Richtschnur für eine Ethik zu verwenden, ist doch leichter nachzuvollziehen, als religiöse Vorstellungen aus der Antike.
Als es um religiöse/spirituelle o.ä. Vorstellungen ging, meine ich, hättest du härtere Maßstäbe angelegt als "Nachvollziehbarkeit", die ja nun individuell beliebig ausfallen kann.
Zitat:
Und dann wäre da noch das gemeinschaftliche Steinigen von ungehorsamen Söhnen: Ist das für Dich okay oder nicht? (Achtung Falle!)
Naja, was heißt "für mich okay" ?
Was für mich persönlich "ok" ist, suche ich mir al gusto ohne Begründung aus.
Die Notwendigkeit einer Begründund sehe ich erst, wenn ich es zu einem allgemeingültigen, gottgegebenen, nein ... naturgegebenen Prinzip, Grundsatz oder Wahrheit erheben will.
Ich bin noch etwas geprägt von den Unmengen unsäglichen Spottes, der hier jahrelang über christliche oder allgemein religiöse Vorstellungen ausgekippt wurde, wenn diese nicht naturwissenschaftlich belegt wurden ...
Nichtsdestoweniger scheint es nun aber solche zu geben, die auch in diesem Sinne unbewiesen Bestand und Allgemeingültigkeit haben sollen, ja ?
Moment!
Das habe ich nicht gesagt und nicht gemeint. Vorstellungen wie zum Beispiel die Idee von der Gleichheit aller Menschen haben keine Allgemeingültigkeit. Sie anzuerkennen ist lediglich eine Verabredung unter den Menschen: Wir tun so, als wären wir alle gleich und gewähren uns daher die gleichen Rechte. Wir können uns über diese Verabredung hinaus nicht auf Tatsachen berufen.
Beweisbar sind solche Idealisierungen ohnehin nicht. Von daher verstehe ich Deine Feststellung, fiktive Wahrheiten würden ohne Beweis anerkannt, nicht.
Goethes Faust hat eine fiktive (literarische) Realität. Niemand käme auf die Idee, seine faktische Existenz oder Nichtexistenz belegen zu wollen. Sie ist von vornherein ausgeschlossen. Fiktive Dinge werden eben nicht wie Fakten behandelt.
Es ist ein Problem des Christums ebenso wie anderer Religionen, dass sie fiktive Dinge (zum Beispiel jungfräulich geborene Gottessöhne) wie faktische Realitäten behandeln und als solche anerkannt haben wollen. Das kannst Du nicht auf eine Stufe stellen mit fiktiven Realitäten, die richtigerweise als Fiktionen betrachtet werden.
Zitat:
Zitat von Flow
Kleine Kinder zu vergewaltigen und/oder ihnen mit Steinen die Köpfe zu zertrümmern halten wir für eine "schlechte Idee", für etwas "Verwerfliches". Wer so etwas tut, ist in unseren Augen "ein schlechter Mensch". Physikalisch/naturwissenschaftlich beweisen können wir es zwar nicht, aber wir sind uns nahezu alle darüber einig. Was wir wissenschaftlich beweisen können, ist daß dabei z.B. "Leid", "psychisch/emotionale Schäden" entstehen. Ob das aber nun "gut" oder "schlecht" ist, darüber schweigt die Naturwissenschaft. Darauf einigen wir uns einfach "nach Gefühl" und/oder ziehen philosophische oder Glaubens-Systeme zu Rate.
Moralische Systeme sind nicht vom Himmel gefallen, sondern haben sich über Millionen von Jahren entwickelt. Dass wir beispielsweise einerseits mit unseren Nächsten eng kooperieren, andererseits jedoch auch aggressive Verhaltensweisen haben, ist das Ergebnis einer langen biologischen und kulturellen Entwicklung.
Was sich überall auf der Welt an ethischen Normen herausgebildet hat, ist alles andere als unbegründet. Über diese Gründe (Ursachen) kann die Wissenschaft viel sagen. Es stimmt daher in meinen Augen nicht, dass Moral und ethische Normen unbegründet seien und nur von außen, etwa durch Götter, festgesetzt werden können.
Flow, denke Dir mal für einen Moment den sehr speziellen Gott der Christen weg. Stelle Dir vor, es gäbe ihn nicht. Vielleicht, indem man das Grab von Jesus findest mit einer Leiche drin.
Würdest Du dann ohne moralischen Kompass dastehen?
Die Notwendigkeit einer Begründund sehe ich erst, wenn ich es zu einem allgemeingültigen, gottgegebenen, nein ... naturgegebenen Prinzip, Grundsatz oder Wahrheit erheben will.
Jede Moral muss sich rechtfertigen. Ganz gleich, ob sie von den Gesetzen oder von Predigern kommt. Einfach deshalb, weil moralische Systeme gegen den Widerstand Andersdenkender durchgesetzt werden. Wer sich nicht an die Gesetze hält, bekommt eine Strafe.
Selbstverständlich hat das Christentum einen universalen Wahrheitsanspruch. Der Gott der Christen sei der Gott aller Menschen, und er wird über alle schließlich richten.
Hier müsste auch aus Deiner Sicht die Begründung moralischer Normen nötig sein.
[...] ohne jetzt damit eine Diskussion darüber beginnen zu wollen, was die Psychologie, Ethnologie, Geschichte, Soziologie als Wissenschaften z.B. vom gesunden Menschenverstand unterscheidet.
Klar "ohne" ...
Wie hältst du es mit der Wissenschaft Philosophie ?
In deren Teilgebiet der Ethik, in dem wir uns gerade hier bewegen, scheint man sich beliebig Grundsätz zueigen und auch allgemein machen zu dürfen, wohingegen seinerzeit in einem anderen ihrer Teilbereiche, der Ontologie, hier gleich die Disziplin als solche infrage gestellt wurde, wenn sie nicht durch die Physik ersetzt werden konnte ...
Jede Moral muss sich rechtfertigen. Ganz gleich, ob sie von den Gesetzen oder von Predigern kommt. Einfach deshalb, weil moralische Systeme gegen den Widerstand Andersdenkender durchgesetzt werden. Wer sich nicht an die Gesetze hält, bekommt eine Strafe.
Selbstverständlich hat das Christentum einen universalen Wahrheitsanspruch. Der Gott der Christen sei der Gott aller Menschen, und er wird über alle schließlich richten.
Hier müsste auch aus Deiner Sicht die Begründung moralischer Normen nötig sein.
Du hattest nach "für mich ok" gefragt ... das erfordert meiner Meinung nach keinerlei Begründung.
Wie gehabt erst, wenn es zur "allgemeinen Moral" oder was auch immer erhoben wird.