Wir sind offener/toleranten und solidarischer als die meisten anderen Regionen dieser Welt. Und wir sind christlich geprägt.
Dort, wo wir offen, tolerant und solidarisch sind, sind wir aber nicht sehr christlich geprägt. Beispielsweise sind die Glaubensfreiheit, die Meinungsfreiheit, die Gleichberechtigung von Mann und Frau, die sexuelle Selbstbestimmung, die Unantatstbarkeit der Würde jedes Menschen, die Pressefreiheit, die Freiheit der Forschung und der Künste nicht christlich.
Zum Vergleich:
Im Christentum gibt es keine Glaubensfreiheit, ganz im Gegenteil. Wenn Du falschen Glaubens bist, landest Du in der Hölle. Aber bereits auf Erde, bevor Du in die Hölle kommst, hast Du als Andersgläubiger nichts zu lachen. Etwa als Jude.
Wie auch in anderen totalitären Systemen gibt es im Christentum kein Recht auf freie Äußerung der eigenen Meinung. Man wurde bereits wegen kleinerer Vergehen Exkommuniziert, eingesperrt, gefoltert und/oder verbrannt. Das ist keine Verfehlung der Amtsträger, sondern steckt tief in allen monotheistischen Religionen drin. Sie erheben den Anspruch, wahr und allein wahr zu sein. Wer von ihnen abweicht, lebt in Unwahrheit.
Damit wäre zur Glaubensfreiheit bereits alles Wesentliche gesagt. Als die Protestanten verkündeten, den gemeinsamen Gott künftig anders als bisher anbeten zu wollen, entstand eine Auseinandersetzung, die Millionen Menschen das Leben kostete.
Zur Gleichberechtigung von Mann und Frau im christlich geprägten Deutschland (im Gegensatz zu den Arabern) empfehle ich dieses Video (50 Sekunden): https://www.youtube.com/watch?v=zwp40wOIXaM
Um die traditionelle Ungleichbehandlung von Mann und Frau in unserer Gesellschaft zu verringern, wurden eigenes Gesetz nötig, das Gleichstellungsgesetz.
Freiheit der Künste: Du sollst Dir kein Bildnis machen.
Freiheit der Forschung: Die Kirchen haben stets die Freiheit der Forschung bekämpft, und schreckten auch vor Gewalt und Mord nicht zurück. Giordano Bruno wurde lebendig verbrannt, weil er behauptete, die Sterne am Himmel seien ebenfalls Sonnen wie unsere eigene.
Unantastbarkeit der Würde des Menschen: Sie ist im Christentum nicht unantastbar, sondern kann verwirkt werden. Über die meiste Zeit war es sogar noch drastischer: Die Menschenwürde erlangte man erst durch die Taufe. Vor der Taufe, als Neugeborener Mensch, landete man im Falle frühzeitigen Todes sofort in der Hölle, da man durch die Erbsünde (die Eltern hatten Geschlechtsverkehr) belastet war. Man kommt also ohne Menschenwürde auf die Welt; diese wird nur verliehen und kann wieder entzogen werden.
Sexuelle Selbstbestimmung: Existiert nicht im Christentum, insbesondere bei den Katholiken. Die sexuelle Entfaltung ist dort stark reglementiert. Empfängnisverhütung, Sex vor der Ehe, das Recht auf Ehescheidung usw. sind für uns heute jedoch Selbstverständlichkeiten.
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Viele der heutigen Christen in Deutschland lehnen diese Eigenschaften des Christentums ab. Sie sind Humanisten, gelegentlich ergänzt um vage Vorstellungen über ein mögliches Jenseits. Ihre Motivation ist, gute Menschen sein zu wollen. Christen im engeren Sinne sind im Deutschland unserer Generation aber eher selten.
Dort, wo wir offen, tolerant und solidarisch sind, sind wir aber nicht sehr christlich geprägt.
Naja .. wenn Europa nicht christlich geprägt ist, weiß ich auch nicht mehr. Es gibt im wesentlichen zwei Werke, die unsere Kultur geprägt haben. 1. Die Bibel 2. Die Ilias.
Warum wir nun hier offen, tolerant und solidarisch sind, dass hat doch was mit der Geschichte des Kontinents zu tun. Wenigstens seit dem 15. Jahrhundert. Als den Seefahrern des alten Europas und der damit einhergehenden Wohlfart, dem entstehen der Aufklärung, der Säkularisation, Demokratien, Staatsverständnis, sozialen Errungenschaften, Bildungssysteme und und und ....
Es gab grad jetzt auf ZDF ne schöne, interessante Reihe da drüber. Die Europa Saga. M.E. sehenswert.
...Aber bereits auf Erde, bevor Du in die Hölle kommst, hast Du als Andersgläubiger nichts zu lachen. Etwa als Jude.
Wie auch in anderen totalitären Systemen gibt es im Christentum kein Recht auf freie Äußerung der eigenen Meinung. Man wurde bereits wegen kleinerer Vergehen Exkommuniziert, eingesperrt, gefoltert und/oder verbrannt.
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Als die Protestanten verkündeten, den gemeinsamen Gott künftig anders als bisher anbeten zu wollen, entstand eine Auseinandersetzung, die Millionen Menschen das Leben kostete.
....Giordano Bruno wurde lebendig verbrannt, weil er behauptete, die Sterne am Himmel seien ebenfalls Sonnen wie unsere eigene.
...Vor der Taufe, als Neugeborener Mensch, landete man im Falle frühzeitigen Todes sofort in der Hölle, da man durch die Erbsünde (die Eltern hatten Geschlechtsverkehr) belastet war. Man kommt also ohne Menschenwürde auf die Welt; diese wird nur verliehen und kann wieder entzogen werden.
Und die 3. Säule ist, wenn auch deutlich kleiner als die beiden von dir genannten, das im christlichen Rom entwickelte Rechtssystem.
Danke für den Hinweis!
@Arne: Meinst du vielleicht, dass Europa nicht ausschließlich christlich geprägt sei? Dem würde ich zustimmen. Alleine schon deshalb, weil ja das Christentum aus dem Judentum hervorging - soweit ich weiß.
Dort, wo wir offen, tolerant und solidarisch sind, sind wir aber nicht sehr christlich geprägt. Beispielsweise sind die Glaubensfreiheit, die Meinungsfreiheit, die Gleichberechtigung von Mann und Frau, die sexuelle Selbstbestimmung, die Unantatstbarkeit der Würde jedes Menschen, die Pressefreiheit, die Freiheit der Forschung und der Künste nicht christlich.
Viele Menschen brauchen den Glauben an etwas. "Die Dinge sind wie sie sind", um hier mal Aristoteles heranzuziehen. Wir können ja nicht alle Naturwissenschaftler werden.
Natürlich sind die von dir genannten Entwicklungen nicht vom Christentum initiiert worden, da bedarf es deiner Beispiele nicht. Diese Entwicklungen der letzten Jahrhunderte (Demokratie und Aufklärung waren der Beginn dieser besseren Zeit, in der wir heute leben) waren aber in einem Glaubenskontext möglich, der Christentum heißt. Und genau das mag ich - tut mir leid!
Und die 3. Säule ist, wenn auch deutlich kleiner als die beiden von dir genannten, das im christlichen Rom entwickelte Rechtssystem.
Das Rechtssystem im alten Rom hat nichts mit dem Christentum zu tun. Gar nichts.
Das römische Recht, das ursprünglich nur für das römische Stadtgebiet galt und seine Wirkung später auf das ganze Gebiet des Imperiums entfaltete, das von Spanien bis Armenien und von Schottland bis Nubien reichte, hat seinen Ursprung im lokalen Gewohnheitsrecht der ursprünglich etruskischen Stadtgründung Roms, die vermutlich im 8. Jahrhundert vor Christus stattfand...
Das Rechtssystem im alten Rom hat nichts mit dem Christentum zu tun. Gar nichts.
Ich schrob lediglich im christlichen Rom, mehr nicht.
Und wenn die Ursprünge schon viel älter sind, dann meinte ich halt das in genau der Stadt die Grundlagen unseres europäischen Rechtverständnisses entwickelt wurden, die sich später zum Mittepunkt der Christen gemausert hat.....
Locker bleiben, sonst kommt gleich Pink Poison aus der Versenkung und zitiert 'ne Handvoll Studien zum Thema!