Sinn und Ziel sind nicht aufeinander angewiesen. Sinn gibt es auch ohne Ziel...
Ohne weitere Erläuterung würde ich das bestreiten. Sinn hat die Bedeutung von "Zweck". Eine sinnvolle Handlung bezweckt etwas. Demnach braucht Sinn ein Ziel. Zumindest verstehe ich das Wort so.
Zitat:
Zitat von captainbeefheart
Insofern ist "Fortpflanzung nicht ein Kandidat für "Sinn"?
Für mich nicht. Auch die Entstehung von Gebirgen geschieht ohne "Sinn". Oder was wäre der Sinn des höchsten bekannten Berges, des Olympus Mons (Bild)? Es passiert einfach, Gebirge entstehen. Sinn ist etwas, dass wir Menschen den Dingen überstülpen. Wir geben diesen Vorgängen eine fiktive, meist auf uns selbst bezogene Bedeutung.
Ob man diese Sinngebungen als selbst erfunden oder lediglich als entdeckt einstuft [...]
Ich würde diesen Unterschied nicht als Geschmackssache abtun.
Wenn er entdeckt oder erkannt wurde, so war er vor seiner Entdeckung bereits existent, und sei es nur als eine "funktionierende" Möglichkeit von mehreren. Quasi integraler Bestandteil der Schöpfung oder des Universums, wie man will.
Wenn er "frei erfunden" wurde, sind wir beim schöpferischen, kreativen Akt, den du allerdings auch stark einschränkst :
Zitat:
So sehe ich allgemein die Kreativität, als innovative Auswahl unter vorhandenen Möglichkeiten.
... bzw. mit dem bereits Existenten zumindest verknüpft.
Woher stammt der Sinn, den du deinem Leben gibst ?
Aus meiner Umwelt, meiner Sozialisation, meinen Genen. Mit anderen Voraussetzungen als jenen, die ich nunmal habe, würde ich gewiss andere Dinge sinnvoll finden.
Wenn er entdeckt oder erkannt wurde, so war er vor seiner Entdeckung bereits existent, und sei es nur als eine "funktionierende" Möglichkeit von mehreren. Quasi integraler Bestandteil der Schöpfung oder des Universums, wie man will.
Das geht mir zu weit. Dann wäre ja der Erfinder des Alphabets auf indirekte Weise der Schöpfer aller Romane. Alle Schriftsteller hätten ihre Werke dann nicht selbst erfunden, sondern nur potentiell bereits Vorhandenes entdeckt. Weil jeder Roman als Möglichkeit dem Alphabet bereits innewohnte.
Von dieser Feststellung ausgehend ist es für mich als geistigen Fußgänger ein weiter Weg zu den Sinnfragen. Das müsstest Du schon noch etwas erklären.
Ohne weitere Erläuterung würde ich das bestreiten. Sinn hat die Bedeutung von "Zweck". Eine sinnvolle Handlung bezweckt etwas. Demnach braucht Sinn ein Ziel. Zumindest verstehe ich das Wort so.
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Sinn ist für mich die Reduktion von Komplexität in einem System: Jedes System (bzw. die Menschen im System) entscheidet sich für einen Sinn, der für dieses System konstitutiv ist. Kommunikation und Handlungen richten sich dann nach diesem Sinn. Einen konkreten Zweck braucht es dazu m.E nicht.
Beispiel Pfadfinder: "Jeden Tag eine gute Tat" ist der Sinn, der dem "System Pfadfinder" die Handlungsgrundlage gibt. Vom eigentlichen Zweck der konkreten Handlung ist das abstrahiert, weil sowohl "eine alte Frau über die Straße bringen", als auch "gemeinsam einen Brunnen bauen" sinnstiftend ist (aber unterschiedliche Zwecke verfolgt).
Sinn entsteht dabei, wie geschrieben, über Kommunikation in Systemen. Und damit ist er nicht allein egozentrisch bzw. individuell, sondern vor allem interaktiv in sozialen Systemen produziert und entsteht dadurch, dass wir uns entscheiden, in einem System aktiv zu sein.
Dass jemand seinem Leben einen "eigenen" Sinn gibt, ist somit nur aus der Binnenperspektive zutreffend. Aus der Beobachterperspektive ist es eine Sinnzuweisung wie sie viele andere auch vollziehen und damit alles andere als einzigartig.
Aus meiner Umwelt, meiner Sozialisation, meinen Genen. Mit anderen Voraussetzungen als jenen, die ich nunmal habe, würde ich gewiss andere Dinge sinnvoll finden.
Gut, das beschreibt die Wahl der individuellen Variante.
Nicht jedoch den Ursprung an sich.
Ich denke, ich habe die Frage danach für's Erste klar genug formuliert.
Zitat:
Woher stammt der Sinn, den du deinem Leben gibst?
Persönliche Antworten finde ich hier nicht relevant. Es geht mir um die allgemeine Betrachtung.
Ich las aus deinen Zeilen die Existenz eines Sinnes d(ein)es Lebens heraus.
Daher die Frage an dich.
Gut, das beschreibt die Wahl der individuellen Variante.
Nicht jedoch den Ursprung an sich.
Ich denke, ich habe die Frage danach für's Erste klar genug formuliert.
"Woher stammt der Sinn, den du deinem Leben gibst?"
Persönliche Antworten finde ich hier nicht relevant. Es geht mir um die allgemeine Betrachtung.
Ich las aus deinen Zeilen die Existenz eines Sinnes d(ein)es Lebens heraus.
Daher die Frage an dich.
Ich verstehe Dein Insistieren nicht.
M.E. hat Arne ausreichend klar gemacht, dass es (für ihn) objektiv keinen Sinn gibt, und welchen Sinn er subjektiv sieht und warum, ist objektiv auch wieder irrelevant (außer für ihn selbst und sein engeres Umfeld).
Für irgendwas, was ich denke, gibt es keinen tiefsinnigen Ursprung.
Das geht mir zu weit. Dann wäre ja der Erfinder des Alphabets auf indirekte Weise der Schöpfer aller Romane. Alle Schriftsteller hätten ihre Werke dann nicht selbst erfunden, sondern nur potentiell bereits Vorhandenes entdeckt. Weil jeder Roman als Möglichkeit dem Alphabet bereits innewohnte.
Ich darf darauf verweisen, daß du diesen Gedanken weiter oben selbst angeführt hattest :
Zitat:
Zitat von Klugschnacker
Hat Mozart seine Kompositionen erfunden, also selbst erschaffen? Oder nur entdeckt, als Möglichkeit einer harmonischen Notenfolge, unter Milliarden anderer Möglichkeiten permanent vorhanden war?
Ich würde das so beantworten: Seine Kreativität besteht darin, unter den Milliarden Möglichkeiten eine bestimmte ausgewählt zu haben. So sehe ich allgemein die Kreativität, als innovative Auswahl unter vorhandenen Möglichkeiten.
Ich würde prinzipiell unterscheiden zwischem dem genuinen schöpferischen Akt und der Verwirklichung einer immanenten bereits vorhandenen Möglichkeit.
Im obigen Zitat setzt du "den Erfinder des Alphabets" (wer war das ?) willkürlich als Schöpfer fest. Der restlichen Logik folgend kann man ihn genauso, ebenso wie die Autoren, lediglich als Entdecker betrachten.
Desweiteren scheint mir die Reduktion eines Romans auf seine Buchstaben nicht sonderlich gelungen. Übersetzt man einen Roman unter völliger Änderung seiner Buchstabenfolge in eine Fremdsprache, so bleibt doch noch einiges vom Original erhalten. Ebenso könnte man ihn in chinesische Schriftzeichen überführen oder gar schriftlos mündlich formulieren.