Zitat:
Zitat von Klugschnacker
Das läuft ungefähr auf die Position hinaus, die auch Johannes und Schwarzfahrer vertreten: Nicht den großen Wurf planen, sondern dort Emissionen sparen, wo das zum jeweiligen Zeitpunkt am kostengünstigsten möglich ist.
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Das Problem an der ‚nur-Endziel‘-Logik ist, dass Du die Übergangszeit ignoriert. Das Grüne Paradoxon beschreibt, dass reine Ankündigungen und langfristige Verbotsstrategien fossile Anbieter motivieren, ihre Ressourcen schneller auf den Markt zu bringen, bevor sie entwertet werden. Das beschleunigt die Emissionen kurzfristig – genau die Phase, in der wir jede vermiedene Tonne CO₂ besonders dringend brauchen.
Ein technologieoffener, kostenoptimierter Mix – z. B. effiziente Verbrenner als Übergang, Ersatz alter Kohlekraft durch moderne Gaskraftwerke – spart in der Summe in den nächsten 10–20 Jahren mehr CO₂, als wenn wir ausschließlich auf teure Langfristlösungen setzen, die erst später großflächig wirken.
Entscheidend ist doch, dass wir Klimaneutralität erreichen. Da sind ‚Alles-oder-nichts‘-Ansätze nicht unbedingt die beste Lösung. Vielmehr sollte man kontinuierlich die günstigsten CO₂-Hebel nutzen, bis die neuen Technologien nicht nur politisch, sondern auch wirtschaftlich konkurrenzfähig sind. Ansonsten werden wir wahrscheinlich in der Zwischenzeit mehr emittieren als nötig. Damit wird das Ziel noch schwerer erreichbar.
Neben allen guten Vorsätzen sollten wir die Marktmechanismen nicht ignorieren. Technologien setzen sich dann dauerhaft durch, wenn sie im realen Wettbewerb bestehen und nicht nur, wenn sie politisch gewollt sind. Das sehen wir bei Photovoltaik: Der Durchbruch kam nicht allein aus Idealismus, sondern weil die Kosten durch Skaleneffekte und Effizienzsprünge unter die fossilen Alternativen gefallen sind. Ich würde sogar behaupten, dass sie heute noch nicht ohne Förderung bestehen würden. Immer dann wenn viel davon da ist, wird der Preis ziemlich im Keller sein.
Wenn Du nur auf langfristige Endlösungen setzt, ohne den Übergang zu optimieren, läufst Du Gefahr, dass die fossilen Anbieter dank grünen Paradoxons schneller fördern – und dass wir in dieser Phase mehr CO₂ ausstoßen als nötig.
Ein Markt arbeitet nicht nach Moral, sondern nach Angebot, Nachfrage und Kosten. Wenn wir in den nächsten Jahrzehnten den günstigsten CO₂-Hebel jeweils zuerst ziehen, beschleunigen wir nicht nur die Einführung neuer Technologien, sondern verhindern auch, dass unnötig viele fossile Ressourcen vorzeitig verbrannt werden.
Wenn Schwarzfahrer und Johannespopannes das so formulieren, würde ich mich ihnen definitiv anschließen. Letztendlich wird ihr Ansatz erfolgreicher sein als der von Dir postulierte.