Übrigens gerade den Neckar-Radweg langefahren: unterwegs an 5 großen Kohlekraftwerken vorbeigefahren, bei jedem wurde mächtig Kohle abgeladen von den Schiffen; zwei von denen müßten nicht laufen, wenn Neckarwestheim und Obrigheim noch laufen dürften. Das wäre fürs Neckartal 40 % weniger CO2-Emission.
Deine Forderung, die Kohlekraftwerke möglichst schnell abzuschalten, teile ich. Jedoch brauchen wir dazu nicht die Kernkraft, sondern Windräder und Photovoltaik-Anlagen.
Die zu- oder abschaltbare Menge an Kernenergie ist in Deutschland winzig und macht 3% unseres Primärenergiebedarfs aus. Damit kann man nichts anfangen.
Eine Wärmepumpe mit COP>3 macht aus 1kWh elektrischer Energie mindestens 3kWh Heizenergie, damit ist die Bedingung unabhängig von dem Strommix erfüllt.
Nein, ist sie nicht. Rechnen lohnt sich, um es anschaulich zu machen:
Strommix 2022: 0,434 kg CO2/kWh. Ist übrigens höher als die letzen zwei Jahre davor, dank zuschalten von Kohlekraftwerken.
D.h. bei einer Jahresarbeitszahl von ca. 2,2 sind die CO2-Fußabrdücke im Betrieb gleich und damit die WP maximal zu 49 % regenerativ. Bei einer Jahresarbeitszahl von 3 wird tatsächlich die Marke von 66 % regenerativ bei der WP gerissen. Das heißt aber, daß in allen Anwendungsfällen, wo (z.B. wegen Altbau, eingeschränkte Sanierfähigkeit oder Geldmangel zur ausreichenden Dämmung, oder bei schlechter Abstimmung der Anlage, etc.) die 65 % gar nicht erreicht werden, solange der Anteil von CO2-freiem Strom nicht wirklich erhöht wird. Was passiert, wenn sich nach einem Jahr herausstellt, daß die Installation nicht auf die 3 kommt, also keine 65 % regenerativ erreicht - muß die Anlage ausgetauscht werden? Auf wessen Kosten?
Wenn jetzt ein Zauberer z.B. 20 % aller Gasheizungen auf morgen auf Wärmepumpe umstellen könnte, wäre es noch schlimmer, weil der zusätzlich nötige Strom nur aus fossilen Kraftwerken so schnell dazukommen könnte, was den Strommix und den CO2-Ausstoß deutlich verschlechtern würde gegenüber der aktuellen Lage.
Nur bei sicher deutlich höheren Arbeitszahlen ist Wärmepumpe grundsätzlich im CO2-Vorteil, und das ist nur dort gegeben, wo Erdsonden-Wärmepumpen oder Grundwasser-Wärmepumpen möglich sind - da würde ich als Politiker die Förderung konzentrieren. Und bei dieser Betrachtung ist noch der höhere Rohstoffeinsatz, also der höhere CO2-Ausstoß bei der Herstellung des Wärmepumpensystems nicht drin, die muß die WP im Betrieb auch noch "reinholen".
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“If everything's under control, you're going too slow.” (Mario Andretti)
Deine Forderung, die Kohlekraftwerke möglichst schnell abzuschalten, teile ich. Jedoch brauchen wir dazu nicht die Kernkraft, sondern Windräder und Photovoltaik-Anlagen.
Natürlich wäre das schöner. Der Unterschied: so viele Windräder und PV-Anlagen plus Speicher bekommen wir noch lange nicht hin, die KKWs waren da, und hätten es wunderbar noch einige Zeit gemacht, und uns viele Tausend Tonnen CO2 erspart und viele Tausend Wärmepumpen CO2-frei betreiben können, wenn man es nur gewollt hätte.
Ist wie wenn Du in Hoffnung auf einen versprochenen super-Reifen mit minimalem Rollwiderstand, der irgendwann in unbestimmter Zukunft kommen sollte, deine bisher zuverlässigen und guten Reifen wegwirfst, nur weil sie angeblich in Kinderarbeit hergestellt wurden, und erst mal die nächsten Rennen mit irgendwelchen schweren Trekkingreifen aus dem Keller fährst - ist einfach irrational.
Zitat:
Zitat von Klugschnacker
Die zu- oder abschaltbare Menge an Kernenergie ist in Deutschland winzig und macht 3% unseres Primärenergiebedarfs aus. Damit kann man nichts anfangen.
Das hatten wir schon: Die ist heute so winzig, weil die einst 10 mal größere Kapazität über die Jahre ohne Not heruntergefahren wurde. Die guten Reifen liegen schon voreilig zerschnitten in der Tonne, damit kann man dann auch nichts mehr anfangen - aber dann wundere Dich nicht, daß die Zielzeit nicht erreichbar ist.
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