Du sagst, es würden zunehmend moralische Argumente in die Debatte eingeführt, und das sei einem Teil der Gesellschaft unangenehm. Es schränke subjektiv die Meinungsfreiheit ein führe in der Folge zu Konflikten.
Nein ich sage nicht, das sei unangenehm und subjektiv, sondern es ist grundsätzlich und objektiv schädlich für die Lösungsfindung über freien Meinungsaustausch wenn moralsiche Argumente die Hauptrolle spielen, denn es unterdrückt den offenen und sachlichen Diskurs und schränkt die Beiträge wie auch die Beteiligten stark ein.
Zitat:
Zitat von Klugschnacker
Ich stimme Dir zu. Das ist auch aus meiner Sicht der Fall. Wie bei allen gesellschaftlichen Entwicklungen. Das sind eben meistens auch moralische Fragen.
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Die moralische Debatte zwischen Verantwortung und Egoismus müssen wir führen.
Ja, die Fragen haben natürlich auch moralische Aspekte. Aber sie sind nicht über primär moralische Aspekte zu beantworten oder gar zu lösen. Deine Sicht entspricht dem Prinzip der Gesinnungsethik, die ich für sehr problematisch halte.
Ich bin in allen politischen, wirtschaftlichen, gesellschaftlichen Fragen ein absoluter Verfechter der Verantwortungsethik: jede Entscheidung muß an Maßstäben wie realistische Umsetzbarkeitt (technisch, finanziell, menschlich), Akzeptanz, Effekt vs. Nebeneffekt in Bezug auf die spezielle Fragestellung gemessen werden; moralische Maßstäbe setzten natürlich gewisse äußere Grenzen, dürfen aber nicht das Hauptkriterium sein, sonst kommen allzu oft nicht realitätstaugliche, ideologisch geprägte Ergebnisse raus, da Moral allzu oft keine Abstufungen und Kompromisse kennt.
Zu Deinen Beispielen: sie sind alle verantwortungsethisch zu beantworten, es sind keine rein moralischen Fragen für mich:
Zitat:
Zitat von Klugschnacker
Welche Verantwortung tragen wir für das Leben der kommenden Generationen?
Eine nicht höhere, als für das Leben der aktuell lebenden Menschen, nur ist unser Wissen um unseren möglichen Einfluß auf die kommenden Generationen viel unsicherer, als das für die aktuell Lebenden, also können wir viel konkreter und sicherer den jetzt Lebenden etwas gutes tun, als den kommenden Generationen; da kann es immer sein, daß die Enkel das, was wir gutmeinend getan haben, für einen katastrophalen Fehler halten werden.
Zitat:
Zitat von Klugschnacker
Dürfen wir alle noch lebenden Orang Utans erschlagen, um Anbauflächen für Palmöl zu gewinnen, oder haben auch Menschenaffen ein Recht auf ihren Lebensraum?
Typische Übermoralisierung: Die Frage ist erst mal nicht, ob wir "alle" erschlagen dürfen, sondern die Frage ist: wie wägen wir Eingriffe in die Natur gegenüber landwirtschaftlichen Interessen und Notwendigkeiten ab, wie wägen wir das die Notwendigkeit der Lebensmittelproduktion (und des Auskommens von Bauern) gegenüber dem Recht jedes Lebewesens auf Lebensraum ab. Ist ein Eingriff für Palmöl verwerflicher als eins für eine Windkraftanlage oder ein Staudamm? Sind die Rechte von Menschenaffen anders zu bewerten, als die von Stechmücken oder Wölfen? Ich glaube nicht, daß da eine allgemeingültige moralisch fundierte Bewertung möglich ist, nur einzelfallweise, von Plantage zu Plantage, von Windmühle zu Windmühle, von Land zu Land.
Zitat:
Zitat von Klugschnacker
Dürfen 70 Jahre alte Männer in Parlamenten beschließen, 10.000 Jahre lang giftigen Atommüll in der Erde zu vergraben?
Selbstverständlich, wenn sie die Kompetenz (politisch aber auch technisch) haben, diese Entscheidung zu begründen und sichere Lösungen dafür auszuarbeiten - und sie haben auch die Pflicht, die sichere Umsetzung zu gewährleisten. Dies nicht zu entscheiden löst das Problem des Vorhandenen nicht, also hat jemand die Pflicht, dies zu regeln. Die moralische Debatte, ob es überhaupt hätte produziert werden dürfen, ist völlig müßig. Und wenn CO2-Minimierung so absolut überlebenswichtig für die Menschheit sein soll, wäre es verantwortungethisch gewesen vor bereits 10 - 20 Jahren, die Kernkraft und dessen Risiken dem Risiko der überhöhten CO2-Produktion aus fossilen Quellen gegenüberzustellen, statt Kernkraftwerke abzuschalten, und weiter (zunehmend) Kohle zu verfeuern...
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“If everything's under control, you're going too slow.” (Mario Andretti)
Ich bin in allen politischen, wirtschaftlichen, gesellschaftlichen Fragen ein absoluter Verfechter der Verantwortungsethik: jede Entscheidung muß an Maßstäben wie realistische Umsetzbarkeitt (technisch, finanziell, menschlich), Akzeptanz, Effekt vs. Nebeneffekt in Bezug auf die spezielle Fragestellung gemessen werden; moralische Maßstäbe setzten natürlich gewisse äußere Grenzen, dürfen aber nicht das Hauptkriterium sein, sonst kommen allzu oft nicht realitätstaugliche, ideologisch geprägte Ergebnisse raus, da Moral allzu oft keine Abstufungen und Kompromisse kennt.
Folgt man Deinem Argument, hätte man vor der Abschaffung der Sklaverei Aspekte der Umsetzbarkeit, Wirtschaftlichkeit und Effektivität abwägen müssen. Neben den Interessen der Sklaven wären dann auch die Interessen der Farmer zu berücksichtigen. Moralische Fragen dürften dabei "nicht das Hauptkriterium sein", "da Moral allzu oft keine Abstufungen und Kompromisse kennt".
Ich bin der Meinung, dass Du da falsch liegst und die moralischen Aspekte bei dieser Frage weit überwiegen.
Wir tragen eine moralische Verantwortung für die Folgen unseres Tuns. Überall dort, wo wir eine Wahl haben.
Und wenn CO2-Minimierung so absolut überlebenswichtig für die Menschheit sein soll, wäre es verantwortungethisch gewesen vor bereits 10 - 20 Jahren, die Kernkraft und dessen Risiken dem Risiko der überhöhten CO2-Produktion aus fossilen Quellen gegenüberzustellen, statt Kernkraftwerke abzuschalten, und weiter (zunehmend) Kohle zu verfeuern...
Die Kernkraft hat für die Energieversorgung Deutschlands nie eine große Rolle gespielt. Im vergangenen Jahr waren es 3% am Primärenergiebedarf, im Jahr davor waren es 6%.
Diesen geringen Beitrag der Kernenergie setzt man ins Verhältnis zu den Risiken, Kosten und zur gesellschaftlichen Akzeptanz. Die Kosten: Strom aus Atomenergie ist um ein Mehrfaches teurer als Strom aus Windkraft.
Wenn ich Dich richtig verstehe, hat für Dich das Argument der CO2-Vermeidung ein geringeres Gewicht als Fragen der Wirtschaftlichkeit und der Effektivität. Und zwar deshalb, weil die CO2-Vermeidung in die Zukunft zielt und sich erst auf die nachfolgenden Generationen auswirkt. Hingegen kommt die bessere Wirtschaftlichkeit der erneuerbaren Energien den jetzt lebenden Menschen zugute.
Du müsstest doch ein Verfechter der Windkraft sein. Ich verstehe nicht, warum Du in Deiner Argumentation fortwährend auf den Weiterbetrieb der alten deutschen Atomkraftwerke zu sprechen kommst.
Ich bin der Meinung, dass Du da falsch liegst und die moralischen Aspekte bei dieser Frage weit überwiegen.
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Ich bin der Meinung, dass wir hier mit einem gepuderten Hintern im Wohlstand sitzen und bisher noch keine Folgen des Klimawandels direkt und unmittelbar erleben mussten bis auf ein bisschen Regen im Ahrtal und etwas Dürre im Rest der Republik.
Wer daherkommt und meint wir könnten uns eine Diskussion und Abwägungen über etwaige Folgen leisten und Maßnahmen dagegen verschleppen oder sie durch fadenscheinige Argumente zu verwässern, der spielt mit der Zukunft der Nachkommen.
Mal ganz ehrlich, wir werden Ausmaße des Klimawandels erleben, die wir uns bisher nicht vorstellen können.
Oder kann sich jemand wirklich ein Bild davon machen was passiert, wenn Hamburg tatsächlich in einer Sturmflut absäuft und 2 Mio Menschen ihr komplettes Hab und Gut verlieren, oder 300Mio Afrikaner über die Alpen wandern weil sie es in ihrer Heimat nicht mehr aushalten ?
Wird passieren. Ist nur die Frage ob in 20 Jahren oder erst in 50 Jahren.
Wer daherkommt und meint wir könnten uns eine Diskussion und Abwägungen über etwaige Folgen leisten und Maßnahmen dagegen verschleppen oder sie durch fadenscheinige Argumente zu verwässern, der spielt mit der Zukunft der Nachkommen.