Mag sein , aber wie genau das ganze ist , steht auf einem anderen Blatt.
Ich weiß nicht, wie Du das mit der Genauigkeit meinst.
Dass die Temperaturen immer weiter steigen werden, wenn wir weiterhin Treibhausgase emittieren, wissen wir ganz genau.
Wir wissen aber nicht genau, in welchem Jahr wir eine durchschnittliche globale Erwärmung von bspw. +3°C erreichen. Hier gibt es eine gewisse Bandbreite von Möglichkeiten und damit eine gewisse zeitliche Ungenauigkeit. Früher oder später erreichen wir jedoch Werte von +2, +3, +4, +5 oder +6 Grad, außer wir stoppen den Ausstoß von Klimagasen.
Man kann die Situation mit einem Boot vergleichen, von dem man sicher weiß, dass es auf hoher See Leck schlagen wird. Unklar ist nur, bei welcher Seemeile es halb voll gelaufen sein wird. Für die Besatzung macht das keinen Unterschied – so oder so wird sie sich daran machen, die Leckage zu verhindern oder einzugrenzen. Die Debatte um den genauen Zeitpunkt ist reine Zeitverschwendung.
Was wir ebenfalls nicht wissen: Was passiert, wenn wir die Emissionen stoppen? Entweder haben die Menschen Glück und die Lage beruhigt sich innerhalb einiger Jahrhunderte wieder (mit Ausnahme natürlich des Artensterbens – weg ist weg). Oder wir haben bis dahin Kipppunkte des Systems überschritten. Dann verstärkt sich der Klimawandel von selbst, ganz gleich, was die Menschen künftig tun werden.
Aber, je nach Lesart, Fatalis- bis Defätismus scheint doch leider weit verbreitet und ist natürlich bequemer als seine Komfortzone zu verlassen.
Fatalismus und Defätismus ist in meinen Augen, sich der Angst zu ergeben, daß der Klimawandel zu einer Katastrophe führt, und nur die völlig unrealistische Idee von CO2-Neutralität bzw. minimal effektive Symbolmaßnahmen uns retten können, und alles andere eh nutzlos sei (ohne es überhaupt zu probieren).
Die Idee, sich der realen, kaum vermeidbaren Herausforderung des sich ändernden Klimas zu stellen und dafür Lösungen zu entwickeln ist weniger einfach und eindimensional, dafür aber m.M.n. deutlich erfolgversprechender.
Zitat:
Zitat von TriVet
Also weiter so, zum Radfahren mit dem Flieger mindestens auf die Kanaren (möglichst mehrfach, da sonst nicht genug Trainingseffekt), zum Skifahren in die Alpen (gerne auch mal schnell ein Wochenende), Tempolimit ist zu schwierig und bringt nichts, jeden Tag ein dickes Steak...
Wenn das auf mich gemünzt sein soll, muß ich korrigieren:
Erstens sage ich nie, weiter so, sondern wenn man was tun will, soll es gezielt, differenziert, lokal, möglichst effektiv im Verhältnis zum Aufwand oder Nebenwirkung sein statt global und idealistisch mit geringer Wirkung.
Zweitens sind die Beispiele bei mir mäßig zutreffend: Trainingslager habe ich ein einziges mal im Leben gemacht (verbunden mit Familienurlaub), Skifahren für ein Wochenende gibt es bei uns höchstens alle 10 Jahre (die Anreise lohnt für so wenig kaum), genereller Tempolimit halte ich nicht für schwierig sondern einfach für unnötig, und Steaks gibt es bei mir an ein paar Wochenenden im Sommer, wenn wir Lust zum Grillen haben. Deine Liste trifft bei jedem Menschen nur in einzelnen Punkten zu - und das ist gut so, es wäre eine traurige, langweilige Welt, in der sich alle an die gleiche Lebensweise halten. In einer solchen Welt bin ich aufgewachsen, ich weiß, wie es sich anfühlt.
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“If everything's under control, you're going too slow.” (Mario Andretti)
Man kann die Situation mit einem Boot vergleichen, von dem man sicher weiß, dass es auf hoher See Leck schlagen wird. Unklar ist nur, bei welcher Seemeile es halb voll gelaufen sein wird. Für die Besatzung macht das keinen Unterschied – so oder so wird sie sich daran machen, die Leckage zu verhindern oder einzugrenzen.
Dein Gleichnis sehe ich auch anders: Wenn die Leckage wirklich so schlimm ist, wie Du sie selbst skeptisch und m.M.n. richtig siehst
Zitat:
Zitat von Klugschnacker
Eine Gemeinsamkeit haben wir bezüglich der Skepsis, ob wir global in der Lage sein werden, den Ausstoß von Treibhausgasen ausreichend zu reduzieren. Ich glaube nicht, dass wir das in den nächsten Jahrzehnten schaffen.
, mit minimalen Chancen, das Leck schnell genug zu stopfen, ist es höchst sinnvoll sich anderen Lösungen zuzuwenden, z.B. aus den Brettern Flöße zu bauen, Schwimmwesten zu verteilen, Schwimmen zu üben, u.s.w. Nur immer mehr Material (vielleicht auch das, was man für ein Floß hätte nützen können) in ein zu großes Leck zu stopfen, und alles andere als Unnütz zu bezeichnen ist verblendet.
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“If everything's under control, you're going too slow.” (Mario Andretti)
Schleierhaft ist mir allerdings, was die FDP damit eigentliche gewinnen will. Die fliegen wegen ihrer dämlichen Politik aus einem Landtag nach dem anderen und die Lösung ist mehr vom Gleichen? Verstehe ich nicht.
Ich auch nicht. Das Lustige ist nur, daß viele ehemalige FDP-Anhänger sie eben nicht mehr wählen, weil sie zu viel dem kollektivistischen Zeitgeist zum Nachteil liberaler Werte nachgeben, (eben nicht weil sie "mehr vom Gleichen" machen, sondern weniger, als erwartet), während andere (meist nicht-FDP-Wähler) meinen, die FDP verlöre Stimmen, weil sie nicht genug dem Zeitgeist folgt, und nicht genug für den Klimaschutz, für Corona-Maßnahmen etc. tut. Die FDP hat sich spektakulär zwischen alle Stühle gesetzt. Aber das gehört eher in den Bundestagswahlkamp-Thread.
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“If everything's under control, you're going too slow.” (Mario Andretti)
Ich weiß nicht, wie Du das mit der Genauigkeit meinst.
Dass die Temperaturen immer weiter steigen werden, wenn wir weiterhin Treibhausgase emittieren, wissen wir ganz genau.
Ich meine, wie genau die Prognosen sind wird sich zeigen. Fakt ist auch, wir werden auch weiterhin Treibhausgase in die Luft blasen.
Zitat:
Zitat von Klugschnacker
Wir wissen aber nicht genau, in welchem Jahr wir eine durchschnittliche globale Erwärmung von bspw. +3°C erreichen. Hier gibt es eine gewisse Bandbreite von Möglichkeiten und damit eine gewisse zeitliche Ungenauigkeit. Früher oder später erreichen wir jedoch Werte von +2, +3, +4, +5 oder +6 Grad, außer wir stoppen den Ausstoß von Klimagasen.
Früher oder später wird sich das Klima immer ändern. Ist eigentlich nix neues und fällt mir auch nicht besonders schwer zu akzeptieren. Denke damit müssen wir auf unabsehbare Zeit erstmal zurechtkommen. Vielleicht wird es mal eine Zeit geben wo dies anderd sein wird.
Zitat:
Zitat von Klugschnacker
Man kann die Situation mit einem Boot vergleichen, von dem man sicher weiß, dass es auf hoher See Leck schlagen wird. Unklar ist nur, bei welcher Seemeile es halb voll gelaufen sein wird. Für die Besatzung macht das keinen Unterschied – so oder so wird sie sich daran machen, die Leckage zu verhindern oder einzugrenzen. Die Debatte um den genauen Zeitpunkt ist reine Zeitverschwendung.
Der Vergleich ist nicht wirklich zielführend. Da gibt es ja mehr als das eine Szenario , welches du beschreibst . Die Möglichkeiten deiner Besatzung sind eben nicht festgelegt, sondern variabel. Der Klimawandel und die Reaktion daruf sind weit komplexer. Man wird nen bissel was machen, kucken, wieder nen bissel was machen and so on....
Ich meine, wie genau die Prognosen sind wird sich zeigen. Fakt ist auch, wir werden auch weiterhin Treibhausgase in die Luft blasen.
Hier sind wir einer Meinung, bis auf den Smiley.
Zitat:
Zitat von triathlonnovice
IFrüher oder später wird sich das Klima immer ändern. Ist eigentlich nix neues und fällt mir auch nicht besonders schwer zu akzeptieren. Denke damit müssen wir auf unabsehbare Zeit erstmal zurechtkommen. Vielleicht wird es mal eine Zeit geben wo dies anderd sein wird.
Die Änderung des Klimas ist nichts Neues, aber die Geschwindigkeit, mit der sich diese Veränderung vollzieht, ist neu.
Der zu erwartende Anstieg der Temperaturen ist in seinem Ausmaß ebenfalls neu, zumindest für den Menschen. In der letzten Eiszeit hatten wir im globalen Mittel 6°C weniger als heute und Norddeutschland lag unter einer mehrere hundert Meter dicken Eisschicht. Das macht klar, dass man mit 6°C hin oder her in einer komplett anderen Welt lebt.
Zitat:
Zitat von triathlonnovice
Der Vergleich ist nicht wirklich zielführend. Da gibt es ja mehr als das eine Szenario , welches du beschreibst . Die Möglichkeiten deiner Besatzung sind eben nicht festgelegt, sondern variabel. Der Klimawandel und die Reaktion daruf sind weit komplexer. Man wird nen bissel was machen, kucken, wieder nen bissel was machen and so on....
Vergleiche hinken immer, sorry.
Inwiefern macht es für Dich einen Unterschied, wie genau die derzeitigen Klimaprognosen sind im Hinblick auf die zeitlichen Abläufe?
Ich auch nicht. Das Lustige ist nur, daß viele ehemalige FDP-Anhänger sie eben nicht mehr wählen, weil sie zu viel dem kollektivistischen Zeitgeist zum Nachteil liberaler Werte nachgeben, (eben nicht weil sie "mehr vom Gleichen" machen, sondern weniger, als erwartet), während andere (meist nicht-FDP-Wähler) meinen, die FDP verlöre Stimmen, weil sie nicht genug dem Zeitgeist folgt, und nicht genug für den Klimaschutz, für Corona-Maßnahmen etc. tut. Die FDP hat sich spektakulär zwischen alle Stühle gesetzt. Aber das gehört eher in den Bundestagswahlkamp-Thread.
Das ist für mich schon wirklich schwer verdaulich, dass Du beim Klimawandel vom Zeitgeist sprichst. Für mich gehört diese Sichtweise zum Spektrum der Klimawandelleugner.
Du leugnest zwar den Klimawandel als physikalische Tatsache nicht völlig, doch die konkreten Lösungsversuche liegen für Dich näher an einer vorübergehenden Mode als an einem Faktum. Das ganze sei im Fall der FDP "lustig". Ich bin da komplett anderer Meinung, obwohl wir durchaus manche Dinge ähnlich sehen.
Fehl am Platz ist aus meiner persönlichen Sicht Dein Vorwurf des Kollektivismus. Das stellt die tatsächlichen Verhältnisse auf den Kopf. Wir sind in die gegenwärtige Lage geraten nicht aufgrund kollektivistischen Handelns, wo es um das Wohl der Gemeinschaft geht und möglichst viele an einem Strang ziehen. Sondern weil sich die Interessen kleiner Gruppen über das Gemeinwohl hinwegsetzen.
Das ist für mich schon wirklich schwer verdaulich, dass Du beim Klimawandel vom Zeitgeist sprichst. Für mich gehört diese Sichtweise zum Spektrum der Klimawandelleugner.
Du leugnest zwar den Klimawandel als physikalische Tatsache nicht völlig, doch die konkreten Lösungsversuche liegen für Dich näher an einer vorübergehenden Mode als an einem Faktum. Das ganze sei im Fall der FDP "lustig". Ich bin da komplett anderer Meinung, obwohl wir durchaus manche Dinge ähnlich sehen.
Fehl am Platz ist aus meiner persönlichen Sicht Dein Vorwurf des Kollektivismus. Das stellt die tatsächlichen Verhältnisse auf den Kopf. Wir sind in die gegenwärtige Lage geraten nicht aufgrund kollektivistischen Handelns, wo es um das Wohl der Gemeinschaft geht und möglichst viele an einem Strang ziehen. Sondern weil sich die Interessen kleiner Gruppen über das Gemeinwohl hinwegsetzen.
Ich habe kaum Zeit, all Eure Beiträge zu lesen, geschweige denn kontinuierlich zu schreiben. Danke für Eure Ausdauer. Ich arbeite viel, und ich reise gern. Auf Reisen sehe ich andere Länder, andere Sichtweisen. Ich glaube, dass wir mit unserem Konsumverhalten in Deutschland nur sehr geringen Einfluss auf die Weiterentwicklung des Klimas haben werden, so sinnvoll es ist, „vor der eigenen Türe“ zu kehren. Aber es wird nur wenige Menschen weltweit dazu bewegen, uns zu folgen. Wenn wir bei diesem Problem wirklich etwas bewegen wollen, werden wir des nicht durch eine disruptive Deindustrialisierung Deutschlands schaffen, sondern durch technische Innovationen, die auch in Indien, Brasilien und China umweltfreundliche Auswirkungen haben. Hier wäre eine grenzwertorientierte Technologieoffenheit hilfreicher als eine Festlegung der Technologie.
Die aktuelle deutsche Umweltbewegung erscheint mir inzwischen als eine Art säkularer Heilslehre. die sich gegen Zweifel und begründete Einwände hinsichtlich ihrer wirtschaftlichen Tragfähigkeit und ihrer gesellschaftlichen Wünschbarkeit immunisiert.
Zum Begriff Zeitgeist in diesem Zusammenhang: Die Umweltschutzorganisation Pro Natura forderte 1965 den Bau von Atomkraftwerken. Ungefähr fünfzig Jahre später sagt die gleiche Organisation, Atomstrom sei und bleibe dreckig, gefährlich, teuer und nicht CO2-neutral. Es ist ja gut, seine Ansicht wechseln zu können. Man sollte das nur auch im Hinterkopf haben, dass das nochmal passieren könnte.