Gestern habe ich die Story schon einmal geschrieben, aber nach einem Hinweis meines Lieblingsbetriebssystems (...funktioniert nicht mehr, windows sucht eine Lösung) haben wir beide (also windows und ich) beschlossen, lieber heute noch einmal von vorne anzufangen.
Vor 10 Jahren oder so, als ich das erste Mal die Mallorca Küstenclassics gefahren bin, hatte ich so einen Riesenrespekt vor der Aufgabe, dass ich mir schon vor dem Start eine Massage im Ziel gebucht hatte. Und in diesem Jahr fahre ich zur Saisoneröffnung mit dem Audaxclub Hamburg-Sylt. Unser Sport hält doch immer neue Reize bereit. Aber mit dem Saisonziel Stoerebaeltsbroen ist das, glaube ich, schon alles richtig so.

Ich weiss, das Bild ist doof, aber 1. oben links DB, 2. oben rechts 06:05 h, 3. 17 Starter!
Unser Gruppetto ist ein schönes Kaleidoskop der Szene. Neben Jens (auch in HSV-Optik) und mir gibt es noch einen Triathleten, dazu ein paar reine Radsportler mit superheißen S-Works Bikes mit allem (Navi sowieso, neueste elektonische Dura Ace usw) und vor allem Randonneure jeder Kolleur: ein Liegerad, mehrere tolle Superbikes für Extremlangstrecken und sogar (mein Held) ein Singlespeed.
Zu allem Überfluss fährt der Typ meistens im Wind. Ich hingegen bin der schwächste (jedenfalls von denen, die später auch ankommen) der Gruppe und froh, dass Jens immer mal wieder für mich arbeitet. Es ist unser dritter gemeinsamer Marathon, man kennt sich. Das Wetter ist trocken und frisch, ich bin fett angezogen. Oben fünf Schichten, unten drei sowie einen Rucksack (leer) um später die Sachen reinzutun, die ich nicht brauche. Um es vorweg zu nehmen, den hätte ich mir sparen können, weil die steigende Temperatur durch noch mehr Wind aufgefressen wurde, die angekündigte Sonne gab es sowieso kaum.
Nach 100 km erreichen wir die Nord-Ostsee-Kanalfähre Breiholz. Leider ist keinerlei Schiffsverkehr, so dass es nichts zu gucken gibt. Drüben geht es zackig weiter. Die Randonneure sind gut organisiert. Es ist kein Problem, die Gruppe auf mein Tempo einzubremsen, wir líegen gut in der Zeit, es ist, wie angekündigt, kein Rennen. Unterwegs gibt es viel zu plaudern: die Audaxianer wollen zu einem Großteil eine Brevetserie absolvieren (200-400-600 km oder so) um sich so für Paris-Brest-Paris zu qualifizieren. Hier denke ich oft an unseren Exblogger Fitschi, der hier mal eine großartige Story zum Thema veröffentlicht hat. Ich suche sie mir nochmal raus, sie geht über die TS-HP und heißt, glaube ich, "Monsieur, darf ich Ihr Tablett tragen?" PBP und ähnliches ist aber nicht meins. Beruflich zu sehr engagiert würde ich mich auf einer Brevetserie, glaube ich, eher langweilen, die km sind das Ziel, nicht etwa etwas geographisches oder gar kulturhistorisches. Aber mein Respekt ist riesig.

Sehr patriotisch, so ein Audaxtrikot. Von Niebüll bis Keitum nehmen wir die Nordbahn, der Hindenburgdamm ist nicht befahrbar. Auf Sylt herrschen, wie erwartet, gleich ganz andere Winde vor und in 0,nix werden wir mit Tempo 40 über Braderup und Kampen nach List geblasen. Bis zur Rückfahrt beleiben uns noch zwei Stunden. Die meisten fahren direkt zurück nach Westerland, Jens und ich brauchen noch ein Poserphoto am Lister Hafen.

Warum heissen wir eigentlich "Rothosen"?
Zum Abschluss dann noch ein Gläschen und ein paar Sylt Royal bei Dittmeyers. Darauf habe ich mich den ganzen Tag (zurecht) gefreut. Für den Schampus unterbreche ich sogar für eine Viertelstunde meine Fastenzeit. Nie im Leben hätte ich ohne diesen Skalp die Insel verlassen.
Start: 04:38 h
Start bike: 06:10 h
Niebüll: 14:50 h
auf Sylt für 04:20 h
home: 21:45 h
Jederzeit gerne wieder. Es war dermassen geil...