Die Aussage ‚CO₂ bleibt Jahrhunderte in der Luft‘ ist eine Verkürzung, die nur für einen kleinen Restanteil gilt. Der Großteil wird innerhalb von Jahrzehnten von Ozeanen und Vegetation aufgenommen. Das sieht man z. B. in den Isotopendaten der Atomwaffentests: Der Peak aus den 1960ern ist in wenigen Jahrzehnten deutlich gefallen.
Dass radioaktive Elemente zerfallen, also eine Halbwertszeit haben, ist Dir bekannt?
Kohlendioxid ist ein stabiles Molekül, das nicht zerfällt. Ein Teil des CO2 wird von den Ozeanen und anderen Prozessen aufgenommen, bis sich ein Gleichgewicht mit dem Partialdruck der Atmosphäre einstellt. Der Rest verbleibt bis zu 1000 Jahre in der Atmosphäre.
Was oft vergessen wird: Die Aufnahme von CO2 durch die Meere ist ein umkehrbarer Prozess: Meere geben einen großen Teil des aufgenommenen CO2 wieder an die Atmosphäre ab, sobald in der Atmosphäre der CO2-Partialdruck sinkt. Das Kohlendioxid kommt dann nicht aus unseren Schloten, sondern aus den Ozeanen.
1,5 GW PV pro Tag? Klingt erstmal mega. Man sollte aber tunlichst vermeiden, genauer hinzuschauen. Real liefern die Anlagen in China im Schnitt nur 15–20 % ihrer Nennleistung, also eher 250–300 MW. Mit Speicherung halbiert sich das oft nochmal. Um fossile Grundlast zu ersetzen, bräuchte man also das 3- bis 5-Fache an Nennleistung plus Milliarden in Speicher, Netzausbau und Reservekraftwerke, die einspringen, wenn’s mal bewölkt ist.
Fun Fact: China baut diese 1,5 GW PV und gleichzeitig Kohlekraftwerke in ähnlicher Größenordnung – weil das Netz sonst nicht stabil läuft. Aber klar, wenn man den Unterschied zwischen Nennleistung und realer Leistung ignoriert, kann man sich die Welt schönrechnen.
Achja, bei Kohle holt man auch nicht 100% der Nennleistung aus dem System. Aber immerhin liegen wir in der Lausitz und im Rheinland bei 90%. Den Chinesen würde ich mindestens 80% zutrauen. Steinkohle ist etwas schwieriger.
Das ist ja meist das Problem in der Diskussion. Wind, Laufwasser, Gezeitenkraftwerke, Biomasse, ...
Dazu steuerbare Verbraucher, Pumpspeicherkraftwerke, P2G/P2H2, ... gibt nicht nur Batterien. Wenn man dann noch guckt dass man z.B. Wärme gut speichern kann und wie viel Strom zur Wärme/Kälteproduktion verwendet wird ...
Die Sichtweisen der Fossilen-Fans sind leider meist mit ziemlichen Scheuklappen versehen.
Dass radioaktive Elemente zerfallen, also eine Halbwertszeit haben, ist Dir bekannt?
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Ja, der Austausch zwischen Atmosphäre und Ozeanen ist reversibel – und CO₂ zerfällt chemisch nicht wie ein radioaktives Isotop.
Aber genau deshalb nutzt man in den Studien das ^14C aus den Atomtests nur als Marker, um den Austausch zu messen. Die Beobachtung: Der Großteil des CO₂ wird innerhalb von Jahrzehnten aus der Atmosphäre in andere Reservoirs verschoben. Was dort langfristig passiert (Teilrückgabe, langsame Senken) ist ein anderer Prozess – und bedeutet nicht, dass jede Emission für 1.000 Jahre unverändert ‚oben‘ bleibt.
Kurz gesagt: Dein Ozeanargument erklärt die Langzeit-Restmenge, nicht die Hauptdynamik. Und die Hauptdynamik zeigt nun mal, dass der große Brocken schneller rausgeht, als deine Schlussfolgerung vermuten lässt.
Anders: Die Radioaktivität dient hier lediglich der Markierung. Ein reales Experiment, dass den CO2 Abbau untersucht, würde wahrscheinlich sehr ähnlich aufgebaut sein. Hier ist es zufälliges Beiwerk.
Das ist ja meist das Problem in der Diskussion. Wind, Laufwasser, Gezeitenkraftwerke, Biomasse, ...
Dazu steuerbare Verbraucher, Pumpspeicherkraftwerke, P2G/P2H2, ... gibt nicht nur Batterien. Wenn man dann noch guckt dass man z.B. Wärme gut speichern kann und wie viel Strom zur Wärme/Kälteproduktion verwendet wird ...
Die Sichtweisen der Fossilen-Fans sind leider meist mit ziemlichen Scheuklappen versehen.
Sorry, dass ich hier voll zitiere. Ich würde aber gern auf jeden Punkt eingehen. Ich habe nicht aus Scheuklappen nur PV betrachtet, sondern weil Arne in seinem Post PV ins Spiel gebracht hat.
Natürlich gibt es Wind, Laufwasser, Biomasse, Gezeitenkraftwerke, Power-to-Gas, Wärmespeicher usw. Nur leider löst die reine Aufzählung das Grundproblem nicht:
Alle diese Technologien haben auch begrenzte Volllaststunden und Skalierungsgrenzen.
Speicherlösungen sind technisch möglich, aber energetisch und wirtschaftlich teuer. Jede Umwandlung frisst große Teile der Energie wieder auf.
Steuerbare Verbraucher klingen nett, aber damit kannst du keinen Winter überbrücken, wenn wochenlang wenig Sonne und Wind da sind. Auch in China gibt es Flauten. Auch dort scheint nachts die Sonne eher nicht. Und der Wind kommt auch nicht auf Bestellung. In Bezug auf die Wasserkraft sind die bereits am Limit. Vielleicht sogar darüber hinaus. Siehe Probleme am Jangtse und am Huang He.
Ich argumentiere nicht gegen Erneuerbare. Ich argumentiere dafür, dass man ehrlich über ihre physikalischen und wirtschaftlichen Grenzen spricht. Listen mit Buzzwords ersetzen keine Energiebilanz.
Und noch ein Punkt. Selbst das oft zitierte Vorbild China ersetzt Fossiles nicht durch Erneuerbare, sondern ergänzt es.
Ja, China baut weltweit am meisten PV- und Windleistung zu. Aber gleichzeitig gehen dort so viele neue Kohlekraftwerke ans Netz, dass der Netto-Kohlebedarf weiter steigt. Das ist Zubau, kein Ersatz
Die Fakten sprechen aber eine andere Sprache. Das IPCC-Worst-Case-Szenario, das für die höchsten Meeresspiegelraten herangezogen wird, ist in dieser Form extrem unwahrscheinlich. Dafür müsste die weltweite Kohleförderung in den nächsten Jahrzehnten nochmals drastisch ansteigen. Das würde den Bau einer großen Zahl neuer Minen voraussetzen – und dafür gibt es weder politische noch wirtschaftliche Anzeichen. Auch Energieökonomen, die keine „Klimaskeptiker“ sind, halten diesen Pfad inzwischen für nicht plausibel. Ist er ja auch nicht. Eigentlich wird dieses Szenario nur noch von Nostradamus Erben genutzt. Wer mit diesem Pfad argumentiert, malt ein Bild, das mit der realen Förderentwicklung kaum vereinbar ist. Man muss hier bewusste oder unbewusste Angstmache unterstellen.
Realistischer wäre hier das Basisszenario der Internationalen Energie Agentur zugrunde zu legen. Ich habe mal beide Szenarien übereinanderlegen lassen:
Hier sieht man sehr gut den Unterschied.
Ich meinte mit dem 100% Recht eher die wünschenswerte Zukunft von 100% erneuerbaren Energien.
Ich meinte mit dem 100% Recht eher die wünschenswerte Zukunft von 100% erneuerbaren Energien.
Ah, danke für die Erklärung. Das hatte ich falsch verstanden
Ich glaube nicht, dass wir zwingend 100 % Erneuerbare brauchen, um eine stabile und klimaverträgliche Energieversorgung zu erreichen.
Sicher ist, dass wir deutlich mehr als 50 % benötigen, wenn wir die fossilen Emissionen substantiell reduzieren wollen. Das ist in diversen Energieszenarien nachlesbar (u. a. IEA Net Zero 2050, IPCC-Pfade).
Fossile Energieträger sind letztlich auch gespeicherte Sonnenenergie. Nur liegen diese in Form von Kohlenwasserstoffen, die über Millionen Jahre im Boden gelagert wurden, vor. Öl und Gas sind begrenzt, und ihre Förderung wird in den kommenden Jahrzehnten zwangsläufig schwieriger und teurer. Das ist ein physikalischer und geologischer Fakt, kein politisches Statement. Kohle ist noch ausreichend da.
Meine Annahme ist, dass sich in der Übergangsphase unser Energiemix deutlich verändert. Erneuerbare werden mittelfristig der zentrale Baustein. Flankiert werden könnte das von weiteren Maßnahmen wie punktuellem Einsatz von Kernenergie, Flexibilisierung der Nachfrage, effizienteren Speicherlösungen und (wo wirtschaftlich sinnvoll) CO₂-Abscheidung und -Speicherung (CCS).
Das Ziel könnte aus meiner Sicht sein, fossile Brennstoffe Schritt für Schritt durch klimaneutrale Alternativen zu ersetzen. Wir dürfen dabei allerdings die Versorgungssicherheit nicht gefährden. Und wir sollten tunlichst den Fehler vermeiden, alles auf eine einzige oder sehr nahe Technologien zu setzen. Schlechte Beispiele sind hier Deutschland mit starkem Fokus auf Sonne und Wind, aber auch Frankreich, die viel zu atomlastig sind.