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Alt 17.10.2024, 07:11   #1
ATom
Szenekenner
 
Registriert seit: 24.07.2018
Beiträge: 119
Der Duft Sardiniens / Sehnsucht, Einsamkeit und wirre Gedanken - ist 2+5 ausreichend?

Angeregt durch den tollen Bericht von tridinski mit seiner Mont Blanc Umrundung würde ich meinen Reisebericht von Sardinien einstellen, sofern Interesse besteht.

Anfangen würde ich heute mit Tag-0, den Vorbereitungen.

Schatzine hat Anfang Oktober noch eine Woche Urlaub eingetragen, nun stellt sich die Frage was wir damit anstellen. Die Wetterprognosen sind so mies, dass wir unsere geplante Radtour in den Alpen mal wieder streichen müssen.

Die liegen gebliebenen Aufgaben ergeben eine lange Liste, so drängt die Vernunft, in diesen freien Tagen endlich einiges abzuarbeiten. Auch die Pflege unserer Tante möchten wir ungern in fremde Hände geben. So reden wir uns diesen „Zuhause“-Plan schön und trösten uns damit, dass wir dieses Jahr schon vier Mal über verlängerte Wochenenden weg waren und eine schöne Zeit hatten.

Am Freitagmorgen entlockt Schatzine dem Wetterbericht, dass Sardinien ein Wetterhoch hat und dort 26 bis 29 Grad und kein Regen zu erwarten sei. Dieser Gedanke lässt uns nicht mehr los und wir beginnen mit Anfragen bezüglich Vertretungen, recherchieren über den Fährbetrieb, über Hotels und Kosten. Nachdem ein Punkt nach dem anderen lösbar scheint, wird die Vorfreude und „Unvernunft“ immer größer. Können wir uns das erlauben? Sind wir egoistisch? Sind die Aufgaben nicht wichtiger? Andrerseits wird unser Zeitfenster für solche Unternehmungen immer kleiner. Wer weiß wie lange wir so etwas noch machen können. Diese Feststellung bringt uns wieder zu „just do it“!

Am Samstag haben wir noch Gäste, was die Detailplanung erschwert. Eine Radtour über mehrere Tage erfordert einiges an Planung. Die Route sollte Sehenswürdigkeiten beinhalten, die Tageskilometer und Höhenmeter müssen passen, möglichst wenig Bundesstraßen oder Schotterwege und am Ende des Tages sollte ein bezahlbares Hotel mit Abendessen und Frühstück die Tagesetappe abschließen. Die Gesamttour muss eine Runde ergeben, mit möglichst gleich langen Zwischenetappen. Eine Planungsaufgabe, die Stunden oder Tage verzehren kann. Oft hat man ein schönes Ergebnis, doch dann ist das gewünschte Hotel weg und man kann wieder von vorne beginnen.

Über die Jahre haben wir unsere Tagesetappen von früher 140 KM bereits auf 120, dann auf 100 und mittlerweile auf 80 KM reduziert. Bei 80 KM hat man Zeit zu fotografieren, kann mal einen Kaffee trinken oder ein Denkmal bestaunen. Außerdem ist man gegen 14 – 15 Uhr am Hotel und kann dort die Gegend genauer erkunden. So viel zur Theorie.
Am Sonntag sitzen wir gemeinsam am PC und versuchen mit Komoot und booking.com unsere Wünsche in Einklang mit der Realität zu bringen. Viele Fähren sind schon ausgebucht, es bliebt nur der Transfer von Genua nach Olbia.

Die Route soll von Olbia entlang der Ostküste bis nach Tortoli führen, dann die Insel queren nach Möglichkeit am Lago Alto del Flumendosa vorbei nach Bosa und dann die Westküste hoch über Alghero nach Porto Torres und mittels zweiter Inselquerung, diesmal im Norden, zurück nach Olbia. Doch egal wie ich trickse, es kommen immer zwischen 550 und 650 KM bei 7-8.000 Höhenmetern heraus, was wir in 5 Tagen zu bewältigen hätten. Zwischen 09:00 Uhr und max. 17:00 Uhr sollten 110 KM aber trotzdem möglich sein. Alle Rennradfahrer schmunzeln vermutlich, da 110 KM auch in 3 Stunden machbar sind. Für das muskelbetriebene Mountainbike im Reisemodus, mit Gepäck und unbekanntem Terrain gelten aber andere Regeln.

Bei der Softvariante mit 80 KM pro Tag müsste Tortoli, der See und die Küstenstraße zwischen Bosa und Alghero gestrichen werden. Das würden wir ungern tun, weil dort die Höhepunkte der Strecke sind. Wir entscheiden uns für die große Runde, mit dem Wissen, dass es wieder anstrengend wird. Die Begründung von Schatzine lass ich gelten: Wir brauchen mentale Erholung, keine körperliche Erholung.

Trotzdem bin ich mir unsicher ob es nicht meine Aufgabe gewesen wäre, die Euphorie und den Tatendrang von Schatzine etwas einzudämmen. Immerhin kann ich sie dahingehend überzeugen, diesmal alle Hotels sofort zu buchen. Wir sehen, dass die Auswahl äußerst gering ist und das Landesinnere sehr wenig Infrastruktur bietet.

Am Sonntag gegen 16:00 Uhr wird alles gebucht. Erst die Fähre, Parkhaus in Genua, dann die ganzen Hotels. WOW, die Entscheidung ist gefallen. Wir fahren in den Süden! Jetzt noch schnell packen. Die Fahrradwahl begünstigt mal wieder die Bullies. Das sind Mountainbikes mit 55er Stollenbereifung, montierten Aufnahmen für Front und Satteltaschen, ohne Elektronik, etwas schwerer aber zuverlässig und ständig im Gebrauch. Kurzer Check, Flaschenhalter wir später festgezogen, Tröpfchen Öl und ab ins Auto.

Als ich kurz vor 20:00 Uhr die Tickets ausdrucke, fällt mir auf, dass beim gebuchten Parkhaus ein Hinweis steht: „nur für MSC-Kreuzfahrtgäste mit Ticket“. Auweia, das haben wir übersehen. Die Stornofrist beträgt 24 Stunden vor Ankunft. Da ich 20:00 Uhr angegeben habe beträgt die Frist noch 5 Minuten. - Glück gehabt, die Stornierung klappt, die Verwaltungsgebühr von 5 € ist zu verschmerzen. Also neues Parkhaus suchen. Alles scheint ausgebucht zu sein, vom wilden Parken in Genua wird dringend abgeraten. Nach langem Suchen finden wir eines, welches ca. 10 KM vom Hafen entfernt ist. Es bleibt keine Wahl, also buchen. Was wäre passiert, wenn ich diesen MSC-Hinweis nicht gelesen hätte. Diesen Stress möchte ich mir gar nicht ausmalen.

Ich schlafe kaum. Gedankenchaos. Was- wenn wir die Fähre verpassen, was- wenn wir die Tagesetappen nicht schaffen, was- wenn wir einen technischen Defekt oder Unfall haben, was- wenn wir die Rückfähre verpassen. Ich sinniere, warum wir immer wieder solche Risiken eingehen. Pauschalurlaub mit all-inclusive gibt es doch auch. Dann fällt mir der Kalenderspruch ein: „Ein Schiff im Hafen ist sicher, aber dafür wird es nicht gebaut“. Wir wollen und brauchen diese Spannung, dieses Freiheitsgefühl, diese Naturerfahrungen, das Schulterklopfen und die damit verbundenen Erinnerungen. Nach dieser Erkenntnis schlafe ich dann doch noch ein.

Am Montag noch schnell die Tante versorgen und dann ab nach Genua. Der Routenplaner sagt 630 KM, wir rechnen mit 8 Stunden. Da wir um 10:00 Uhr loskommen, die Fähre um 21:30 Uhr ablegt, müsste genügend Puffer sein.

Verkehr läuft gut, wir sind glücklich über die unvernünftige Entscheidung. Nach einer Baustellensituation bemerken wir, kurz vor Küssnacht/Schweiz, dass auf einem Schild „Gotthard“ gestrichen ist. Das Autonavi bestätigt aber unseren unveränderten Kurs, die Gegend ist herrlich, die Straße leer, wir entscheiden weiter zu fahren und siehe da, bei den nächsten Schildern ist „Gotthard“ nicht mehr durchgestrichen. Irgendwann bemühe ich das Handy um dort mal nachzusehen und entdecke, dass die Axenstraße gesperrt sein soll. Umdrehen, was mittlerweile ca. 100 KM Umweg bedeutet oder den Versuch wagen dort irgendwie durchzukommen. Nachdem wir mittlerweile fast alleine auf der Straße sind und „Gotthard“ auf den Schildern wieder durchgestrichen ist, drehen wir um. Das wird uns mindestens eine Stunde kosten. Ich ärgere mich über meine Naivität und dass ich die „Zeichen“ nicht verstehen wollte. Aber alles gut, wir liegen trotzdem noch gut in der Zeit.

Genua rückt näher, es ist schon dunkel und es regnet in Strömen, wir finden das Parkhaus auf Anhieb. Regenjacke an und raus in das Straßenchaos von Genua.

Mein GarminEdge führt mich zuverlässig über die geplante Route. In der Nähe des Hafens stellt sich uns ein „Security“ mit ernster Miene in den Weg. Wir verstehen zwar kein Wort, aber seine Gestik lässt uns erahnen, dass hier kein Durchkommen ist. Ich zeige ihm meine Route auf dem Handy. Er schüttelt den Kopf und sagt immer etwas von GoogleMaps. Ich reiche ihm unser Handy, immer noch bei strömendem Regen. Durch die Regentropfen verweigert der Bildschirm immer wieder seine Funktionen. Er installiert GoogleMaps und programmiert für uns eine neue Route ein. So gelangen wir über einige abenteuerliche Straßen zum Hafengebäude für Fußgänger.

Ewige Warteschlangen, wir wissen nicht wohin wir sollen. Doch dann geht es ganz schnell. Das aufgeweichte Ticket gezeigt, bekommen wir die Info: Gate 11. Über unzählige Gangways, Treppen und Hafenstraßen, sehen wir endlich „unsere“ Moby. Eine lange Autoschlange stellt uns vor die Frage: Hintenanstellen, bei immer noch strömendem Regen, oder fragen ob wir mit dem Fahrrad Vorrang haben. Der Einweiser plappert irgendetwas italienisches was ich nicht verstehe, gibt mir aber ein Zeichen, dass wir auf die Fähre können.

WOW, wir haben es noch rechtzeitig geschafft. Erleichterung macht sich breit. Dem nächsten Einweiser das Ticket gezeigt, schüttelt der den Kopf. Das ist die Fähre nach Porto Torres, wir sind falsch.

Also nochmals ein Kilometer zum äußersten Gate am Hafen und dort liegt dann tatsächlich die Fähre nach Olbia. Diese ist sehr alt und sehr schmuddelig. Die Kabine winzig und ebenfalls sehr in die Jahre gekommen. Egal, wir müssen nun erstmal unsere nassen Klamotten und Schuhe trocknen und für eine Nacht wird es im Stockbett, lautem Motorengeräusch und sanftem Schaukeln schon gehen.
ATom ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 17.10.2024, 07:29   #2
carolinchen
Szenekenner
 
Benutzerbild von carolinchen
 
Registriert seit: 11.08.2008
Ort: eppele
Beiträge: 4.942
Mehr!
carolinchen ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 17.10.2024, 07:35   #3
wutzel
Szenekenner
 
Benutzerbild von wutzel
 
Registriert seit: 18.09.2015
Beiträge: 813
Zitat:
Zitat von carolinchen Beitrag anzeigen
Mehr!
Viel mehr!!!
wutzel ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 17.10.2024, 07:38   #4
Siebenschwein
Szenekenner
 
Registriert seit: 24.06.2019
Ort: Zürič
Beiträge: 2.888
Klasse Aktion! War letzte Woche auch auf Sardinien, Region Orosei, und es war phantastisch! Hatte zwar das Rennrad dabei, aber war auch etwas neidisch auf die Leute mit Radtaschen, die da rumgefahren sind. Hatte das vor mehr als 20 Jahren mal gemacht und es ist einfach eine geile Insel.
__________________
Wenn Ihr alle die Zeit, die Ihr hier im Forum vertüdelt, fürs Training nutzen würdet...
Siebenschwein ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 17.10.2024, 08:33   #5
Nepumuk
Szenekenner
 
Benutzerbild von Nepumuk
 
Registriert seit: 30.12.2009
Ort: 64560 Riedstadt
Beiträge: 3.552
"Schatzine" gefällt mir sehr gut. Gerne mehr davon!
Nepumuk ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 17.10.2024, 08:40   #6
sybenwurz
triathlon-szene.de Autor
 
Benutzerbild von sybenwurz
 
Registriert seit: 05.01.2007
Ort: Puy la Clavette
Beiträge: 38.475
Ihr habt wahrscheinlich keine Schlafsäcke mit, aber das letzte Mal, als ich nach Korsika gefahren bin, haben wir uns aufgeteilt: ich hab die Motorräder versorgt und festgezurrt, meine Blume ist rauf an Deck und hat uns Schlafplätze organisiert. Liegestühle am (trockenen) Pool.
So gut hab ich in meinem Leben nie zuvor und auch hinterher sicher nimmer geschlafen wie in diesem durchhängenden Ding, die Füsse aufm Beckenrand und in der Meerluft.

Allerdings kenne ich auch daher das Grummeln, trotz 900km Anreise nach Genua rechtzeitig an der Fähre zu sein, den Weg durchn Hafen zu finden, ziemlich gut und kann jederzeit gerne darauf verzichten.
__________________
Erinnerst du dich an die Zeit vorm Internet, als wir dachten, die Ursache für Dummheit wäre der fehlende Zugang zu Informationen? DAS war es jedenfalls nicht!
sybenwurz ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 17.10.2024, 10:37   #7
DocTom
Szenekenner
 
Benutzerbild von DocTom
 
Registriert seit: 19.12.2016
Ort: HH, oder fast...
Beiträge: 10.475
Toller Bericht, gerne mehr! Das verleitet mich evtl. zum Nachmachen...
__________________
„Der Horizont vieler Menschen ist wie ein Kreis mit Radius Null. Und das nennen sie dann ihren Standpunkt.„

Albert Einstein (1879 – 1955)
DocTom ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 17.10.2024, 12:13   #8
bellamartha
Szenekenner
 
Benutzerbild von bellamartha
 
Registriert seit: 30.05.2010
Beiträge: 6.113
Super! Macht Spaß, zu lesen!
Ich freue mich auf mehr.
bellamartha ist offline   Mit Zitat antworten
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