Eigentlich mußte mich keiner überzeugen, daß ein Helm nützlich sein kann, aber jetzt durfte ich es in einem Selbstversuch eindrucksvoll nachweisen. Selbst als überzeugter Helmträger war ich überrascht über das Ergebnis - daher ein Hoch auf mein Fahrradhelm (Scott Fuga, möge er in Frieden ruhen)

.
Versuchsdurchführung:
vorgestern, strahlende Sonne, ich rolle gemütlich heimwärts aus der Arbeit entlang einer Hauptstraße innerorts. Breite Kreuzung, von rechts kommt ein Auto, verlangsamt, da er ja keine Vorfahrt hat; sobald ich es sehe, lasse ich die Bremsgriffe los und fahre weiter. Auf Höhe des Autos sehe ich im Augenwinkel das Auto auf mich zufahren

. Es reichte nur noch für den Gedanken "oh Gott, mein Rad", da knallt es schon. Es folgte eine gefühlt 30 Sekunden lange Zeit des Schwebens (volare...), gefolgt von einem sauberen Aufschlag mit dem Kopf voraus (in meiner Jugend hieß es, "er fällt auf den Kopf wie en chinesischer Reißnagel"). Ich hatte sogar noch Zeit, mir vorzustellen, wie der Helm zermalmt wird, und ich bis zum Asphalt durchdringe - aber nichts da. Es war nur ein stumpfer, weicher gedämpfter Stoß, dann schlug der Rest vom Körper irgendwie auf dem Rücken auf. Das frische Weizenmischbrot im Rucksack hat wohl den Rest an Dämpfung besorgt.
Versuchsauswertung:
Ich liege da, fluche wie ein Kutscher, uns stehe nach 20 Sekunden auf. Erstaunlicherweise scheint alles zu funktionieren, wenn auch einiges schmerzt. Der Autofahrer steht dafür leichenblaß neben seinem Wagen und zittert vor Schreck und fragt untentwegt, was denn passiert sei, er hätte mich überhaupt nicht gesehen. Die Passanten kümmern sich mehr um ihn als um mich, sobald ich stehe.

Mein Rad liegt ca. 3 m neben mir, in deutlich schlechterem Zustand als ich (ein Pferd würde man wohl jetzt erschießen).

Zumindest ein Foto mache ich schon mal:
Geschätzte Flugentfernung: ca. 6 - 7 m für jeden von uns; das Auto kam nur ca. 5 m weit nach dem Zusammenstoß. (als echter Sportsgeist: schneller, weiter, höher - habe ich wohl alles erreicht

).
Krankenwagen, Polizei, Unfallarzt, Röntgen fast aller Körperteile, MRT, ...- das volle Programm. Fazit: Prellungen/Quetschungen an linkem Fuß, rechte Pobacke und rechte Hand, die heute schon stark abgeklungen sind. Einzige ernstere Verletzung kam durch die Stauchung der Hals/Brustwirbelsäule: die ganze Bänder/Sehnenstruktur ist gezerrt, mit Einblutungen, ein Wirbel hat einen kleinen Deckeneinbruch und zwei früher geschädigte Bandscheiben sind etwas gereizt. Es reicht zwar, daß ich ordentliche Schmerzen habe, und der Nacken/linker Schulter deutlich eingeschränkt sind, voraussichtlich mehrere Wochen lang. Aber angesichts der Flugbahn waren sich alle einig: das hätte ganz anders ausgehen können. Und wenn ich den Helm ansehe, mag ich gar nicht vorstellen, die gleichen Spuren auf meinem Schädel zu haben:
Fazit:
1. Ein Helm kann mehr abfangen, als ich es mir hätte vorstellen können.
2. Man kann noch so gut bei gefährlichen Situationen aufpassen, wenn es dumm läuft, erwischt es einen dort, wo das Risiko am geringsten erscheint.
3. Ich darf jetzt nicht nur ein neues Rad suchen, sondern wohl auch die Saisonplanung erst mal überdenken, und mich erst mal gründlich ausruhen (um es positiv zu sehen).