Markus Lanz hat einen sehr informativen, hervorragenden Doku-Film über Schweden vor Ort gedreht, indem er zahlreiche Perspektiven in Interviews authentisch darstellt. Tegnell, Altenheime, Erzbergwerk, Migranten, Krankenhaus, von Covid-Betroffene, Historiker, Schriftsteller usf. Der Film lohnt sich wirklich, auch weil er handwerklich-ästhetisch die Winterstimmung in Schweden sehr gut rüberbringt. Ich glaube, Lidlracer hatte ihn schon mal verlinkt.
Ich komme jetzt darauf zurück, weil gerade über die Altenheime diskutiert wurde. In Schweden leben, im Unterschied zu Deutschland, die Heimbewohner wirklich komplett isoliert von allen Besuchen wie der Film es zeigt. https://www.zdf.de/gesellschaft/mark...-2021-100.html
Zur Zeit dreht sich die Diskussion in der Öffentlichkeit ja bereits darum, wieweit wir öffnen können und welche Inzidenzzahlen angesichts erster, durchaus statistisch messbarer Impferfolge aktuell gerade noch vertretbar sind.
V.a NRW in Form von Laschet und Gesundheitsminister Laumann spielen da (IMHO) eine hoch problematische Rolle und weigern sich, die in den Öffnungsplänen vorgesehene Notbremse zu ziehen.
Ihre Hauptargumente: die Inzidenzen steigen derzeit v.a. wegen der Ausweitung der Schnelltests (d.h. einer sinkenden Dunkelziffer, weil man jetzt mehr Infekte erfasst). Das zweite Argument, ist, dass die Risikogruppen bereits geimpft seien, so dass man aktuell höhere Inzidenzen akzeptieren könne.
Beides klingt auf den ersten Blick logisch, aber beide Argumente haben erhebliche Schwächen. Die Erhöhung der Zahlen aktuell hängen fast ausschließlich mit dem erhöhten R-Wert der B1.1.7-Mutante zusammen und diese dritte Welle wurde von allen seriösen Modellierungen so vorhergesehen. Mittlerweile ist die Mutante B1.1.7, die vor zwei Wochen noch weniger als 50% der Covid-19-Fälle ausgemacht hat, bereits auf 75% angestiegen. Alle positiven Fälle bei uns in der Klinik (Mittlerweile 5 Patienten und zwei Mitarbeiter alleine in den letzten zwei Wochen) sind auf die Mutante zurückzuführen.
Auch der Verweis auf geimpfte Risikogruppen ist hochproblematisch, denn große Teile der Risikogruppen sind noch komplett ungeimpft und die Mehrzahl der Geimpften haben erst eine Impfung erhalten und verfügen daher nur über einen eingeschränkten Schutz.
Und dann muss ich hier noch eine Geschichte erzählen, die mir meine Frau gestern zugetragen hat. Inzidenzzahlen und Mortalitätsziffern auf irgendwelchen Dashboards des RKI oder auf worldometer sind eine Sache. Dahinter stecken aber immer auch Schicksale.
Ein Schüler einer Kollegin meiner Frau (2.Klasse) fehlte gestern entschuldigt beim Wechselunterricht. Sein Vater (44J) ist am WE überraschend verstorben, beim Kartenspiel mit seinem Sohn.
Der Vater war vor 4 Wochen covid-19-positiv getestet worden, hatte einen eher milden Verlauf und musste nie ins Krankenhaus. Er hatte Übergewicht, ansonsten wusste meine Frau von keinen Hintergründen wie z.B. weiteren Risikofaktoren. So ein plötzlicher Todesfall aus scheinbarem Wohlbefinden heraus ist in der Regel plötzlicher Herztod (durch Kammerflimmern) oder eine Lungenembolie bei unerkannter tiefer Venenthrombose. Beide Zustände kommen nachweisbar massiv gehäuft im Zusammenhang mit covid-19 vor. Es ist schwer vorstellbar, dass es bei einem plötzlichen Todesfall in diesem Alter keinerlei Zusammenhang zu dem kürzlich durchgemachten Infekt gibt und ich musste an eine Coronavirus-Update-Folge vom Oktober 2020 denken:
Diese Podcast-Episode war plötzlich vor meinem inneren Auge. Und im Gegensatz zu Drostens Überzeugung "Das kann man einfach so nicht durchlaufen lassen", haben sich Teile von Deutschland offensichtlich durchaus (vermutlich ohne sich der vollen Konsequenz ihrer Entscheidung bewusst zu sein) dazu entschlossen, die Pandemie so durchlaufen zu lassen und den Verlust von einzelnen Familienvätern (und -müttern) aus bestimmten Risikogruipen gesellschaftlich in Kauf zu nehmen
Beides klingt auf den ersten Blick logisch, aber beide Argumente haben erhebliche Schwächen. Die Erhöhung der Zahlen aktuell hängen fast ausschließlich mit dem erhöhten R-Wert der B1.1.7-Mutante zusammen und diese dritte Welle wurde von allen seriösen Modellierungen so vorhergesehen. Mittlerweile ist die Mutante B1.1.7, die vor zwei Wochen noch weniger als 50% der Covid-19-Fälle ausgemacht hat, bereits auf 75% angestiegen. Alle positiven Fälle bei uns in der Klinik (Mittlerweile 5 Patienten und zwei Mitarbeiter alleine in den letzten zwei Wochen) sind auf die Mutante zurückzuführen.
Auch der Verweis auf geimpfte Risikogruppen ist hochproblematisch, denn große Teile der Risikogruppen sind noch komplett ungeimpft und die Mehrzahl der Geimpften haben erst eine Impfung erhalten und verfügen daher nur über einen eingeschränkten Schutz.
Und dann muss ich hier noch eine Geschichte erzählen, die mir meine Frau gestern zugetragen hat. Inzidenzzahlen und Mortalitätsziffern auf irgendwelchen Dashboards des RKI oder auf worldometer sind eine Sache. Dahinter stecken aber immer auch Schicksale.
Ein Schüler einer Kollegin meiner Frau (2.Klasse) fehlte gestern entschuldigt beim Wechselunterricht. Sein Vater (44J) ist am WE überraschend verstorben, beim Kartenspiel mit seinem Sohn.
Der Vater war vor 4 Wochen covid-19-positiv getestet worden, hatte einen eher milden Verlauf und musste nie ins Krankenhaus. Er hatte Übergewicht, ansonsten wusste meine Frau von keinen Hintergründen wie z.B. weiteren Risikofaktoren. So ein plötzlicher Todesfall aus scheinbarem Wohlbefinden heraus ist in der Regel plötzlicher Herztod (durch Kammerflimmern) oder eine Lungenembolie bei unerkannter tiefer Venenthrombose. Beide Zustände kommen nachweisbar massiv gehäuft im Zusammenhang mit covid-19 vor. Es ist schwer vorstellbar, dass es bei einem plötzlichen Todesfall in diesem Alter keinerlei Zusammenhang zu dem kürzlich durchgemachten Infekt gibt und ich musste an eine Coronavirus-Update-Folge vom Oktober 2020 denken:
Diese Podcast-Episode war plötzlich vor meinem inneren Auge. Und im Gegensatz zu Drostens Überzeugung "Das kann man einfach so nicht durchlaufen lassen", haben sich Teile von Deutschland offensichtlich durchaus (vermutlich ohne sich der vollen Konsequenz ihrer Entscheidung bewusst zu sein) dazu entschlossen, die Pandemie so durchlaufen zu lassen und den Verlust von einzelnen Familienvätern (und -müttern) aus bestimmten Risikogruipen gesellschaftlich in Kauf zu nehmen
Danke für dieses Posting! Hier deckst Du meine (übrigens schon lange vorhandenen) Ein- und Ansichten sehr gut ab.
Und dann muss ich hier noch eine Geschichte erzählen, die mir meine Frau gestern zugetragen hat. Inzidenzzahlen und Mortalitätsziffern auf irgendwelchen Dashboards des RKI oder auf worldometer sind eine Sache. Dahinter stecken aber immer auch Schicksale.
Ein Schüler einer Kollegin meiner Frau (2.Klasse) fehlte gestern entschuldigt beim Wechselunterricht. Sein Vater (44J) ist am WE überraschend verstorben, beim Kartenspiel mit seinem Sohn.
Der Vater war vor 4 Wochen covid-19-positiv getestet worden, hatte einen eher milden Verlauf und musste nie ins Krankenhaus. Er hatte Übergewicht, ansonsten wusste meine Frau von keinen Hintergründen wie z.B. weiteren Risikofaktoren. So ein plötzlicher Todesfall aus scheinbarem Wohlbefinden heraus ist in der Regel plötzlicher Herztod (durch Kammerflimmern) oder eine Lungenembolie bei unerkannter tiefer Venenthrombose. Beide Zustände kommen nachweisbar massiv gehäuft im Zusammenhang mit covid-19 vor. Es ist schwer vorstellbar, dass es bei einem plötzlichen Todesfall in diesem Alter keinerlei Zusammenhang zu dem kürzlich durchgemachten Infekt gibt und ich musste an eine Coronavirus-Update-Folge vom Oktober 2020 denken:
Diese Podcast-Episode war plötzlich vor meinem inneren Auge. Und im Gegensatz zu Drostens Überzeugung "Das kann man einfach so nicht durchlaufen lassen", haben sich Teile von Deutschland offensichtlich durchaus (vermutlich ohne sich der vollen Konsequenz ihrer Entscheidung bewusst zu sein) dazu entschlossen, die Pandemie so durchlaufen zu lassen und den Verlust von einzelnen Familienvätern (und -müttern) aus bestimmten Risikogruipen gesellschaftlich in Kauf zu nehmen
Hallo Harald,
ein sehr traurige Geschichte. Meine ehemaliger Trainingspartner ist im Nov 2019 nach dem Training in der Dusche zusammengebrochen,seine Tochter hat ihn tot auf gefunden. Mitte 40 ,Marathon Pb 2.45.
Ob der von dir beschriebene Familienvater vorerkrankt war,wisst ihr ja nicht,ob es wirklich durch Covid19 verursacht sein könnte ebenfalls nicht.
Wie will man die Menschen schützen? Todesfälle durch Infekte gab es schon vor Corona.
Wie siehst du die Lage als Mediziner? Logdown bis zur Inzidenz von unter 10 ist glaube nicht durchziebar.
Das Impfen wird wohl dieses Jahr ziemlich zäh vorrangehen.
Wie soll das Jahr 2021 weitergehen? Irgendwie eine Zwickmühle. Viele Menschen sind wirtschaftlich im Grenzbereich.
Das Impfen wird wohl dieses Jahr ziemlich zäh vorrangehen.
Wie soll das Jahr 2021 weitergehen? Irgendwie eine Zwickmühle. Viele Menschen sind wirtschaftlich im Grenzbereich.
Und wieder wird dieser angebliche Gegensatz zwischen Wirtschaft und Gesundheit postuliert, den es nicht gibt.
Mit niedrigen Inzidenzen geht es allen besser, auch wirtschaftlich, wie auch der Präsident des Ifo-Instituts Clemens Fuest immer wieder betont.
Z.B.hier: https://www.zdf.de/nachrichten/wirts...fuest-100.html
__________________
AfD-Verbot jetzt - und die "Werteunion" am besten gleich mit!
Russland ist ein Terrorstaat.
Unite behind the science!
Fahrrad for future!
Da es ja nichts mehr zum Aufmachen gibt....wenn alles runtergefahren...
;-)
Peace und einen schönen Tag.
Stichwort "alles" runterfahren. Bei welchen Zahlen würdest Du diese Formulierung für angemessen erachten? Würde Dir das passend erscheinen für einen BIP-Rückgang von:
Ich möchte wirklich nicht bestreiten, dass die Wirtschaft (teilweise) schwer von Corona betroffen ist. Und ich sehe auch die Schicksale dahinter, den Frust, den Ärger, die Verzweiflung. Trotzdem denke ich, wir sollten uns in der Gesamt-Beurteilung der Lage von den entsprechenden Zahlen leiten lassen. Und ca. 5 Prozent-BIP-Rückgang für Deutschland im Jahr 2020, bei deutlicher Wachstumsprognose für 2021, scheint mir schlimm, aber weit weg davon, die Formulierung "alles runterfahren" zu rechtfertigen.
Zudem möchte ich erwähnen, dass der Wirtschaftsrückgang in der Finanzkrise 2009 noch größer war. Ich weiß natürlich, das Vergleiche immer hinken, sehe das aber trotzdem als Indiz dafür, dass eine rasche wirtschaftliche Erholung möglich ist.
Meiner Meinung nach würde es aber bei der Bewältigung der Krise helfen, wenn wir jetzt nicht die Nerven wegschmeißen, sondern noch ein paar Monate durchhalten, bis die Impfungen sich entsprechend auswirken. Dann wird es rasch bergauf gehen. Davon bin ich überzeugt.
Und weil ich schon vor meinem geistigen Auge jemanden die folgende Antwort eintippen sehe: "Aber was ist, wenn Mutationen oder sonstige Entwicklungen die Impfung ausbremsen oder gar neue Viren auftauchen, usw... ?" Ja, das wäre schlimm. Und es würde vieles verändern. Aber es würde nichts daran ändern, dass es sinnvoll ist, JETZT die nach der AKTUELLEN Lage richtigen Dinge zu tun.
Und wieder wird dieser angebliche Gegensatz zwischen Wirtschaft und Gesundheit postuliert, den es nicht gibt.
Mit niedrigen Inzidenzen geht es allen besser, auch wirtschaftlich, wie auch der Präsident des Ifo-Instituts Clemens Fuest immer wieder betont.
Z.B.hier: https://www.zdf.de/nachrichten/wirts...fuest-100.html
Hinzu kommt, dass es uns (der großen Mehrheit) wirtschaftlich nach wie vor sehr gut geht. Die Ärmsten werden Ärmer - das wurden sie aber bereits vor Corona ständig und hat ganz andere Ursachen. Es werden auch medial ständig Katastrophen herbeigeredet, die so überhaupt nicht existieren.
Und wieder wird dieser angebliche Gegensatz zwischen Wirtschaft und Gesundheit postuliert, den es nicht gibt.
Mit niedrigen Inzidenzen geht es allen besser, auch wirtschaftlich, wie auch der Präsident des Ifo-Instituts Clemens Fuest immer wieder betont.
Z.B.hier: https://www.zdf.de/nachrichten/wirts...fuest-100.html
Das verstehe und glaube ich. Aber eben nicht mehr die Menschen welche aktuell vor dem wirtschaftlichen Ko stehen.