Heute jährt es sich zum 20ten mal: Der Mauerfall.
Ich oute mich jetzt auch gleich mal voll um dem Thread jeglichen Geruch von political correctness zu nehmen:
Ich war nie ein Freund der Wiedervereinigung. Ich habe das "Warum?" schlicht nie kapiert. Technisch verstanden habe ich es natürlich schon. Ich spreche deutsch, kann lesen und hatte Geschichtsunterricht. Es gelang mir aber nie, die historische Dimension und die historische Notwendigkeit und das Streben der Ältern nach der Einheit zu begreifen. Wenngleich mich Schicksale von geteilten Familien durchaus berühren und berührten. Für mich als 1966 geborenen, war die DDR immer deutschsprachiges Ausland. So wie die Schweiz oder Österreich. Blutsverwandte hatte ich dort nicht.
Der Unterschied (zu Österreich oder der Schweiz) war allerdings, dass ich nur ungefähr gewusst habe wie es dort in der DDR zuging. Auch das habe ich nicht wirklich verstanden. Nach dem Motto: "Die Botschaft höre ich wohl, allein der Glaube fehlt mir." Tatsächlich nur ein Wort im wahrsten Sinne: Unglaublich!
Der Schwiegervater kommt von "Drüben" Er ist aber noch mit 16 abgehauen bevor die Mauer gebaut wurde. Sie hatten nix zu essen für die sieben Kinder. Meine Frau und ihre Familie waren "hinterher" (im kalten Krieg) halt ab und an mal "drüben" und haben von der Stasi geduldete Verwandtenbesuche gemacht. Aus deren Erzählung kommt mein Wissen über die Zustände der DDR -und aus der Schule und aus Büchern und aus'm Fernsehn.
Heute bin ich ab und an mal in den neuen BL um Geschäfte zu machen. Gute und Erfolgreiche waren es bisher nie. Es gibt dort kaum Geschäftskunden. Viel Infrastruktur, viel alte Menschen und ne hohe Arbeitslosigkeit. Mindestens gefühlt bin ich immer auf meinen Kosten sitzen geblieben. Als Geschäftsmann und auch als Steuerzahler. Aber tut man das als Letzterer in Deutschland 2009 nicht sowieso? Anyway ...
Wobei meine geschäftlichen Kosten eh nicht so hoch waren. Die des Steuerzahlers angeblich um die 1,3 bis 1,6 Billionen EUR. Auch hier gelingt es mir wieder einmal nicht die Dimension zu begreifen. Das ist ne Menge.
Ich kenne heute auch den einen oder anderen "ost-sozialisierten" persönlich und habe mit dem einen oder anderen Zusammengearbeitet: Jeder einzelne ein ganz feiner Mensch und eine Bereicherung. Sollte das etwa der Grund für die Wiedervereinigung sein?
Es bleibt wie es war: Technisch verstanden habe ich es schon; wirklich kapiert nie.
Helmut