Ist wieder spät geworden heute...
Nach dem kurzen Schnack mit meinen Eltern ging es weiter Richtung kleine Scheidegg. 1300Hm auf 11km verteilt, also kein Möglichkeit die Beine hängen zu lassen. Die Boullion schwappte lustig im Magen herum und meldete sich noch einige Male. Zunächst fühlte es sich ganz angenehm auf dem Mountainbike an und ich hatte noch einige Übersetzungsreserven. Das Asphaltband schlängelte sich durch ein Waldgebiet immer weiter hoch. Bei den ersten steileren Passagen bekomme ich fiese kleine Krämpfe in den Kniekehlen, also erst mal in den Wiegetritt. Zum Glück verschwinden die Krämpfe nach kurzer Zeit wieder. So geht es einige Zeit recht ereignisarm weiter, das Feld ist weit auseinandergezogen und jeder da einsortiert wo er hingehört. Es gibt kaum noch Verschiebungen. Nach 1 Stunde war die Übersetzungsreserve verbraucht und es meldete sich ein alter Bekannter, der Rücken. Immer wieder bin ich kurz in den Wiegetritt um den Rücken zu entlasten. Sehr langsam kämpfte ich mich im Tunnelmodus zur kleinen Scheidegg konstant im GA2 Puls hoch. Wir verließen den Wald , aber aufgrund des stärker werdenden Nebels gab die Landschaft keine schönen Ausichten preis. Weit über uns sahen wir andere MTB schemenhaft den Berg hochkraxeln. Ein kleiner Hauch „Der Hund von Baskerville“ umwehte uns.
Schon recht bald kamen die ersten Schiebepassagen und wenig später der „finale“ Anstieg zur kleinen Scheidegg hoch. Hier ist die Station der Jungfraubahn und es tummelten sich einige Touristen, die verwundert das Treiben der komischen Figuren betrachteten.
Boullion, Boullion, Cola, Iso, Wasser ... preisten die Helfer ihre „Waren“ an. Ja genau so in der Reihenfolge bitte. Und natürlich noch Schweizer Schokolade. Ein kleines blondes Mädchen ging von Sportler zu Sportler und bot Wasser an. Während des Aufstiegs konnte ich nicht viel zu mir nehmen und jetzt merkte ich, dass ich dringend neue Energie brauchte. Also noch einen großen Schluck aus der großen Pulle Quali Gel. Dann die warmen Sachen inklusive Beinlinge anziehen und ab Richtung Tal. Als ich langsam über die Eisenbeinschienen rollte kippte mein Nebenmann stumpf zur Seite um. Sofort waren einige Helfer da und halfen ihm auf, da schien nichts schlimmeres passiert zu sein. Ich lies es über Schotter Wanderwege rollen so gut es ging und bekam richtig gute Laune, das machte richtig Spaß. Ich fuhr ganz alleine, nach einiger Zeit überholte mich eine Staffel MTB'lerin und ich heftete mich an ihr Hinterrad. So cruisten wir Richtung Stechelberg
Nach dem Wiedereintritt in den Wald kam eine steilere technische Passage, der sogenannte Wurzeltrail, beim ersten Stück hätte es mich fast zerlegt, irgendwie bin ich aber dann doch im Sattel geblieben, nur die folgende Rechtskurve war dann etwas zu eng für mich und ich musste absteigen. Das steilere Stück habe ich dann geschoben und bin anschließend wieder aufgestiegen. Für einen MTB Rookie hab ich mich , denke ich , ganz gut geschlagen. Weiter ging es über recht steile und engkurvige Trails und Wege entlang eines Bergbachs. Bald erschienen schon die ersten Häuser und kurze Zeit später befanden wir uns schon auf der Straße nach Stechelberg. Schnell war die MTB'lerin auf und davon. Kurze Zeit später tauchte schon die Wechselzone auf und wir wurden von den Zuschauern am Wegesrand angefeuert. Im Wechselzelt saß ein Österreicher neben mir und sagte in diesem schönen Singsang:
„Bis jetzt 8 Stunden super, das geht sich ganz sicher aus . Jetzt kommt der gemütliche Teil“.
Also auf zum gemütlichen Teil. Meine Eltern warteten auch an der Wechselzone und mein Vater bestätigte mir ein weiteres Mal , dass ich noch ganz frisch aussehe ;-)
Wir zuckelten im gemütlichen Trab zurück Richtung Lauterbrunnen.
Tief durchatmen auf dem Weg nach Lauterbrunnen
Das ging doch ganz ordentlich. In Lauterbrunnen bog der Weg links Richtung Mürren ab und es wurde steiler. Ich lief weiter und es fühlte sich noch ganz gut an. Der Puls stieg schnell deutlich über GA Niveau an, so dass ich auf Mischbetrieb zwischen Gehen und Laufen um, damit der Puls sich wieder etwas beruhigen konnte. Der Österreicher zog davon. Der Abstand der Verpflegungsstationen wurde enger, ich nahm immer Boullion , Cola, Wasser und ein Stück Schokolade für die Wangentasche. Sehr schön war auch die Station mit Wasserschwämmen zum Kühlen bei 5 Grad. Kurz vor Mürren kam ich dann mit Vincent dem freundlichen Franzosen ins Gespräch. Beide waren wir erstmalig hier beim Inferno am Start, er berichtete , dass er schon in Roth gestartet sei und fragte mich, ob ich schon mal in Frankreich gestartet sei. Das musste ich verneinen und fragte ihn, welches Rennen er denn empfehlen konnte.
„Embräh“ war seine Antwort. I finished it 13 times.
Embräh sage mir gar nix. Where is it?
In the south of France. Very high mountains.
Dann viel der Groschen. Ah you mean Embruun with the ride over the Izoard?
Yes, Embräh
Oh you finished it 13 times? You are a hero , a champion.
Oh no.
Boah ich war mit einem 13 maligen Embrun Finisher unterwegs, der sollte wissen wie man hier ins Ziel kommt. In meinem Hirn fing es an zu arbeiten.
Vincent, If I can finish here, can I do Embrun?
Yes shure, why not?
I thought it's harder there.
Oh no it's quite the same.
Irgendwie hat mich das beflügelt und so hat sich im Aufstieg zur Scheidegg ein Ziel für die nächsten Jahre aufgetan.
Das Stück vor Mürren ist recht flach, so konnten wir in den Ort einlaufen und wurden von viele Supportern angefeuert , was richtig gut tat. Immer wieder ein aufmunterndes „Heja, Heja“ oder „Hopp“ . Hier warteten auch meine Eltern , was mein Vater sagte ist ja mittlerweile bekannt. In Mürren hatte ich mir gestern ein warme Jacke für den Aufstieg deponiert, die ich gut gebrauchen konnte.
Auf zu den finalen 1500hm , verteilt auf 8 km.