Ich verstehe die Diskussion um eine Impfpflicht nicht. Corona ist doch für die Mehrheit der Bevölkerung harmlos bis höchstens ziemlich unangenehm, aber kein Risiko, wegen der man sich impfen müsste (man kann natürlich, je nach persönlichem Risikoempfinden). Nur eine Minderheit, vor allem bestimmte Risikogruppen (Alte, Vorerkrankungen, Übergewicht...) tragen ein hohes Risiko. Es reicht doch völlig, wenn eine Impfung da ist, wenn diese Risikogruppe sich als Schutz impft. Auch die "konventionelle" Grippeimpfung wurde immer freiwillig, besonders für gewisse Risikogruppen empfohlen. Der Vergleich mit Polio hinkt, da bei Polio jeder Befallene in hohes Risiko von bleibenden Schäden hat, im Gegensatz zu Corona. Ich halte wenig von generellen Impfpflicht bei Krankheiten, die nur bei einer kleinen Minderheit überhaupt problematisch sein kann.
Ich sehe also keinen Grund für eine "Herdenimmunität", sobald (falls) eine wirksame Impfung zur Verfügung steht. Wenn keine Impfung da ist, wären natürlich sehr sichere Antikörpertests eine Hilfe, und diese müssten wohl bei vielen Berufen zur regelmäßigen Pflicht werden (z.B. in Altenpflege).
Genau die Vorerkrankten will man mit der Impfung schützen da viele wegen ihrer Vorerkrankung nicht mehr geimpft werden können. Daher hilft eine Herdenimmunität eben diesen schwächeren der Gesellschaft (die durchaus außerhalb der "Altersgruppen" sein können).
Aus gesundheitspolitischer Sicht ist die Empfehlung bestimmter Impfungen übrigens ganz überwiegend durch sismple Kostenrechnungen begründet. Den Staat interessiert unser persönliches Wohlergehen eher wenig und er wird in der Regel erst da tätig, wenn ungesundes Verhalten von uns mit erheblichen Kosten für ihn bzw. für die Gesellschaft verbunden ist.
Das ist ein ganz anderer Ansatz als der, den ich als Kind (in einem Medizinerhaushalt aufgewachsen) für die Notwendigkeit und Nutzen von Impfungen gelernt habe. Für mich ist eine Impfung nützlich und notwendig, wenn es für die Mehrheit der geimpften ein hohes Lebensrisiko (Tod oder bleibende Schäden) deutlich reduziert. Also Blick auf den Einzelnen. Idealziel ist natürlich die Ausrottung solcher hohen Risiken, wie es bei den Pocken gelang.
In den letzten Jahren/Jahrzehnten scheint die Rechtfertigung für neue Impfungen sich in die Richtung von moralisch-sozialem Druck zu verschieben: man solle sich auch impfen, wenn das persönliche Risiko kaum reduziert wird (oder nie hoch war), aber damit eine Minderheit geschützt werden kann. Es ist zwar löblich, aber es sollte schon diskutiert werden dürfen, ob ein solcher Eingriff in die Individualrechte zu unserem freiheitlichen Wertesystem passt und verhältnismäßig ist - für mich eher nicht, auch wenn es irgendwann ein mehrheitlicher gesellschaftlicher Konsens wird durch ausreichend medialen Druck.
Zitat:
Zitat von Hafu
Da im Falle der Masern jeder tausendste Erkrankte eine Enzephalitis mit dann lebenslanger geistiger Behinderung erleidet, ist gerade in diesem Beispiel die vergleichende Rechung angesichts der guten Verträglichkeit der Millionenfach durchgeführten Masernimpfung besonders einfach.
Statistisch sicher richtig - für den Einzelnen aber relativ irrelevant. Die Diskussion der Masern-Impfung speziell wäre hier zu sehr off-topic, aber gerade die ist für mich persönlich hoch-problematisch, nicht nur weil ich sogar zweimal Masern gehabt haben soll als Kind (ohne Probleme), aber speziell weil mein bereits behinderter Sohn mit zwei jahren durch die erstenMasern-Impfung so schwer erkarankt ist, daß er bereits erzielte Entwicklungen völlig verloren hat, und sogar das Laufen nach mehreren Monaten neu erlernen mußte. Er bekommt sicher nur noch Impfungen gegen wirklich hohe Risiken, wie Tetanus, solange ich mitreden kann.
Zitat:
Zitat von Hafu
Ob es deiner Schulfreundin zusagen wird, wenn du ihren Sohn "schwachsinnig" nennst, was ja eine ungemein wertende Bezeichnung ist?
Da sind wir mal wieder bei der Bedeutung von Worten. Ich zumindest, als Vater eines geistig behinderten Sohnes würde das Wort in diesem Forum nicht krumm nehmen, da mir bewußt ist, daß es noch vor nicht so langer Zeit (z.B. für unsere Großeltern) ein wertungsfreier Begriff für geistige Behinderung war, und auch heute so mancher das einfach so sagt, ohne böses dabei zu denken. Mir reicht das.
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“If everything's under control, you're going too slow.” (Mario Andretti)
Brauch ich nicht und ja ich wurde geimpft, keine Ahnung gegen was alles.
Eben was man Anfang der 60er Jahre so halt eben geimpft hat.
Konnte mich ja nicht wehren, war zu klein.
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Stimmt brauchst du nicht, und nein du wurdest nicht geimpft. Anfang der 60iger gabs noch keine Impfungen, jedoch Masernepedemien, die du offensichtlicht überlebt hast. Und du dadurch unter Herdenimunität läufst. In meinem Kindergarten in den 60igern gabs Kinder, die nach der Krankheit nicht mehr zur Schule kamen...
Zahlreiche Menschen haben Vorerkrankungen, ohne es zu wissen und es zu merken wie z.B.Bluthochdruck oder ein Herzproblem, Arterienverkalkung, COPD u.a. mehr. Oft merken sie es erst, wenn es lebensbedrohlich wird.
Tja, möglicherweise habe ich auch so ein Risiko, wer weiß? Das gehört halt zum Leben dazu, einschließlich des Optimismus, daß es schon gut geht - finde ich schöner so zu leben, als mir alle möglichen Risiken als Angstszenario auszumalen, und von anderen zu verlangen, darauf Rücksicht zu nehmen.
Ich für meinen Teil fände es anmaßend, von der Gesellschaft (anderen Menschen) zu erwarten, daß sie sich impfen, um mich zu schützen. Ich finde, ich bin allein für mein Risikomanagement verantwortlich. Ich finde es schon anmaßend, wenn mir die Firma "aus Verantwortung für mich" vorschreiben will, daß ich auf der Treppe meine Hand an dem Handlauf führen muß. Meine Handlungen sind nun mal primär meine Verantwortung, und die delegiere ich nicht.
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Das ist 'ne komplett asoziale Einstellung, über die du -gerade am Beispiel der gut erforschten Masernimpfung- nochmal in Ruhe nachdenken solltest. Spanien hat derzeit dieselbe Problematik wie Deutschland und denkt auch gerade über eine Masernimpffplicht nach, die in Deutschland vor ein paar Monaten bereits eingeführt wurde.
Vermutlich bist du bei den Masern nicht persönlich betroffen, weil deine Eltern in den 70ern verantwortungsbewusst für dich entschieden haben und du deshalb, obwohl du jetzt den Impfgegner spielst, noch von deinen Kindheitsimpfungen profitierst.
eben, und vor allem ist von den damals Geimpften keiner in irgendeinerweise mit Nachteilen behaftet worden. Ne alle gesund aber jetzt einen auf Impfgegener machen und mit abstrusen Ideen ihre Kinder zu irgendwelchen Masernparties schleppen. Ist in meinen Augen auch Mißbrauch. den eigenen Ego über das Kind austragen.
Auch wenn es keine Evidenz gibt: der Zusammenhang ist schon arg seltsam....
aber das ist selbstverständlich nur Mutmaßung, wildeste Spekulation... Und wird auch wahrscheinlich niemals für die Öffentlichkeit belegt werden...
Tja, möglicherweise habe ich auch so ein Risiko, wer weiß? Das gehört halt zum Leben dazu, einschließlich des Optimismus, daß es schon gut geht - finde ich schöner so zu leben, als mir alle möglichen Risiken als Angstszenario auszumalen, und von anderen zu verlangen, darauf Rücksicht zu nehmen.
Ich für meinen Teil fände es anmaßend, von der Gesellschaft (anderen Menschen) zu erwarten, daß sie sich impfen, um mich zu schützen. Ich finde, ich bin allein für mein Risikomanagement verantwortlich. Ich finde es schon anmaßend, wenn mir die Firma "aus Verantwortung für mich" vorschreiben will, daß ich auf der Treppe meine Hand an dem Handlauf führen muß. Meine Handlungen sind nun mal primär meine Verantwortung, und die delegiere ich nicht.
Verantwortung hört nicht bei einem selbst auf. Auf einer Insel okay als Robinson, aber sobald Freitag auftaucht, würdest du überlegen ob deine Keime ihm vielleicht schaden könnten. Hätte den Indianern damals auch geholfen, als die Spanier sie entdeckten.