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Alt 04.12.2010, 12:08   #1
Marvin Running
sagt "Hallo allerseits!"
 
Registriert seit: 04.12.2010
Beiträge: 2
Hot Yoga

[Dies ist die Langfassung meiner Yoga-Erfahrung, die neulich auch bei Achim Achilles auf Spiegel-Online durchlief. Was denkt ihr über Yoga?]


Verrenken, bis die Wirbelsäule abwinkt: Wir wagen hier einen Ausflug in die Welt des Yogas. Der innere Schweinehund Marvin ist dabei und erzählt, was sein Herrchen dabei so erlebt.

Anderthalb Stunden für 90 Jahre Lebensfreude. Das verspricht Bikram Choudhury, Erfinder des Bikram Yoga. Klingt wie ein gutes Investment. Auch weil bei Bikrams Hot-Yoga-Übungen geschmeidige Läufermuskeln als Zusatzrendite abfallen sollen.

Und so steht Herrchen eines schönen Tages am Tresen eines Hamburger Yoga-Studios und lässt sich für seine erste Yoga-Klasse einweisen.

»Hallo, ich bin Clivia«, sagt die freundliche Frau hinter dem Tresen. »Ich leite die nächste Klasse.«

»Klasse«, meint Herrchen.

Sie erklärt uns, wo die Umkleiden sind und wo Herrchen eine Leih-Yogamatte findet. Außerdem nimmt sie uns die geringe Gebühr für fünf Tage Probetraining ab.

»Du weißt, dass die Übungen in einem auf 40°C aufgeheizten Raum stattfinden?«, fragt Clivia.

Herrchen nickt.

»Hast du etwas zu trinken dabei?«

Herrchen klärt sie auf, dass wir beim Laufen auch 30km ohne Trinken auskommen würden. Da würden wir beim Yoga ja wohl kaum ins Schwitzen kommen.

Clivia schaut ihn kurz an. Ihre Mundwinkel zucken. Dann antwortet sie: »Wie du meinst.« Denken tut sie offensichtlich: ›Wer ist wohl dieser sympathische Versager?‹

Dann schickt uns auf die Matte. Die Yoga-Matte, meine ich. Wir breiten sie in dem mollig warmen Raum nebenan auf dem Fußboden aus. Natürlich haben wir uns vorher umgezogen. Ausgezogen würde besser passen, denn bei Bikram-Yoga trägt man nicht gerade viel; Herrchen hat sich für eine kurze Rono-Laguna-Laufshorts entschieden. Nicht mehr.

Im Yogaraum liegen schon um die zwanzig… hm, wenn das hier eine ›Klasse‹ ist, heißt es dann ›Mitschüler‹? Alle sind sehr still, die meisten haben die Augen geschlossen. Anders als in anderen Yoga-Kursen ist der Männeranteil hier relativ hoch. Das könnte daran liegen, dass Bikram-Yoga die athletischste Form des Yoga sein soll.

Wir breiten unsere Leih-Yogamatte aus, bedecken sie mit einem Badetuch und legen uns darauf. Schön warm hier. Und ruhig. Sehr ruhig, nach so einem aufregenden Arbeitstag…

Als nächstes hören wir eine Tür zuschlagen und Clivia, die Klassensprecherin, kommt in den Raum.

Ich schrecke hoch. »Wir sind eingeschlafen, oder?«

»Und wenn schon«, meint Herrchen. »Hätte bestimmt keiner gemerkt, oder?«

Wir richten uns auf und stellen uns auf Anweisung Clivias in die Mitte unserer Matte. Der Blick ist auf die verspiegelte Wand vor uns gerichtet. Und, weil wir hier in zweiter Reihe stehen, auch auf eine nicht gerade gertenschlanke Yogine. In ihren zartrosa, halblangen Leggins und einem bauchfreien Top im gleichen Farbton steht sie zwischen uns und dem Spiegel.

Los geht es mit einigen Atemübungen, bei denen wir mehrmals die Decke oben anröcheln müssen.

»Das kann ja alles nicht so schwer sein«, denkt Herrchen.

Doch dann kommt ›Andra Chandrasana‹, der ›halbe Mond‹. Bis in die Zeigefingerspitzen sollen wir uns zur Decke recken und dann halbmondförmig erst nach rechts, dann nach links biegen. Bei uns ist nach wenigen Grad Neigung, auf einem Zifferblatt wäre es vielleicht ein Uhr, Schluss.

Die Mitschülerin vor uns senkt sich geschmeidig in eine gemütliche Drei-Uhr-Position. Streberin.

Herrchen flüstert angespannt: »Wie macht sie das?« Er drückt und zieht, aber später als halb zwei wird es bei ihm einfach nicht.

»Streckt euch wieder zur Decke«, gebietet Clivia. »Legt den Kopf weit in den Nacken. Und nun beugt euch zurück. Eure Finger wollen auf die Fenster hinter euch zeigen.«

Eigentlich sollte Herrchen sich jetzt zurückbeugen. Aber er steht nur da und glotzt entgeistert nach vorn. Wie ein Japaner, der seinem Vorstandsvorsitzenden begegnet, beugt sich dort diese rosa Yogarette nach unten. Nur eben rückwärts. Wir können geradewegs in ihr Gesicht sehen. Das sieht ziemlich verboten aus. Die Biegung, nicht das Gesicht.

Irre ich mich, oder zwinkert sie uns zu und imitiert Schnarchgeräusche? Wie bös’. Von nun an sei ihr Spitzname ›Miss Piggy‹.

Endlich streckt sich auch Herrchen nach hinten.

Es knackt.

Der Atem stockt.

Lungenflügel flattern.

Die Wirbelsäule sperrt sich.

Bandscheiben quietschen wie Daumenschrauben.

»Eure inneren Organe werden massiert«, sagt Clivia hinter uns. Wir hören ihre sanfte Stimme, sehen können wir sie nicht.

Herrchens Ungläubigkeit wandelt sich in Beklemmung. »Hat sie ›massiert‹ gesagt oder ›massakriert‹?«, fragt er. »Wenn das so weitergeht, taugten unsere inneren Organe nach dieser Klasse nur noch als Currywurstfüllung…«

Endlich dürfen wir uns wieder aufrichten. Herrchen ist erleichtert. Diese Übung hat ihn zwar angezählt, aber er bleibt unbeugsam. Leider hilft gerade diese Qualität im Moment überhaupt nicht. Denn hier macht man alle Übungen zweimal: Das zweite ›Set‹ Halbmond folgt sogleich.

Miss Piggy vor uns entpuppt sich leider zunehmend als Miss Perfekt. Grazil beugt sie sich in noch unmöglichere Winkel als eben. Als hätte sie keine Wirbelsäule im Rücken sondern einen Flexi-Bar.

Herrchen rinnt ein Schweißtropfen den Nasenrücken hinab. Er versucht ihn abzufangen, bevor er das Handtuch beflecken könnte.

Langsam wird klar, dass unser Körper eher zäh als zart ist. Ich tröste ihn: »Auf der Schlachtskala von Filet über Schinken bis Bauchspeck wären wir wohl immerhin genießbares Schlachtnebenerzeugnis.« Und füge hinzu: »Ich wette, Miss Perfekt zergeht auf der Zunge.« Dabei, zugegeben, wedele ich mit dem Schwanz.

Wohl um die verheerenden Folgen der Rückwärtsbeuge für Sehnen, Gelenke und Psyche auszugleichen, beschließt Bikram diese Übungsfolge mit einer Art Klappmesser-Ertüchtigung. Dabei sollen wir bei soweit wie möglich gestreckten Beinen die Stirn an die Schienbeine drücken.

»Die Stirn muss auf den Schienbeinen liegen«, befiehlt Clivia, »sonst habt ihr keinen Nutzen von dieser Übung.«

Der unmittelbar erkennbare Nutzen dieser Übung besteht darin zu sehen, wie viele Schweißtropfen mittlerweile unsere Beine hinabkullern. Zusätzlich lernen wir, dass sich Schweiß, der uns hierbei die Augen läuft, kaum wegblinzeln lässt. Unsere Hände können wir leider gerade nicht benutzen, da stehen nämlich unsere Fersen drauf.

Als wir schließlich wieder auseinanderklappen, müssen wir leider feststellen, dass unsere hochfunktionellen Rono-Shorts vorne komplett nass sind. War wohl doch schon etwas feucht an Oberschenkel und Bauch.

Ein verstohlener Blick nach vorne bestätigt Herrchens Vermutung: Miss Perfekt hat nicht einen Tropfen auf ihrer Pfirsichhaut. Geschweige denn auf den zartrosa Leggins.

»Vielleicht bekommt unser Handtuch doch noch Spuren von Schwitzwasser ab«, meint Herrchen.

Die nächste Asana-Folge baut ihn wieder auf. Bei einer Serie von Kniebeugen stehen unsere von Küsten und Canyons gestählten Beine wie ein Fels.

»Hier haben wir diesen Nur-Yogis gegenüber einen echten Vorteil«, freut sich Herrchen in einer Stellung, die man sonst wohl nur in äußersten hygienischen Notlagen einnehmen würde. Dumm nur, dass mittlerweile vom Saum unserer Shorts eine Kaskade von Schweißtropfen hörbar auf unsere Matte träufelt. Das Handtuch dämpft das Geräusch kaum. Auch dumm, dass wir hier die Einzigen sind, denen das so ergeht. Und dass es um uns herum so ruhig ist.

Auf die Kniebeugen folgt eine komplizierte Kombination aus Ganzkörperknoten und Balanceakt. Die hätte vielerlei positive Wirkungen, unter anderem solle sie die Sexualorgane durchbluten. »Hm«, meint Herrchen, »dieser Effekt lässt noch auf sich warten. Glücklicherweise. Wie sähe das wohl aus, wenn wir in dieser Körperhaltung auch noch unsere Sexualorgane voll durchbluteten?«

Ich erwäge das kurz und nicke beifällig.

Da kommt Clivia heran und erklärt uns beiläufig, dass wir die Arme falsch ineinander gewickelt hätten. Eieiei. Dann haben wir unsren Blutstrom wohl gerade schief gepolt. Hoffentlich hat das keine Spätfolgen.

Während wir in korrekter Körperhaltung rechtsdrehende Milchsäure spielen, sinniert Herrchen schon über Yoga als Wirtschaftszweig nach: »Wenn wir uns so in die Fußgängerzone stellen, bekämen wir bestimmt eine Menge Euros.«

Ein bescheuerter Gedanke. Ich grummele zurück: »Eher freundliche Ratschläge, wo das nächste Dixi-Klo steht.«

»Wie heißt diese Stellung noch gleich?«

»Clivia sagte etwas wie ›Garurasana‹. Der ›Adler‹.«

»Adler, ja? Warum Adler?«

»Keine Ahnung. Wäre sie nach dir benannt, müsste sie jedenfalls ›Storch mit Blasenschwäche‹ heißen.«

»Hrm«, knurrt Herrchen, »Hoffentlich bekommen wir keinen Krampf, so gelähmt möchte ich nicht in ein Krankenhaus eingeliefert werden.«

Wir überstehen den Adler und fragen uns, was nun kommt. Es kommt ›Dandayamana–Janushirasana‹. Wer findet, das sei schon schwierig auszusprechen, sollte erst mal versuchen diese Position einzunehmen.

»›Dandayamana‹ muss so viel heißen wie ›keine Chance‹«, ächze ich.

Miss Perfekt macht vor, wie es geht: Das Standbein durchgedrückt, das andere Bein nach vorn, parallel zum Boden gestreckt, unter der Fußsohle gehalten von beiden Händen, den Oberkörper auf das gehobenen Bein geklappt. Als ruhe ihr Bein auf einer Granitbalustrade steht sie wie eine Statue.

Herrchens Standbein dagegen bebt auf der nach oben offenen Richterskala mit Stärke 4,0, der Oberkörper schwankt dazu mit Windstärke 8.

Zu allem Unglück kommt auch noch Clivia vorbei und korrigiert unsere Haltung. Das Standbein soll doch bitte ganz durchgedrückt sein.

Der Schweiß fließt in Strömen. Auf unserem Handtuch breitet sich ein großer, dunkler Fleck aus. Und weil unser ausgestrecktes Bein über das Handtuch hinaus ragt, bekommt auch der Fußboden etwas ab.

Wir sind froh, als diese Übung vorbei ist. Aber nur, weil wir nicht wissen, dass nun der ›Stehende Bogen‹ droht.

Als ich sehe, wie Miss Perfekt mit einer einzigen geschmeidigen Bewegung ein Fußgelenk greift, sich nach vorn beugt und das Bein am gestreckten Arm über den Kopf zieht, entfährt mir ein spontanes »Whoa!«

Als Herrchen das zu imitieren versucht, entfährt mir ein spontanes »Aua!«

Diese Übung sei eine ›Heirat von Kraft und Balance‹, so Bikram. Leider reicht Herrchens Balance schon nach kurzer Zeit wieder die Scheidung ein und flirtet heftig mit Gigolo Hörsturz.

»Drücken und strecken«, kommandiert Clivia ruhig, »drücken und strecken.«

»Hey«, meine ich, »von fluchen und wackeln hat sie aber nichts gesagt.«

»Platz!«, schnauzt Herrchen.

Wieder haben wir auf den Boden getropft. Wobei ›tropfen‹ mittlerweile eine Verharmlosung ist.

Der nächste Test für Balance und Contenance hört auf den schönen Namen ›Paschimotthanasana‹. Herrchen kalauert schwach: »Mit ein paar mehr ›ii‹ drin könnte das glatt die finnische Übersetzung von ›Kamasutra für Staubsaugervertreter‹ sein.

Ich grinse. Nicht wegen dieses dämlichen Spruches, sondern weil es hier gilt, sich mit gespreizt-gestreckten Beinen gen Fußboden zu verbeugen. Und Miss Perfekt macht das sehr ordentlich.

»Eigentlich doch gar nicht so schlecht hier«, finde ich.

»Deswegen sind wir nicht hier«, blafft Herrchen zurück.

»Hey. Ich stehe für eine diskriminierte Bevölkerungsrandgruppe mit Masturbationshintergrund. Ich darf so was sagen.«

Wir sind semi-erfolgreich, was den Nutzen dieser Übung angeht, dafür schwitzen wir hier langsam aber sicher alles voll. Die freundliche Clivia kommt mit einem Tuch vorbei. Das wirft sie neben unserem Handtuch in eine der größeren Schweißpfützen und wischt mit dem Fuß.

»Wie peinlich«, hauche ich.

Herrchen knurrt bloß.

»Nennt man das Mobbing by Mopping?«, frage ich und werde ignoriert.

Dann geht Clivia auch noch zur Tür und öffnet sie. Will sie jetzt die Fabrikhallen-Wischmopgarnitur für uns aus der Reinigungskammer holen? Nein, sie öffnet die Tür nur einen Spalt, um heiße Luft abzulassen. Falls dahinter ein potenzieller Neukunde wartet, wird er Clivia in diesem Moment verloren gehen und von einer Abgaswolke gejagt das Weite suchen.

Wir müssen leider drinnen bleiben und uns mit ›Janushirasana‹ auseinandersetzen. Clivia meint, dieses Zusammenführen von Stirn und Knie würde die Schilddrüse massieren.

Leider tut es das nicht besonders sensibel. Eher so wie ein Chiropraktiker, der die Schulter eines Kugelstoßers einrenkt. Richtig angenehm ist das nicht.

Gekrönt werden die stehenden Asanas mit dem ›Baum‹. Sieht ganz einfach aus: Auf einem Bein stehen, den freien Fuß in der Lendengegend ablegen und Hände yogimäßig vor der Brust falten.

Clivia klärt uns auf: »Diese Haltung ist gut für die Haltung. Und die Balance.«

Herrchen knurrt leise: »Wenn man denn reinkäme…« Das freie Bein will einfach nicht in der Lendengegend liegen bleiben. Auch beim Baum ist eine wesentliche Voraussetzung das Halten der Balance. Herrchens Schwerpunkt wandert gerade unweigerlich über die Stammesgrenze unserer kleinen Baum-Standfläche. »Timber!«, kann ich noch schreien, dann kippen wir in Richtung linke Schweißpfütze.

»Wenn ihr rauskommt, geht einfach wieder in die Position hinein.« Clivias Stimme ist unverändert sanft.

Miss Perfekt steht wie eine deutsche Eiche. Wahrscheinlich schläft sie auch in dieser Stellung. Auf einer Hochspannungsleitung.

»Savasana!«, heißt es endlich. Das bedeutet so viel wie ›Totenstellung‹ in Rückenlage und wir sind froh, dass wir endlich liegen können, egal in welcher Stellung.

Leider währt die Freude nicht lange. Denn unser Körper, von der Last ungewohnter Positionen befreit, kann sich nun voll und ganz auf das Schwitzen konzentrieren. Wie auf ein geheimes Kommando hin läuft es aus uns heraus wie aus einer venezianischen Kellerwand. Wir können förmlich spüren, wie Handtuch und Matte unter uns versumpfen.

Und dann kommt auch noch die ›Heuschrecke‹. Diese Übung soll gleichzeitig Tennisarm heilen und Pobacken straffen. Soll sich doch jeder selbst vorstellen, wie das aussieht. Jedenfalls tut sie weh.

Und leider führt man sie in Bauchlage aus. Und am Ende sollen wir zu allem Überfluss auch noch den Mund in das Handtuch pressen. Das finde ich jetzt keine soooo gute Idee.

Auch nett: Der ›liegende Bogen‹: In Bauchlage greifen sich die Hände die Fußgelenke und dann drückt und zieht man Hände und Füße so weit es geht nach oben. Ich sage nur so viel: Im Schottenrock sollte man das nicht tun. Nicht, falls jemand hinter einem liegt. Und es hilft bestimmt auch nicht, vorher Chili gegessen zu haben.

Unsere Yoga-Matte gibt mittlerweile bei jeder Bewegung moorige Geräusche von sich. Unser Handtuch ist schon längst am Ende seiner Saugkräfte. Die Schwammkapazitäten unserer Matte sind auch schon ausgeschöpft: Um uns breitet sich eine Lache aus. Geduldig kommt Clivia zum Wegmoppen vorbei. Wenn sie jetzt nur nicht ausrutscht und in unseren Mattensumpf klatscht! Das gäbe Spitzspuren wie ein explodierender Entsafter.

Schweiß enthält zu 99% Wasser, aber das letzte Prozent hat es in sich: Salz, Kalium, Harnsäure, Ammoniak, Aminosäuren und langkettige Fettsäuren. Wir haben hier schätzungsweise bisher zwei Kilo Wasser verloren, das macht also zwanzig Gramm von dem Zeugs. Ich versuche mir vorzustellen, wie so ein Pampf aus Fetten, Eiweißen, Salzen und Säuren wohl aussehen könnte, aber mir fallen nur Chicken McNuggets ein.

Das nächste Asana, die ›Heldenstellung‹ trägt nicht wirklich zur Aufhellung der Stimmungslage bei. Man legt sich dabei flach auf dem Rücken mit der kleinen Erschwernis, dass die Füße rechts und links vom Gesäß liegen.

Während es wie immer eine Freude ist, Miss Perfekt zuzusehen (mir nichts, dir nichts sinkt sie in die Heldenstellung zurück und rührt sich nicht, duftet einfach nur nach In-Parfüm), wirkt das Ganze bei Herrchen eher schmerz- als heldenhaft. Zwar schafft er es ganz herunter, aber seine Gesichtszüge spiegeln keine Entspannung wider.

Weiter geht es mit einer Serie von Tieren. Beim Kamel kniet man in Büßerganghaltung auf der Matte und beugt den Oberkörper zurück, bis man die eigenen Fersen greifen kann. Bikram macht das Kamel mit den Worten schmackhaft: »Oft entlädt sich hier eine emotionale Befreiung.« Der Kollege, der uns dieses Yoga empfohlen hatte, meinte augenzwinkernd, dieses Asana käme fast besser als Sex.

»Das arme Schwein!«, ächze ich und möchte mir gar nicht vorstellen, welche Abartigkeiten unser Kollege…

Herrchen keucht: »Was nur hat dieses Überdehnen der Körpervorderseite mit einem Kamel zu tun?«

Ich krächze: »Das wirst du schon sehen, wenn wir wieder hochkommen. Dann hängt uns das ausgeleierte Bindegewebe wie ein Höcker vor der Hüfte.«

Wir überleben das Kamel und auch das ›Kaninchen‹ und die ›halbe Schildkröte‹.

Danach dürfen wir uns auf dem Rücken liegend etwas ausruhen.

Um es kulinarisch auszudrücken: ›Herrchen an Yogamatte im eigenen Saft‹ fühlt sich gar. Wahrscheinlich sind wir in der letzten Stunde geschrumpft wie Burger-Patties auf dem Grill.

Mich beschleichen ungute Phantasien: Wie unser heißer, chemisch instabiler Schweiß mit dem Plastik der Matte und unserem Rücken zu einem brettharten Zweikomponentenkunstharzpanzer verklebt.

Wenn wir dann versuchten aufzustehen, wären wir tatsächlich bewegungsunfähig wie eine Schildkröte auf dem Rücken. Keine schöne Vorstellung. Dann muss Clivia uns in die Bauchlage drehen, wir müssen auf Zehen- und Fingerspitzen hier rauskrabbeln und hoffen, dass jemand so nett ist und für uns den Fahrstuhlknopf drückt.

Zunächst haben wir mit näher liegenden Problemen zu kämpfen. So wie verminderte Hautspannung, trockener Mund, eingefallene Augen und extremes Durstgefühl.

Das Herz hämmert in den Boden.

Unsere Frisur ist komplett derangiert.

Die vorletzte Übung ist der ›Drehsitz‹. Den muss man sich so vorstellen, als versuche man, ein Klapprad beim Einklappen zu imitieren.

Der Drehsitz ist geometrisch vergleichsweise komplex. Leider sind wir mittlerweile vollkommen durcheinander und verklappen uns. Hand an Ober- oder Unterschenkel? Innen oder außen? Tangens von Elle zu Tibia gleich Cosinus von Speiche zu Fibula, einen Oberschenkelknochen im Sinn – unser körpereigenes GPS, das Gliedmaßen-Positions-System, stürzt ab. Die Großhirnrinde kapituliert und klatscht nur noch fröhlich mit den Hirnlappen. Dazu singt sie den Abzählreim: »Ene, mene, guter Gag; wir passen jetzt ins Handgepäck!«

Zum Abschluss gibt es noch eine Atemübung, bei der wir hecheln müssen. Das fällt uns ausnahmsweise sehr leicht.

Und dann heißt es endlich wieder: »Savasana!«

Ahhh, Liegen! Totenstellung…

Der Raum ist fast leer, als Herrchen wieder aufwacht. Und das nur, weil Miss Perfekt ihn anstupst. »Das erste Mal?«, fragt sie.

Herrchen faselt etwas von tiefer Konzentration und wankt aus dem Raum. Miss Perfekt hält uns freundlicherweise die verspiegelte Tür auf. Sie schwitzt überhaupt nicht. Und wenn sie es täte, wäre es wahrscheinlich ein Tröpfchen Quellwasser mit einem dezenten Abgang von Pfirsich.

Hinterher sitzen wir noch ein wenig im Vorraum mit Miss Perfekt zusammen. Hier gibt es eine Sitzgruppe, frisches Obst und eine volle Thermoskanne. Egal, ob da Yoga-Mate oder aufgekochte Yoga-Matte drin ist: Herrchen bedient sich reichlich.

»Wenn man es geschafft hat, fühlt es sich toll an«, sagt Herrchen. »Als würde man schweben. Und die Muskeln sind vollkommen entspannt.«

Miss Perfekt hat glatte Haut und Grübchen beim Lächeln. Laufen fände sie langweilig und doof.

Nach einigen Minuten verabschieden wir uns nach Hause.

»War doch gar nicht so übel, Marvin«, sagt Herrchen.

»Ist das dein Ernst?«, maule ich.

»Und was meinst du: Das nächste Mal im Schottenrock?«

»Ahhhh!«
Marvin Running ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 04.12.2010, 12:23   #2
mauna_kea
 
Beiträge: n/a
Yoga kann schön sein. Ich baue oft Übungen in mein Training ein, ein Kurs wäre mir aber zu mental und esotherisch - nix für mich.

Ich würde höchstens bei diesem Kurs mitmachen:
http://www.youtube.com/watch?v=Mv1cH8xCK0Q


Bin mal gespannt, wann Archim endlich mit Crosfit anfängt.
Wird bestimmt auch lustig.
  Mit Zitat antworten
Alt 04.12.2010, 12:53   #3
sybenwurz
triathlon-szene.de Autor
 
Benutzerbild von sybenwurz
 
Registriert seit: 05.01.2007
Ort: Puy la Clavette
Beiträge: 37.721
Zitat:
Zitat von Marvin Running Beitrag anzeigen
Dies ist die Langfassung meiner Yoga-Erfahrung
.
.
.
Hab ich mir neulich schon bei dir reingezogen;- köstlich!



Ein Bitte vielleicht an dieser Stelle: deine Links via Facebook führen regelmässig ins weltweite Nirvana ("Seite nicht verfügbar"...) und kommen von nem Absender, der nur n Buchstabenungetüm ist, bei dem ganz hinten vielleicht mit etwas Glück noch "marvinrunning" auftaucht. Vielleicht kannste das bei Gelegenheit mal abzustellen versuchen.
__________________
Im finstersten Winkel Frankreichs, wo das Kopfsteinpflaster herumspukt, begann ein Junge aus Gelderland zu sprinten. Eine halbe Stunde später drang durch eine Maske aus Schlamm und Kuhscheiße ein feines Lächeln. Ich schloss die Augen und hörte die Matthäus-Passion auf Rädern.
sybenwurz ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 06.12.2010, 13:31   #4
Marvin Running
sagt "Hallo allerseits!"
 
Registriert seit: 04.12.2010
Beiträge: 2
Zitat:
Zitat von sybenwurz Beitrag anzeigen
deine Links via Facebook führen regelmässig ins weltweite Nirvana
Danke für den Hinweis. Keine Ahnung, woran das liegt, aber ich werde mal versuchen, etwas anders zu machen.
Marvin Running ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 06.12.2010, 15:58   #5
psyXL
Szenekenner
 
Benutzerbild von psyXL
 
Registriert seit: 20.05.2007
Ort: Augsburg
Beiträge: 1.142
Zitat:
Zitat von mauna_kea Beitrag anzeigen
Ich würde höchstens bei diesem Kurs mitmachen:
http://www.youtube.com/watch?v=Mv1cH8xCK0Q
Du hast Geschmack! :-)
psyXL ist offline   Mit Zitat antworten
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