Das durfte ich bei diesem wunderbaren Freiwasserschwimmen am Sonntag zum zweiten Mal hören, nach meiner ersten Teilnahme vor vier Jahren.
Vorher muss man aber erst mal knapp 14 km schwimmen, bzw. man darf das, denn es ist ein doppeltes Privileg, dort in der Wakenitz zu schwimmen. Das ist zum einen üblicherweise verboten, weil der Fluss unter Naturschutz steht. Nur an diesem einen Tag im Jahr, darf man dort schwimmen. Zum anderen muss man ja erst mal einen Startplatz ergattern. Früher durfte derjenige schwimmen, der sich schnell genug anmeldete, dieses Jahr hatten sie es mit einer Verlosung gemacht. Allerdings haben sich, vielleicht auch durch diesen neuen Anmeldemodus, nicht so viele Leute wie sonst beworben und es bekamen alle Interessenten für das Einzelschwimmen einen Startplatz und ich glaube auch alle Zweierstaffeln. Nur bei den Viererstaffeln konnten wohl nicht alle Bewerber berücksichtigt werden.
So ging ich am Sonntag mit 44 anderen Einzelstartern als erstes auf die Strecke. Der Start war um 8 Uhr, eine Viertelstunde später folgten die Staffeln.
Das Wasser war angenehme 20°C warm und ich schwamm ohne Neo. Außer mir taten das, glaube ich, noch drei oder vier andere Teilnehmer, unter anderem der Sieger, der auch Vorjahressieger war.
Wenn man in der Wakenitz losschwimmt, liegen die Begleitboote ein Stück nach dem Start rechts und links des Flusses und halten nach ihren Schwimmern Ausschau. Immer wieder überraschend, wie unproblematisch und wenig chaotisch das läuft. In meinem Begleitboot saßen mein (mittlerweile 81 jähriger!) Papa und meine Freundin Annette.
Das Wetter war zu Beginn ganz schön, es war schon recht schwül, es waren für den Tag einige Schauer vorher gesagt, ob es gewittern würde, war unklar. Das ist bei langen Schwimmwettkämpfen ja immer mein Horrorszenario: Ich bereite mich ein halbes Jahr oder ein Jahr vor, reise durch die ganze Republik oder noch weiter, schwimme vielleicht schon einige Kilometer und dann wird wegen Gewitter abgebrochen...
Ich hatte aber in der Wettkampfbesprechung erfahren, dass es beim WakenitzMan ganz unbürokratisch anders gelöst wird: Wenn es gewittert, verlassen die Schwimmer das Wasser, warten am Rand, bis es vorbei ist und nennen hinterher im Ziel die Wartezeit, die sie gestoppt haben, die wird dann von der Schwimmzeit abgezogen. Super Lösung, ein schönes Zeichen unverklemmten Vertrauensvorschusses.
Von meinen Paddlern erfuhr ich übrigens erst im Ziel, dass es bei dem fetten Schauer nach einigen Kilometern übrigens tatsächlich ein paar Mal gedonnert und geblitzt hatte, das war aber wohl noch weiter weg, so dass sie wie fast alle entschieden hatten, weiter zu machen. Es sind wohl nur wenige Einzelschwimmer und zwei, drei Staffeln aus dem Wasser raus.
Bei mir lief es von Anfang an gut. Relativ rasch hängte ich mich an die Füße der Starterin mit der Nummer 11, hinter der ich gut herschwimmen konnte. Es ist bei mir oft ein Problem, im Wasserschatten zu schwimmen. Ich mache es nicht so gerne und brauche einen Schwimmer, mit dem es gut passt, sonst schwimme ich definitiv lieber alleine. Ist halt eh schöner als hinter jemandem herzuschwimmen.
Weil ich mich aber gut fühlte hinter ihr und weil ich dachte, dass es nicht schadet, am Anfang ein bisschen Kraft zu sparen, blieb ich erst mal bei ihr.
Nach einigen Kilometern bin ich an ihr vorbei, als sie sich verpflegte und dachte eigentlich, dass sie gleich schon wieder vorbei schwimmen wird, dem war aber nicht so. Ich schwamm zum nächsten Schwimmer auf, dann eine Weile alleine, dann wieder zu jemandem und so ging das eine Weile.
Die Phasen des Alleineschwimmens waren schön, weil ich dann mehr einen Blick nach rechts und links hatte und das lohnt sich in der Wakenitz wirklich, denn es ist eine wunderschöne Gegend, die teilweise fast mystisch wirkte, nach so einem Schauer und leicht diesig. Das war ja früher der Grenzfluss zwischen DDR und BRD und dadurch ist es sehr naturbelassen und das ist zum Glück nach der Wiedervereinigung erhalten geblieben, indem man alles unter Naturschutz stellte.
Dann schwamm ich eine Weile mit dem Mann mit der Startnummer 1 mit, von dem ich am Start gedacht hatte, dass es vielleicht der Vorjahressieger und vermutete erneute Sieger sei, da er ohne Neo schwamm und das bei der Vorbesprechung erwähnt worden war, dass dieser Mann ohne Neo schwimmen wird. Naja, als ich zu ihm aufschwamm, war klar, dass er es nicht ist, denn der müsste ja schon wo ganz anders sein.
Nach gar nicht so langer Zeit war ich erneut mutig und verließ seinen - sehr angenehmen - Wasserschatten, weil ich dachte, dass das zu langsam ist.
Von da an gab es dann niemanden mehr, hinter dem ich lange herschwamm, schwamm überwiegend alleine und gegen Ende immer mal im Wasserschatten von Leuten aus den Zweierstaffeln, die an mir vorbei kamen. Bei einem jungen Mädel klappte das noch mal ganz gut für ca. 1,5 km oder so, dann konnte ich da nicht dran bleiben.
Ich "duellierte" mich noch mit einem Einzelschwimmer, der in etwa so schwamm wie ich, mit der Nummer 43, der dann ein paar Meter vor mir im Ziel anschlug.
Die letzten ca. 2 km waren doch mühsam. Die Arme waren müde und ich musste mich sehr anstrengen, das Tempo hoch zu halten.
Ich bin mit einer Zeit von 3:47,03 h ins Ziel gekommen. Damit bin ich vierte Frau geworden, allerdings waren auch nur 13 Frauen als Einzelstarterinnen am Start. Die erste Frau ist unglaubliche 3:06 h geschwommen und damit sind auch nur zwei Männer schneller gewesen als sie. Der erste Mann ist 2:46 h geschwommen!
Zufrieden bin ich damit, dass ich einige Staffeln hinter mir lassen konnte: Von 27 Zweier-Staffeln konnte ich 14 hinter mir lassen und von 22 Vierer-Staffeln 12. Darüber freue ich mich immer besonders.
Mit der Zeit bin ich super zufrieden, allerdings denke ich, dass die deutlich schnellere Zeit als vor vier Jahren wahrscheinlich auch einer etwas stärkeren Strömung geschuldet sein kann. Denn die Frau vor mir ist auch ziemlich genau 20 Minuten schneller geschwommen als vor vier Jahren. Andere Frauen gab es nicht, die vorgestern und vor vier Jahren dabei waren. Ich will mal noch bei den Männern gucken, da sind bestimmt auch ein paar dabei, die in beiden Jahren mit dabei waren, so dass ich deren Zeiten auch mal vergleichen kann.
Sicher ist aber, dass ich mir das Rennen diesmal besser eingeteilt habe, von Anfang an ein hohes Tempo geschwommen bin und mutiger geschwommen bin.
Fazit: Super Wochenende im sehr schönen Lübeck, tolle Veranstaltung, top organisiert, wunderschöne Natur, gutes Ergebnis. Alles prima also. Gerne wieder!
Jetzt stehen in diesem Jahr noch zwei Radrennen an, Gran Fondo in Hameln und den Münster-Giro. Deshalb werde ich jetzt mal weniger schwimmen und mehr radeln. Das wird auch 'ne Umstellung...
Viele Grüße
J.