Die Schweden haben im November keine massive Übersterblichkeit. Diese Zahlenvergleiche in absoluten Zahlen sind leider massiv irreführend, das sich die schwedische Bevölkerung starkt erhöht hat in den letzten Jahrzenten. Gleichzeitig ist sogar der prozentuale Anteil der über 65 jährigen leicht gestiegen.
Die aktuell zu beobachtende Übersterblichkeit ist sogar eher ein bisschen kleiner als die gezählten Corona-Toten. Aufgrund der Zählweise (alle Toten, die innerhalb von 28 Tagen nach positivem Coronatest versterben; soweit meine Information zumindest) ist das grundsätzlich auch im Rahmen des möglichen.
Dass in Europa mit wenigen Ausnahmen die zweite Welle wesentlich weniger tödlich ist als die erste kann viele Gründe haben. Einen wichtigen, den man selten hört, ist möglicherweise dieser: es könnte eine (starke) positive Korrelation zwischen den Vulnerables und den Susceptibles geben. Soll heißen: Diejenigen, die anfällig sind sich schnell zu infizieren, sind auch diejenigen, die das höchste Risiko eines schweren Verlaufs haben. Vielleicht ein Beispiel: auf einer Geburtstagsfeier mit 20 Gästen ist einer positiv. Von den 20 Gästen ist eine Person dabei, die aufgrund von Alter und Vorerkrankungen eine eingeschränkte Immunabwehr hat. Diese wird sich mit höherer Wahrscheinlichkeit als alle anderen als erste beim positiven Gast anstecken. Sie hat aber gleichzeitig ein hohes Risiko eines schweren Verlaufes. Menschen mit Teilimmunität werden sich mit geringerer Wahrscheinlichkeit anstecken und erkranken statistisch später, haben aber i.d.R. einen milderen Verlauf. Somit könnte erklärt werden, warum die IFR (infection fatality rate) über den zeitlichen Verlauf einer Pandemie leicht sinkt. Möglicherweise ist dieser Effekt in den stärker betroffenen Ländern Europas in der zweiten Welle zu beobachten. Jedenfalls wäre diese Annahme mit den aktuellen Beobachtungen vereinbar.
Hier kann man die Entwicklungen in Schweden schön beobachten. Das englische Wikipedia stellt zur schwedischen Corona-Pandemie eine Unmenge an Zahlen bereit bzw. Links zu offiziellen Statistiken. Für jeden Interessierten sehr interessant.
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Geändert von BananeToWin (17.12.2020 um 16:16 Uhr).
Den Sommer über lag die Übersterblichkeit in Schweden deutlich unter dem langjährigen Durchschnitt (12% für Frauen, 2% für Männer) (mutmaßlich weil AHA-Regeln, die ja auch in Schweden viele einhalten- Frauen offensichtlich häufiger als Männer- auch gegen allerhand andere Erreger helfen). Aus diesem Grund dürfte die reale Covid-19-Übersterblichkeit im Novemberhöher als nur 10% über dem Schnitt sein, sondern eher bei 17% liegen.
Die Logik entgeht mir ...
In deinem Link wurden die absoluten Zahlen dieses Novembers mit dem 5-Jahresdurchschnitt verglichen, was 10% Erhöhung ergab.
Wieso sollte eine sommerliche Untersterblichkeit diesen Novembervergleich erhöhen ?
Eher würde erstere doch dem Einfluß des Novembers auf das Gesamtjahr entgegenwirken.
Die Neuinfektionszahl für Deutschland ist auf ca. 30.000 hochgesetzt worden.
Korrektur eines technischen Fehlers durch das RKI, nur eine Zahl - aber hochsymbolisch
Update: gestern fehlten wohl BW Zahlen, 3.500 die morgen nachberichtet (?) werden.
m.
Wenn ich das richtig interpretiere, sind die 3.500 schon in den 30.000 enthalten. Das RKI meldet für heute knapp 27.000 und rechnet wohl die 3.500 morgen dazu:
Ich habe vor einiger Zeit mal ein nicht zitierfähiges Youtube-Video gesehen, in dem eine der unten stehenden Graphik ähnelnde Abbildung gezeigt wurde und habe aus Interesse dann mal nachgerechnet mit den offiziellen Todeszahlen der schwedischen Gesundheitsbehörde und den Einwohnerzahlen, die Google für Schweden jeweils ausspuckt (bzw. die Einwohnerzahl des Vorjahres, da es für 2020 keine Zahlen gab).
Demnach war also die Todesrate im Sinne von Todesfälle pro 100.000 Einwohner in Schweden im Jahr 2020 (gerechnet jeweils Januar bis August) recht durchschnittlich und ich vermute, daran ändert auch die zweite Welle nichts großartig. Die Werte kann jeder mit offiziellen Zahlen nachrechnen.
Das Tragen eines Klingelknopfes verleitet jedoch in der Regel die Leute nicht dazu, sich in Sicherheit zu wiegen, den empfohlenen Mindestabstand zu anderen zu unterschreiten, oder sich länger in vermeintlich verseuchten Räumen aufzuhalten.
Allgemein kann man bei der Verwendung eines Klingelknopfes auch weniger falsch machen, als bei der Verwendung einer Schutzmaske.
Was du "Allgemeinplatz" nennst, sollte einem schon bewußt sein, will man FFPs sinnvoll einsetzen.
Klingelknopf: Du schrubst von Verwendung, nicht von Tragen.
Aber erstaunlich, die Träger von FFP2-Masken in der Öffentlichkeit sind überwiegend alt, verwenden FFP2 ziemlich korrekt und den Regeln gut entsprechend. Im Gegensatz zu Freiheitsboten, Impfkritiker und Demokratieleugnern.
Wenn das alles zugezogene Rentner wären, könnte das plausibel sein. Ansonsten eher nicht.
Hier kann man die Altersstrukturentwicklung von Schweden ein bisschen nachvollziehen. Relativ stabil, in der Tendenz eher schlechter geworden in Bezug auf Corona (Anteil der über 65 jährigen ganz leicht steigend).