Wer ist bitte "wir"? Ich traue den Menschen sehr viel zu. Die Politiker laden mit ihrem Verhalten doch geradezu ein, Schlupflöcher zu suchen.
Was wäre das für eine große historische Chance, wenn die europäischen Politiker gemeinsam eine ehrliche Ansage machen würden. Stattdessen reden wir über irgendwelche Skifahrer oder vorher Jugendliche oder Fleischfabrikarbeiter, über die nächste und übernächste Welle. Das ist doch lächerlich.
"Wir" in Deutschland. Natürlich liegt es an uns allen, die Kontakte runterzufahren. Und nichts anderes haben sicher viele von uns auch schon in der Vergangenheit weitgehend getan.
Nervig finde ich nach wie vor, dass man es nicht schafft, zumindest bundesweit einheitliche Regeln zu schaffen. Dieses Regelwirrrwarr trägt aus meiner Sicht sehr stark dazu bei, dass viele unsicher sind, welche Regeln jetzt gelten und dass viele Schlupflöcher suchen.
Ich bin aber ehrlich: Ich schwanke sehr stark. Einerseits bin ich erleichtert, wei die eine Person-Regelung, siehe oben, einer kompletten Isolierung kleiner Kinder und deren Eltern gleichgekommen wäre. Andererseits gelten jetzt im privaten Raum, wo ich die Infektionsgefahr als größer ansehe als z.B. draussen, keine (strengeren) Regeln und an der frischen Luft auf dem Spielplatz dürfen sich keine zwei Mütter mit kleinen Kindern treffen.
Ich sehe einen fundamentalen Unterschied darin, ob man das Problem als ein gesamtgesellschaftliches sieht, das man gemeinsam löst, oder sich eine Gruppe sucht, die man (maßgeblich) dafür verantwortlich und "schuldig" macht.
Du scheinst mir eher zu letzterem zu tendieren.
Wenn man diese Gruppe als eine Minderheit darstellt, ist es leichter, sie zu "verteufeln" oder (aussichtsreicher) "gegen sie anzugehen", als wenn sie die überwiegende Mehrheit darstellt.
Wenn man am Ende gar der einzige ist, der sich richtig verhält, bleibt wohl nur mehr der finale Zweifel an der Menschheit oder zumidest der Gesellschaft ...
Du scheinst mir hier Dinge zu unterstellen zu wollen, die einfach nicht zutreffen. Ein Problem ein Problem der gesamten Gesellschaft zu sehen steht in keinem Widerspruch die Handlungen zu benennen, die dem Problem der Gesellschaft entgegen laufen.
Ich suche auch keine Gruppe, sondern ich kritisiere Handlungen, ob das eine Person macht oder 99,9 % der Bevölkerung ist mir eigentlich recht egal, ändert nichts an meiner Kritik. Wenn deine Anmerkungen sich darum kreisen, dass "Minderheit" oder "Mehrheit" die Gruppe derer falsch bezeichnet, geschenkt.
Finde es nicht okay, wenn einer so handelt. Wenn es aber mehrere sind die so handeln, wird das Problem größer, nichts anderes sage ich.
War Montag und Dienstag Langlaufen. War super schön und wir hatten Wald und Pisten für uns. Ski-/Rodelhänge waren durch ein paar Familien belegt, aber alles mit ausreichend Abstand. Deutsches Mittelgebirge und 5-10 Autominuten entfernt. Ich kann ehrlich nichts verwerfliches daran erkennen. Es braucht diese Freiheiten und Freizeitmöglichkeiten, um in dieser pandemischen Isolierung nicht unterzugehen.
Ich bin aber ehrlich: Ich schwanke sehr stark. Einerseits bin ich erleichtert, wei die eine Person-Regelung, siehe oben, einer kompletten Isolierung kleiner Kinder und deren Eltern gleichgekommen wäre. Andererseits gelten jetzt im privaten Raum, wo ich die Infektionsgefahr als größer ansehe als z.B. draussen, keine (strengeren) Regeln und an der frischen Luft auf dem Spielplatz dürfen sich keine zwei Mütter mit kleinen Kindern treffen.
In Bayern haben wir den Schwachsinn mit "Nur eine haushaltsfremde Person" bekommen.
Hey, unser Sohn sieht seit MONATEN keine anderen Kinder. Teils weil man es nicht darf / durfte und weil andere Eltern ja auch Angst vor dem Virus haben und keinen treffen wollen. Neue Kontakte kann man aktuell quasi auch nicht kennenlernen.
Wie soll er da ein Sozialempfinden lernen? Ich habe dermassen Angst, dass aus ihm ein in sich gekehrter Junge wird, der andere Kinder meidet, weil er es ja nie anderes gelernt / erlebt hat. Wobei das noch die "angenehme" Variante wäre, dass Vereinsamung auch noch zu anderen Dingen führen kann, will ich gar nicht beschreien.
Es kann für die Entwicklung kleiner Kinder einfach nicht gut sein, wenn die ab einem gewissen Alter NUR ihre Eltern sehen (und mit Abstrichen ihre Großeltern und ganz, ganz selten mal ihre Tanten / Onkels).
Ich glaube eigentlich nicht, dass diese Minderheit für die schlechten Zahlen zuständig ist. Sie taugen halt gerade ganz gut als Sündenbock. Ob die Skifahrer oder Wanderer in den Schneegebieten signifikant zu den hohen Zahlen beigetragen haben wage ich zu bezweifeln. Ich würde eher mal vermuten dass die meisten Ansteckungen eher auf Arbeit, Familie, öffentliche Verkehrsmittel und Einkäufe zurück zu führen sind.
Diese Sicht teile ich. Zu Ende gedacht heißt es aber auch, daß Ansteckungen praktisch nicht zu vermeiden, höchstens zu begrenzen sind, auch durch noch so strenge Lockdowns, solange man ein Mindestmaß an Wirtschaft, Bildung und Gemeinschaft aufrechterhalten muß. Schließlich werden immer noch Leute zur Arbeit und einkaufen gehen. Und je mehr Einschränkungen da sind, desto wichtiger werden den Menschen ihre Familienkontakte als letzter Halt.
Zitat:
Zitat von Schlafschaf
... Ich finde, jeder sollte eher bei sich selbst schauen was er verbessern kann anstatt mit dem Finger auf die paar Skifahrer zu zeigen.
Ja, das klingt nach einem sinnvollen Appell an die Eigenverantwortung. Jeder kann in seinem Alltag mehr und vor allem gezielter zur Vermeidung von Ansteckungen tun, als die meisten allgemeinen Lockdown-Maßnahmen bewirken. Aber Sündenböcke haben schon immer das Gewissen der anderen beruhigt...
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“If everything's under control, you're going too slow.” (Mario Andretti)
Wenn man sich überlegt, was man die nächsten Monate noch ansehen kann, ich vermute man muss was mit den Schulen machen, sie wie ich heute morgen im Tv so schön gehört habe „coronafest“ machen
Ist das wirklich die entscheidende Baustelle? Inzidenzzahlen bei Kindern, die selber extrem selten ernsthaft an Corona erkranken, stellen doch nicht das Problem dar. Das eigentliche Problem steht doch auch in dem Artikel:
Zitat:
Besonders hoch bleibt die Inzidenz bei den ältesten Menschen in Deutschland: Bei den über 90-Jährigen liegt der Wert bei 587, bei den 85 bis 89-Jährigen bei 347 - und bei den 80 bis 85-Jährigen bei 203 (Bei Schülern war es praktisch immer unter 200). Das RKI warnt, bundesweit gebe es Corona-Ausbrüche, die nach den übermittelten Daten vor allem in Zusammenhang mit Alten- und Pflegeheimen stehen. Die besonders vulnerablen Gruppen zu schützen, gelingt also nicht - nun ruht die Hoffnung auf den Impfungen, die allerdings nur schleppend angelaufen sind.
Ist die einzige Hoffnung wirklich nur die Impfung? Es ist sicher einfacher, Schulen zu schließen als gezielt die Risikogruppen zu schützen, wie in Tübingen demonstriert, oder Vorschläge von Matthias Schrappe (Stichwort "Spezifische Prävention als staatliche Schutzpflicht") umzusetzen, aber auch deutlich ineffektiver.
Warum schimpfen alle auf die jeweils aktuellen Sündenböcke, aber nicht auf die Politiker, die es versäumten, solche Ansätze umzusetzen. Vielleicht entschuldigen sich die Verantwortlichen in 5 Jahren für ihr Versagen, wie es Laschet kürzlich für Silvester 2015 in Köln immerhin entschuldigt hat.
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