Und selbst damit hat Schwarzfahrer nicht recht. Es wurden auch bei früheren Pandemie und Epidemie Schutzmaßnahmen wie Isolation, Separierung und ähnliches angewendet und noch Schlimmeres zu verhindern, zumindest in den letzten paar Jahrhunderten. Der Eindruck, man hätte früher Pandemie einfach so, absichtlich "durchlaufen lassen" ist einfach sachlich fachlich.
Ich bin da bei Dir. Das hat er aber nicht geschrieben. Ich hatte ihn so verstanden, daß die Aussage auf die Impfung gemünzt war. Die war explizit angesprochen.
Wir haben ja glücklicherweise nicht auf die erfolgreichen Strategien der Mailänder bei der Bekämpfung der Pest zurückgegriffen. Die hatten die Zugänge der Häuser von Erkrankten einfach zugemauert. Und sie kamen damit relativ besser als andere Städte aus dem Desaster raus.
Die Impfung war - nach allen mir bekannten Informationen - eine geeignete und wohl historisch die humanste Art - aus einer Pandemie herauszukommen.
Daß man damit nicht jeden hätte beglücken sollen oder zumindest müssen, ist auch ein Teil der Geschichte. In dem Punkt kann ich Schwarzfahrers Kritik teilen. Ich könnte nicht nur. Ich tue das.
Bei aller Kritik finde ich aber immer noch, daß die Geschwindigkeit der Entwicklung, Herstellung und Verteilung eine Meisterleistung war, die viel Leid verhindert hat.
Mal von außen geschaut - ohne das im Detail geprüft zu haben - würde ich zwei Erfolgsstrategien benennen:
1. Schutz der vulnerablen Gruppe durch Impfung
2. Abschotten der erkrankten Bevölkerung bis der Virus (sich woanders!) so abschwächen konnte, daß man auch ohne oder mit miesen Impfstoffen durch die Nummer kommt.
Der ersten Hälfte von Punkt 1 stimme ich zu; die Impfung ist für mich aber nur ein Baustein unter vielen möglichen, m.M.n. auch gleichwertigen. Punkt 2 ist auch in Ordnung, wobei der Begriff von erkrankt für asymptomatisch test-positive in meinem (familiär geprägten) Medizin-verständnis übertrieben war. Zusätzlich sehe ich noch Aufrufe zur freiwilligen Kontaktreduzierung, speziell das Meiden/Absagen von Massenverantstaltungen für eine gewisse Zeit als ein nützliches Instrument zur Begrenzung einer Infektionswelle.
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“If everything's under control, you're going too slow.” (Mario Andretti)
Der Eindruck, man hätte früher Pandemie einfach so, absichtlich "durchlaufen lassen" ist einfach sachlich fachlich.
Ja, der Eindruck ist falsch, da ich das auch nicht behauptet habe. Allerdings bin ich der Ansicht, daß alle Maßnahmen, die man bei Pandemien ergriffen hat, zwar ggf. nennenswert Leben retten konnten, aber nicht nennenswert zum schnelleren Abklingen der Pandemie beitrugen; letzteres passiert einfach weitgehend ohne zutun des Menschen, durch die entsprechenden Mutationen und Immunisierungsverläufe in der Bevölkerung.
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“If everything's under control, you're going too slow.” (Mario Andretti)
Hier würde ich Dir widersprechen. China hat diesbezüglich die erfolgreichere Strategie gefahren. Selbst wenn wir das ex ante gewusst hätten, hätten wir dennoch anders reagiert. Auch wir haben das nicht um jeden Preis gemacht. Der von uns gezahlte Preis war aber immer noch vielen deutlich zu hoch. Die Abwägung Freiheit vs. Sicherheit ist auch schwer zu treffen.
Der von uns gezahlte Preis war aber immer noch vielen deutlich zu hoch.
Ob die, die ihre Angehörigen jetzt auf dem Friedhof besuchen, das auch so sehen.
Ich glaube nicht.
Ich bleibe dabei:
Die Maßnahmen waren zum großen Teil - in Anbetracht der unbekannten Gefahr - sinnvoll und richtig.
Ich schreibe zum großen Teil, weil wir es nicht besser wussten, ohne jetzt auf das einzugehen was man vielleicht hätte besser machen können.
Ja, der Eindruck ist falsch, da ich das auch nicht behauptet habe. Allerdings bin ich der Ansicht, daß alle Maßnahmen, die man bei Pandemien ergriffen hat, zwar ggf. nennenswert Leben retten konnten, aber nicht nennenswert zum schnelleren Abklingen der Pandemie beitrugen; letzteres passiert einfach weitgehend ohne zutun des Menschen, durch die entsprechenden Mutationen und Immunisierungsverläufe in der Bevölkerung.
Auch hier gibt es gute Gegenbeispiele. Es sind ja durchaus einige potentielle Pandemien im Keim erstickt worden. Diese Hoffnung hatte man zu Beginn von Corona auch noch. Diese Strategie hatte sich nach einigen Monaten als Illusion herausgestellt. Ab diesem Zeitpunkt würde Dein Statement greifen. Die Einschränkungen zu Beginn hatten auch nicht das Ziel, die Pandemie zum schnellen Abklingen zu bringen. Ziel war die Kurve abzuflachen und damit der Bevölkerung einen vernünftige Gesundheitsversorgung zu gewährleisten. Ich fand das richtig. Hattest Du das anders gesehen? Oder hast Du es zu dem Zeitpunkt anders gesehen?