naja, bei den mädels waren knapp und lindemann in der spitzengruppe liegend kurz vor radziel in einen sturz verwickelt. ich denke persönlich das vor allem lindemann ansonsten um ein olympiaticket hätte mitkämpfen können.
bei den männern war in der tat die performance von justus und buchholz enttäuschend (vor allem auch für sie selbst sicherlich). da angeblich die vorbereitung bestens durchlief (o-ton ebli) könnte etwas in der UWV danebengelaufen sein. das können aber nur die leute vor ort beurteilen.
wobei ich eben glaube, dass bei jungs und mädels im moment nur chancen auf top10 da sind, medaillenanwärter sehe ich eher nicht.
für anne muss man hoffen, das bei der momentanen schwimmform mal ein rennen aus taktischer sicht für sie läuft (keine radjagden), damit sie wenigstens noch einmal die nötige top15 platzierung schafft.
was das training betrifft sehe ich keine riesigen unterschiede.
schwimmen muss man nicht mehr als 20-25km pro woche, wenn man einmal weltcupstandard erreicht hat. das genügt zum halten des standards, mehr training für minimale zeitverbesserungen bringt keine vorteile im rennen.
radfahren um 300km pro woche ist auch eher allgemeingut im weltcup.
120-140 laufkilometer sind eher spitzenwochen, der jahresschnittschnitt dürfte (auch bei gomez) bei 90 -110km/woche liegen. ein unterschied liegt sicherlich in der qualität. wenn zb die brownlees von "easy running" reden, sprechen sie von 3:00-3:15min/km.
ich glaube, dass es im training nicht DIE riesenunterschiede bei den top50 der welt gibt. alle arbeiten gleich hart. dort kommen dann eben sachen wie mitgebrachtes talent und vor allem auch belastungsverträglichkeit (wie erhole ich mich von bestimmten belastungen, wann kann ich sie wiederholen) ins spiel.
Hat jemand eine Idee warum die deutschen so "schwach" unterwegs waren? ...
Ich hab' ein paar Ideen, aber nicht alle sind dafür geeignet, sie in einem öffentlichen Triathlonforum auszubreiten.
Nicht alle Deutschen folgen demselben Trainingskonzept, so dass man die Gründe für das ausgesprochen schwache Abschneiden eigentlich aller deutschen Starter gestern differenziert betrachten muss.
Robisch und Buchholz trainieren seit kurzem in einer internationalen Trainingsgruppe bei Joel Fillol. Haug und Saller trainieren viel alleine (nach Plänen des Heimtrainers) und dann gibt es noch einige Kaderathleten, die formal am OSP Saarbrücken beheimatet sind und sich dort (so das dahinterstehende Konzept) gegenseitig in einer leistungsstarken Gruppe puschen sollten: allerdings haben sich in Saarbrücken viele kleinteilige Trainingsgrüppchen gebildet mit z.T. recht unterschiedlichen Trainingsphilosophien.
Grundsätzlich, das haben die Ergebnisse von gestern ebenso wie nahezu alle Ergebnisse der letzten Saison gezeigt, sind internationale Trainingsgruppen wie sie Joel Fillol, Darren Smith, Paulo Sousa und Brett Sutton um sich gesammelt haben der seit Jahren erwiesenermaßen am meisten erfolgversprechende Trainingsansatz, weil hier einerseits die Individualisierung auf die Spitze getrieben werden kann (wenn ein Trainer seine Athleten über mehrere Jahre kennenlernen konnte und weiß, welches Training bei ihnen wie anschlägt, wie die Regenerationszeiten sind usw.) und andererseits leistungsstarke Trainingsgruppen gebildet werden können, die sich einerseits gegenseitig pushen, innerhalb derer aber andererseits die Konkurrenz nicht so groß ist, dass sich in jeder TRainingseinheit ein privater Wettkampf bildet und die Athleten sich in negativer Weise als Konkurrenten betrachten mit entsprechenden Effekten auf das allgemeine Klima innerhalb der Gruppe.
Fillol hatte gestern bei den Männern Rang 1 und 2 geschafft, die Gruppe um Smith dominierte das Damenrennen mit Jodie Stimpson und schaffte zusätzlich mit Lisa Norden noch eine weitere Topten-Plazierung.
Auch die gestern fehlenden Top-Athleten wie die Brownlees, Jorgensen (Woolongong Wizards), Gomez und einige der gestern ebenfalls fehlenden US-Boys trainieren in privat organisierten multinationalen Trainingsgruppen und gehen ihren direkten nationalen Konkurrenten im Training gerne aus dem Weg.
Der Haken bei einer großen nationalen Trainingsgruppe, wenn man wie in Deutschland alle Kader-Athleten versucht zu zentralisieren, ist, dass in der nationalen Spitze die Athleten sich gegenseitig viel eher als Konkurrenten wahrnehmen, weil sie z.B. um wenige Olympia-Startplätze direkt miteinander konkurrieren, sich um denselben (begrenzten) nationalen Sponsoren-"Kuchen" streiten usw. Das ist natürlich hochproblematisch für das allgemeine Klima in solch einer Gruppe, wenn die Athleten mehrere Monate eng miteinander zusammen trainieren und leben müssen.
Übrigens hat der erst vor wenigen Wochen aus dem B-Kader geflogene Franz Löschke gestern in Australien einen gut besetzten Ozeanien-Cup (vergleichbar Europacup) gewonnen.
Auch Jonathan Zipf, der formal noch zum B-Kader gehört, aber trainingsmäßig auch eigene Wege verfolgt ist aktuell stark in Form und war z.B. vor zwei Wochen zweiter bei einem Afrika-Cup.
Beide könnten kurzfristig eventuell noch ins Rennen um die Olympiatickets einsteigen, wenn sie noch ein paar Extra-Punkte für die Startberechtigung in der WTS sammeln.
Das Klima am OSP ist definitiv nicht das beste. Der ein oder andere Charakter ist auch echt schwierig.
Wie du oben bereits erwähnt hast, trainieren unsere deutschen LD'ler, die ja sehr erfolgreich sind, eher allein oder leben zumindest nicht Tür an Tür. Natürlich brauch es Trainingspartner, aber wie du bereits gesagt hast, ist die direkte Konkurrenz in erster Linie die Trainingskollegen aus der eigenen Nation. Das dies zu Spannungen führt und natürlich auch Mental bei jedem Training einen ordentlich Druck ausübt, lässt sich nicht abstreiten.
Vielleicht wäre es Sinnvoll die Gruppen in "kleine" zu Splitten, sodass ein Gestandener Athlet mit 2 Jüngeren trainiert. Der Speed der Jungen ist meist nahezu identisch. Eher die Tempohärte für die längeren Distanzen fehlt.
Mich würde das ja durchaus interessieren was da noch für Background Wissen existiert.
...... ist die direkte Konkurrenz in erster Linie die Trainingskollegen aus der eigenen Nation. Das dies zu Spannungen führt und natürlich auch Mental bei jedem Training einen ordentlich Druck ausübt, lässt sich nicht abstreiten.....
ein frodeno ist in so einem umfeld olympiasieger geworden. es ist mir etwas zu einfach nach einem schlechten rennen das komplette konzept in frage zu stellen. laut ebli ließen die trainingsergebnisse nicht an so ein abschneiden denken. die wissen normalerweise sehr genau was sie können.
ein frodeno ist in so einem umfeld olympiasieger geworden. es ist mir etwas zu einfach nach einem schlechten rennen das komplette konzept in frage zu stellen. laut ebli ließen die trainingsergebnisse nicht an so ein abschneiden denken. die wissen normalerweise sehr genau was sie können.
Das Rennen in Abu Dhabi steht halt in einer Reihe mit sehr vielen ähnlichen Rennen im vergangenen Jahr einschließlich dem Grand Final. Genaugenommen gab es in der gesamten WTS 2015 gerade mal drei echte Ausnahmen mit überzeugenden Einzelleistungen einzelner deutscher Athleten in Kapstadt, Neuseeland und Rio.
Peking ist 8 Jahre her und der Triathlon auf der olympischen Distanz hat sich seitdem gravierend weiterentwickelt. London vor vier Jahren war bereits nahezu ein Debakel, gerade für einen finanzstarken Verband wie die DTU, der über viele Talente verfügt, bis hin zu Junioren- und U23-Weltmeistern, wie du so gut weißt wie ich. nach London 2012 wurden aber nur Trainer ausgetauscht und an den Strukturen wenig verändert.
Mir erscheint auch die Strategie der DTU falsch, unterschiedliche Trainingsansätze zu fördern. Entweder leiste ich mir mit hohem finanziellen Aufwand einen Sportdirektor und mehrere Bundestrainer. In diesem Fall sollte man aber auch dafür sorgen, dass am Olympiastützpunkt alle Spitzenathleten versammelt sind und der Konkurrenzkampf die Leistungsentwicklung befeuert.
Wenn ich aber den Weg einschlage, dass sich Athleten internationalen Trainingsgruppen anschließen, damit diese mehr Druck im Training haben, dann kann ich mir den ganzen Aufwand für Trainer und Diagnostik sparen und brauche nur noch einen Art Teammanager, der die besten Athleten für den Weltcup oder Olympia nominiert.
Beide Wege einzuschlagen, so wie es aktuell gemacht wird, kann m.E. nicht mehr funktionieren, weil die Anzahl der Spitzenathleten zu gering ist und der Konkurrenzkampf in der Trainingsgruppe fehlt.
Ein Vorteil der Ära Frodeno am OSP war es wohl auch, dass dort mindestens 5 Leute trainiert haben, die in der Lage waren, bei einem Weltcup in die Top 10 zu kommen.
Nachteil der 1. Variante wäre es zugebenermaßen, dass man auf Athleten wie Sophie Saller verzichten müsste, die sich in kein System pressen lassen wollen und eine wissenschaftliche Ausbildung parallel vorantreiben.
Warum allerdings ein Bundestrainer Dan Lorang einen Jan Frodeno extrem pusht, aber bei Anne Haug seit 2 Jahren überhaupt keine Leistungsentwicklung mehr erkennbar ist, ist schon sehr rätselhaft. Mir ist schon bekannt, dass sie verletzt war. Wenn man aber 2013 noch die meisten Athleten in Grund und Boden läuft, müsste das doch eigentlich irgendwann zurück kommen.
Ist halt immer sehr schwierig genaue Ursachen zu finden wenn irgendwo der Wurm drin ist. Manchmal braucht es auch nur ein einziges gutes Resultat und die Einstellung und Leistung ändert sich in einem Team. Man bekommt wieder Vertrauen.
Im Zusammenhang mit Coaching (gerade auf der Kurzdistanz) kann ich übrigens den Podcast vom oben erwähnten Joel Filliol wärmstens empfehlen. Zusammen mit Paulo Sousa spricht er über die Kunst einen Athleten zu formen. Er hat für verschiedene nationale Verbände gearbeitet und unter anderem Simon Whitfield zu Olympiasilber geführt und auch schon die Brownlees trainiert. Mittlerweile coacht er, wie Hafu schon schrieb, sehr erfolgreich eine internationale Gruppe. Oft wird im Podcast auch über Dynamiken gesprochen, die sich in solchen Squads bilden können und wie wichtig die Mentalität ist. Eine Schwierigkeit seines Ansatzes ist, dass niemand auf ihn gewartet habe und er auf sich alleine gestellt war so ohne Verband.