Kurz gesagt: Wind entsteht durch Sonnenenergie*. Ein Teil der Energie wird zum Antrieb des Windsystem aufgewendet und damit nicht zur Erwärmung der Oberfläche. Wird der Wind verhindert steht mehr Energie zur Erwärmung der Oberfläche zur Verfügung.
Oder anders, noch kürzer: Konvektiver Wärmetransport wird verhindert.
* z.B: Es gibt globale Konvektionszellen die durch die Temperaturdifferenz zwischen Äquator und den Polen enstehen. Sie sorgen für einen Temperaturausgleich. [Es ist in der Tat noch etwas komplizierter und kurz nicht zu erklären, da die Corioliskraft die Winde ablenken, die dann die Jetstreams bilden, die wiederum den Luftaustausch verhindern. Es kommt aber zu Störungen in Form von dynamischen Tiefdruckgebieten (Zyklonen), die machen im wesentlichen das Wetter, und die tauschen dann doch warme mit kalter Kuft (Warmfront, Kaltftont) usw.... usf... Meteorologie halt]
Funfact: Ohne diese Konvektion hätte man am Äquator eine Temperatur von ca. 87°C. (gemittelt und überschlagen)
PS: Bevor jetzt hier jemand glaubt ich würde meinen, dass die Windräder darauf nen großen Einfluss haben, nein das meine ich nicht. War nur als anschauliche Erklärung gedacht.
Geändert von ScottZhang (04.09.2019 um 23:20 Uhr).
Vielleicht verständlich für den Physiklaien. Aber nur bedingt verständlich für den Wirklichkeitsfachmann (der gerade darüber nachdenkt wie die Formulierung mit den Elfenbeintürmen der Wissenschaft entstanden ist) .
Windkraftanlagen verlangsamen also den Wind. Mag sein.
Aber: Jedes Fahrzeug, egal ob Kreuzfahrtschiff, Amazon-LKW, Polen-Sprinter, SUV oder Hochgeschwindgkeitszug erzeugt fahrend einen Luftstrom. Für Flugzeuge gilt das auch.
So, wenn jetzt der LKW- und Flugverkehr in Deutschland und der Welt zunimmt... Verstehst Du was ich meine? Flügelschlag des Schmetterling und so...
Mir erscheint das praktisch irrelevant. Windräder erzeugen nicht in nennenswertem Umfang Wärme, sie verursachen lediglich lokal eine leicht veränderte Verteilung der Wärme.
Es erscheint zwar halbwegs plausibel, dass nachts am Boden eine leichte Temperaturerhöhung festzustellen ist, weil wärmere Luft von oben nach unten gewirbelt wird.
Tagsüber ist es aber i.d.R. am Boden wärmer als in größerer Höhe, so dass wir genau den umgekehrten Effekt sehen müssten.
Und m.E. ist i.d.R. tagsüber der Wind stärker als nachts, so dass eigentlich der Abkühlungs- den Erwärmungseffekt überwiegen sollte.
Aber wir reden hier eh von Peanuts.
Da wo Windparks stehen, werden Temperaturänderungen um Bruchteile von Grad i.d.R. weitgehend irrelevant sein. Weitaus relevanter sind Auswirkungen ganz woanders - abschmelzende Gletscher, auftauende Permafrostböden, Wald- und Moorbrände, steigende Temperaturen in den Ozeanen usw.
Tagsüber ist es aber i.d.R. am Boden wärmer als in größerer Höhe, so dass wir genau den umgekehrten Effekt sehen müssten.
Und m.E. ist i.d.R. tagsüber der Wind stärker als nachts, so dass eigentlich der Abkühlungs- den Erwärmungseffekt überwiegen sollte.
Tut es aber nicht. Glaube hier den Physikern, Scott hat den Hintergrund auch ganz gut erklärt weiter oben.
Zitat:
Zitat von LidlRacer
Aber wir reden hier eh von Peanuts.
Das stimmt, zumindest wenn wir das globale Klima sehen. Lokal kann es aber merklich werden. Ob der Effekt als Vor- oder Nachteil gesehen wird, ist dann individuell, schätze ich. Es dürfte sich bei Windkraftwerken wohl vor allem als eine Änderung der Vegetation auswirken (und schwächerer Wind in der Region kommt Radfahrern auch noch zu gute). Aber ähnliche lokale Wirkungen haben viele andere Energiesysteme auch: Wärmepumpen mit Erd-Wärmetauscher verändern die Liegezeit von Schnee im Garten und lassen alles später wachsen, Atomkraftwerke erwärmen Flüsse (und machten z.B. den Triathlon in Eberbach in September etwas gemütlicher).
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“If everything's under control, you're going too slow.” (Mario Andretti)
Lesenswert für alle, die sich mit der Energiewende befassen: Der Energiewende-Index-Bericht von Mc Kinsey
Mir macht dabei das Thema Versorgungssicherheit zu denken: aktuell ca. 4,7 % Reservemarge vorhanden, beim Ziel von 1,3 % - klingt erst mal gut. Aber:
Zitat:
Der beschlossene Kohleausstieg sieht die Abschaltung von 29 Gigawatt (GW) Kohlekapazität bis 2030 und weiteren 17 GW bis 2038 vor. In den nächsten zehn Jahren gehen somit im Zuge des Atom- und Kohleausstiegs rund 43% der gesamten gesicherten Leistung des Jahres 2018 vom Netz. Ohne ausgleichende Maßnahmen ist die Versorgungssicherheit in Deutschland in Gefahr. Bis 2030 werden Modellrechnungen zufolge zusätzliche Kapazitäten von 17 GW benötigt, um die Stilllegungen zu kompensieren, um Schwankungen bei den Erneuerbaren auszugleichen und Spitzenlasten abzufedern. Sonst können schon ab Mitte des kommenden Jahrzehnts erste Engpässe auftreten, die sich bis 2030 verschärfen könnten.
Diese Lücke wird wohl kaum mit Windkraft zu füllen, nicht nur aber auch wegen dem extrem hinterherhinkenden Netzausbau.
Ein (leider seit einigen Stunden nur gegen Geld erhältlicher) Welt-Artikel schreibt dazu:
Zitat:
Womöglich könnte Deutschland dann irgendwann seinen Strombedarf noch nicht einmal mehr durch Importe decken, warnt McKinsey: „Mittelfristig besteht das Risiko, dass im gesamten europäischen Verbund nicht mehr ausreichend Versorgungskapazität vorhanden sein wird.“
In diesem Fall müssten große Industriebetriebe oder sogar Siedlungsbereiche planmäßig und rotierend vom Netz genommen werden, um einen ungeplanten Blackout zu verhindern.
Letzteres dürfte wohl kaum eine reale Option sein, oder? Das hoffte ich mit Rumänien der 70-er/80-er Jahre hinter mir gelassen zu haben.
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Lesenswert für alle, die sich mit der Energiewende befassen: Der Energiewende-Index-Bericht von Mc Kinsey
Mir macht dabei das Thema Versorgungssicherheit zu denken: aktuell ca. 4,7 % Reservemarge vorhanden, beim Ziel von 1,3 % - klingt erst mal gut. Aber:
Diese Lücke wird wohl kaum mit Windkraft zu füllen, nicht nur aber auch wegen dem extrem hinterherhinkenden Netzausbau.
Ein (leider seit einigen Stunden nur gegen Geld erhältlicher) Welt-Artikel schreibt dazu:
Letzteres dürfte wohl kaum eine reale Option sein, oder? Das hoffte ich mit Rumänien der 70-er/80-er Jahre hinter mir gelassen zu haben.
Ich bin nicht in der Lage ohne längere Recherche die konkreten Zahlen von Mc Kinsey in Bezug zu setzen und zu vergleichen mit z.B. Planungsdaten der Kohlekommssion und anderen Reports, welche erklären, wie der Kohleausstieg realistisch möglich ist.
Allerdings würde ich die Unternehmensberatungsfirma McKinsey nicht als wissenschaftlich-unabhängige Institution werten, sondern sehe bei Mc Kinsey auch starke Eigeninteressen, z.B. durch Aufträge an der Energiewende zu verdienen. https://de.wikipedia.org/wiki/McKins...Company#Kritik
Für mich wurde mit der Privatisierung der Stromversorgung (woran Mc Kinsey damals gut verdiente und die MC Kinsey selbst propagierte) schon das Risiko von Ausfällen systemisch erhöht. Und der Strom wurde für den Privatverbraucher nicht wie versprochen durch die Privatisierung preiswerter, dafür flossen die Gewinne an die Aktionäre statt wie vorher an den Staat, die ganze Gesellschaft. Die ist von den Strom-Konzernen erst dann wieder nachgefragt, wenn von der Gemeinschaft verottete Infrastruktur instandgesetzt oder Atommüll entsorgt werden muss oder es eine Energiewende zu finanzieren gilt.
Ich bin nicht in der Lage ohne längere Recherche die konkreten Zahlen von Mc Kinsey in Bezug zu setzen und zu vergleichen mit z.B. Planungsdaten der Kohlekommssion und anderen Reports, welche erklären, wie der Kohleausstieg realistisch möglich ist.
Nach dem was ich zur Arbeit der Kohlekommission mitbekommen habe, ging es ihnen nie um die technische Machbarkeit oder Versorgungssicherheit, sondern nur um die ethisch-sozialen Fragen, bzw. um finanziellen Ausgleich für die verlorenen Arbeitsplätze. In der ganzen Kommission gab es ja kaum einen mit technischem Sachverstand.
Zitat:
Zitat von qbz
Allerdings würde ich die Unternehmensberatungsfirma McKinsey nicht als wissenschaftlich-unabhängige Institution werten, sondern sehe bei Mc Kinsey auch starke Eigeninteressen, z.B. durch Aufträge an der Energiewende zu verdienen.
Gut möglich. Ich sehe aber keinen finanziellen Vorteil für McKinsey, wenn sie vorhandene und bekannte Lösungen zur Versorgungssicherheit verschweigen (falls es welche gibt).
Zitat:
Zitat von qbz
Und der Strom wurde für den Privatverbraucher nicht wie versprochen durch die Privatisierung preiswerter, dafür flossen die Gewinne an die Aktionäre statt wie vorher an den Staat, die ganze Gesellschaft.
Laut Welt-Artikel (und anderen Quellen) sind für die aktuell hohen Strompreise nicht so sehr die Stromerzeuger verantwortlich, sondern der Staat:
Zitat:
Nach den Zahlen von McKinsey liegen die deutschen Haushaltsstrompreise 45 Prozent über dem europäischen Durchschnitt. Die Stromkonzerne sind dafür nicht verantwortlich: Während sie die Kosten für Strombeschaffung und Vertrieb seit 2012 um 16 Prozent reduziert haben, gingen allerdings die staatlichen Steuern und Abgaben um 17 Prozent nach oben, so dass sie in Deutschland insgesamt heute 54 Prozent des Haushaltsstrompreises ausmachen, während es im europäischen Durchschnitt nur 37 Prozent sind.
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“If everything's under control, you're going too slow.” (Mario Andretti)
Nach dem was ich zur Arbeit der Kohlekommission mitbekommen habe, ging es ihnen nie um die technische Machbarkeit oder Versorgungssicherheit, sondern nur um die ethisch-sozialen Fragen, bzw. um finanziellen Ausgleich für die verlorenen Arbeitsplätze. In der ganzen Kommission gab es ja kaum einen mit technischem Sachverstand.
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Ich verwies ja noch auf andere Reports: So kommt z.B. das Frauenhofer Institut für Solare Energie in ihrer Studie schon 2012 zu folgendem Ergebnis:
"Die Bereitstellung von 100 % erneuerbaren Energien im Strom-und Wärmesektor Deutschlands ist technisch möglich und nach erfolgter Umstellung des Energiesystems sind die jährlichen Gesamtkosten nicht höher als die Kosten unserer heutigen Energieversorgung. Diese Aussage gilt trotz der Annahme eines konstanten Stromverbrauchs, trotz der Annahme, dass keinerlei Stromaustausch mit dem Ausland stattfindet, trotz des Vergleichs mit heutigen Preisen für konventionelle Energie und obwohl nur die Nutzung eines vergleichsweise kleinen Anteils des Gesamtpotenzials an Biomasse für den Strom-und Wärmesektor angenommen wird."