Soviel vorab: Es sieht sehr ordentlich aus, wie Du schwimmst. Andere Leute hätten an dieser Stelle schon längst gesagt, dass es gut genug ist; ich finde es toll, dass Du Dich trotzdem verbessern willst.
Ich hatte Dir voriges Jahr schon einige Dinge genannt, die mir aufgefallen waren. Ich erkenne manche davon wieder, auch wenn Du Dich verbessert hast. Vielleicht wirfst Du aber wegen der Links zu Chloe usw. trotzdem nochmal einen Blick rein.
Ich habe die Auffälligkeiten im aktuellen Video grob nach persönlich empfundenen Schweregrad sortiert, viele wurden auch schon genannt:
PS: Handeintritt: Vermutlich die Ursache für das Problem bei der Streckung (danke Necon!). Du legst den Arm komplett gestreckt aufs Wasser, statt mit den Fingerspitzen zuerst einzutauchen und den Rest nachzuschieben.
Streckung: Du schiebst das Schulterblatt in der Streckung gut nach vorne und gewinnst dadurch Länge. Die brauchst Du aber auch, denn Du streckst den Arm zur Oberfläche aus statt in die Waagerechte oder leicht nach unten. Hier handelst Du Dir viel Widerstand ein, weil Du die ganze Länge des Armes hinterher nach unten auf die Ebene drücken musst, von der aus Du sinnvoll das Anstellen beginnen kannst. Es sorgt auch dafür, dass in der Streckung die Spitze Deines Ellbogens fast nach unten zeigt und Du den Arm gleich zu Beginn um 180° drehen musst, damit sie nach oben kommt. Trotzdem stellst Du noch ordentlich an, aber weiter hinten als es angesichts Deiner Beweglichkeit möglich wäre. Ich meine, das Anstellen würde Dir viel, viel leichter fallen und richtig knackig aussehen, wenn Du Dir von Anfang an eine bessere Ausgangsposition schaffst.
Anstellen: Das Handgelenk knickt teilweise tatsächlich sehr ab; das solltest Du nach der Streckung in Verlängerung des Unterarms halten.
Weil es von Rälph angesprochen wurde: Ich kenne aktuell niemanden, der lehrt, dass man das Handgelenk zum Beginn des Anstellens abknicken soll. Man muss sich vergegenwärtigen, was man mit dem Anstellen erreichen will: Nach dem Anstellen soll die Fläche von Unterarm und Hand möglichst vertikal stehen, damit in der Druckphase der Körper nach vorne geschoben werden kann. Das Abknicken bringt dabei keine Vorteile; in nahezu vollständiger Streckung kann kein effektiver Vortrieb erzeugt werden. Wie kann es hilfreich sein, wenn die Hand schon frühzeitig mit der ganzen Fläche im anströmenden Wasser steht, während man warten muss bis sich der Ellbogen auf der gleichen Höhe befindet? Das Abknicken hat zusätzlichen den Nachteil, dass es mäßig begabte Schwimmer dazu einlädt, den Ellbogen fallen zu lassen, weil man sich zu sehr auf den Wasserdruck auf der Handfläche konzentriert. Das passiert Dir aber zum Glück nicht.
Druckphase: In der Druckphase lässt Du das Schulterblatt vorgeschoben, das ist produktiv. Du verschenkst am hinteren Ende aber Zugweg, indem Du die Richtung der Hand ziemlich früh von hinten nach innen wechselst, sanft Deinen Oberschenkel streichelst, und die Hand aus dem Wasser nimmst. Da würde ich versuchen, noch ein paar Zentimeter weiter zu drücken. Denk dran, dass die Abdruckphase hinten die schnellste Phase des ganzen Armzuges ist. Probiere mal, die Hand nicht am Ellbogen aus dem Wasser zu pflücken, sondern sie durch den Armdruck hinten aus dem Wasser schießen zu lassen.
Rhythmus/Timing: Der Gesamtbewegung fehlt ein erkennbarer Rhythmus, aber in dieser Aufnahme ist es schwer, den Finger draufzulegen, woran es hängt. Ich glaube, dass Dein Beinschlag nicht rhythmisch ist und auch nicht mit der Gesamtbewegung koordiniert ist. Generell sind Deine Beine etwas steif. Es gibt Leute, die übertreiben es mit der Kniebeugung, bei Dir ist es das Gegenteil. Damit Du den Kick als peitschenförmige Bewegung ausführen kannst, muss das Knie gebeugt sein, auch wenn dort die Bewegung nicht eingeleitet wird. Das würde auch die Fußgelenke etwas geschmeidiger machen. Insgesamt sollte Dein Beinschlag lockerer werden, dann wird er auch weniger anstrengend.
Abstoßen: Das Abstoßen am Anfang ist immer noch eine Krankheit. Streamline tut nicht weh! Streck wenigstens die Füße.
Bildinhalt: Aculas Füße als Bremsfallschirm
Atemtiming: Kopfbewegung zur Atmung gut. Blick wieder ins Wasser dauert zu lange. Du solltest nicht sehen, wie Deine Hand am Kopf vorbeikommt.
Bildinhalt: Acula schaut zur Hand und übt Spagat
Wasserlage: Ordentlich, aber etwas ausgeprägtes Hohlkreuz? Ich würde versuchen, den Bauchnabel leicht in Richtung Wirbelsäule zu ziehen, es aber nicht übertreiben.
Zu mosern gibt es immer was, aber ich finde, dass Du insgesamt sehr zufrieden sein kannst. Da würden viele 20 Watt auf dem Rad hergeben, wenn sie so gut schwimmen könnten.
Vielen Dank für die netten Worte und auch das kritische Feedback. The Sky is the limit, entsprechend mcöhte ich natürlich gerne noch weiter verbessern und da hilft mir dieses Feedback einfach sehr, da ich keinen Trainer o.ä. der das für mich übernehmen könnte.
Jap ich weiß und deswegen habe ich extra nochmal gefragt
Zitat:
Zitat von schnodo
[list][*]Streckung: Du schiebst das Schulterblatt in der Streckung gut nach vorne und gewinnst dadurch Länge. Die braucht Du aber auch, denn Du streckst den Arm zur Oberfläche aus statt in die Waagerechte oder leicht nach unten. Hier handelst Du Dir viel Widerstand ein, weil Du die ganze Länge des Armes hinterher nach unten auf die Ebene drücken musst, von der aus Du sinnvoll das Anstellen beginnen kannst. Es sorgt auch dafür, dass in der Streckung die Spitze Deines Ellbogens fast nach unten zeigt und Du den Arm gleich zu Beginn um 180° drehen musst, damit sie nach oben kommt. Trotzdem stellst Du noch ordentlich an, aber weiter hinten als es angesichts Deiner Beweglichkeit möglich wäre. Ich meine, das Anstellen würde Dir viel, viel leichter fallen und richtig knackig aussehen, wenn Du Dir von Anfang an eine bessere Ausgangsposition schaffst.[*]Anstellen: Das Handgelenk knickt teilweise tatsächlich sehr ab; das solltest Du nach der Streckung in Verlängerung des Unterarms halten.
Weil es von Rälph angesprochen wurde: Ich kenne aktuell niemanden, der lehrt, dass man das Handgelenk zum Beginn des Anstellens abknicken soll. Man muss sich vergegenwärtigen, was man mit dem Anstellen erreichen will: Nach dem Anstellen soll die Fläche von Unterarm und Hand möglichst vertikal stehen, damit in der Druckphase der Körper nach vorne geschoben werden kann. Das Abknicken bringt dabei keine Vorteile; in nahezu vollständiger Streckung kann kein effektiver Vortrieb erzeugt werden. Wie kann es hilfreich sein, wenn die Hand schon frühzeitig mit der ganzen Fläche im anströmenden Wasser steht, während man warten muss bis sich der Ellbogen auf der gleichen Höhe befindet? Das Abknicken hat zusätzlichen den Nachteil, dass es mäßig begabte Schwimmer dazu einlädt, den Ellbogen fallen zu lassen, weil man sich zu sehr auf den Wasserdruck auf der Handfläche konzentriert. Das passiert Dir aber zum Glück nicht. [*]Druckphase: In der Druckphase lässt Du das Schulterblatt vorgeschoben, das ist produktiv. Du verschenkst am hinteren Ende aber Zugweg, indem Du die Richtung der Hand ziemlich früh von hinten nach innen wechselst, sanft Deinen Oberschenkel streichelst, und die Hand aus dem Wasser nimmst. Da würde ich versuchen, noch ein paar Zentimeter weiter zu drücken. Denk dran, dass die Abdruckphase hinten die schnellste Phase des ganzen Armzuges ist. Probiere mal, die Hand nicht am Ellbogen aus dem Wasser zu pflücken, sondern sie durch den Armdruck hinten aus dem Wasser schießen zu lassen.
Danke, dass klingt alles schlüssig für mich und ich werde mich definitiv daran versuchen.
Zitat:
Zitat von schnodo
[*]Rhythmus/Timing: Der Gesamtbewegung fehlt ein erkennbarer Rhythmus, aber in dieser Aufnahme ist es schwer, den Finger draufzulegen, woran es hängt. Ich glaube, dass Dein Beinschlag nicht rhythmisch ist und auch nicht mit der Gesamtbewegung koordiniert ist. Generell sind Deine Beine etwas steif. Es gibt Leute, die übertreiben es mit der Kniebeugung, bei Dir ist es das Gegenteil. Damit Du den Kick als peitschenförmige Bewegung ausführen kannst, muss das Knie gebeugt sein, auch wenn dort die Bewegung nicht eingeleitet wird. Das würde auch die Fußgelenke etwas geschmeidiger machen. Insgesamt sollte Dein Beinschlag lockerer werden, dann wird er auch weniger anstrengend.
Der Beinschlag fällt mir wirklich schwer. Das mit den steifen Beinen war Ende letzten Jahres ganz schlimm, da ich als Folge eines Bandscheibenvorfalls kaum Beine schwimmen konnte. Es wurde dann langsam besser bis die Schwimmpause wegen des Bäderschließens kam. Einen Rhythmus habe ich dabei tatsächlich nicht wirklich und auch nichts woran ich mich orientiere. Ich habe mal versucht meinen Beinschlag auf den Armzug zu timen, aber das hat mich kognitiv überfordert
Ich bin jedenfalls der klassische "25 m Beine und ab ins Sauerstoffzelt" Triathlet. Aber so sehr mich mein Schwimmverein früher auch mit Beinsets maltretiert hat, es wurde und wurde nicht besser.
Zitat:
Zitat von schnodo
[*]Abstoßen: Das Abstoßen am Anfang ist immer noch eine Krankheit. Streamline tut nicht weh! Streck wenigstens die Füße.
Bildinhalt: Aculas Füße als Bremsfallschirm
Zu meiner Verteidigung muss ich sagen, dass ich zwar miserabel Wende, aber mich schon streamlineförmich abstoße, wenn ich tatsächlich mehrere Bahnen schwimme und nicht nur auf den Start eines Videos warte.
Aber gute Fotokommentare
Zitat:
Zitat von schnodo
Zu mosern gibt es immer was, aber ich finde, dass Du insgesamt sehr zufrieden sein kannst. Da würden viele 20 Watt auf dem Rad hergeben, wenn sie so gut schwimmen könnten.
Mosern ist gut, nur so wird man besser. Das mit den 20 Watt weiß ich nicht, ich würde jedenfalls keine abgeben
der armzug ist zu kurz, du könntest 5-10cm länger drücken hinten. hinten wird das tempo gemacht. von der vorstellung her das wasser nach hinten "wegwerfen" und den armzug hintenraus beschleunigen.
hilfreich wäre ein video in normalzeit, um die frequenz einschätzen zu können.
wenig hilfreich sind speziell zur technikauswertung produzierte videos, da sie nie den realen schwimmstil widerspiegeln. mal 400m auf zeit schwimmen und der kameramann bestimmt, wann er mal 50m rausfilmt (tendenziell erst ab 150m aufwärts). bei meinen jugendlichen filme ich grundsätzlich nur wenn sie nicht damit rechnen.
der armzug ist zu kurz, du könntest 5-10cm länger drücken hinten. hinten wird das tempo gemacht. von der vorstellung her das wasser nach hinten "wegwerfen" und den armzug hintenraus beschleunigen.
hilfreich wäre ein video in normalzeit, um die frequenz einschätzen zu können.
Du kannst es bei Youtube schneller stellen, dann hast du wieder die original Geschwindigkeit Laut Garmin liegt die Frequenz irgendwo im 30er Bereich bei meinen 400 m Tests. Keine Ahnung wie akkurat das ist, aber sie ist sicherlich nicht sonderlich hoch.
Zitat:
Zitat von NBer
wenig hilfreich sind speziell zur technikauswertung produzierte videos, da sie nie den realen schwimmstil widerspiegeln. mal 400m auf zeit schwimmen und der kameramann bestimmt, wann er mal 50m rausfilmt (tendenziell erst ab 150m aufwärts). bei meinen jugendlichen filme ich grundsätzlich nur wenn sie nicht damit rechnen.
Letzteres geht halt im öffentlichen Bäderbetrieb nicht. Wir dürfen hier im öffentlichen Bad ja nur dann filmen, wenn kein anderer mehr im Becken ist und wir vorher fragen. Dadurch ergibt sich das auch eigentlich nur abends, in den letzten 2-3 Minuten vor Badeschluss.
Es freut mich, dass Du mit meinen Kommentaren etwas anfangen kannst.
Zitat:
Zitat von Acula
Der Beinschlag fällt mir wirklich schwer. Das mit den steifen Beinen war Ende letzten Jahres ganz schlimm, da ich als Folge eines Bandscheibenvorfalls kaum Beine schwimmen konnte. Es wurde dann langsam besser bis die Schwimmpause wegen des Bäderschließens kam. Einen Rhythmus habe ich dabei tatsächlich nicht wirklich und auch nichts woran ich mich orientiere. Ich habe mal versucht meinen Beinschlag auf den Armzug zu timen, aber das hat mich kognitiv überfordert
Wenn Du nur beim Schwimmen versuchst, das Beinschlagtiming einzuüben, ist das natürlich herausfordernd und braucht viel mehr Zeit als Du vermutlich ins Schwimmen investieren willst/kannst. Ich finde es sehr hilfreich, sich die Koordination an Land bewusst zu machen und einzuüben. Schau Dir auf jeden Fall die Trockenübungen im oben verlinkten Thread an, damit kannst Du die kognitive Blockade knacken. Das geht sogar bei einem Spaziergang im Wald, vielleicht nicht unbedingt, wenn allzu viele Leute zusehen. Andererseits bist Du Triathlet, da darf eigentlich nichts peinlich sein.
Wenn Du es an Land kannst, musst Du es im Wasser nur noch abrufen. Das ist dann wie beim Tanzen, Du hast Dir die Schrittfolge gemerkt und kannst sie ausführen, uns lässt sie dann nur noch zur Musik ablaufen und achtest darauf, dass Du den Einsatz nicht verpasst. Immer noch schwer genug, aber viel leichter als sich alles im Wasser zu erarbeiten.
Beinschlag lernen ist oft frustrierend und immer langwierig. Aber so wie Du am Schwimmen arbeitest, habe ich keinen Zweifel, dass Du Deinen Beinschlag innerhalb einiger Monate radikal verbessern kannst, wenn Du es nur willst. Ich verspreche Dir, dass es fantastisch ist, wenn Du zum ersten Mal fühlst, wie Arme und Beine füreinander statt gegeneinander arbeiten. Viel Erfolg!
Wie kann es hilfreich sein, wenn die Hand schon frühzeitig mit der ganzen Fläche im anströmenden Wasser steht,
Davon war ja keine Rede. Natürlich knicke ich die Hand erst dann leicht ab, wenn Schulter, Arm und Hand die maximale Streckung erreicht haben. Der Winkel im Handgelenk öffnet sich dann auch rasch wieder zur geraden Linie Unterarm/Hand.
Aber die Hand zu Beginn des Zuges quasi horizontal nach unten zu drücken ergibt für mich keinen Sinn.
Wer weiß, vielleicht bin ich ja jahrelang falsch geschwommen, war aber auch so immer zackig unterwegs...
Hilfreich wäre aus meiner Sicht ein Video direkt von vorne. Ich habe in der Schrägansicht das Gefühl, dass dein linker Arm direkt nach dem eintauchen nach schräg außen/unten wandert. Kann aber damit zusammenhängen, dass du rechts atmest.
Auch kommt es mir so vor, als würdest du die Arme sehr eng am Körper nach vorne führen und vorne etwas übergreifen, wodurch etwas Unruhe in die Wasserlage kommt.
Vielleicht noch versuchen, den Bauch etwas einzuziehen bzw. etwas aus dem Hohlkreuz rauszukommen und etwas mehr Dynamik rein, dann fallen bald die 5:30
Das Abklappen der Hand vorne sehe ich auch nicht so dramatisch, da dies erst m it Beginn des Armzugs erfolgt.
M.
Geändert von Matthias75 (21.10.2020 um 12:08 Uhr).
Davon war ja keine Rede. Natürlich knicke ich die Hand erst dann leicht ab, wenn Schulter, Arm und Hand die maximale Streckung erreicht haben.
Welchen Zweck soll das haben?
Zitat:
Zitat von Rälph
Aber die Hand zu Beginn des Zuges quasi horizontal nach unten zu drücken ergibt für mich keinen Sinn.
Man drückt nicht die Hand nach unten, sondern sorgt durch die Innenrotation des Oberarms dafür, dass Hand und Unterarm in eine vertikale Position gebracht werden.
Bildinhalt: Swim Speed Secrets 2nd ed., page 47
Zitat:
Zitat von Rälph
Wer weiß, vielleicht bin ich ja jahrelang falsch geschwommen, war aber auch so immer zackig unterwegs...
Das eine schließt das andere nicht aus.
In vielen Fällen ist das kein dramatischer Fehler, aber man sollte nicht dazu raten.