Es müssen hinsichtlich der EUR / RUB Thematik ein paar Grundvoraussetzungen des internationalen Auslandszahlungsverkehrs (AZV) betrachtet werden.
Es gibt ja grundsätzlich mehrere Wege, wie Geld von einem Währungsraum in einen anderen kommt. Beispielhaft also der Weg über die Bundesbank (das Geschreibene gilt auch für andere deutsche Banken).
Zunächst ist es ja so, dass man ein Konto benötigt, wenn man Zahlungsverkehr durchführen will. Dies gilt für en Auftraggeber genauso wie für den Auftragnehmer. Außerdem gilt das für alle beteiligten Banken - die müssen "irgendwie" in direkter oder indirekter Kontoverbindung miteinander stehen.
Im AZV hat z.B. unsere Bundesbank ein in EUR (oder einer anderen Währung) geführte Konten (Nostrokonten) bei anderen "Korrespondenzbanken" (z.B. Zentralbanken) und umgekehrt; andere Zentralbanken haben Konten bei der Bundesbank (Lorokonten - nur in EUR).
Beispiel Australien: Unsere Bundesbank hat ein EUR Konto bei der
- Reserve Bank of Australia, Sydney
- Australia and New Zealand Banking Group Limited, International Division, Melbourne
- Westpac Banking Corporation, Sydney
Weiter hat sie ein AUD Konto bei
- Australia and New Zealand Banking Group Limited, International Division, Melbourne
- Commonwealth Bank of Australia, Sydney
D.h. nix anderes, dass Zahlungsverkehr, von deutschen Unternehmen oder Institutionen, die EUR oder AUD nach Australien überweisen möchten, via (meist) Landeszentralbanken via Bundesbank zu einem der oben genannten Korrespondenzbanken läuft. Der Zahlungsempfänger in Australien muss ein Konto entweder bei einer dieser Banken haben bzw. ein Konto bei einer (kleineren) australischen Bank haben, die mit einer dieser Banken in Kontoverbindung steht. Wie gesagt: Es geht auch über andere Korrespondenzbankbeziehungen, es muss nicht die Bundesbank sein - das ist nur ein Beispiel.
In der letzten Ausgabe des
VERZEICHNIS DER AUSLÄNDISCHEN
KORRESPONDENZBANKEN (02. März 2022) findet man kein in Russland geführtes Nostrokonto (so heiß "unser" Konto bei den "anderen")
Will man (als Unternehmen, dass Gas kauft) also Geld - und auch noch in RUB - nach Russland transferieren, dann benötigt man dringend einen deutschen Bankenpartner, der eine Korrespondenzbank in Russland hat. Die Bundesbank ist es nicht.
Fündig könnte man z.B. bei der
Deutschen Bank und ihren Korrespondenzbanken im Ausland werden.
Soweit so gut. Aufgrund der Sanktionen gibt es aber kleinere Problemchen bei der ganzen Geschichte:
Um als Bank in einer anderen Währung als in EUR einen AZV Auftrag abzuwickeln muss zunächst EUR in RUB gewechselt werden. Seit 1. März, gibt es im EURO Raum (EZB) aber keinen Wechselkur mit dem Rubel mehr. Man könnte sich als Korrespondenzbank (der DB in RUS) theoretisch natürlich Rubel bei der russischen Zentralbank besorgen (sofern man sich nicht schon aus RUS verabschiedet hat), die kann ja drucken soviel sie will. Aufgrund des schwachen Rubel will man das aber ggf. nicht auch noch.
Die Währungsreserven (Zentralbankgeld, Giralgeld, Anleihen in USD, EUR, YEN ... was weiß ich noch), die eine Zentralbank (also auch die Russische) hat, liegen i.d.R. irgendwo außerhalb des russischen ZB Währungsraumes, also bei anderen Zentralbanken, dem IWF oder der
Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIS - das "S" kommt von Settlement).
Wie die Währungsreserven der CBR aussehen, müsste man eigentlich bei der CBR nachlesen können. Eigentlich, denn zumindest ich komme da grad nicht drauf; bin wohl gesperrt.
Aber es gibt von
Februar 2022 diesen Screenshot zu den Währungsreserven auf Twitter.
BTW - man darf ja etwas völlig Banales nicht vergessen: Bei Zahlungen in EUR nach Russland, wird ja kein EUR Zentralbankgeld oder gar Gold ins Auto geladen und nach Russland geschippert. Wir sprechen hier nur von Salden also verbuchten Ansprüchen auf das Geld.
Um an die (im Ausland) liegenden Währungsreserven zu kommen, muss die russische Zentralbank am Devisenhandel teilnehmen. Teile der Sanktionen verbieten aber genau das. Es wurde allen Banken inkl. der Bundesbank verboten, Transaktionen im Auftrag der russischen Zentralbank zu tätigen. Also z.B. auch kein Verkauf von EUR gegen RUB.
Die Anordnung von Ende Februar, von der man lesen konnte, dass z.B. die großen russischen Energieexporteuere 80% ihrer EUR/USD etc Einnahmen in Rubel tauschen müssen, ist m.E. vor diesem Hintergrund zu sehen. D.h. Wenn sie 80% der EUR gegen RUB verkaufen wollen (die vereinfacht gesagt im EUR Raum liegen und zu denen die EZB keinen Wechselkurs zum RUB mehr macht), müssen Sie erstmal jemanden finden, der das macht. Die Banken der EU machen es jedenfalls nicht. Da ein Großteil aber genau dort liegt, frage ich mich, wie das vernünftig gehen soll. Von hinten durch die Brust ins Auge?
Würden die BRD nun ihre Gaslieferungen in RUB bezahlen, hätte man in RUS all diese kleinen Problemchen und die daraus resultierenden währungspolitischen Probleme (Schwächung Rubel) nicht. Im Endeffekt wäre das aber ein Unterlaufen der Sanktionen.
Never ever. Just my 5 Cents.