Ist Konsum letztendlich nicht gewollt, da es unser System zusammenhält?
Kommt auf den Konsum an (in eine Gaststätte gehen ist anderer Konsum als sich alle zwei Jahre nen neuen TV zu kaufen), aber grundsätzlich ja. Wenn wir nicht konsumieren, kann der Kapitalismus nicht wachsen.
Andere Frage, was hat gewerbliche Werbung mit glaubhaft zu tun?
Unser Wirtschaftssystem steht im Gegensatz zu den Maßnahmen, die nötig wären, um den Klimawandel zu bekämpfen. Das Problem dabei ist, dass unser Wohlstand, der nicht zuletzt auf dem Kapitalismus beruht, sehr erstrebenswert ist: Millarden Menschen würden sich liebend gern darüber unterhalten, wie hart man einen Fahrradreifen aufpumpen muss, um ein paar Watt zu sparen.
Aktuell geht es wohl dahin, dass ich weiter lustig konsumieren kann, wenn es nur das Prädikat "nachhaltig" hat. Dem entspringen dann solche Blüten, dass mein Nachbar mit seinem 2t-eAuto-Monster sich dabei gut fühlt, die Kiste umher zu fahren, weil die Karosse eine blauen Seitenstreifen hat.
Unsere Poltiker haben selbstverständlich nicht die Power, solche Produkte zu verbieten oder anzuprangern. Ganz im Gegenteil, man soll sie kaufen.
Fliegen ist natürlich viel zu billig.
Um den inländischen Flugverkehr so unattraktiv wie möglich zu machen, würde ich die Preise anders gestalten.
Das billigste Flugticket sollte mehr kosten als das teuerste "normale" Zugticket der DB in der 1. Klasse.
Gestern im Zug nach Stockholm habe ich mich informieren wollen, was die sinnvollsten Verkehrsmittel sind, um nach Schweden zu kommen. Einhelliger Tenor war, daß Fliegen die mit Abstand günstigste Variante ist. Das stimmt übrigens auch. Natürlich ist das aus der Perspektive des Verkehrsmittelnutzers betrachtet. Und an dem Punkt ist natürlich nicht relevant, was da alles nicht eingerechnet wurde. Ich habe dann noch grinsend zu meiner Frau gemeint, was wir doch für Idioten sind. Und jetzt streust Du zusätzlich Sand in die Wunde
Kommt auf den Konsum an (in eine Gaststätte gehen ist anderer Konsum als sich alle zwei Jahre nen neuen TV zu kaufen), aber grundsätzlich ja. Wenn wir nicht konsumieren, kann der Kapitalismus nicht wachsen.
Die relevante Frage ist im Klimakontext, ob wir Konsum und CO2 Belastung entkoppeln können. Und so richtig schlecht sieht das gar nicht aus. Schaut man auf die Entwicklung der letzten 20 Jahre ist in vielen Gebieten der Welt die Wirtschaftsleistung immer noch stark gestiegen, während der CO2 Ausstoss sogar rückläufig war. Wir müssen nicht darüber reden, ob das reicht. Es ist klar, dass dem nicht so ist. Wir haben aber mindestens bis 2050 noch einen linearen Anstieg der Weltbevölkerung. Das bedeutet, dass jede Einsparung noch einen Aufschlag bekommen muss. Diese Menschen müssen ebenfalls versorgt werden.
Wirtschaftswachstum bedeutet übrigens nicht immer einen höheren Ressourcenverbrauch. Wachstum kann auch auf Qualitätsgewinn basieren. In unseren Breiten ist das sogar der überwiegende Teil.
Unser Wirtschaftssystem steht im Gegensatz zu den Maßnahmen, die nötig wären, um den Klimawandel zu bekämpfen. ....
Tatsache ist jedenfalls, daß wir im europäischen Vergleich bei weitem nicht mehr vorne mitspielen, was die Entwicklung des BIP angeht
(was zugegebenermassen viele verschiedene Gründe hat, und nicht nur ausschliesslich den Massnahmen zur Bekämpfung des Klimawandels geschuldet ist - z.B. Bevölkerungswachstum in 2022 von über 1,1 Mio Menschen):
Tatsache ist jedenfalls, daß wir im europäischen Vergleich bei weitem nicht mehr vorne mitspielen, was die Entwicklung des BIP angeht
(was zugegebenermassen viele verschiedene Gründe hat, und nicht nur ausschliesslich den Massnahmen zur Bekämpfung des Klimawandels geschuldet ist - z.B. Bevölkerungswachstum in 2022 von über 1,1 Mio Menschen):
Da hast Du leider Recht. Das ist aber nicht nur im letzten Jahr so gewesen. Es ist ein Trend der letzten Jahre. Man neigt ja schnell dazu, die aktuelle Regierung dafür verantwortlich zu machen. Damit meinte ich nicht Dich. Aber auch unter Merkel ging es die letzten Jahre schon den Bach runter. Aktuell geben wir dabei allerdings ordentlich aufs Gaspedal.
Vielleicht missverstehe ich die Werbung, aber
- du sollst in die DomRep fliegen
- du sollst dir einen BMW X7 kaufen
- du sollst dir die neuste Sportausrüstung holen.
Wäre es nicht glaubhafter, würde man mir sagen
- fahr dein altes Hercules-Citybike bis es auseinanderfällt
- behalte deinen alten Tigaun, bis nix mehr geht
- repariere alles mögliche anstatt dir schon wieder bei Amazon irgendwas Neues zu kaufen.
- geh old school raus in deinen Sportsachen und bewege dich einfach.
Ist Konsum letztendlich nicht gewollt, da es unser System zusammenhält?
Schonmal darüber nachgedacht, warum global jährlich 800 (!) Milliarden Dollar* (Tendenz steigend) für Werbung ausgegeben werden?
Die Antwort ist ganz einfach: Weils funktioniert !
Fast alle Wünsche, die Menschen im Allgemeinen in Bezug auf Konsum haben, wurden mehr oder weniger künstlich erzeugt. Und die Leute merken es nicht mal. Die halten ihre Wünsche für sowas wie den freien Willen. Lachhaft !
Klar hält das das System am Laufen. Und genau deswegen wird es mit dem Klimawandel, der längst im Gange ist, immer weiter gehen.
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Klar hält das das System am Laufen. Und genau deswegen wird es mit dem Klimawandel, der längst im Gange ist, immer weiter gehen....
Durchaus möglich, dass es sich mit dem Kampf gegen den Klimwandel so einpendelt wie bei der Entwicklungshilfe: wir investieren Milliarden, aber Fluchtursachen, Kriege und Armut in diesen Ländern werden letztendlich nicht beseitig, wir schotten uns stattdessen dorthin (nach Süden) ab und leben möglichst lustig und ungeniert weiter. So sehe ich auch die Zukunft bzgl. Klimawandel.