Ich glaube die wenigsten hier haben wirklich Angst sich anzustecken. Bzw Angst daran zu sterben. Ich habe bspw wenig Bock mich mit COVID anzustecken, sterben werde ich daran nicht.
Große Lust darauf, dass meine Eltern es bekommen (60, Raucher), meine Großmutter es bekommt habe ich auch nicht.
Man kann also durchaus der Meinung sein, dass es ok ist, wenn das Land eine gewisse Zeit auf Parties, Konzerte, Triathlonveranstaltungen verzichtet, Maske getragen wird etc ohne selber Todesangst zu haben.
Dann lasst doch den Leuten, die wenig/keine Angst davor haben, ihre Meinung und Einstellung! Denn es scheint ja sogar die Mehrheit in Deutschland zu sein.
Und dass man es besser weiss als alle anderen und für alle anderen das Denken übernehmen muss...da wären wir wieder bei "German Assertiveness" (Ueberheblichkeit) oder gar "German Weltschmerz".
O.K., da kann ich die Aussage einordnen, weil Prof. Drosten die 1% ja auch genau erklärt und mit der deutlich jüngeren Bevölkerung z.B. in Afrika oder den USA verglichen hat:
Es wären 1% bezogen auf die sehr überaltete deutsche Bevölkerung unter der hypothetischen Annahme, dass das Virus in allen Altersschichten gleich verteilt wäre.
Tatsächlich werden aktuell, wie aus dem Situationsbericht des RKI deutlich hervorgeht ganz überwiegend 20-40-jährige derzeit angesteckt und der Anstieg der Infekte in der älteren Bevölkerung, insbesondere den hoch gefährdeten über-80-jährigen ist noch sehr gering (wenngleich schon als Anstieg erkennbar)
Ich sehe keinen Widerspruch zwischen der weltweiten Corona-Sterblichkeit von unter 0,3% und der (theoretisch) deutlich höheren Sterblichkeit von 1% in einer deutlich überalterten Bevölkerung wie Deutschland.
Man kann aber auch das Beispiel von Manaus nehmen, wo möglicherweise die 66 Durchseuchung erreicht wurde - bei sicher schlechterer Krankenversorgung, als es in Deutschland möglich ist. dort war die Fall-Sterblichkeit bei 0.28 %, auf die Gesamtbevölkerung bezogen dann ca. 0,17%, was dann "nur" noch ca. 130.000 Tote ergibt, aber unklar, über welchen Zeitraum sich das einstellt: 6 Monate oder 10 Jahre - bei einer jährlichen Sterbequote von ca. 800.000 pro Jahr in Deutschland. Die Verteilung über die Zeit macht den Unterschied, ob wir von "Unheil" reden müssen, oder von einer von mehreren Infektionskrankheiten mit möglicher Todesfolge, mit denen wir leben und sterben.
Die Grundrechenarten allein helfen wenig, die Annahmen und Randbedingungen machen die Rechnung - und da gibt es viel Spielraum, viel Spekulation und wenig wissen.
Im Artikel steht, dass in Manaus 6% der Bevölkerung über 60 sind, in Deutschland sind es rund 28%. Du vergleichst wieder Äpfel mit Birnen.
Ich sehe die Sterblichkeitsrate in einer gesunden, "nicht alten" Gesellschaft(sgruppe) durchaus als interessante Größe zur Einschätzung der Letalität/"Gefährlichkeit" einer Krankheit.
Für vorbelastete 85-Jährige endet alles mögliche recht schnell mal tödlich ...
Ich sehe die Sterblichkeitsrate in einer gesunden, "nicht alten" Gesellschaft(sgruppe) durchaus als interessante Größe zur Einschätzung der Letalität/"Gefährlichkeit" einer Krankheit.
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Ich sehe die Sterblichkeit in dieser mittleren Altersgruppe auch als eine sehr interessante Größe an. Ähnlich interessant, wenn nicht noch interessanter wäre im Hinblick auf die aktuelle Pandemie aber auch die Morbiditätsrate nach überlebter (schwerer) Covid-19-Infektion. Leider gibt es dazu lediglich Einzelfallberichte, aber noch keine belastbaren Studiendaten.
Insbesondere wäre es von Interesse, wie es den überlebenden ehemals schwer Erkrankten nach ein, zwei oder drei Jahren geht.
Manaus hat vermutlich eine deutliche jüngere Altersstruktur wie DE.
Dafür sicher eine deutlich schlechtere Versorgung und mehr Menschen, die in Armut leben, die bekanntlich höhere Anfälligkeit zeigten weltweit. Und es kommt mir nicht auf die genaue Zahl an (Kristallkugel habe ich keine), sondern darauf, daß je nach Annahmen sehr unterschiedliche Prognosen rauskommen können; Deine ist eine mögliche, ich zeige nur, daß auch eine andere möglich ist, wenn man seine Annahmen auf andere empirische Quellen stützt. Welche wahrscheinlicher ist, ist auf Grund der vorliegenden Informationen nicht sicher zu entscheiden.
Zitat:
Zitat von qbz
Du zweifelst sowieso jede Prognose an, ausser sie kommt von Dir.
Ja, ich betrachte alle Prognosen, die die Zukunft betreffen, mit einer Portion Skepsis , und überlege mir, über welche Spannweite von Möglichkeiten sich Szenarien entwickeln lassen, wenn man verschiedene Annahmen (die mit einiger Wahrscheinlichkeit auftreten können) berücksichtigt. Je breiter die Spannweite, desto unsicherer die Prognose. Darauf wollte ich hinweisen.
Ich mache keine Prognose, schon gar nicht bei einem so komplexen System, wo kaum klare Korrelationen erkennbar sind, je mehr Länder man anschaut. Aber ja, ich halte andere Annahmen als Du für wahrscheinlicher, was mich zu einer etwas anderen Prognose führen würde, wenn ich mir die Mühe machen täte.
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“If everything's under control, you're going too slow.” (Mario Andretti)
Insbesondere wäre es von Interesse, wie es den überlebenden ehemals schwer Erkrankten nach ein, zwei oder drei Jahren geht.
Bei Covid wird es dazu sicherlich jede Menge gut gesponserte Studien geben, auch weil man damit sicher gut punkten kann in der Wissenschaftswelt (so wie AIDS seinerzeit).
Es ist immer von Vorteil, wenn schon krank, an einer "prominenten" Krankheit zu leiden.
Als Betroffener wünsche ich mir sowas z.B. auch für Borreliose-Patienten (immerhin einige 100.000 im Jahr) - aber die Krankheit ist nicht "prominent" genug, um Studien-Sponsoren zu finden .
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Ich sehe die Sterblichkeit in dieser mittleren Altersgruppe auch als eine sehr interessante Größe an. Ähnlich interessant, wenn nicht noch interessanter wäre im Hinblick auf die aktuelle Pandemie aber auch die Morbiditätsrate nach überlebter (schwerer) Covid-19-Infektion. Leider gibt es dazu lediglich Einzelfallberichte, aber noch keine belastbaren Studiendaten.
Insbesondere wäre es von Interesse, wie es den überlebenden ehemals schwer Erkrankten nach ein, zwei oder drei Jahren geht.