Rennbericht Ironman Italien der 3.
Wo fang ich an?
Schwierige Frage und lange Antwort:
Eigentlich wollte ich dieses Jahr nicht in Italien starten, da ich ja 2022 auf Hawaii war.
Aber ich war ja gar nicht auf Hawaii:
Ich habe mir im Juni 2022 das rechte Schlüsselbein gebrochen und litt in der Folge an einem BSV aus 2014, zugezogen beim Tragen einer Waschmaschine beim Umzug....
Dazu kamen Probleme mit der rechten Schulter durch die Fraktur, die bis Ende 2022 andauerten.
Also hab ich mich für Hamburg und Italien gemeldet - beide in diesem Jahr.
Hamburg hab ich dann abgemeldet weil ich im Winter und im Frühjahr jeweils 6 Wochen komplette Laufpause wegen Läuferknie hatte, dazu kam noch Corona (endlich nach über 3 Jahren Pandemie) kurz vor Ostern. Die Nachwehen (hoher Puls) dauerten ca. 4-5 Wochen.
Aber gut, im Mai stand dann einem geregeltem Trainingsablauf nichts mehr im Wege.
Ich bin dann sogar Ende Juni wieder schwimmen gegangen, nach 21 Monaten Pause (abgesehen von einem Intermezzo im März => 7x Training und dann 100x100m).
Im August ging es zu einer Trainingswoche nach Freiburg, zur sogenannten Epic Week.
Zitat:
Zitat von dr_big
Mit ein paar Tagen Abstand würde mich noch interessieren, wie du und Peter die Epic-Trainingswoche beurteilen würdet. Hat es sich positiv ausgewirkt? Oder hat es durch die erkaufte Müdigkeit eher keinen positiven Effekt gehabt?
Oder anders gefragt, würdet ihr das wieder machen oder schätzt ihr das Risiko sich in den Keller zu trainieren (oder zu verletzen) zu hoch ein?
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Ja, diese Woche passt genau zu diesem Zeitpunkt wunderbar in die Vorbereitung für einen IronMan.
Man könnte es aber auch "eine Woche Messer wetzen" nennen....
1 Woche davor war ich noch bei einer MD an der Müritz, dort konnte ich die AK mit 11min Abstand gewinnen trotz erheblichem Defizit im Schwimmtraining und Regennasser Fahrbahn was mich auf dem Rad ausgebremst hat.
Insgesamt habe ich 8x meine Lieblingseinheit 120km Rad und 20km Laufen abgespult, jeweils mit 38-39,5km/h und 4:30min/km.
Damit hab ich mich gut vorbereitet gefühlt bis 2,5 Wochen vor dem Rennen.
Danach ging es 5x zum Orthopäden und 3x zum Osteopathen, bei ersterem gab es 3 Infusionen und 5 Spritzen in den Allerwertesten.
Grund: Ich konnte nicht mehr sitzen, Autofahren war Höchststrafe.
Am Ende war ich einigermaßen in der Lage im Auto mitzufahren (als Beifahrer halb liegend auf der Seite)
In Cervia angekommen war es endlich halbwegs erträglich, ich bin nur manchmal beim Essen aufgestanden und Arnes Reisegruppe dachte ich würde die Tischrede halten
Die Reisegruppe hat die Sache aber kurzweilig gestaltet und so verging die Zeit bis zum Rennen schnell und durch viel Abwechslung hab ich fast vergessen dass die Sache beinahe für den Arsch war bzw. werden könnte.
Ich hatte zusätzlich am letzten WE vor dem Rennen meine letzte etwas längere Einheit (100 / 10) verpasst und fühlte mich nur mittel gut getapert.
Ok. Genug gejammert. Es ist RaceDay.
Die kurzen Wege in Cervia muss ich nicht erwähnen und so stand ich ohne Besuch auf einem Dixi um 7:15Uhr am Schwimmstart, da das Hotel direkt gegenüber war
Schwimmen
Start der AKs war um 7:35Uhr, ich habe mich in die erste Startgruppe am Ende einsortiert, da ich lieber überhole als überholt zu werden. Arne hat es genau anders rum gemacht.
Ich bin ca. 7:45Uhr ins Wasser gerannt und genau 1h später wieder raus.
Das war schon mal super, mein Plan war um die Stunde rum zu planschen und daher genau im Soll.
Den Einteiler hatte ich bis zur Hüfte runtergekrempelt und die Ärmel hochgerollt, so dass ich den Einteiler schon über die Arme hatte, als ich meinen Beutel erreicht hatte.
Rad
Bedingungen war super, ein bisschen bewölkt, wenig Wind. Ich war relativ alleine und bin die ersten 60km in 39,9km/h gefahren mit knapp über 200w.
Arne kam mir beim Wendepunkt nach 30km entgegen und hatte 1,5min Vorsprung.
Dann kam der Berg, ca. 2km mit 16% max. Steigung (Schätzung) und 10-12% im Mittel. Der Schnitt ging runter auf 37,5km/h.
10km später hatte ich mich einer Gruppe entledigt und sah am Horizont weitere Fahrer und hab mich beeilt hinzufahren.
Am Ende mit fairem Abstand war Arne. Ich wollte vorbei an allen hab aber aufgegeben und bin 20-40m hinter der Gruppe gefahren, Arne meist hinter mir.
Dann kam die 2.Runde und mit Bergankunft #2. Danach war die Gruppe im Prinzip für mich weg. Arne auch - nach vorne.
Ich hab alles rausgehauen und hab ihn wieder gestellt und so sind wir dann die letzten 25-30km zusammen Richtung T2 gedüst. Zwischendrin waren noch 2x kleine Gruppen mit 3-4 Leuten aber die haben wir abgehängt.
Die letzten 20km waren teils von üblem Gegenwind durchsetzt, aber Kopp runter und dann gehts....
Zum Windschatten: Ja. Gab es. Nicht zu knapp. Es gab auch Kampfrichter, allerdings hatten die keine Pfeife dabei und nichts zu schreiben.
Ich bin aber fair gefahren und habe mich vermutlich mehr angestrengt als andere, vielleicht als Depp der Nation, ebenso Arne, der das vielleicht bestätigen wird.
Ich wollte aber ein Rennen und keine RTF.
Außerdem war es absolut möglich fair zu fahren.
Am Ende hatte ich 38,1km/h mit 191W, das ist für das Wetter (warm, wenig Wind) absolut im Rahmen dessen was ich auch zu Hause fahre.
Nach 4:45h für 180,5km hab ich das Rad abgestellt.
Lauf
Ich saß neben Arne auf der Bank und wir haben gemeinsam die Schuhe geschnürt und sind gemeinsam losgelaufen.
Ich wollte 5er Schnitt inkl. Pausen an den Verpflegungsstellen laufen, Arne etwas langsamer. So hatten wir pro KM etwa 15sek mehr Abstand.
Ich hatte so mittel gute Beine und dachte dass diese sich schnell in Gummi oder Beton verwandeln würden.
War aber nicht so, sie wurden nicht schlechter aber auch nicht besser. Ich konnte im Prinzip mit leichtem Vorteil für die erste Hälfte alles komplett ohne Schwäche durchlaufen.
Nach T2 war ich 2. AK, irgendwann 3., ich hab den Überholvorgang auch registriert aber ich konnte nicht dranbleiben. Ein paar Km vor dem Ziel hatte ich die Info, dass ich 2. werden kann wenn ich so weiterlaufe, weil der vor mir etwas "rausgenommen" hat.
Am Ende waren es dann 2min Vorsprung auf einen alten Bekannten und Vereinskollegen (Andreas Niedrig, seit 1995 mal mehr mal weniger oft getroffen ).
Laufzeit: 3:27h für 41,7km, also genau 5er Pace.
Fazit
Ziel war ganz klar das Podium in der AK.
Mission completed
3x Cervia, 3x Podium ist eine gute Ausbeute. Habe mit 55 Jahren meine 2. beste Zeit mit 9:26h hingelegt.
Es gibt die Wörtchen "wenn" und "wäre" und "hätte". Ja, wenn ich kardiologisch könnte wie ich wollte, wäre mehr drin gewesen. Hätte ich mich mehr getraut vielleicht auch.
Ich will aber nicht größenwahnsinnig sein und glaube dass diese Zeit mit 55 Jahren als Hobbysportler mehr als gut ist.
Ich bin daher mega super happy mit allem was Samstag passiert ist und vor allem dass ich gesund (bzw. ohne Einschränkungen meiner Knochen und Gelenke) am Start stehen konnte.
Zitat:
Zitat von zahnkranz
Wenn Ihr die Berichte schreibt, könnt Ihr auch erzählen, wie hoch der Trainigsaufwand jeweils war. Die Leistungen sind für mich so unfassbar weit weg, unglaublich.
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Bitte schön (jeweils KM seit 01.01.2023)
Schwimmen: 133
Rad:11179
Laufen: 1273