Zitat:
Zitat von Triasven
Du bist nicht an der Reihe, auf etwas einzugehen? Sind dir die rhetorischen Stilmittel ausgegangen, oder warum ziehst du dich soweit zurück?
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Ich wollte Dir lediglich genügend Raum geben, um erstmal Deine Argumente auszubreiten, ohne dass sofort darüber hergefallen wird.
Zitat:
Zitat von Triasven
ich habe keine Analogie angeführt, sondern deine Behauptung widerlegt, dass man einen Fakt nicht auslegen kann.
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Du sagst also, Fakten könne man durchaus auslegen. Mit Fakten meinst Du "Gebote", richtig? Ein Fakt ist es deshalb, weil es schwarz auf weiß in einem Buch steht -- und dennoch kann man es auslegen. Die Buchstaben ändern sich nicht, aber deren Bedeutung. Ist es das, was Du sagen willst?
Was ist mit folgendem Fakt: Im Jahr 1250 hat die Kirche die kirchliche Ehescheidung
nicht eingeführt. Später, im Jahr 2019, hat sie die kirchliche Ehescheidung immer noch nicht eingeführt. Ist das ein Fakt, der sich durch Auslegung verändert? Die Auslegungen der entsprechenden Texte hat sich in der Bevölkerung eventuell verändert, dies änderte aber nichts an den Taten, nämlich, dass die kirchliche Ehescheidung nicht eingeführt wurde, weder in Europa noch sonstwo.
So können wir nun durch alle Rechtsgüter streifen und untersuchen, ob sich die Haltung der kath. Kirche dazu verändert hat -- was nicht der Fall ist.
Denn hier liegt Dein Fehlschluss. Die Tatsache, dass man Texte auslegen und Gebote verändern kann, bedeutet nicht,
dass es auch getan wird. Dieser letzte Punkt, die Tat, fehlt nämlich. Man kann das an zwei Beispielen demonstrieren.
Erstens, dem
Auseinanderdriften von säkularer und kirchlicher Welt. Die kath. Kirche kennt weder Demokratie noch Frauenrechte noch Ehescheidung. Dass es in der säkularen Welt eingeführt wurde, liegt daran, dass sich die Menschen von den Kirchen abgewandt haben. Es ist nicht so, dass sich die Kirche durch moderne Auslegung modernisierte und mit Schwung die restliche Bevölkerung mitnahm. Sondern die Kirchen blieben im Mittelalter stehen und der restliche Teil der Bevölkerung zog davon in die Neuzeit. Zwar
hätten die Kirchen alles neu und modern auslegen können, aber sie haben es nicht getan.
Zweitens, dem erbitterten Widerstand der kath. Kirche gegen europäische Werte,
nachdem diese bereits eingeführt wurde. Man sieht das an der späten Säkularisierung von Irland, die von giftigen Kommentaren der Kirche begleitet und zu verhindern gesucht wurde. Das war 1995! Oder man denke an die bösen Kommentare anlässlich der deutschen "Ehe für alle". Wenn die Kirchen der Gesellschaft also
hinterher hinken, können sie nicht Auslöser und Ursache dieser Entwicklung sein. Daraus ergibt sich zwangsläufig, dass diese Werte gegen den Widerstand der Kirchen erkämpft wurden. Das ist ein Fakt, der sich nicht nachträglich durch Auslegung ändern lässt.