"Nur zwei Hausstände": das ist mit behinderten Jugendlichen schon nicht erfüllbar, wenn sich nur zwei treffen wollen, da auch Betreuungspersonen dabei sein müssen. Eine Gruppe von Freunden schon gar nicht. Und diese Jugendlichen können oft weder schreiben, auch nur begrenzt sprechen - ihre persönlichen Kontakte sind digital nicht ersetzbar.
Sowas zu lesen tut mir sehr leid. Ich hoffe, dein Sohn hat zumindest in der Schule noch Kontakte. Wir wohnen in einem Wohngebiet neben einer Behinderten-Schule und ich finde es gerade tröstlich, dass die Kinder dort wie immer morgens ankommen, mittags draußen auf dem Spielfeld toben (klar, mit Maske) und letzte Woche wurde auch ganz viel Fahrradfahrtraining durch unser Wohngebiet gemacht.
Mir geht das Leid von Kindern und alten Menschen momentan leider zu nah, daher freue mich mich über alles, was irgendwie (fast) ist wie immer.
Bei Corona fände ich eine App mit möglichst viel direkter Nachverfolgung oder die von Noam vorgeschlagene Lösung über den Personalausweis deutlich effektiver und damit sinnvoller, als die jetzige übervorsichtige, und damit wenig hilfreiche App.
100 %. Mit entsprechender Verbreitung der App könnte man so viele Einschränkungen lockern.
Aber auch in dieser Diskussion werden Bedenken (die teils sehr valide sind) aufgebracht, dass eine solche App und die erhobenen Daten natürlich Missbrauchspotential haben und auch in folgenden Jahren nach einer Pandemie ein Goldschatz sind.
Am Ende liegt der Ball wieder bei der Politik, die von uns gewählt ist, diese Abwägung der Risiken zu machen und im Sinne der Mehrheit und oder im Sinne der Verfassung und Gesetze zu entscheiden.
Letzte Woche war es oft so, dass die offiziellen Zahlen vom RKI noch über den Worldometer Zahlen liegen. Heute ist es umgekehrt. RKI 15352, worldomerter 16240. Sieht mir nach Meldeverzug aus.
Trotzdem scheint es, als würde sich die Verbreitung nicht mehr ganz so beschleunigen. Ist aber wphl noch zu früh um das abschließend zu bewerten. Könnte schon langsam die Trendwende sein, wenn sich die Maßnahmen, die noch vor dem Lockdown getroffen wurden bemerkbar machen. Könnte aber genausogut an überlasteten Gesundheitsämtern liegen, die mit dem Melden nicht nachkommen. Oder an sich in Laboren stauenden Tests, weil die mit der Verarbeitung nicht nachkommen und zunehmend Materialenpässe haben. Kann man gerade nur spekulieren.
Die Datensensitivität bei Corona könnte dadurch begründet sein, dass es hier um sensible Gesundheitsdaten geht. Eine Corona-Infektion könnte als Stigma aufgefasst werden und das wollen die Leute nicht.
Die Stigmatisierung ist unabhängig von den Daten bereits erfolgt, weil so viel über "Schuldigen" und "Verantwortungslosen" gesprochen wird, und "jeder hat es selbst in der Hand", u.s.w.; in den Köpfen bleibt offenbar nur, daß "wer sich infiziert hat, ist irgendwie selber schuld" und "der bringt uns die Pest an den Hals". Ich kenne Berichte von Leuten, die als erster Corona-Fall in der Gemeinde über Facebook an den Pranger gestellt wurden, und die dann damit leben mussten, daß sie von vielen gemieden werden. Wer möchte das schon? Normal erfahren Kranke eher Mitgefühl - hier passiert gerade das Gegenteil: man hat viel Mitgefühl mit den anonymen Kranken auf der Intensivstation, hackt aber auf den Infizierten rum, die man konkret kennt.
Und Gesundheitsdaten will ich auch nicht preisgeben; bei der App geht es aber primär um Zeit- und Standortdaten, die helfen können, und die man evtl. auch missbrauchen kann (aber diese Daten hat oft Google und Co sowieso).
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“If everything's under control, you're going too slow.” (Mario Andretti)
Die Stigmatisierung ist unabhängig von den Daten bereits erfolgt, weil so viel über "Schuldigen" und "Verantwortungslosen" gesprochen wird, und "jeder hat es selbst in der Hand", u.s.w.; in den Köpfen bleibt offenbar nur, daß "wer sich infiziert hat, ist irgendwie selber schuld" und "der bringt uns die Pest an den Hals". Ich kenne Berichte von Leuten, die als erster Corona-Fall in der Gemeinde über Facebook an den Pranger gestellt wurden, und die dann damit leben mussten, daß sie von vielen gemieden werden. Wer möchte das schon? Normal erfahren Kranke eher Mitgefühl - hier passiert gerade das Gegenteil: man hat viel Mitgefühl mit den anonymen Kranken auf der Intensivstation, hackt aber auf den Infizierten rum, die man konkret kennt.
Und Gesundheitsdaten will ich auch nicht preisgeben; bei der App geht es aber primär um Zeit- und Standortdaten, die helfen können, und die man evtl. auch missbrauchen kann (aber diese Daten hat oft Google und Co sowieso).
Wenn aber keiner seinen positiven Test in der App "veröffentlicht", bringt die App wiederum nichts. Da hätten wir wieder das Dilemma...
Passt eigentlich eher in den neuen Corona-App-Thread.
Die Datensensitivität bei Corona könnte dadurch begründet sein, dass es hier um sensible Gesundheitsdaten geht. Eine Corona-Infektion könnte als Stigma aufgefasst werden und das wollen die Leute nicht.
Neben dem Aspekt der sensiblen Gesundheitsdaten sehe ich noch einen anderen:
Auf so einem Server liegen alle Kontakt- und alle Bewegungsdaten aller Bürger. Für alle Behörden, welche Straftaten aufklären wollen, ein Wunschtraum. Sie würden sich mit allen Mitteln intensivst bemühen, Gesetze zu bekommen, welche ihnen durch Richter abgesicherte Zugriffe.erlauben. Ebenfalls alle Geheimdienste (BND, Verfassungschutz) wollen natürlich darauf zugreifen. Wir sehen ja jetzt schon, dass Meldeadressen aus Polizeicomputern für rechtsextreme Droh- und Erpressermails benützt werden.
Dann könnte es passieren, dass z.B. ein unbeschultener Bürger, der in der Türkei Urlaub macht, dort verhört wird, weil er hier öfter in einem Dönerladen isst, der einem PKK-Mitglied gehört, wovon er nichts weiss. Oder jemand erhält keine Visa für die USA wegen der gespeicherten Kontaktliste. Das sind noch harmlose Varianten, schlimmer würde es im Falle einer autoritären.Regierungsmehrheit bzw. -koalition.
Dietmar Woidke (das ist der Typ in der Mitte) wurde heute positiv auf das Corona-Virus getestet. Sofern Andi Scheuer und Michael Müller die Warn-App installiert haben und Woidke sich entschließen sollte, sein Ergebnis in die App einzugeben, erhalten die Teilnehmer der BER-Eröffnung vor drei Tagen jetzt eine fette Warnmeldung hinsichtlich einer Risikobegegnung auf ihr Smartphone.
Und warum man mitten in einer Pandemie im Trump-Style auf die Maskennutzung pfeift (vermutlich weil es auf dem Erinnerungsfoto einfach soviel besser aussieht) und Sicherheitsabstände ignoriert ist natürlich auch ein Frage, die man -sofern man superkritisch sein will- stellen könnte...
Und genau diese beschriebenen Probleme sehe ich bereits jetzt: Misstrauen gegenüber anderen und Denunziantentum werden derzeit wieder gesellschaftsfähiger. Es ist plötzlich wieder akzeptiert, über bestimmte "Überwachungstechniken" nachzudenken. Dabei stellt sich die Frage, was passiert bei der nächsten Pandemie o.ä.? Was passiert, wenn die AfD Entscheidungsbefugnisse erhält?
Deshalb ist es umso wichtiger, dass das Infektionsschutzgesetz konkretisiert wird, da es offensichtlich nicht ausreichend/konkret genug für eine Pandemie wie Corona ist.
Ist vllt. eine Henne-Ei Problem, mein Eindruck ist aber, dass das zum Teil vllt auch in folgendem Begründet ist:
Zitat:
Individualismus, verstanden als Unangepasstheit und Eigentümlichkeit, ist gut, faszinierend, interessant. Aber nicht, wenn er zu einem verengten Geisteszustand wird, der die Konsensfindung verunmöglicht. Der Individualismus hat den Horror kollektivistischer Ideologien überwunden. Dafür hat er uns in den Albtraum einer zersplitterten Gesellschaft geführt. Der blinde Drang nach unbedingter Selbstbestimmung kann auch in die Knechtschaft führen: in die Knechtschaft des Egos, in der man nur selbst Gesetz ist.
Ich halte Schwimmbadschließungen genauso wie das Aussetzen vieler anderer Sportangebote in der Theorie auch nicht für notwendig, wenn die entsprechenden Konzepte vernünftig umgesetzt werden. In der Praxis hat sich der Großteil hier trotz in den letzten Wochen verpflichtender Maskennutzung in den Umkleiden (bzw. bis zur Sportfläche) nicht einmal daran gehalten, weil man zu eitel ist sich an die eigene Nase zu fassen.
Wir waren eine der wenigen Gruppen, die beim Warten am Beckenrand, wo es zwangsläufig recht eng ist und man recht lang aufeinander hockt, trotzdem noch eine Maske genutzt haben. Klar hängt man im Becken tlw. auch mal kurz aufeinander, trotzdem reduzierts ja den "Kontakt" aufs "notwendigste".
Nach uns kam eine recht große Seniorengruppe, welche komplette 6 Bahnen nutzt mit entsprechend vielen Teilnehmern (20+). Die saßen schon 15 Minuten vor Trainingsbeginn fröhlich schnatternd ganz normal am Beckenrand (je nach Auslegung ja Teil der Sportfläche) beieinander, von 2-3 Teilnehmern abgesehen. "Wird ja eh bald alles wieder zugemacht". Ende letzter Woche konnte man dann belauschen, dass das doch ne Frechheit ist, dass Ihnen jetzt der Sport weggenommen wird, wo es doch Hygienekonzepte gibt und alles so super läuft. Ähnliches auch bei anderen jüngeren Trainingsgruppen bzw. wie ich gehört hab auch in anderen Sportarten/ Vereinen in meinem Bekanntenkreis.
So sehr wie mich das selber betrifft, habe ich mich deshalb sogar aktiv dagegen entschieden diese lustige Petition für den Amateursport zu unterzeichnen, die gerade rumgeht. Letztlich hat mans ja das letzte halbe Jahr schon probiert und im Schnitt hat es halt zu viele Leute nicht interessiert.
Eigenverantwortung ist eine tolle Sache, funktioniert aber halt auch nur, wenn alle ihren Teil beitragen und auch hier und da mal bereit sind sich selbst zurück zu nehmen und diese Verantwortung nicht nur auf sich selbst beziehen. Wir leben hier halt alle gemeinsam.
Die Frage ist also, was kommt zuerst: übertriebener Egoismus auf Kosten anderer oder die Personen, die sich daran stören? Extreme gibt es sicher in beide Richtungen.