Vorneweg sei angemerkt, dass ich schon lange nicht mehr aktiv in der Urologie/Andrologie unterwegs bin, sondern ans andere Ufer in die Gynäkologie gewechselt habe.
Dennoch habe ich mich ich aus verschiedenen Gründen mit dem Thema befasst; hier ein paar Ideen dazu.
Üblicherweise werden die altersstandardisierten Testosteronwerte als Referenz herangezogen, für die es laborabhängige Standardwerte gibt. An denen orientiert sich der Androloge. Deutlich besser wäre es natürlich, mann hätte einen eigenen Referenzwert aus der Zeit, bevor irgendwelche Symptome eintreten. Da dies aber meist nicht der Fall ist, greift man auf die allgemeinen Mittelwerte zurück.
Liegt man da nun in relevanter Weise darunter, kann eine Substitution in Erwägung gezogen werden.
Unter einer Testosteronsubstitutionstherapie kommt es üblicherweise zu einer Steigerung der Leistungsfähigkeit mit Zunahme des Muskelwachstums und Abbau von Fett.
Auch eine Steigerung der Libido wird berichtet und dadurch nicht auch zu einer Verbesserung der Erektionsfunktion (wenn es nur das ist, würde eher zu einem PDE 5-Hemmer gegriffen).
Es gibt verschiedene Regimes der Substitution; entweder kontinuierlich alle 2-3 Monate oder aber als eine Art Puls-Therapie, bei welcher im ca 5 bis 6 Mal im Abstand eines Monats Testosteron-Injektionen verabreicht werden, bis hochnormale oder sogar über dem Referenzbereich liegende Werte erreicht werden. Dies geschieht, um die körpereigene Testosteronproduktion auf ein höheres Level zu bringen und so einen längerfristigen Effekt zu erzielen (warum das so gut funktioniert, ist insofern schwer nachzuvollziehen, als dass bei anderen hormonellen Regelkreisen im Organismus die körpereigene Synthese quasi zum Erliegen kommt, wenn man von Extern ordentliche Dosen raufknallt. Beim Testosteron funktioniert das aber ganz gut.
Aktuellen Daten zu Folge sinkt das Risiko für kardiovaskuläre Ereignisse (Schlaganfall und Myokardinfarkt), wobei das Risiko für thrombembolische Ereignisse nicht ansteigen soll.
Last but not least: es gab immer wieder Hinweise, dass die Hormonersatztherapie die Entstehung von Prostatakarzinomen begünstige. Diese ist aktuell nach Angabe der verschiedenen Fachgesellschaften komplett vom Tisch. Allerdings wird natürlich das Wachstum einer bereits existenten hormonsensitiven Prostatakarzinomens durch die externe Gabe von Testosteron stimuliert. Daher ist bei PCa die Substitution absolut kontraindiziert. Das gleiche gilt für Männer Brustkrebs (ja, 1% alle Menschen mit Mammakarzinom sind Männer. Wir sehen in unserem Brustzentrum etwa 2 pro Monat).
Kommentare eines Kollegen, der selbst mit der HRT begonnen hat: es sei, wie wenn man endlich mal wieder den Bleigürtel des Alters ablegen könne.
PS.: mir ist das persönlich total egal, wer was wie nimmt. Ich wollte nur auf Anfrage ein paar Sätze dazu sagen.
Natürlich setzt die pure Möglichkeit einer solchen Behandlung manch einen Menschen unter Druck, der doch einfach nur in Ruhe und Würde altern möchte.
Daher würde ich genau das empfehlen, was ich auch meinen Patientinnen zur HRT rate: nach Abwägen von Risiken und Nutzen soll jede:r seine individuelle Entscheidung treffen.
PPS.: der nachfolgende Link ist ebenfalls rein informativer Natur. Ich erhalte leider kein Sponsorengeld. Von niemandem. Auch nicht von Jenapharm.
https://www.jenapharm.de/maennergesu...tosteronmangel