Vorweg: Finde die (anscheinend gängige) Praxis, schnell mal eine Infusion zu geben auch völlig falsch.
Aber: das mit dem notwendigen stationären Aufenthalt ist aus medizinischer Sicht, insbeondere in der heutigen Zeit, in der möglichst alles ambulant laufen soll, nicht unbedingt schlüssig, die Entscheidung ist in der Zeit und unter den Umständen fast nicht zu treffen.
Eine Infusion sollte höchstens dann gegeben werden, wenn der Athlet extrem dehydriert ist, d.h. eine starken Flüssigkeitsmangel hat, der durch Trinken nicht sicher behoben werden kann (aufgrund des Allgemeinzustands, Unverträglichkeit, Schockzustand usw.).
Für den Rennarzt ist es schwierig zu entscheiden, ob es vertretbar ist, auf eine Infusion zu verzichten. Dazu müsste er den Athleten ausführlich untersuchen, u.U. beobachten können und vielleicht sogar noch Laboruntersuchungen durchführen (Stichwort Elektrolytentgleisung).
Erschwert werden kann die Entscheidung noch durch die äußeren Umstände.
Beispiel: beim Inferno Triathlon wurden dieses Jahr recht viele Athleten medizinisch versorgt. Dort ist das Problem, dass alle noch in der Gondel transportiert werden müssen - wenn da jemand zusammenklappt, ist die Versorgung für nicht unerhebliche Zeit nicht gewährleistet - wer würde da die Verantwortung übernehmen?
D.h. wie frei ist der Arzt in seiner Entscheidung?
Erhält der Athlet dann ambulant in einer Klinik eine Infusion, muss er eigentlich nicht zwingend stationär aufgenommen werden. Durch einfache Untersuchungen, die in wenigen Minuten durchgeführt werden können (körperliche Untersuchung, Blutdruckmessung, Elektrolytkontrolle, Beurteilung des Säure-Basenhaushalts) kann beurteilt werdeb, on der Athlet die Klinik wieder verlassen kann, die Sicherheit bei unauffälligen Untersuchungsergebnissen sehr groß ist, dass nichts mehr passieren kann.
Einschränkung:
- braucht ein Athlet nur eine Infusion (500ml) und springt dann wieder auf der Pressekonferenz rum, war er eher nicht wirklich bedrohlich dehydriert, d.h.
- i.d.R. müssen mehrere Infusionen gegeben werden, d.h. der Vorgang kann mehrere Stunden dauern, was auch noch unter ambulante Behandlung fallen kann!
... und ein Profiathlet sollte vielleicht schon wissen, ob die Praxis der Infusionstherapie erlaubt ist, sollte solange er sich wehren kann ernsthaft überlegen, ob er das Angebot annimmt und mit gutem Beispiel vorangehen, auf eine solche Infusion nach Möglichkeit zu verzichten.
Für den Rennarzt ist es schwierig zu entscheiden, ob es vertretbar ist, auf eine Infusion zu verzichten. Dazu müsste er den Athleten ausführlich untersuchen, u.U. beobachten können und vielleicht sogar noch Laboruntersuchungen durchführen (Stichwort Elektrolytentgleisung).
Noch schwieriger ist es für einen Heilpraktiker (!) zu entscheiden, der pro Infusion noch 75 € Umsatz macht. Da wird doch der Exzess doch erst deutlich. Und dann wird das noch unverblümt in die Ausschreibung geschrieben...
Verfolge diesen Thread mit großem Interesse und bin allmählich erstaunt, wie lange man sich über das eigentlich sehr eindeutige Thema Infusionen zur Regeneration kontrovers austauschen kann.
Infusionen zur Regeneration fallen ganz eindeutig unter die Regularien des Dopings. Das habe ich vor dem Tread tatsächlich auch nicht realisiert und habe mir in der Vergangenheit durchaus eine Infusion nach dem IM Finish "gegönnt", denn dadurch das z.B. Klaus Pöttgen dies auf den Athlethenbesprechungen in Frankfurt sogar empfohlen hat, war das "Unrechtsbewußtsein" bei mir einfach weg und daß, obwohl ich mich ziemlich intensiv mit dem Thema Doping beschäftige und gerade beim Triathlon die Illusion aufgegeben habe, daß nur im Profibereich mit Doping zu rechnen ist. Für die, die sich grundlegend mit dem Thema Doping, typischen Argumentationsstrukturen ( die im übrigen auch hier im Forum immer wieder auftauchen) und den Interdependenzen zwischen Sportlern, Presse, Verbänden, Ärzten, Trainern und auch Politik beschäftigen wollen, kann ich nur die soziologische Studie von 1996!!!! empfehlen:
Doping im Hochleistungssport: Anpassung durch Abweichung (edition suhrkamp) [Taschenbuch]
Karl-Heinrich Bette (Autor), Uwe Schimank (Autor)
14 EUR
allerdings um den Preis, daß man danach sämtliche Illusionen verloren hat.
Ich für meinen Teil verurteile Doping als Betrug aufs Schärfste und habe mir daher bei den zwei Ironmans dieses Jahr auch keine Infusion nach dem Finish mehr "abgeholt", zumal mir die diversen Nahrungsergänzungsmittel (wie Aminosäuren, BCCAs etc.), die hier manchmal diskutiert werden, eigentlich auch schon ein Dorn im Auge sind, die allerdings nach der Definition kein Doping sind, dem Geiste meiner ganz persönlichen Meinung nach allerdings irgendwie schon.
... denn dadurch das z.B. Klaus Pöttgen dies auf den Athlethenbesprechungen in Frankfurt sogar empfohlen hat, ...
Wann war das? Galten Infusionen zu dem Zeitpunkt schon als Doping? Falls ja, wäre das ja ziemlich peinlich für den "Anti-Doping-Doc"...
__________________ „friendlyness in sport has changed into pure business“
Kenneth Gasque
Zum Thema "Preisgestaltung Ironman":
"Schließlich sei Triathlon eine exklusive Passion, bemerkte der deutsche Ironman-Chef Björn Steinmetz vergangenes Jahr in einem Interview. Im Zweifel, so sagte er, müsse man sich eben ein neues Hobby suchen."
__________________ „friendlyness in sport has changed into pure business“
Kenneth Gasque
Zum Thema "Preisgestaltung Ironman":
"Schließlich sei Triathlon eine exklusive Passion, bemerkte der deutsche Ironman-Chef Björn Steinmetz vergangenes Jahr in einem Interview. Im Zweifel, so sagte er, müsse man sich eben ein neues Hobby suchen."
Ich war so oft in Ffm am Start, daß ich nicht mehr weiß, in welcher Athletenbesprechung das gesagt wurde und ob zu diesem Zeitpunkt die eindeutige Regelung durch den NADA- Code schon bestand.
Kurt hat jetzt mit dem IM FFM verantwortlich nichts mehr zu tun. Auch wenn mich seine prinzipielle Meinung dazu durchaus interessieren würde, obwohl ich nicht davon ausgehe, daß er sich dazu hier im Forum äußern wird. Warum solle er es auch tun.