Davon abgesehen kenne ich mindestens einen Anlagenbauer, der sowohl im Bereich Hochtemperaturreaktor (=Kugelhaufen) als auch im Bereich Fusionsreaktor entsprechende Forschungen betreibt.
Forschen und Bauen ist doch ein himmelweiter Unterschied.
ich bin mir sicher, jeder reaktor lässt sich irgendwie zum GAU treiben, wenn man genug unfug damit treibt.
es liegt in der natur von unfällen, dass sie durch eine unerwartete konstellation entstehen, die man vorher nicht für möglich oder gefährlich gehalten hätte.
Das ist ohne Frage richtig.
Aber beim Thema Kernkraft hat die (deutsche) Bevölkerung offensichtlich ein ganz anderes Sicherheitsbedürfnis als bei anderen Risiken.
Beispiel:
Wenn uns jemand sagt, daß die Wahrscheinlichkeit, daß am Auto bei Tempo 200 gleichzeitig Lenkung und Bremsen ausfallen bei 1:100.000 liegt, dann sagen wir "ok - nehme ich in Kauf", obwohl die Folgen für mich tödlich sind.
Wenn uns aber der gleiche Ingenieur sagt, daß die Wahrscheinlichkeit, eines GAU bei 1:100.000.000 liegt, dann sagen wir: "Siehste, ist eben doch ein Restrisiko. Und solange das größer Null ist, ...usw..."
Schon klar daß die Folgen eines Unfalles unterschiedlich sind.
Aber der entscheidende Puntk für mich ist, daß uns überall das "geringstmögliche" Risiko genügt, bei der Kernkraft aber bestehen wir auf 100% Sicherheit. Und dieses Sichtweise ist nunmal nicht rational.
Geändert von KalleMalle (12.08.2010 um 09:08 Uhr).
Grund: Tippfehler..
Forschen und Bauen ist doch ein himmelweiter Unterschied.
Und Fusion ist ja wieder eine andere Bauatelle.
Schon klar. Aber ich wollte damit ja nur zum Ausdruck bringen, daß das Konzept durchaus weiterverfolgt wird.
Zitat:
Zitat von FinP
Es gibt solche Sachen wie Kugelhaufenreaktoren, die sich quasi selbst abschalten, wenn sie mit Überlast gefahren werden, das Konzept wird aber nicht weiter wirklich verfolgt...
Und gebaut wird halt frühestens, wenn ein Konzept reif für eine kommerzielle Nutzung ist.
Schon klar daß die Folgen eines Unfalles unterschiedlich sind.
Aber der entscheidende Puntk für mich ist, daß uns überall das "geringstmögliche" Risiko genügt, bei der Kernkraft aber bestehen wir auf 100% Sicherheit. Und dieses Sichtweise ist nunmal nicht rational.
Vielleicht nicht rational aber menschlich. Die Folgen für einen persönlich sind bei deinem Beispiel identisch -> Tod. Wenn ich aber nicht mit der Einstellung 'Nach mir die Sintflut' durchs Leben gehe hat ein Reaktorunfall deutlich erheblichere Folgen (Tod von einer Vielzahl von Menschen, Verseuchung der Umwelt). Nur um zwei von vielen verheerenden Folgen aufzuzählen. Des Weiteren laufen bei vielen bei dem Thema auch Bilder von Filmen wie 'The day after' durch den Kopf. Sowas erzeugt Angst oder zumindest ein Magengrummel, wenn Schlagworte wie Tschernobyl, Atomkraft oder Reaktorunfall fallen.
Ob es umsetzbare Alternativen gibt, die nur auf Grund von Lobbyarbeit nicht umgesetzt bzw. vorangetrieben werden weiß ich nicht. Als Laie denke ich mir wir haben eine Sonne mit verdammt viel Energie und einen Planeten voll mit Wasser - lass uns diese Kraft nutzen.
Der Punkt ist aber, daß die Ablehnung rational begründet wird.
"zu riskant, Abfallproblematik nicht gelöst, usw..."
Ich verstehe und akzeptiere jeden, wenn er sagt: Ich verstehe die Technik nicht und deswegen habe ich Angst davor.
Zitat:
Zitat von psyXL
Wenn ich aber nicht mit der Einstellung 'Nach mir die Sintflut' durchs Leben gehe hat ein Reaktorunfall deutlich erheblichere Folgen (Tod von einer Vielzahl von Menschen, Verseuchung der Umwelt).
Mal ehrlich. Das doch nur ein rationales Argument, mit dem sich die apokalyptische Diskussionslinie hervorragend unterstützen läßt.
Wenn ich einer tödlichen Gefahr ausgesetzt bin, dann ist es mir ziemlich egal, ob ich alleine oder mit ein paar hundertausend anderen zusammen bin.
Zitat:
Zitat von psyXL
Als Laie denke ich mir wir haben eine Sonne mit verdammt viel Energie und einen Planeten voll mit Wasser - lass uns diese Kraft nutzen.
Ich bin auch dafür, daß die alternativen Möglichkeiten zur Energieerzeugung erforscht werden.
Aber ich störe mich daran, wenn Leute (ich mein nicht dich...) behaupten, daß eine wunderschöne grüne Ökoenergieversorgung problemlos klappt. Vielleicht irgendwann. Aber aus heutiger Sicht kann rational nicht belegt werden wann das der Fall ist.
Es hört sich für dich vielleicht schönfärberisch oder verharmlosend an, aber:
TECHNISCH gesehen gibt es bislang keinen Grund, warum Gorleben nicht geeignet ist.
Auch die Frage der Standsicherheit für mehrere 100 Mio. Jahre ist – nach dem heutigen Stand der Technik – für Geologen kein Problem.
Was in der Tat fehlt ist eine Genehmigung – aber das ist eine politische Angelegenheit.
In diesem Zusammenhang muß man sich einfach vor Augen halten, dass mit einer „politischen“ Lösung der Endlagerung eines der letzten rationalen Argumente gegen Atomkraft zerfallen würde. Deshalb wird mit allen Mitteln versucht, dies zu verhindern und es wird „die bestmögliche von allen denkbaren Lösungen“ gefordert. Das hat aber zur Konsequenz, dass ich alle denkbaren Lösungen bis zu Ende erforschen müsste um dann zu entscheiden. Bis ich aber damit fertig bin, gibt es wahrscheinlich wieder neue technische Möglichkeiten und ich muß mit meiner Suche + Bewertung der „bestmöglichen“ Lösung von vorne anfangen.
Erlaube Dir einfach, daß du bei Argumenten die du hörst mal hinterfragst woher sie kommen und welche (wirklichen) Ziele die betreffende Quelle verfolgt. "Sachargumente" dafür und dagegen gibt es unzählige.
Hier in dem Fred weiss ich nicht mal, wo ich anfangen soll:
1. Die Gutachten zu möglichen Endlagern wurden seinerzeit manipuliert und gefälscht. Darauf gebe ich keinen Pfifferling.
Ein Endlager muss her, keine Frage. Aber bitte nicht basierend auf diesen uralten und nachgewiesenermassen unzuverlässigen Daten.
2. Das was man in der Asse ausprobiert hat ist die Art wie so Atommüll gelagert werden würde. Nix schöne aufgereihte Behälter und Überwachung. Einfach ein Loch und rein damit und hoffen dat nix raussuppt.
3. Gibt es eine Methodik der Risikobewertung von möglichen Gefahren. Dabei gibt es zwei Faktoren. Das eine ist die Eintrittswahrscheinlichkeit und das andere die Tragweite.
Man betrachtet eine Gefahr dann als kritisch und SOFORT abzustellen (im industriellen Umfeld) wenn entweder das eine oder das andere einen sehr hohen Wert erreicht. Auch andere Gefahrenpotentiale können kritisch sein, aber es reicht ein hoher Wert in einer dieser Kategorien.
Der Vergleich Autounfall und Atomunfall hinkt daher gewaltig. Zwar ist die Eintrittswahrscheinlichkeit eines Autounfalls verhältnismässig hoch, die Tragweite aber meist nicht so schlimm. Die Zahl der Verkehrstoten (angefahrene Radfahrer und Fussgänger mal aussen vor) ist massiv rückläufig.
Ein Gau ist VIEL unwahrscheinlicher, aber WENN er eintritt, kostet er potentiell Millionen das Leben. Daher ist auch nur das geringste Risiko, dass es dazu kommen kann, im Grunde schon zu viel.
4. Finde ich es sehr bedenklich, wenn Experten, die die alten Meiler mit gebaut und entworfen haben, heute davor warnen diese, wenn auch modernisiert, weiter zu betreiben. Das sind keine Leute, die der Technologie grundsätzlich feindlich gegenüber stehen.
5. Die Anfälligkeit für Störungen nimmt bei technischen Systemen mit ihrer Komplexität stark zu. Atomkraftwerke haben daher von Natur aus schon ein recht hohes Potential für Störungen, die natürlich nicht immer gleich gefährlich sein müssen. Wenn man dann aber auch noch hingeht und an dem bestehenden System Änderungen vornimmt - sei es durch Reparaturen oder Modernisierungen - steigt das Risiko eben noch mehr an. Eine Veränderung an der Software des Systems kann an einer anderen Stelle als vorhersehbar unter bestimmten Umständen fatale Auswirkungen haben. Daher sagte der Experte, den ich im Interview kürzlich gesehen habe, würde ER die Verantwortung für unsere alten Meiler heute nicht mehr haben wollen.
Das sagt doch wirklich alles.
6. Ist es absolut unverantwortlich über lange Zeit weiter tonnenweise Atommüll zu produzieren, wenn die Endlagerung in keiner Weise geklärt ist. Weder das WO noch das WIE.