Nochmal kurz ein paar Kommentare unter der veröffentlichten "Rezeptur" des Impfstoffes gelesen.
Die meisten Kommentare sind aberwitzig leichtgläubig und viele wollen sich als Freiwillige zum Testen des "Lübecker Impfstoffes" zur Verfügung stellen.
Ein Kommentator verlinkt die Beurteilung der Impfgutachterin und Stöcker geht auf die dort vorgebrachten sachlichen Kritikpunkte überhaupt nicht ein und bleibt insbesondere weiterhin schuldig, wie genau (also mit was für einer Zellkultur und was für Trägerviren) er das Antigen überhaupt hergestellt hat. Immerhin löscht er aber diesen (und einige wenige andere kritische) Kommentare nicht.
Ein weiterer Kommentator erkundigt sich dann, ob man das im Impfstoff benutzte Antigen sich nicht einfach selbst besorgen und den impfstoff zusammenmischen kann und daraufhin deutet Stöcker an, dass er mutmaßlich genau das gemacht hat.
Das wäre dann auch ein plausibler Grund, dass er keine Aussagen über die bei der AG-Herstellung benutzte Zellkultur machen kann, weil er es vermutlich im Detail nicht mal weiß.
Stöcker ist ja wie bereits geschrieben Labor-Diagnostiker und hat im Rahmen seines bisherigen beruflichen Wirkens und seiner Forschungen keinerlei Expertise im Umgang mit Zell- und Viruskulturen erworben, wie man sie zur eigenständigen Produktion von Sars-Cov2-anbtigenen benötigen würde.
Er hat offensichtlich einfach das SARS-CoV-2-Antigen (genaugenommen Teile des Spike-Proteins) eingekauft und einen bei Impfstoffen üblichen Wirkverstärker hinzugefügt und dann angefangen den zusammengepanschten Cocktail an Menschen zu spritzen.
Dass man in der Tat im Internet einfach solche Antigene bestellen kann (
100 mikrogramm kosten 323 €) finde ich erstaunlich. Aber das nimmt dem vermeintlichen Impfstofferfinder weitgehend die vermeintliche Genialität.
Die
Firma aus Heidelberg, die dieses Antigen, das auch Stöcker gekauft hat und einige andere SARS-Cov-2Antigenstrukturen zum Verkauf anbietet, hat in erster Linie Forschergruppen als Zielpublikum, die mit solchen Stoffen in Zellkulturen in der grundlagenforschung im Umgang mit SARS-Cov-2 arbeiten.
Wer will kann sich also in der Tat den impfstoff selbst zusammenmischen. Das Hauptproblem bei der Geschichte (wie verträglich ist der Impfstoff und wie wirksam ist er tatsächlich) , was man nur in Studien mit zehntausenden von Probanden ermitteln kann, umschifft man dabei natürlich nicht.
Interessant ist auch der nachfolgende Kommentar:
Zitat:
Allerdings sehe ich kaum Unterschiede zur Antigen-Impfung von Sanofi: https://de.gsk.com/de-de/presse/pres...schen-bekannt/
admin schreibt:
März 4, 2021 um 11:08 pm
Kann schon sein, dass die Impfungen sich ähneln oder gleich sind. Aber wir in Lübeck waren zuerst da. W. St.
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In den Sanofi-Impfstoff der im Prinzip so aufgebaut zu sein scheint wie der "Lübecker Impfstoff" hat die EU noch im Sommer letzten Jahres ihre Haupthoffnung gesetzt. Immerhin ist Sanofi der größte Impfhersteller in Europa.
Sanofi hat die Weiterentwicklung ihres proteinbasierten Impfstoffes, der dem "lübecker Impfstoff ähnelt" mittlerweile übrigens aufgegeben (genaue Gründe kenne ich nicht) und
konzentriert sich stattdessen auf zwei andere parallel entwickelte und erforschte Impfkandidaten,nämlich einen mRNA-basierten Impfstoff (sowas wie Biontech und Moderna) und einen adjuvantierten DNA-Wirkstoff von denen sie hoffen dass sie sie im vierten Quartal zur Zulassungsreife bringen.. Für diese beiden zuletzt genannten Kandidaten beginnt Sanofi aber gerade bzw. demnächst erst mit der Phase 2 (Erprobung des impfstoffes in kleinerem Rahmen mit einigen hundert Probanden zur Dosisfindung und Optimierung des Studiendesigns) und wenn das erfolgreich war, würde anschließend noch die aufwendige Phase 3-Studie folgen mit dann Zehntausenden Probanden. Da es längst wirksame Impfstoffe jetzt gibt, wäre eine Phase-3-Studie jetzt mit Verabreichung von Placebo nach meiner Einschätzung unethisch, d.h. Sanofi müsste ihren Impfstoff gegen die bereits zugelassenen Impfstoffe testen, was die Zulassung umso schwieriger machen wird.