Liebe Freunde, dass ich die Funkstille hier unterbreche, hat eigentlich nur den Grund, euch mitzuteilen, dass sie noch ein wenig länger anhalten wird.
Als ich gestern Abend vom Radfahren zurückkam, stand mein Haus in Flammen.
Blitzschlag, so wie es aussieht.
Im Grossen und Ganzen steht die Hütte noch, aber alles ist nass und der Dachstuhl komplett ausgebrannt. Da ich mit Alfalfa und ihrem Freund unterwegs war, haben mir die beiden geholfen, das Nötigste zu retten. Es dauerte zum Glück ewig, bis es nicht mehr möglich war, in die Wohnung zu gehen.
Irgendwie komisch. Ich hab als erstes die Computer geschnappt, die Fahrräder, Klamotten und Sportsachen;- zum Glück stand das meiste noch nicht ausgepackt vom letzten Wochenende in Kisten und Taschen.
Ironisch: irgendwie malt man sich das ja ab und zu aus und überlegt, was man in so nem Moment rettet.
Nachdem die Feuerwehr mit Löschen fertig war, und ich wieder rein konnte, hab ich das erste Mal an meinen Geldbeutel gedacht und noch sehr viel später eine der Gitarren gefunden, die alleine mehr wert ist, als alle Räder, die wir zuvor rausgetragen haben, zusammen.
Schon seltsam, wie sich über Jahre die Schwerpunkte verändern und in dem Augenblick, in dem mir klarwurde, dass ich früher irgendwann mein Leben aufs Spiel gesetzt hätte, um genau DIESE Gitarre ausm Feuer zu holen, verlor ich das erste Mal an diesem Abend (naja, es war gegen Zwo Uhr am Morgen...) etwas die Contenance.
Aber gut, euch wird interessieren, wie es weitergeht.
Keine Ahnung. Hab direkt viele Angebote gekriegt, ersma unterzukommen;- das war schon rührend, alles weitere hängt davon ab, was meine Vermieterin sagt und vorhat.
Ich meine, das issn Holzhaus von 1938 und äusserlich sieht man dem Ding ausser dem von der Feuerwehr heruntergerissenen Dach nix an, WAS soll diese Hütte noch umbringen, wenn es so ein Feuer nicht schafft???
Die Bude trotzt allen Unbilden wie ne Burg!
Mein Plan wär n neuer Dachstuhl, Dach frisch eingedeckt, die Hauselektrik, die komplett im Dach war, neu, nen gescheiten Blitzableiter drauf (man kann wohl sicher sagen, dass der alte nix taugte...) und dann ne fette Einzugsparty, aber leider entscheide ich das wohl eher nicht selbst.
Und wie trocknet man tausend Bücher und die ganzen Möbel? In der Wohnung steht knöcheltief das Wasser und obendrauf fehlt ein Teil vom Dach...
Ich denke, ich hab nu n paar Tage und Wochen mehr Arbeit und Ungewissheit, als gut ist, aber:
schätze, es war goldrichtig, dieses Wochenende nicht in Roth gewesen zu sein...
So, und mit einem Tag Abstand sieht die Welt auch nicht besser aus.
Einleuchtend, dass ich ne miese Nacht hatte.
Hab ne angebrochene Flasche Rotwein genommen und bin mitm Auto an den See gefahren, wo ich immer schwimme, aber der Rote brachte auch nix für die Nachtruhe.
War einfach zu aufgewühlt und denke, ich kam immerhin auf rund zwo Stunden Schlaf, ehe ich nem menschlichen Bedürfnis folgen musste und deshalb um Sieben aufwachte.
Bin dann direkt nach Hause gefahren, weil ich leider keine Schwimmsachen dabei hatte und hab mit Aufräumen angefangen.
Meine Vermieterin hab ich erreicht, nachdem deren ebenfalls vom Gewitter gegrillte Telefonanlage wiederhergestellt war. Sie war frühmorgens schon dagewesen und gab ne eher nedd so prickelnde Prognose ab.
Muss unbedingt zusehen, dass ich sie nochmal in die Wohnung kriege, nachdem ich aufgeräumt und geputzt hatte;- das war nämlich Tagesprogramm, zusammen damit, ne Plane aufm Dach zu installieren, um die runtergerissenen und oder zerborstenen Eternitplatten abzudecken.
Nachdem ich mich dann bei nem neuerlich heraufziehenden Abendgewitter auf den Weg in mein Übergangsdomizil machte, war ich mir dann aber gar nicht mehr so sicher, wie lange mir das Einsiedlerleben aufm Land noch Spass machen würde.
Sicherlich muss ich da durch, aber ehe ich ausm Haus oder dem, was davon noch übrig war, ging, meinte ich erstens, Rauch zu riechen und zweitens, dass brennendes Holz knacken würde wie die Nacht über, bis die Feuerwehr den Brand gelöscht hatte.
Musste mich dann extrem überwinden, überhaupt wegzufahren;- aber es geht ja nicht, dass ich zukünftig rund um die Uhr zuhause sitze, um die Hütte zu bewachen, nicht mehr Arbeiten oder Radeln gehe, weil in meiner Abwesenheit die Bude abrauchen könnte und dann mit etwas weniger Glück als bei diesem Mal.