Manchmal sind keine Bilder doch besser.
Oder sind das keine weissen Socken in Sandalen???
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Im finstersten Winkel Frankreichs, wo das Kopfsteinpflaster herumspukt, begann ein Junge aus Gelderland zu sprinten. Eine halbe Stunde später drang durch eine Maske aus Schlamm und Kuhscheiße ein feines Lächeln. Ich schloss die Augen und hörte die Matthäus-Passion auf Rädern.
Heute Inder Post äh ich meine in der Post: eine Postkarte von Mahathma ach nee, der war nur auf der Briefmarke, nein, von bellamartha. Viel Obst drauf, dafür nur ein Inder und zwei Inderinnen. Wow, Respekt, meine Adresse mit nach Indien genommen. Danke! Und ging viel schneller als von Mallorca.
Hast du die Details eigentlich alle im Kopf oder hast du dir in Indien Stichpunkte gemacht
Ich führte ein ziemlich ausführliches Reisetagebuch. Viele Erinnerungen kommen dann noch beim Schreiben dazu.
Guten Abend allerseits!
Ich war mir nicht sicher, ob ich noch mal was zur Indien-Reise schreiben soll. Ich mag nicht so, was ich bisher geschrieben hab.
Naja, ich versuch's trotzdem noch mal.
Hier also die Fortsetzung:
Notizen aus Indien - Teil 5
Nach Alleppey
Der Tag der Deutschen Einheit beginnt für uns früh morgens mit über Lautsprecher verbreiteten, religiösen Gesängen, vermeintlich Hindu- oder Moslem-Gesängen. Als wir aber auf die Straße kommen, stellen wir fest, dass sie aus der katholischen Kirche gegenüber vom Hotel kommen. Die spinnen, die Inder! Hier wird's niemanden stören, auch nicht die Mehrzahl der Nicht-Katholiken (ca. 20 % der Menschen in Kerala sind Christen, in manchen Gegenden sogar bis zu 40 %), denn fast ausnahmslos alle Menschen hier sind tiefreligiös und bringen viel Verständnis für die religiösen Eigenheiten Andersgläubiger auf. Dass die Religionen in Indien überwiegend sehr friedlich nebeneinander existieren (auch wenn es in Teilen Indiens seit den 50er Jahren teilweise blutige Auseinandersetzungen zwischen Hindus und Moslems gibt), hat sicherlich auch mit dem friedfertigen, nicht missionierendem Charakter des Hinduismus zu tun. Der Hinduismus ist die vielleicht toleranteste Religion der Welt, die jeden Andersgläubigen akzeptiert. Atheismus gibt es in Indien allerdings fast gar nicht und ihm wird mit Unverständnis begegnet.
Am frühen Morgen ist es noch ganz angenehm in indischen Städten: Es ist noch ziemlich kühl, bzw. noch nicht so schwül, viele Läden haben noch geschlossen, es sind weniger Menschen unterwegs und weniger Autos, Rikschas und Motorräder.
Am Busbahnhof finden wir schnell den richtigen Bus und er ist nicht einmal voll, so dass wir problemlos Sitzplätze bekommen.
Die Fahrt zum 16 km entfernten Vogelschutzreservat Kumarakorum kostet pro Nase 30 Rupien. Am Eingang sagt man uns, es sei off saison, aber wir gehen trotzdem rein, weil wir schon mal hier sind und wir keine Lust haben, schon wieder in die lärmige Stadt zurückzukehren.
Vögel sehen wir dann im Reservat fast keine, dafür aber reichlich Plastikmüll sogar dort und das, obwohl es hier tatsächlich mal Müllbehälter gibt mit Schildchen dran, man solle seinen Plastikmüll hier herein werfen. (Für Müll, der nicht aus Plastik ist, gibt es keine Behälter.)
Wir laufen einmal durch das Reservat, sehen eine Schlange, ein paar Raupen, ein paar wenige Vögel, viele Schmetterlinge und eine Spinne und machen uns dann auf den Rückweg nach Kottayam.
Am Mittag brechen wir in Richtung Alleppey auf. Dorthin wollen wir mit dem Boot durch die Backwaters fahren.
Die Backwaters sind ein weit verzweigtes Netz von Lagunen, Seen und flachem Schwemmland zwischen Kollam im Süden, Kochi im Norden und Kottayam im Osten, vernetzt durch künstliche Kanäle, die die Bevölkerung seit Jahrhunderten als wichtige Verkehrsadern nutzen. Im Norden der Backwaters wird Reis angebaut, weil es dort nur Süßwasser hat. Südlich der Schleuse bei Kayankulam gibt es immer wieder größere Zufülle von Meerwasser, weshalb das Gebiet für den Reisanbau ungeeignet ist.
Mit dem Tuctuc, der Motorrikscha wollen wir zum Anleger der Fähre nach Alleppey fahren, aber die Rikschafahrer , denen wir das zu erlkären versuchen, sprechen offenbar kein Englisch. Ich hole den Englisch sprechenden Mann von der Rezeption des Hotels und er klärt das für uns.
... Mist, ich bin zu müde, um den Bericht fertig zu schreiben. Ich schreibe das morgen weiter.
Sorry. Fotos auch morgen.
Gute Nacht!
J.
Geändert von bellamartha (08.11.2013 um 06:38 Uhr).
Wo war ich? Ach ja, der Mann der Rezeption half uns, den Tuk-Tuk Fahrern zu erklären, wohin wir wollen. Und weiter:
In der Eile vergessen wird, den Fahrpreis vor Antritt der Fahrt zu klären und so haut der Fahrer uns übers Ohr, wie uns scheint, denn er will für die kurze Fahrt 40 Rupien, also knapp 50 Cent! Immer, wenn ich das Gefühl habe, dass uns jemand "zu viel" Geld abgeknöpft hat, muss ich den Betrag umrechnen und dann den Kopf schütteln, angesichts meines lächerlichen Gefühls, übers Ohr gehauen worden zu sein.
An der Fährstelle erfahren wir, dass das Boot nach Alleppey hier gar nicht losfährt, sondern in ca. 12 km Entfernung. Mit demselben Rikschafahrer, der uns herbrachte, handeln wier diesmal einen Festpreis aus und er bringt uns hin. Es geht ein Stück der Strecke von heute Morgen in Richtung Kumarakom, dann links rein, immer kleinere Sträßchen entlang, vor bei an einer Brückenbaustelle, die offenbar der Grund dafür ist, dass das Boot ur Zeit nicht bis Kottayam fährt. Wir kommen pünktlich an und das Bott ist nicht voll. Außer uns nur ein paar Einheimische und eine kleine Gruppe indischer Touristen. Das sind vier junge Frauen und zwei junge Männer. Alle tragen westliche Kleidung, Jeans und T-Shirts, die Mädels karierte, kurzärmelige Blusen und ich komme mir in meiner langen, pseudo-indischen Fludderkleidung zum erstem Mal richtig albern vor. Ich sehne mich plötzlich stark nach meiner Armyhose und einen eng anliegenden Top ohne Ärmel..
Nachdem wir losgefahren sind, starten die jungen Inder einen Fotomarathon, in dem sie viele Fotos von der Umgebung, vor allem aber unzählige, immer gleiche Fotos von einander machen, wie sie in wechselnden Konstellationen mit ihren schönen, weißen Zähnen in die Kamera lachen.
Die Einheimischen steigen an entlegenen Stellen mitten in den Backwaters aus, andere ein. Meist handelt es sich um Anleger an einer Ansammlung von nur zwei, drei oder vier Häusern, die auf schmalen Dämmen zwischen dem Kanal und dem Schwemmland erbaut sind. Eine verrückte Vorstellung, auf so einem kaum 10 bis 15 Meter breiten Stückchen Land inmitten einer amphibischen Umgebung zu leben und sein Haus nur mit einem Boot zu erreichen...
Auf der Fahrt sehen wir Kormorane beim Fischen und Einheimische in ihren einfachen Booten. Kurz vor Alleppey kommt ein geschäftstüchtiger, junger Inder aufs Boot und bietet uns ein Zimmer an. Wir entscheiden, es uns anzuschauen und nehmen es, obwohl es extrem einfach und nicht klimatisiert ist. Erstmalig bin ich froh über den mitgenommenen Hüttenschlafsack, denn die Decke auf dem Bett ist ordentlich siffig. Eine Klimaanlage hat das Zimmer nicht, aber wie überall gibt es einen gut funktionierenden Ventilator unter der Decke.
Wir machen uns gleich wieder auf den Weg, um einen Supermarkt zu finden, wo wir Wasser und die leckeren Cashew-Kekse kaufen wollen, die unser Herz und unsere Mägen im Sturm erobert haben. Unterwegs spricht uns ein junger Straßenhändler an, der Gewürze verkauft und sogar ein bisschen Deutsch spricht. Er sagt, dass er sich das selbst beigebracht habe, Hut ab! Er mischt uns verschiedene Beispiele von Gewürzmischungen zusammen, erklärt uns die Gewürze und ihre Verwendung. Wir kaufen ihm eine Mischung ab und ich habe nicht mal den Eindruck, , allzu sehr übers Ohr gehauen zu werden.
Wir streunen noch ein wenig durch das Chaos von Alleppey, ängen dann ein bisschen im Zimmer rum und essen Kekse, weil's draußen eh zu heiß ist und gehen dann am Abend die paar Kilometer zum Strand.
Dort ist es wie überall auf der Welt am Strand: herrlich! Ein leichter Wind geht und pustet die Schwüle weg, es ist ganz angenehm warm. Die Sonne ist soeben untergegangen und viele Inder sind am breiten, schönen Sandstrand. Familien mit Kindern, die das tun, was alle Kinder am Strand machen: In den Wellen springen, Krebse bestaunen, Sandburgen bauen. Paare, die am Wasser entlang schlendern, aber nicht Händchen haltend, weil "so viel" Intimität in Indien in der Öffentlichkeit nicht schicklich ist. Gruppen junger Männer, die Fußball oder Frisbee spielen. Händler, die Kamelritte anbieten.
Es wird rasch dunkler und kurz sieht das Meer mit den sanft anlandenden Wellen ganz zauberhaft aus, in diesem diffusen Restlicht, das Weiß der kleinen, sich brechenden Wellen hell angestrahlt von Scheinwerfern an der Strandpromenade.
Die allgegenwärtige Religiösität wird auch hier am Strand sichtbar, wo jemand einen Götter-Kopf kunstvoll aus Sand geformt hat. Leider ist es zu dunkel, um ihn noch vernünftig zu fotografieren.
Bild 1-3: Die Backwaters
Bild 4 (das größer nicht hochgeladen werden konnte, wie auch Bild 5, keine Ahnung, warum es bei den drei Bildern davor ging): Unser 6 € Zimmer (für beide zusammen!)
Bild 5: In Kerala sind die Kommunisten an der Regierung und Politik ist hier so allgegenwärtig wie Religion
Bild 1: Klar, alle Heiligen beten für uns...
Bild 2 und 3: Strandleben in Alleppey
Bild 4: Gut, für 6 € kann man halt kein klinisch reines Badezimmer erwarten...