5 Minuten bevor der Wecker klingelte wurde ich um 3:55 wach. Als leidenschaftlicher Frühsport Konvertit ist das ja nur 1h vor der normalen Trainingszeit. Zusammen mit meinen Eltern einen leckeren Nescaffee und ich habe noch einige Brote mit Marmelade verputzt und mein Geschäft erledigt. Alles im grünen Bereich. Ab mit dem Auto nach Thun wo der Ausflugsdampfer auf uns wartete. Irgendwie fand ich die gemeinsame Überfahrt in dem Dampfer „Berner Oberland“auch ganz witzig und habe mich nett mit einem Athleten aus Ingolstadt unterhalten. Leider wurde kein Herrengedeck serviert.
Um 7:15 fiel der Startschuss zu der 3km Einführungsrunde und der Sturm auf das Schildhorn war eröffnet. Ich stand ganz hinten und trabte die 3km locker runter, bloss nicht gleich am Anfang die wertvollen Körner verballern.
Nach ca. 17:30 Minuten bin ich dann so ziemlich als letzter in die Wechselzone ( das wär mir beim Schwimmen wohl nicht passiert )getappt und hab mein Fahrrad nicht gefunden, unglaublich aber war. Wie ihr euch sicher denken könnt ist kein anderer damit losgedüst, sondern ich war einfach nur zu blöde richtig zu gucken, obwohl nicht mehr so ganz viele davon in der Wechselzone standen. Als ich dann Richtung Ausgang hastete fragte der Posten schon seinen Kollegen: „Ist das jetzt der letzte?“
In weiser Voraussicht war die Kette schon auf dem 34er, denn ich hatte gelesen, dass es sofort zum Anstieg nach Beatenberg los geht. Als ich an mir herunterblickete merkte ich , dass die Träger meiner Radhose links und rechts herunterbaumelten, mmmpfff es hat noch nicht mal dafür gereicht die Hose ordnungsgemäß anzuziehen, die Uhr hatte ich auch nicht gestartet, aber das sollte ich erst in 8km merken. Der erste Wechsel kriegte eine glatte 4-
Locker flockig kurbelte ich Richtung Sigridswil hoch, und es taten sich schöne Blicke auf den Thuner See auf.
Zwischendurch kam sogar manchmal die Sonne durch und es gab das eine oder andere Schwätzchen mit den Mitstreitern. Insgesamt war es recht ruhig im Feld. Nach dem Aufstieg gab es eine Verpflegung, wo ich noch einmal meine Sachen richtete Armlinge und Weste überzog und ab gings zur ersten langen schnellen ( naja...) Abfahrt Richtung Unterseen / Interlaken auf einer breiten Straße.
Ab Unterseen kommt dann ein Drückerstück von 40km entlang des Sees Richtung Meiringen. Das lief erstaunlich zäh, kein Wunder bin die letzten 3 Monate nie mit dem Zeitfahrrad gefahren . Hier wurde ich auch von einer großen u. einer kleineren Gruppe „überrollt“ die im Peloton fuhren. Das waren zu 90% Staffelfahrer oder Couples. Na wer's braucht.
Versorgt habe ich mich mit AIMS Qualigel, das hat gut geklappt. Richtung Meiringen freute ich mich schon auf die erste große Prüfung, den Anstieg zur großen Scheidegg von 600m auf 1960m.
Die Freude sollte nicht allzu lange anhalten....
Die ersten 5 km gingen noch locker von der Hand, doch spätesten ab der Rosenlaui sehnte ich mich danach mal ein paar Tritte auszulassen und einfach etwas rollen zu lassen. Die Hand ging immer wieder reflexartig zum Schaltgriff, nur war da nix mehr zum Schalten ich war schon 34/27 unterwegs. Auf den wenigen flachen Passagen fühlten sich die Beine teigig an und ich habe keinen richtigen Druck mehr auf das Pedal bekommen.
Die Straße wand sich einfach immer weiter nach oben, es war neblig und man konnte wenig von der Landschaft sehen. Manchmal sah man dann ganz weit oben einen Radfahrer, sch.... da also noch hoch. Manchmal sah man aber auch nur von Serpentine zu Serpentine und hoffte nur, dass es etwas leichter würde. Der Rücken fing an zu schmerzen, ich ging dann immer mal wieder einige Tritte in den Wiegetritt. Je weiter wir hochkamen destso kälter wurde es und wir bewegten uns wie in Zeitlupe, Überholvorgänge dauerten Ewigkeiten und die Kilometerschilder wollten und wollten nicht kommen .Manchmal veschwand ein Mitfahrer wie von einem unsichtbaren Magneten angezogen hinter einem oder ein anderer wurde von einer magischen Kraft langsam nach oben gezogen. Wann würde ich endlich auf diesem dämlichen Pass ankommen?
Leiden am Berg:
Irgendwann hatte ich es tatsächlich geschafft 16km Anstieg mit ca 2300hm waren bewältigt. Oben war es ungemütlich kalt und windig, so dass ich mir erst mal alle meine Sachen angezogen habe. In meiner Erinnerung gab es dort auch keine Verpflegung ( kann das sein? ) oder es wurde uns ein eiskaltes Wasser kredenzt. Bibbernd habe ich mich in die Abfahrt nach Grindelwald gestürzt, wo sich die Wechselzone MTB befindet. Meine Hände waren so kalt, dass ich nicht gescheit bremsen konnte und die Abfahrt nicht so richtig genießen konnte. Aber es war so schön nicht mehr treten zu müssen.
In Grindelwald habe ich mir erst mal zwei Becher Boullion auf Ex reingezogen und begleitet von einigen Stücken Ovo Schokolade gewartet bis die Lebensgeister zurückkehrten.
Auf dem Rennrad habe ich ca. 4:45 verbracht, alles im grünen Bereich, gut 5h vobei, das Schildhorn war nicht in Gefahr - kein Grund hektisch zu werden. Meine Supporter warteten an der an der Wechselzone und ich hielt für ein kurzes Pläuschen an, worauf Mama meinte „Willst du nach Hause?“. Vater meinte „Gut siehste aus“, wie auch in den folgenden Begegnungen an diesem Tag. ...
Schon wieder soooo spät und ich bin noch nicht fertig, morgen geht's weiter