Vielen herzlichen Dank für eure Glückwünsche.
Ich bin noch in der Welt zwischen Adrenalin und Erschöpfung gefangen und um mich langsam runter zu bringen, schreibe ich hier schnell, bevor ich gleich auf dem Sofa zusammenklappe.
******************
Also...
Nachdem ich morgens noch Brötchen geholt, Essen vorbereitet und Blumen eingepflanzt habe, hat mir der Männe das Zicklein vehement hingeschoben, damit ich nicht zu spät komme.
Ich bin aber froh, dass ich nicht so lange am Start rumstehen musste, denn meine Aufregung legt sich da nicht.
Außer einer alten, kätschigen halben Brezel hab ich nichts runtergebracht.
2 "Muhmuhs" und 2 kleine Apfelschorle hab ich mir noch vor dem Start reingepresst, aber mir war eher schon schlecht vor Aufregung.
Der Knaller vor dem Start: die riesige Schlange vor dem Klo war nur bei den Herren.
Bei den Mädels fast alles frei.
Ich hätte mich beinahe falsch angestellt……
Meine beste Freundin leistete mir in der Wartezeit Gesellschaft: hielt das Rad, meinen Kopf, meine Tasche, mein Herz und auch meine Hand.
Der Männe kümmerte sich noch um Hund und Kind und versprach im Ziel zu warten.
Der Start in den Blöcken ging eigentlich und war lange nicht so schlimm, wie ich es mir vorgestellt habe.
Es ging ja auch noch einige Zeit zum sortieren durch die Stadt.
Die Zeitnahme erfolgte erst zu einem Zeitpunkt, als das Feld gut in Schwung war und wir auf der Landstraße waren.
Das Tempo war wie befürchtet gleich zu Beginn sehr schnell.
Die Teams schoben die Einzelfahrer kräftig durch die Gegend, aber zogen dann auch ratzfatz von dannen. Da dran zu bleiben war definitiv außerhalb meiner Leistung.
Der erste Berg zog das Feld schon kräftig auseinander, am Hohen Hagen bröckelte es richtig ab.
Auf die 25km lange Heimfahrt machte ich mich – wie befürchtet – mehr oder weniger alleine auf den Weg. Ab und zu hatte ich das Glück mal einen breiten Rücken zu finden, bei dem ich einige Zeit Windschatten fahren konnte, aber die größeren Gruppen waren schon durch.
Immerhin habe ich meinen Arbeitskollegen eingeholt und obwohl wir dann 2-3km versucht haben immer zu wechseln, ließ er mich dann ziehen.
Was mich wirklich erstaunt hat, war dann doch die Kraft in Kopf und Beinen.
Immer wenn ich überholt wurde, konnte ich nochmal bisschen mehr Druck auf die Pedale geben und ab und zu auch mal für ein paar Meter dran bleiben.
Ich trau mich zwar nicht, so richtig Reifen an Reifen zu fahren, aber der 2m-Mann (dem ich im Ziel noch ein Danke zurufen konnte) hat auch bei größerem Abstand noch ganz gut für Windschatten gesorgt.
Wirklich aufschließen an ein versprengtes Grüppchen habe ich leider nicht geschafft und auf die Zielgerade bin ich dann als Einzelfahrer eingebogen.
Immerhin dann erkannt von der Familie und Freunden...
…die mich dann aber auch fast auffangen mussten.
Die letzten Meter durch die schreiende Menge zu fahren ist tatsächlich etwas sehr sehr sehr Besonderes gewesen.
Auch völlig am Ende seiner Kraft nimmt man das noch wahr und hat auch total verschwitzt dabei eine Gänsehaut
Was nehme ich für mich mit?
Ich bin doch ganz überrascht, dass ich mich heute immer wieder Kopf- und Beinmäßig aufraffen konnte um nochmal und nochmal wieder mehr Gas zu geben.
Ob ich wieder zu einem Radrennen starten würde? Ich weiß es nicht.
Ich hatte heute sehr viel Glück mit dem Wetter. Die letzten beiden Jahre gab es zum Start Temperaturen von 2° bzw. 4°C, Schnee, Regen, Graupelschauer inklusive.
Das tolle Wetter hat sich schon sehr, sehr positiv ausgewirkt und mit kurzen Sachen durch aufblühende Obstbäume und Rapsfelder zu fahren ist sehr viel angenehmer wie sich nass und frierend durch die letzten Schneereste zu quälen.
Die Zeit von 1:34 ist für mich hypergalaktisch:
Das Alu-Zicklein hat mich auch ohne Clickpedale gut die Berge hoch und runtergetragen und körperlich ging es mir die ganze Zeit (den Umständen entsprechend) sehr gut, das Training hat sich ausgezahlt und ich habe zu jeder Zeit des Rennens alles gegeben.
Mehr wäre nicht gegangen und das zählt für mich mehr wie jede Zahl.