Die Engländer, die bei uns im Wohnheim eingezogen sind, die waren in der Regel blutjung (meist so 3 Jahre jünger als die Deutschen)
Und die Engländer konnten auch nur genau das, was sie studierten, weil sie ab Alter 15 nix anderes gemacht hatten.
Deshalb ist deren Wirtschaft auch seit 30 Jahren so robust aufgestellt.....
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Ex-Weiser, Mitglied in Axels 100-Tri-Plus-Club Owner of Post 10,000 im "Leben der Anderen"
Ich habe drei Kinder im Alter von 25, 17 und 14 Jahren, kann also die Veränderungen unabhängig von meiner Erinnerung anhand der Erfahrungen mit den dreien beurteilen.
Zudem bin ich seit zwei Jahre im Elternbeirat und bekomme daher einiges über den persönlichen Tellerrand hinaus mit.
Meine Meinung:
G8 ist eine komplette Katastrophe - was den Stoff, die Schüler und die Lehrer betrifft.
a) Der Stoff
Man hat den Stoff irgendwie versucht zu kürzen, aber dabei zum Teil das Fundament weggerissen, so daß die Kinder durchaus Zusammenhangloses lernen. Gleichzeitig hat man die Inhalte quasi um eine Klasse nach unten "geschoben", so daß z.B. in der 6. Klasse der Stoff gemacht wird, der früher in der 7. Klasse gemacht wurde usw. (je nach Fach).
Vertiefungen zum besseren Verständnis sind gar nicht mehr möglich, da der Lehrplan keinen Spielraum mehr zuläßt.
Über die Problematik des Abiturs und der dortigen Fächerzusammenstellung rede ich gar nicht erst.
b) Die Schüler
Die Kinder leidern heute schon in der Grundschule unter massivem Druck - und zwar nicht nur von ihren Eltern, sondern auch von den Lehrern und den Mitschülern. Dazu kommt, daß alle wahnsinnig Angst haben, auf die Mittelschule (früher: Hauptschule) zu kommen, so daß man das Kind mind. auf die Realschule, besser aber aufs Gymnasium schicken MUSS.
Hier bahnt sich inzwischen ein Wandel an, denn immer mehr Eltern wollen ihren Kindern den G8-Streß ersparen und "geben" sie auf die Realschule, wo sie über FOS etc. auch das Abi machen können.
Die Mär, die Kinder würden vor lauter Hobbies und überambitionierten Eltern gar keine Freizeit mehr haben, hat Bildzeitungsniveau - Fakt ist, daß die Kinder im G8 viel mehr Zeit IN der Schule und FÜR die Schule verbringen müssen.
Wie schon gesagt, fehlt das neunte Jahr nicht nur für die Inhalte, sondern auch für die Entwicklung der Kinder.
Gerade bei Jungen ein riesiges Problem, denn die sind gerade in einer Zeit in ihrer Pubertät, wo sie eigentlich "vernünftig" sein sollen - da war die 11. Klasse früher genau die Klasse, wo man seinen pubertären Höhepunkt erreicht hatte (statistisch gesehen) - und sich dann aufs Abi konzentrieren konnte, weil man kapierte, daß das doch irgendwie wichtig ist.
c) Lehrer
Ich wiederhole es immer wieder gebetsmühlenartig in den Elternbeiratssitzungen, an denen das Direktorium teilnimmt:
G8 ist auch für die Lehrer eine Katastrophe.
Die sind überhaupt nicht darauf vorbereitet worden, gerade die jungen Lehrer stehen unter einem wahnsinnigen Druck, allen gerecht zu werden, mit dem Ergebnis, daß sie irgendwie ihren Stoff durchziehen wollen. Das führt dazu, daß heute Eltern zum Teil mehrere Nachhilfelehrer beschäftigen, damit das Kind durchkommt.
Bildung als gesellschaftliches Ziel für möglichst viele hat damit ausgeschi**en, denn wer sich die Nachhilfe nicht leisten kann, nimmt sein Kind vom Gymnasium, sofern es das nicht selbst schafft.
Letzteres ist meiner Meinung nach eine noch nicht wirklich publik gemacht Dimension des G8:
Bildung und soziodemographische Position korrelieren noch stärker, als sie das in Deutschland eh schon tun (wenn's interessiert, der lese die Berichte über das europäische Schulwesen, in dem Deutschland seit Jahrzehnten vorgehalten wird, daß es nicht "schichtendurchlässig" genug ist).
Denn Geld und die Zeit eines Elternteils werden immer mehr zu einer Voraussetzung für das Erreichen des Abiturs.
Abschließend noch eine Problematik, die ich hier in Bayern als sehr bedenklich empfinde:
Die Schulen werden immer mehr "gebenchmarkt", d. h. jeder Direktor möchte natürlich, daß seine Schule besonders gut dasteht.
Dazu gehören ein überdurchschnittlicher Abischnitt, eine unterdurchschnittliche Durchfallerquote etc.
Somit werden in den Schulen zunehmend "Querdenker" eliminiert; selbst die Lehrer hier an unserem Gymniasum (und das sind keine Einzelmeinungen) stellen eine zunehmende Strömlinienförmigkeit unter den Schülern fest.
Was logisch ist, denn genau das wollte man ja produzieren. Nur mag die Wirtschaft die jetzt doch nicht, weil die keine Ahnung vom Leben haben und man bemerkt, daß Bildung sehr viel mehr ist als nur "Informations-Einpressung".
"Witzig" ist dabei eine Tendenz, die seit Einführung des G8 zu beobachten ist:
Ein Teil der Abiturienten geht nach dem Abitur nicht gleich an die Uni, sondern macht erst mal ein Jahr Urlaub oder absolviert ein soziales Jahr. Weil sie selbst merken, daß sie die letzten Jahre ihrer Schulzeit ganz viel versäumt haben.
Insofern geht der angestrebte Gewinn des zusätzlichen Jahres wieder verloren.
Ich weiss nur, nach der 6. Stunde früher ging nix mehr rein bei mir, da war Sense.. schwer vorstellbar, wie das mit 2 x 8 h in der Woche sein soll.
Ich denke, wenn man mit 19 Abi macht, ist das dicke gut. Durch die Abschaffung der Wehrpflicht hat man als Mann das Jahr gespart und ist noch jung genug für alles, was zu machen ist.
Das verrückte ist, das man für ne kaufmännische Ausbildung heute fast grundsätzlich Abi braucht, früher war mal Realschule und Handelsschule noch ok. Diese Schraube wird immer weiter angezogen.
8h waren in der Oberstufe schon echt mühsam und ätzend. Da hab ich meist nix mehr mitbekommen...
Für 10-12jährige finde ich das undenkbar.
Allerdings gab es bei mir in den ersten zwei Schuljahren auf dem Gymnasium noch Samstags-Unterricht, um auf eine höhere Stundenzahl zu kommen.