Zitat:
Zitat von FuXX
Du betreibst cherry picking und vernachlaessigst die Gefahren. Es ist nicht in Ordnung, wenn Wikileaks sich als Richter und Henker gebaerdet. Wikileaks entscheidet darueber was veroeffentlicht wird (das PEO Prinzip waere fast noch schlimmer, ich denke aber eine gewisse Kontrolle gibt es auch bei Wikileaks), das birgt einerseits die Moeglichkeit der Stimmungsmache durch selektive Veroeffentlichungen und andererseits die Gefahr, dass Unternehmen geschaedigt werden, die sich nichts haben zu schulden kommen lassen. Von einem rechtsstaatlichen Verfahren bzgl. der Bank deren Daten veroeffentlich werden sollen kann man ja wohl kaum sprechen, von Gewaltenteilung ebenso wenig.
Ich bin echt in hoechstem Masse verwundert, dass solch eine Verfahrensweise von dir gebilligt wird und andererseits anderen fehlendes Misstrauen gegenueber dem Staat vorgeworfen wird. Dir fehlt es wohl ein wenig an Misstrauen gegenueber Wikileaks! Die koennen sich doch nicht einfach als Richter und Henker gebaerden, das ist schlicht und einfach falsch.
Mit dieser Art des cherry pickings kann man uebrigens auch den Polizeistaat rechtfertigen. Ironischerweise hat Wikileaks sogar ein bisschen was davon, denn wenn alle Unternehmen immer fuerchten muessen, dass ihre internen Dokumente ohne rechtsstaatliches Verfahren im Netz landen, dann hat das was von Dauerueberwachung. Wikileaks hat ja nun quasi ein virales Spitzelnetzwerk, so aehnlich wie die Bild mit "Leserreportern" auf Promijagd geht.
FuXX
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Okay, über die Gefahren, Risiken schreiben ja auch andere in diesem Thread ausgiebig ;-) (ebenfalls sehr einseitiges Körner picken, insofern fällt der Vorwurf auf Dich zurück), ich wollte knapp in wenigen Zeilen begründen, weshalb ich Wikileaks für eine sinnvolle Organisation halte. Finde ich ein sehr legitimes, leserfreundliches ;-) Vorgehen, in einem Posting die Rosinen zu erwähnen.
Richter "bewerten"; "sprechen frei", "verurteilen", "bestrafen"; Henker "töten" . Wikileaks hingegen publiziert ausschliesslich echte reine Originaldokumente, Quellen. Die journalistische Bearbeitung leisten andere Medien, jeder kann Quellen je nach seiner politischen Färbung interpretieren (anders, als wenn die Quellen nicht veröffentlicht und sie nur von 1 Zeitung ausgewertet würden). Ich finde es gerade sehr gut, dass Wikileaks sich auf die Quellen / Dokumente konzentriert und nicht Gerüchte, Meinungen von öffentlichen Personen wiedergibt oder aus nicht veröffentlichten Quellen Inhalte herauszieht. Wie man von dieser speziellen journalistischen Tätigkeit nun auf die Vorwürfe "Richter, Henker" kommt, ist mir rätselhaft. (Dass manche USA-Botschafter über andere Regierungen "richten", kann man nicht dem Überbringer der Botschaft anlasten.)
Durch die bisherigen Publikationen wurde nie die staatliche Gewaltenteilung (Legislative, Exekutive, Judiskative) angetastet. Für Wikileaks gilt dass Grundrecht der Unabhängigkeit u. Freiheit der Presse! Letztere sehe ich viel eher in Gefahr als die staatliche Gewaltenteilung bedroht durch Wikileaks.
Ähnlich an den Haaren herbeigezogen kommt mir der Vorwurf der Einseitigkeit vor. Dieser gilt doch für alle Medien (FAZ, Spiegel usf.). Man kann zum Glück immer auch andere Medien gründen, gerade heute im Internetzeitalter. Es gibt zu den Depeschen u. den Berichten aus dem Irakkrieg oft den gegenteiligen Vorwurf: Beliebigkeit, weil fast alles Material publiziert wurde. Um dem Vorwurf der Einseitigkeit vorzubeugen, hat man, vermute ich, einfach alles produziert, so kann daraus am wenigsten eine Seite allein politisches Kapital daraus schlagen.
"WikiLeaks is a non-profit media organization dedicated to bringing important news and information to the public. We provide an innovative, secure and anonymous way for independent sources around the world to leak information to our journalists. We publish material of ethical, political and historical significance while keeping the identity of our sources anonymous, thus providing a universal way for the revealing of suppressed and censored injustices."
Wikileaks
Persönlich interessant finde ich, wie die Möglichkeiten des Internets im Falle von Wikileaks Änderungen auch für die Presse bedeuten. Z.B. allen sind die Quellen bekannt, man kann über diese diskutieren, sie für vielfältige Zwecke auswerten (z.B. die Berichte zum Irakkrieg) . Die Frage, wie verändert das unsere Einstellungen, unsere Kultur, klar, da Überwiegen in meinem Denken die Vorteile, bei Dir die Ablehnung. Zu verhindern wird (zum Glück) ein Medium wie Wikileaks m.E. nicht mehr sein. Deswegen ist mir die Frage, wie der notwendige Schutz der Privatperson (informationelle Selbstbestimmung) in diesem neuen / alten Medium gewährleistet ist, auch wichtig, aber ohne das Medium wieder abschaffen zu wollen.
Auch bisher schon musste ein Chef befürchten, dass, will er eine für die Öffentlichkeit wichtige "Schweinerei" lieber vertuschen, diese evtl. nach draussen oder an die Presse gelangen könnte. Ein Anruf der informierten Zeitung beim Chef mit einer gezielten Nachfrage hat durchaus Wirkung, bevor überhaupt etwas publiziert wird, wie ich aus Erfahrung weiss. Vertuscht eine Firma z.B. "schädliche" Verstösse, liegt m.E. das Problem aber bei der Firma und nicht der Zeitung oder dem Internetmedium, welche diese Information veröffentlichen.
Hier noch einige Überlegungen auf den Nachdenkenseiten zu möglichen Anlässen in DE für ein Wikileaks:
http://www.nachdenkseiten.de/?p=7587
-qbz