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4 Radtage Südbaden
4 Radtage Südbaden
Keine Flugreise
Deutschlands wärmste Gegend
Kilometer sammeln vor den Wettkämpfen
Traumhafte Trainingsstrecken
Training auf dem eigenen Rad
09.-12.05.2024
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Alt 05.04.2022, 10:42   #2489
Hafu
 
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Zitat von sabine-g Beitrag anzeigen
...
Vielleicht sind die Wikinger einfach klug geworden. Wer wem wie gut gefällt ist den Profis wahrscheinlich nicht so wichtig.
Mag sein. Trozdem erlaube ich es mir, sehr selektiv mit meiner Sympathie umzugehen.

Mathieu van der Poel hat am Wochenende die Flandern-Rundfahrt, den schwersten aller Eintagesklassiker, gewonnnen, während der verschlossene Pogacar (der bis vor einigen Jahren durchaus noch seine Daten auf Strava geteilt hat) dort vierter wurde.
Das spricht zumindest gegen die These von Sebi, dass man mit zu viel Datentransparenz die Konkurrenz stärkt bzw. sich selbst schwächt.
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Alt 05.04.2022, 11:08   #2490
Harm
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Zitat:
Zitat von Hafu Beitrag anzeigen
Mag sein. Trozdem erlaube ich es mir, sehr selektiv mit meiner Sympathie umzugehen.

Mathieu van der Poel hat am Wochenende die Flandern-Rundfahrt, den schwersten aller Eintagesklassiker, gewonnnen, während der verschlossene Pogacar (der bis vor einigen Jahren durchaus noch seine Daten auf Strava geteilt hat) dort vierter wurde.
Das spricht zumindest gegen die These von Sebi, dass man mit zu viel Datentransparenz die Konkurrenz stärkt bzw. sich selbst schwächt.
Wobei der Sieg v.d.Ps und noch viel mehr das vergeigte Podium von Pogacar eher mit taktischer Stärke oder Schwäche als mit nackten Trainingszahlen zu tun hat. Der Flachländer weiß einfach besser, wann man den Sprint anzuziehen hat…
Passt übrigens genau hier in den Thread, denn die Sprints in Flandern und Oceanside waren beide ebenbürtig geil!
Harm ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 07.04.2022, 09:48   #2491
schnodo
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Oceanside 70.3 Recap - Teil 1

Nun ist sie da, Lionels Rückschau auf Oceanside: Oceanside 70.3 Recap

Lionel erzählt von seinem eben absolvierten "ersten Rennen als Profi". Er wollte sich von seiner besten Seite zeigen. Er hatte einige Widerstände zu überwinden und er ist zufrieden damit, wie er das getan hat, aber es war dennoch enttäuschend. Aber besser in Oceanside als bei den Weltmeisterschaften. Er war vor Oceanside nervös und unsicher wie er sich einzuschätzen hat und das weiß er jetzt. Es geht in die richtige Richtung. Oceanside hat den Zweck erfüllt.

Am Rennmorgen wollte er alles richtig machen. Das war das erste Rennen, für das er sich mit einem Lauf aufgewärmt hat. Die vier oder fünf Minuten im Wasser reichen nicht, der Körper muss schon vorher auf Temperatur sein. Ansonsten findet das Aufwärmen während der ersten 500 m des Schwimmens statt.


Bildinhalt: Der Beweis, dass Lionel lernfähig ist

Lionel steht normalerweise vor einem Rennen sehr spät auf, meistens ist er der Letzte, der auftaucht. Seine Konkurrenten denken dann vermutlich, dass er nicht antritt. Aber hier ist er früh erschienen. Nach dem Aufwärmen hat er tatsächlich geschwitzt und bedauert, dass er kein Handtuch dabei hatte.

Er hat dennoch einen Fehler gemacht. Er hatte damit gerechnet, dass nach der zweiten Boje die Sonne ins Gesicht scheinen würde und trug deswegen eine dunkel getönte Schwimmbrille. Das Rennen begann ca. 10 Minuten nach Sonnenaufgang. Es gibt dort einen Berg, und der Himmel war komplett bedeckt. Die Sonne war nicht zu sehen und Lionel Sichtweite durch die dunkle Brille betrug keine drei Meter.


Bildinhalt: Blick auf den Schwimmstart

Lionel bekam eine milde Panikattacke und scheuchte Erin und Talbot los, ihm irgendeine andere Brille zu besuchen. Zur Not sollten sie seiner Mutter ihre wegnehmen, kein Problem wenn sie nichts sieht. Allerdings hatte sie exakt die gleiche Schwimmbrille. Er wollte sich dann im Schwimmen darauf konzentrieren, strikt an den Bojen zu bleiben, die jede 100 m positioniert waren, für den Fall, dass er alleine schwimmen würde.

Er ordnete sich hinter Brownlee und Kanute ein, weil er davon ausging, dass sie den besten Einstieg in die Brandung vormachen würden. Alles lief gut. Er hatte beschlossen, ausgehend von den Erfahrungen der vergangenen Tage, dass er nicht mit Hechtsprüngen die Wellen überwinden wollte, sondern durch die Brandung waten bis es nicht mehr ging. Er verglich sein Vorankommen mit anderen, welche die Hecht-Strategie verfolgten und diese hatten keinen Vorteil.

Er konnte nicht an den Schwimmern vor sich dranbleiben und schwamm tatsächlich die meiste Zeit alleine. Es wurde dann heller und er konnte sich problemlos an den Bojen orientieren. Am Ende schloss er auf Arnaud Guilloux auf, der ein guter Radfahrer ist und das gefiel Lionel. Er sah dann auch schnell, dass Ben Hoffman und Andreas Dreitz nicht zu weit weg waren und er hegte die Hoffnung, dass sie in einer Gruppe zusammenarbeiten könnten.


Bildinhalt: Lionel auf dem Weg zu T1

In Indian Wells hat er einige Zeit verloren, weil er seine Radschuhe nicht mit einem Gummi fixiert hatte und auch sein Neo nicht an den Beinen gekürzt war, damit er sich leichter ausziehen lässt. Diese Fehler hat er korrigiert und sein Wechsel verlief so gut, dass er auf einige andere aufschließen und sie überholen konnte, die vor ihm aus dem Wasser gekommen waren. Der Einstieg in die Radstrecke ist etwas anspruchsvoll, mit Schuhen anziehen und was noch dazu gehört. Er wollte möglichst schnell an Andreas Dreitz ran und rief diesem beim Überholen zu: "Lass uns arbeiten!"

Auf den ersten zehn Meilen trat er durchschnittlich ca. 365 W. Er bekam dann von Erin und Talbot die Information, dass er 30 Sekunden gutgemacht hatte, auf den Rückstand von zwei Minuten nach dem Schwimmen. Dummerweise fuhr er über einen Bodenwelle und verlor seine Flasche mit Salz und Ahornsirup. Kein Problem. Das ist ihm beim Ironman Arizon schon mal passiert, im Jahr 2016. Er hat dann einfach mit Gatorade ernährt, was geklappt hat und deswegen war er nun nicht beunruhigt. Er kannte die Zusammensetzung von Gatorade und konnte sich darauf einstellen.

Er fuhr sehr langsam durch die erste Versorgungsstelle, um auf jeden Fall eine Flasche abzubekommen. Arnaut überholte ihn an dieser Stelle. Lionel nahm einen Schluck, wollte die Flasche dann in den BTA-Käfig vor sich packen und stellte fest, dass dieser die Flasche nicht straff genug hielt.


Bildinhalt: So ein Mist!

Er wollte die Flasche stattdessen in seinen Einteiler stecken, konnte diesen aber nicht öffnen, weil der in der einen Hand die Flasche in der anderen den Lenker hatte und konnte die Flasche auch nicht durch die Halsöffnung reinstopfen. Er traf die Entscheidung noch einen Schluck zu nehmen und die Flasche wegzuwerfen. Nun hatte er 45 Minuten vor sich ohne Verpflegung. An sich nicht dramatisch, aber er hat ein Trauma durch seine fünf Wandertage auf Langdistanzen, von denen Coeur d'Alene das Sahnehäubchen der seelischen Verletzung darstellt. Er sah also voraus, dass er seine Kohlenhydratvorräte verbrauchen und die letzten 5 km des Rennens gehen würde.

Jetzt war es an der Zeit, eine Entscheidung zu treffen. Er wusste, dass er das Rennen nicht mehr gewinnen würde. Man kann Alistair Brownlee nicht schlagen, wenn nicht alles perfekt nach Plan läuft mit zwei Minuten Rückstand nach dem Schwimmen. Und eine perfekte Ausführung würde es nicht mehr werden können. Er beschloss, nicht rumzuheulen und überlegte, wie er aus einem gebrauchten Tag das Beste herausholen könnte. Er entschied sich dafür, im Langdistanztempo zu fahren und bei der nächsten Möglichkeit, die nach eineinviertel Stunden kam, gut zu verpflegen. Er verlangsamte dann, holte sich, was er brauchte, nahm noch zwei Coffein-Gels, die er normalerweise nicht mag, weil er Angst hat, dass der Magen rebelliert.


Bildinhalt: Lionel stopft sich Gels in den Ausschnitt

Bis er alles verstaut hatte, war er allerdings an den Getränken vorbei. Mit den Gels fühlte er sich aber zuversichtlicher, mehr Leistung auf dem Rad bringen zu können. Er entschuldigte sich bei Arnaud Guilloux dafür, dass er keine Führungsarbeit verrichtet hatte und holte dies nach. An der nächsten Verpflegungsstelle konnte er noch ein Gel und einen Schluck Wasser nehmen. Die Wasserflaschen blieben nicht im Käfig...
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Geändert von schnodo (07.04.2022 um 18:43 Uhr). Grund: Formulierung, Grammatik
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Alt 07.04.2022, 09:49   #2492
schnodo
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Oceanside 70.3 Recap - Teil 2

...Alles absolut sein eigenes Verschulden, er hatte nicht vorhergesehen, dass die Flaschen eine andere Größe haben würden. Die Radperformance war somit nicht ansatzweise seine beste, aber dadurch, dass er nicht besonders hart gefahren war, hatte er gute Beine fürs Laufen. In T2 hatte er wieder Ahornsirup und Salz und wusste, dass er damit gut auskommen würde, wenn er darauf achtet, genügend Wasser zu trinken. Er ist zufrieden mit seiner gewählten Strategie auf dem Rad. Die Angst, zu platzen war einfach zu groß.

Er lief einige Kilometer mit Arnaud und gratulierte diesem zu seiner Radleistung, die Lionel richtig gut fand. Lionel rechnete sich nicht allzu große Chancen aus aufzuholen. Er spekulierte darauf, dass vielleicht einer vor ihm zu hart gefahren war und deswegen zurückfallen würde. Deswegen hatte Lionel innerlich mehr oder minder von Rennen auf Trainingslauf umgestellt – einfach die bestmögliche Leistung abliefern, zeigen dass er nicht platzt und bis zum Ende stark laufen kann. Nichts deutete darauf hin, dass er Plätze gutmachen könnte.

Bei der ersten Wende sah er die anderen entgegenkommen und Brownlee hatte 2:15 min Vorsprung, genauso viel wie in T2. Lionel hatte also keine Zeit gutgemacht. Das war ihm aber egal, er wollte nur für sich selbst sein Bestes tun.


Bildinhalt: Lionel liegt zurück

Er sah sich als Fünften oder Sechsten im Ziel und das war okay so. Dann fiel Sam Appleton zurück, was Lionel etwas motivierte, aber er dachte dennoch, dass es das gewesen sei. Der Abstand zu Kanute schien sich nicht zu verändern, obwohl er nun die anderen vor sich erkennen konnte, was er extrem motivierend fand. Das half ihm, ein gleichmäßiges Tempo zu halten, aber dachte dennoch nicht, dass sie zurückfallen würden.

Aber nach 15 oder 16 km hatte er eine Ahnung, dass er vielleicht Ben Kanute einfangen könnte. An einem Hügel, den Kanute schon halb überwunden hatte als Lionel ankam, nutzte Lionel die Gelegenheit sich heranzuarbeiten. Kanute wehrte sich aber energisch und Lionel musste stark anziehen, um ihn loszuwerden. Damit war Lionel eigentlich zufrieden, fünfter Platz zu diesem Zeitpunkt.

Am letzten Anstieg war Lionel am Beginn der Rampe und Brownlee schon oben, trotzdem witterte Lionel Morgenluft und schuftete sich den Hügel hoch. Irgendjemand schrie ihm dann zu: "There's blood in the water!" wie schon einmal bei einer ITU-Langdistanz. Lionel weiß nicht warum ihn das in diesem Moment angespornt hat, aber es war so. Da begann Lionel richtig zu arbeiten, den letzten Kilometer. Seine Waden zahlen jetzt den Preis. Er schnappte sich Brownlee ca. 600 m vor dem Ziel. Brownlee reagierte überhaupt nicht, ihm schien es egal zu sein, dass Lionel ihn einholte.


Bildinhalt: "Brownlee hat überhaupt nicht reagiert."

Und dann war Rudy von Berg vor ihm. "Was um Himmels Willen ist da los?" Lionel zog erneut an, um Rudy zu holen. Er war dann neben ihm und Lionel wollte sich kurz entspannen und für den finalen Sprint vorbereiten. Rudy war aber wohl erschreckt, dadurch dass Lionel an seiner Seite auftauchte und begann zu sprinten.


Bildinhalt: No retreat, no surrender

"Okay, was soll's", dachte sich Lionel und sprintete auch. Er war beeindruckt davon, wie Rudy losrannte. Es ist nicht so, dass Lionel ein toller Sprinter wäre, aber es imponierte ihm, dass Rudy noch einen solchen Spurt im Tank hatte. Jede Muskelfaser in Lionels Körper war in diesem Moment gefordert. Es ging hin und her, aber auf den letzten 20 m hatte Lionel ein winziges bisschen mehr als Rudy.

Lionel weiß, dass es nicht eindeutig ist, wer denn nun tatsächlich zuerst im Ziel war, aber aus seiner Sicht war es ganz klar, dass er sich vor Rudy von Berg ins Ziel gelehnt hatte. Letzendlich lief es auf ein Foto-Finish hinaus, auch wenn es kein echtes Zielfoto gab; es ist aber auch nicht wichtig.


Bildinhalt: Das Publikum tobt

Es war eine coole Erfahrung, aber es ist befriedigender wenn man sich einen solchen Kampf um den ersten und nicht den zweiten Platz liefert. Aber andererseits sind im die Plätze nicht so wichtig, er liebt den Kampf. Das hat wirklich Spaß gemacht.

Sie mussten auch feststellen, dass man nicht genügend Platz hat, wenn man mit 24 km/h ankommt. Beide sind fast in – es müssen 50 gewesen sein – Fotografen reingerauscht. Zum Glück gab es einen kleinen Korridor zur Rechten, in welchen beide fallen konnten. Vielleicht sollten in zukünftigen Rennen die Leute mit den Kameras etwas weiter hinter sein.

Lionel hatte keinerlei Chance Jackson Laundry einzuholen. Der war einfach zu gut an diesem Tag. Er freut sich sehr für ihn. Er kennt ihn seit Jahren, seit einem Camp in 2012. Damals war er auch schon gut. Es ist faszinierend, dass es so lange gedauert hat bis er große Rennen gewinnt. Aus Lionels Sicht ist Jackson einer der talentiertesten Späteinsteiger ins Schwimmen, mit wunderschöner Technik. Er hatte einen schweren Unfall bei den 70.3-Weltmeisterschaften in Nizza. Und dann beim Schwimmen ein solches Comeback zu haben ist sehr beeindruckend.

Lionel hasst es, zu verlieren. Aber wenn er sich jemanden aussuchen dürfte, gegen den er verlieren muss, dann wäre das Jackson Laundry.

Er schlägt vor, dass Rudy und er sich auf ein Unentschieden einigen und bei einer anderen Gelegenheit herausfinden, wer der Bessere ist. Talbot meint, dass der Collins Cup eine gute Gelegenheit dafür sein könnte. Lionel ist angetan von der Idee: Jan, Rudy und Lionel.


Bildinhalt: "I like that a lot!"

Aus meiner Sicht ist Lionel auf einem guten Weg, auch wenn ihm natürlich die Zeit etwas davonläuft und die Nachrücker unglaublich stark sind. Lionel plant besser als früher, ist weniger impulsiv und betreibt vernünftige Schadensbegrenzung. Dennoch wird er dabei nicht zum Roboter. Wenn es drauf ankommt, kann er es krachen lassen wie kaum ein anderer. Und dazu ist er noch so unterhaltsam, dass ich nach wie vor motiviert bin, seinen Weg zu begleiten und Zeit dafür zu investieren.
__________________
🏊 Mein Kraul-Armzug-Video: EnglishEspañolDeutsch 🏊

Geändert von schnodo (07.04.2022 um 18:52 Uhr). Grund: Formulierung, Rechtschreibung
schnodo ist gerade online   Mit Zitat antworten
Alt 07.04.2022, 10:20   #2493
Speedies
Szenekenner
 
Registriert seit: 11.09.2017
Ort: Lörrach
Beiträge: 185
Vielen Dank für diese Übersetzung und Eindrücke.
Schon faszinierend der Sanders, schon geil was der so abliefert!
Speedies ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 07.04.2022, 10:21   #2494
unholy666
Szenekenner
 
Registriert seit: 21.10.2015
Beiträge: 98
Zitat:
Zitat von schnodo Beitrag anzeigen
...Alles absolut sein eigenes Verschulden, er hatte nicht vorhergesehen, dass die Flaschen eine andere Größe haben würden. Die Radperformance war somit nicht ansatzweise seine beste, aber dadurch, dass er nicht besonders hart gefahren war, hatte er gute Beine fürs Laufen. In T2 hatte er wieder Ahornsirup und Salz und wusste, dass er damit gut auskommen würde, wenn er darauf achtet, genügend Wasser zu trinken. Er ist zufrieden mit seiner gewählten Strategie auf dem Rad. Die Angst, zu platzen war einfach zu groß.

Er lief einige Kilometer mit Arnaud und gratulierte diesem zu seiner Radleistung, die Lionel richtig gut fand. Lionel rechnete sich nicht allzu große Chancen aus aufzuholen. Er rechnete damit, dass vielleicht einer vor ihm zu hart gefahren war und deswegen zurückfallen würde. Deswegen hatte Lionel innerlich mehr oder minder von Rennen auf Trainingslauf umgestellt, einfach die bestmögliche Leistung abliefern, zeigen dass er nicht platzt und bis zum Ende stark laufen kann. Nichts deutete darauf hin, dass er Plätze gutmachen könnte.

Bei der ersten Wende sah er die anderen entgegenkommen und Brownlee hatte 2:15 min Vorsprung, genauso viel wie in T2. Lionel hatte also keine Zeit gutgemacht. Das war ihm aber egal, er wollte nur für sich selbst sein Bestes tun.


Bildinhalt: Lionel liegt zurück

Er sah sich als Fünften oder Sechsten im Ziel und das war okay so. Dann fiel Sam Appleton zurück, was Lionel etwas motivierte, aber er dachte dennoch, dass es das gewesen sei. Der Abstand zu Kanute schien sich nicht zu verändern, obwohl er nun die anderen vor sich erkennen konnte, was er extrem motivierend fand. Das half ihm, ein gleichmäßiges Tempo zu halten, aber dachte dennoch nicht, dass sie zurückfallen würden.

Aber nach 15 oder 16 km hatte er eine Ahnung, dass er vielleicht Ben Kanute einfangen könnte. An einem Hügel, den Kanute schon halb überwunden hatte als Lionel ankam, nutzte Lionel die Gelegenheit sich heranzuarbeiten. Kanute wehrte sich aber energisch und Lionel musste stark anziehen, um ihn loszuwerden. Damit war Lionel eigentlich zufrieden, fünfter Platz zu diesem Zeitpunkt.

Am letzten Anstieg war Lionel am Beginn der Rampe und Brownlee schon oben, trotzdem witterte Lionel Morgenluft und schuftete sich den Hügel hoch. Irgendjemand schrie ihm dann zu: "There's blood in the water!" wie schon einmal bei einer ITU-Langdistanz. Lionel weiß nicht warum ihn das in diesem Moment angespornt hat, aber es war so. Da begann Lionel richtig zu arbeiten, den letzten Kilometer. Seine Waden zahlen jetzt den Preis. Er schnappte sich Brownlee ca. 600 m vor dem Ziel. Brownlee reagierte überhaupt nicht, ihm schien es egal zu sein, dass Lionel ihn einholte.


Bildinhalt: "Brownlee hat überhaupt nicht reagiert."

Und dann war Rudy von Berg vor ihm. "Was um Himmels Willen ist da los?" Lionel zog erneut an, um Rudy zu holen. Er war dann neben ihm und Lionel wollte sich kurz entspannen und für den finalen Sprint vorbereiten. Rudy war aber wohl erschreckt, dadurch dass Lionel an seiner Seite auftauchte und begann zu sprinten.


Bildinhalt: No retreat, no surrender

"Okay, was soll's", dachte sich Lionel und sprintete auch. Er war beeindruckt davon, wie Rudy losrannte. Es ist nicht so, dass Lionel ein toller Sprinter wäre, aber es imponierte ihm, dass Rudy noch einen solchen Spurt im Tank hatte. Jeder Muskelfaser in Lionels Körper war in diesem Moment gefordert. Es ging hin und her, aber auf den letzten 20 m hatte Lionel ein winziges bisschen mehr als Rudy. Lionel weiß, dass es nicht eindeutig ist, wer denn nun tatsächlich zuerst im Ziel war, aber aus seiner Sicht war es ganz klar, dass er sich vor Rudy von Berg ins Ziel gelehnt hatte. Letzendlich lief es auf ein Foto-Finish hinaus, auch wenn es kein echtes Zielfoto gab; es ist aber auch nicht wichtig.


Bildinhalt: Das Publikum tobt

Es war eine coole Erfahrung, aber es ist befriedigender wenn man sich einen solchen Kampf um den ersten und nicht den zweiten Platz liefert. Aber andererseits sind im die Plätze nicht so wichtig, er liebt den Kampf. Das hat wirklich Spaß gemacht.

Sie mussten auch feststellen, dass man nicht genügend Platz hat, wenn man mit 24 km/h ankommt. Beide sind fast in – es müssen 50 gewesen sein – Fotografen reingerauscht. Zum Glück gab es einen kleinen Korridor zur Rechten, in welchen beide fallen konnten. Vielleicht sollten in zukünftigen Rennen die Leute mit den Kameras etwas weiter hinter sein.

Lionel hatte keinerlei Chance Jackson Laundry einzuholen. Der war einfach zu gut an diesem Tag. Er freut sich sehr für ihn. Er kennt ihn seit Jahren, seit einem Camp in 2012. Damals war er auch schon gut. Es ist faszinierend, dass es so lange gedauert hat bis er große Rennen gewinnt. Aus Lionels Sicht ist Jackson einer der talentiertesten Späteinsteiger ins Schwimmen, mit wunderschöner Technik. Er hatte einen schweren Unfall bei den 70.3-Weltmeisterschaften in Nizza. Und dann beim Schwimmen ein solches Comeback zu haben ist sehr beeindruckend.

Lionel hasst es, zu verlieren. Aber wenn er sich jemanden aussuchen dürfte, gegen den er verlieren muss, dann wäre das Jackson Laundry.

Er schlägt vor, dass Rudy und er sich auf ein Unentschieden einigen und bei einer anderen Gelegenheit herausfinden, wer der Bessere ist. Talbot schlägt vor, dass der Collins Cup eine gute Gelegenheit dafür sein könnte. Lionel ist angetan von der Idee: Jan, Rudy und Lionel.


Bildinhalt: "I like that a lot!"

Aus meiner Sicht ist Lionel auf einem guten Weg, auch wenn ihm natürlich die Zeit etwas davonläuft und die Nachrücker unglaublich stark sind. Lionel plant besser als früher, ist weniger impulsiv und betreibt vernünftige Schadensbegrenzung. Dennoch wird er dabei nicht zum Roboter. Wenn es drauf ankommt, kann er es krachen lassen wie kaum ein anderer. Und dazu ist er noch so unterhaltsam, dass ich nach wie vor motiviert bin, seinen Weg zu begleiten und Zeit dafür zu investieren.
Tausend Dank für deine Mühen alles so zu schreiben vas im Video erzählt wird! Hut ab!

Ich bin der gleichen Meinung wie du, Lionel ist reifer geworden und es macht mega Spaß in zuzuschauen!
unholy666 ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 07.04.2022, 10:52   #2495
su.pa
Szenekenner
 
Benutzerbild von su.pa
 
Registriert seit: 22.02.2012
Ort: Bavaria
Beiträge: 2.424
Danke für die Übersetzung, ich hatte noch mit Sorge die Radleistung betrachtet. Aber das erklärt natürlich einiges.
su.pa ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 07.04.2022, 12:26   #2496
limaged
Szenekenner
 
Registriert seit: 16.10.2008
Beiträge: 326
Danke .. wollte mir schon das Video ansehen und dann hab ich gesehen dass du es schon zusammengefasst. hast .. perfekt so spar ich mir das gelaber ...
limaged ist offline   Mit Zitat antworten
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