8. July 2012:
Julia finisht zum wiederholten Male den New York City Triathlon (OD) und landet im Mittelfeld ihrer AK.
Sie fühlt sich danach noch fit und denkt eine längere Strecke wäre auch o.k.
Ich finishe meinen ersten IM in Frankfurt. Alles klappt.
In New York freut sich Julia mit mir, denkt "Ich auch" und meldet sich für Frankfurt 2013 an.
August 2012:
Aus familiären Gründen muß Julia nach Deutschland fliegen. Wir treffen uns, sprechen u. a. über den IM und meine Vorbereitung.
Ich statte sie mit den TS-Trainingsplänen aus damit sie eine Idee von den empfohlenen Umfängen bekommt.
Wir laufen die Runde am Mainufer und gehen in Langen schwimmen (ihr Schwimmstil hat deutliches Potential für Verbesserungen).
Wenn sie vorher nicht "heiß" auf den IM war, jetzt ist sie es.
Danach trainiert Julia fleißig, ist oft vor der Arbeit im Pool, abends beim Spinning und natürlich (wie immer) rennend in ihrem "Wohnzimmer", dem Central Park unterwegs. Die langen Radeinheiten am Wochenende führen sie mehrfach auf die 9W (auf der auch die Strecke des Gran Fondo New York teilweise verläuft). Die Begeisterung ihres Ehemanns über den Verlauf der Wochenenden hält sich in Grenzen.
3. July 2013 (Mittwoch)
Julia kommt von JFK über Genf in Frankfurt an. Ich gehe "hintenrum" zu den Gepäckbändern um sie abzuholen und ihr mit dem Gepäck zu helfen.
Das Rad erscheint nicht bei der Sperrgepäckausgabe. Wir zur Lufthansa. Das Rad sei jetzt im Flieger von Zürich und der komme in der nächsten Stunde an.
Wir warten wieder. Das Rad erscheint nicht bei der Sperrgepäckausgabe. Wieder Lufthansa. "Dann kommt es mit dem nächsten Flieger aus Zürich und wird zugestellt. Wir fahren nach Hause und laufen ein kleines Lockerungsründchen von knapp 30 Minuten.
4. July 2013 (Donnerstag)
Eigentlich wollten wir heute die drei Hügel und das Stück Kopfsteinpflaster der IM-Strecke auf einer verkürzten Runde mit dem Rad besichtigen.
Statt dessen Anrufe bei LH und Swiss. Keiner weiß wo das Rad ist. Verzweifelte Anrufe bei Mitarbeiter der Fraport die man entfernt kennt...ob sie vielleicht einen kennen der da 'mal gucken könnte, da doch der Besuch aus den USA beim Ironman... Anfrage im Forum...die Welt ist ja klein. Großartige Hilfsbereitschaft. Spontan wird wildfremden Menschen ein Rad angeboten Danke! Danke! Danke!
Wir gehen ins Schwimmbad. Julia bewegt sich ein bißchen im Becken, Frau Nobodyknows trainiert mit ihrem Verein und ich für mich. Anschließend mit ein paar Swim-Buddies und einem weiteren IM-Teilnehmer in die Kneipe. Kaiserwetter, Sommer, Draußen sitzen, Carboloading.
Um 21:10 der erlösende Anruf: Das Fahrrad ist am Flughafen. Wir sagen: "NICHT zustellen! Wir holen es selbst ab." Kein weiteres Risiko. Wenn einem ausgebeuteten, scheinselbständigen Paketfahrer jetzt noch das Navi abraucht warten wir eventuell endlos.
5. July 2013 (Freitag)
Schon früh sind wir am Flughafen. Die Tür vom Terminal C durch die wir aus dem Parkhaus kommend in das Gebäude wollen ist gesperrt (vermutlich herrenloses Gepäckstück). Bravo....wenn die uns jetzt nicht 'rein lassen. Weiterlaufen.... die nächste Tür auch gesperrt...die übernächste frei.
Papierkram, Zoll, Rad. Endlich. Ab zum Auto und heim.
Ich, der wegen der zwei linken Händen, Desinteresse und weiteren geschmeidigen Ausreden an seinem Rad außer putzen und Kette ölen nichts selbst macht, bin genötigt diverse, zwecks Transport demontierte Anbauteile wieder anzubringen. Die Amis (Security) haben die Kiste geöffnet. Der Tacho fehlt. Die Einkaufs- und To-do-Liste wird erweitert. Braucht man um den Lenker am Vorbau zu montieren eigentlich einen Drehmomentschlüssel (den ich nicht habe)???
Probefahrt von knapp 10k. Alles gut. Aber man könnte beim kleinen (Nebenerwerbs)Fahrradladen vorbeifahren damit ein erfahrenes Auge über's Rad schaut.
Ein von Herkunft und Vorhaben des Rades, bzw. seiner Besitzerin gänzlich unbeeindruckter Mechaniker schickt uns wieder weg. Bis morgen würde er das niemals schaffen. Ach, er hat ja recht. Warum sollen sich selbständige mehr Streß machen als notwendig ist. Geld ist wirklich nicht alles.
Wettkampfbesprechung, Nummer abholen, Expo. Gemeinsames ruchloses ablästern über die zahlreichen zur Schau getragenen Kompressionsstrümpfe und Finishershirts. Doch. Es ist peinlich! Warum muß man sich zwei Tage vor einem Wettkampf bereits verkleiden?
Erste Einweisungen durch uns, die Support-Crew: "Julia, wir stehen dann auf der linken Tribüne". Noch schnell in die Thöt-Dependance im Sportpalast und den einfachsten und billigsten kabellosen Tacho gekauft. Nervosität und ein Tacho mit vielen Funktionen und Knöpfen passen nicht gut zusammen. Es geht ja nur darum zu wissen wie viele Kilometer man hinter/vor sich hat (was ohne Tacho nicht ganz einfach ist, wenn man selbst auf Meilen geeicht ist).
Julias Nervenkostüm macht erste wahrnehmbare Flatterbewegungen.... In der WK-Besprechung wurde mitgeteilt, dass die Cut-off-time nach Swim und Bike bei 10 Stunden (17:00 Uhr) liegt. Sie kalkuliert ihre Schwimmzeit und landet in einer idealen Welt bei 1:40. Aber mit Panikattacken und voll laufenden oder beschlagenen Googles wären zwei Stunden ebenfalls nicht unrealistisch. Uppss. Bei der Radzeit sagt Julia, hat sie keinerlei Anhaltspunkte für einen zu erwartenden Schnitt. Ihr (verschwundener) Tacho habe keine Auto-Stop-Funktion, bis sie aus Manhattan draußen ist müsse an zahllosen Ampeln halten und die Trainingsstrecke sei ziemlich wellig. Und bis sie dann in der Wohnung den Tacho stoppt, läge der Schnitt oft bei nur 13 Meilen (knapp 21 km/h). Ich rechne für mich hin und her und denke "Ja. Das könnte knapp werden". Ich erzähle ihr von meiner Erfahrung, dass es im Wettkampf dank Adrenalin und Ansporn oft besser und schneller läuft als im Training.
Abends dann Pasta-Party zu Hause da Frau Nobodyknows am nächsten Tag bei der Hessischen Meisterschaft im Freiwasserschwimmen startet.
Wird fortgesetzt....