Boing, hier kommt der rasende Reporter direkt aus dem Auge des Hurrikans...
Leute, ich sags euch, das war das Eindrucksvollste, was ich jemals erlebt hab.
Ich bin immer noch völlig neben der Spur, fassungslos, sowas erlebt haben zu dürfen und zutiefst beeindruckt.
Ich bin schon mitm Motorrad auf irgendwelchen Hochebenen als Blitzableiter rumgefahren, hab Gewitter in den Bergen erlebt, Wolkenbrüche in jeder Form, irgendwann ist mal, während ich in ner Fussgängerunterführung Schutz gesucht hatte, der Blitz direkt obendrüber in die Oberleitung der Eisenbahn eingeschlagen, aber das heute, das stellt schlicht all dies zusammengenommen in den Schatten.
Als ich im Laden los bin, wars eigentlich noch ganz freundlich.
Ich hab mich nur gewundert, dasses nicht pieselte.
Ich hab auch mehr als die Hälfte der Strecke rumgekriegt, ehe das Schauspiel begann.
Die richtigen Knüppel kommen bei mir aufm Heimweg ja erst auf den letzten 8km.
Ich hab sie rückwärts nummeriert, und es geht mit 5 los.
Da bin ich noch rauf, aber dann bewogen mich die ringsum zuckenden Blitze, lieber keine 2km ungedeckt übern Acker zu radeln, so dass ich durch n Neubaugebiet auf ne Umfahrung ausgewichen bin, wo ich normal mitm Auto längskomm.
Als spürbar wurde, dass das Unwetter langsam so richtig vehement hereinbricht, erreichte ich just ein halbverfallenes Gehöft.
Bis ich unter nem grossen Vordach Schutz suchte, gingen rings um mich herum schon hühnereigrosse Hagelkörner nieder, die mit nem abgedreht surealen Geräusch auf der Strasse zerplatschten.
Unter meinem Vordach war gigantischer Lärm, als die Vorstellung dann richtig losging.
Erst nur wenig, es fiel aber kein Regen, nur die Eisbrocken kamen von oben...
dann etwas mehr...
und dann setzte der richtige Regen ein.
Was oben noch als Kiesstreifen zu erkennen ist, füllte sich langsam zu nem beeindruckenden Bach, obwohl es mir gar nicht so vorkam, als würde es so heftig regnen.
Weil mir fast dämmerte, dass die Bilder das Getose nicht wirklich rüberbringen, hab ich auch mal auf Kamerafunktion umgestellt.
Weltuntergang I
und
Weltuntergang II.
Wie man sieht, waren beim zweiten Clip schon keine Dosen (und auch sonst nix) mehr unterwegs...
Zwischenzeitlich hatte ich meine Notbeleuchtung ans Rad gesteckt, nachdem ich ahnte, dass sich in Sachen Helligkeit nimmer viel tun würde.
Bald drauf wurds auch wieder freundlicher, es kamen wieder Autos vorbeigepflügt und der Regen liess nach, so dass ich mich wieder auf die Socken machte.
Ich kam ungefähr 800m weit, ehe mich ne Böe über die komplette Strasse wehte und mit einem Schlag der Hagel wieder einsetzte.
Klatschnass bis auf die Haut war ich aber schon deutlich früher, ich glaub, das waren keine 100m, als sich schon alles anfühlte, als wäre ich in nen Pool gesprungen.
Ich kriegte grad ein gewaltiges Problem;- das niederprasselnde Eis klatschte wie Peitschenhiebe auf die Haut (hab jetzt noch ganz rote Arme und ne Beule am Scheitel, wo so ein Eis-Ei haargenau durch ne Öffnung im Helm geknallt kam) und es war weit und breit keine Möglichkeit, sich unterzustellen.
Als ich den nächsten Ort erreichte, hatte es bereits wieder nachgelassen und regnete dafür ziemlich wild.
Worüber sich hier sicher keiner (ausser mir vielleicht) Gedanken macht: was, wenn das Wasser nimmer in den Gully rinnt, sondern fontänengleich aus den Gullys geschossen kommt?
Unglaublich, das war derartig unwirklich, und ich radel da klatschnass mitten durch, das Wasser rinnt in nem Sturzbach vom Kinn und wenns mich doof trifft, krieg ich n Hagelkorn voll ins Ohr, während der Wind ringsum von allen Seiten zu kommen scheint.
Die Wahrnehmung ist total auf den Kopf gestellt und langsam wird mir klar, dass ich mir wieder ums Gewitter Gedanken machen muss, wenn ich ausm Ort raus auf die ungedeckte Fläche komme.
Zunächst kommt erstmal Anstieg Nummer 3 (4 hab ich mit meiner Umfahrung ausgelassen, aber das wäre Selbstmord gewesen) und da ist beiderseits ne ordentliche Böschung mit Baumbewuchs drauf.
Ehe ich in ner Einmündung Halt mache, weil mir die nächsten Meter zu arg über die freie Fläche führen, halte ich noch an und zerre ein paar von Bäumen gerissene Äste an den Rand und von der Strasse.
War mein Aufenthalt unter dem Vordach schon eindrucksvoll, entwickelte er sich hier nun zu Kindergeburtstag, denn jetzt gings erst richtig los.
100m vor mir laufen zwei Hochspannungsleitungen (sieht man ab und an auf den Bildern) und da klatscht innerhalb kurzer Zeit zweimal der Blitz rein.
Blendend grelles Zucken und quasi zeitgleich ohrenbetäubendes Getöse, zuvor und nachher vom Heulen des Sturms untermalt, der Regen klatscht auf mich nieder als stünde ich unterm Wasserfall und der Wind tobt abwechselnd von hinten, vorne oder der Seite als wäre Oben, Unten, Hinten und Vorne aufgehoben oder Eins. Hinter mir kommt das Wasser den Hohlweg runtergeschossen, vor mir läufts auf der Strasse vorbei als wär da gar keine sondern ein Bach, der Sturm heult ohrenbetäubend als würde man mit Pressluft gleichzeitig in 1000 Vuvuzelas blasen.
U_N_F_A_S_S_B_A_R_!
Ich sags euch: in so nem Moment hört euch keiner, da könnt ihr alles rausschreien, was ihr schon immer mal loswerden wolltet!
Rundum toben die Elemente, man steht mittendrin und kanns einfach nicht fassen, das so hautnah mitzuerleben.
Schiss? Nee, hatte ich zu keinem Zeitpunkt.
Nur wollt ich die Kamera nicht riskieren und hab sie deshalb dummerweise stecken lassen, wobei mir hinterher eingefallen ist, dass ich mindestens das Telefon zum Filmen hätte hernehmen können. Das steckt ja wasserdicht in der Otterbox, aber ich war einfach zu sehr in Anspruch genommen, das Spektakel mit allen Sinnen aufzusaugen, um daran zu denken.
Das ging so 15Minuten ohne Unterlass, dann waren genau über der Strasse, wo ich längs musste, fast sogar die Wolken weg, der Regen hörte komplett auf und nur n paar Kilometer entfernt überm Wald zuckten noch die Blitze, wenngleich ohne Unterlass, so dass die Wolken total unrealistisch beleuchtet aussahen.
Bis ich zuhause war, waren meine Funktionsklamotten fast schon getrocknet, nur die Schuhe standen bis oben voller Wasser und die Tasche, die zum Anhänger gehört und in der ich meine Futtermittel für die nächsten Tage heimkarrte, stand halt ne handbreit mit Wasser voll.
Vielleicht wärs besser, wenn die unten undicht wär...