Nachdem hier einige Forumsteilnehmer drauf und dran sind, das Große und Ganze aus den Augen zu verlieren, nämlich wie schafft man es Putin in seinem Großmachtsträumen zu bremsen und zu verhindern, dass er sich nach der Krim, der Ost-Ukraine und der resltichen Ukraine das nächste Land, z.B. Georgien, Polen oder eine der baltische Republiken aneignet, erlaube ich mir auf geschichtliche Parallelen hinzuweisen.
Es ist der erste Angriffskrieg in Europa seit 80 Jahren und der Mann, der ihn befohlen hat, steckt erkennbar in denselben Denkmustern wie der Mann der vor 80 Jahren Polen angegriffen hat.
Hitler hatte ein Trauma, das aus dem politischen Bedeutungsverlust nach dem verlorenen ersten Weltkrieg hervorging.
Putin hat ein Trauma, das aus dem politischen Bedeutungsverlust nach dem Zusammenfall des Warschauer Pakts am Ende des verlorenen kalten Krieges hervorging.
Hitler hat den Widerstandswillen des damals kriegsmüden Westens ausgetestet, indem er 1938 mal eben das Sudetenland besetzte mit der für den Westen irgendwie nachvollziehbaren Begründung, dass dort ja mehrheitlich Deutschsprachige leben, die sowieso gerne deutsch sein würden.
Putin hat dasselbe mit dem Versuchsballon der Krim-Annexion (und anschließender Volksabstimmung auf der Krim getan. Und auch er kam, so wie 1938 Hitler damit ohne erkennbaren Widerstand durch. Der folgerichtig nächste Schritt zur russischen Expansion war natürlich der Streit um die outukrainischen Republiken, quasi das Sudetenland von Russland.
Hitler empfand daher Frankreich, Italien und England so schwach, wie Putin es von der EU und auch der NATO denkt.
Keine diplomatischen Bemühungen oder Abrüstungsbestrebungen hätte Hitler nach dem Angriff auf Polen jemals davon abgehalten, von seinen Großmachtsphantasien loszulassen. Über innenpolitische Diskussionen ob Großbritannien 1939 das Geld, das es zur Stärkung der Royal Army benötigte, vielleicht auch nutzbringender im Health-Service anlegen könnte sich zweifellos gefreut.
Und genau solche Diskussionen dominieren gerade in diesem Thread.
Jeder, der solche Gedanken hegt (und es sind bezeichnenderweise diejenigen, die vor einer Woche noch gedacht hatte, dass Russland die Ukraine in kürzester Zeit überrennen würde und jeglicher militärische Widerstand sowieso komplett zwecklos sei: blättzert doch mal ein paar Seiten zurück
), sollte sich bei jeglicher Kritik an augenblicklichen politischen Entscheidungen gleichzeitig überlegen, welche konkreten Handlungsalternativen es denn aktuell gibt und ob es in der Geschichte der letztn hundert Jahre Beispiele gibt, in denen ein durchgeknallter Diktator durch andere Maßnahmen als das Androhen von militärischer Gewalt im Sinne von glaubhafter Abschreckung oder tatsächliche militärische Gewalt gestoppt werden konnte.